E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Frazier Wenn du mich liebst ...
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5705-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5705-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dass Julias Jugendfreund Dallas sie vor dem väterlichen Donnerwetter schützt, wenn sie ihm beichtet, dass sie ein Kind von einem verheirateten Mann erwartet, war besprochen. Aber dass Dallas sich als der Vater des Babys ausgibt und um ihre Hand anhält, lässt Julia glauben, sie sei in einem schlechten Film ...
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1. KAPITEL
Auf dem Hartsfield International Airport von Atlanta hob Dallas mit dem gesunden Arm den schweren Westernsattel vom Gepäckband und verzog das Gesicht. Nachdem eine Verletzung die Karriere beim Rodeo beendet hatte, war es Zeit, den Sattel, mit dem er die Meisterschaften gewonnen hatte, zur Ruhe zu betten. Vielleicht konnten ihn die Sutters aufheben, bis ihm etwas einfiel.
Dallas sah sich nach einem uniformierten Fahrer um, der ein Schild mit seinem Namen hochhielt. Ohne Julia Richardsons gestrigen verwirrenden Anruf wäre er jetzt nicht in Georgia. Er konnte sich diesmal die Limousine eigentlich nicht leisten, doch er konnte sich auch nicht vorstellen, dass Julia in einem gewöhnlichen Leihwagen nach Ten Oaks fuhr.
Plötzlich duftete es nach Gardenien. „Dallas.“ Eine Stimme wie Honig.
Er drehte sich zu seiner Sitznachbarin aus dem Flugzeug um. Ihren Namen hatte er schon vergessen.
Mit einem verführerischen Lächeln reichte sie ihm einen Zettel. „Sie sagten, dass Sie sich in der Gegend aufhalten werden.“ Mit dem Papier betupfte sie ihre Lippen, faltete es zusammen und schob es in seine Hemdtasche. „Rufen Sie mich an.“ Die Hand ruhte lange genug auf seiner Brust, dass klar wurde, was gemeint war.
„Tut mir leid.“ Dallas rang sich ein Lächeln ab. „Diesmal bin ich vergeben.“
„Man weiß nie“, hauchte sie und entfernte sich.
Dallas schüttelte den Kopf. Er musste Julia und seinen Fahrer suchen. Hoffentlich war ihre Maschine pünktlich gelandet, damit er bald erfuhr, was seine alte Freundin bedrückte.
Und dann sah er sie. Julia Richardson, seine Julia saß auf ihrem Gepäck. Selbst wenn sie keine Jugendfreunde gewesen wären, hätte er sie erkannt. Ihr Foto war oft genug auf den Gesellschaftsseiten erschienen. „Königin vom Cates County“, war sie in einem Artikel genannt worden.
Im Näherkommen merkte er, dass Julia nicht so kühl und verschlossen wirkte wie üblich. Sie war sichtlich aufgewühlt.
Dallas stellte Sattel und Reisetasche neben ihr ab. „Hey, hey, Braunzöpfchen.“
Sie blickte hoch. Es traf ihn tief, dass sie geweint hatte.
„Julia“, sagte er sanft und wusste nicht, was er machen sollte. Es war einige Zeit her, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. „Ich bin es, Dallas. Jetzt wird alles gut.“
Sie nahm sich zusammen und stand auf. „Dallas.“ Das Lächeln fiel verkrampft aus. „Schön, dich zu sehen.“ Sie warf einen Blick auf den Sattel. „Reitest du noch?“
Er tat sich schwer mit der Antwort. „Sagen wir, ich bin an einem Scheideweg angelangt und muss Entscheidungen treffen.“
„Ich auch“, erwiderte sie leise und hatte erneut Tränen in den Augen.
Er legte ihr die Hand auf den Arm. „Julia, alles in Ordnung?“
„Ich“, sie stockte, „ich bin nur müde.“
Das stimmte nicht ganz, aber er drängte nicht weiter. Irgendwann würde sie sich ihm anvertrauen. „Klar. Du musstest ja auch auf mich warten. Du hättest dich von deinen Eltern abholen lasen sollen.“
„Nein!“, rief sie. „Nein, ich habe meiner Familie nicht angekündigt, dass ich komme.“
Dallas versuchte, sie aufzuheitern. „Hätte Big Daddy Richardson gewusst, dass sein einziges Kind in Atlanta eintrifft, hätte zumindest eine Blaskapelle auf dich gewartet.“
Sie ließ sich nicht aufmuntern, sondern sank auf einen Koffer und weinte lautlos. „Ich brauche dich, wenn ich meine Familie treffe.“
„Du musst wirklich müde sein.“ Dallas kauerte sich neben sie und strich ihr das dunkle Haar aus dem Gesicht. „Warte hier, während ich meinen Fahrer suche. Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich um alles. Während wir nach Hause fahren, finden wir eine Lösung, worum es sich auch handelt.“
Julia richtete die verweinten Augen auf ihn. „Ich … kann … nicht … nach … Hause.“
Ohne zu überlegen, legte er die Arme um sie und zog sie an sich. „Natürlich kannst du nach Hause. Wandervögel wie wir kehren dorthin zurück, um sich auszuruhen und um ihre Wunden zu kurieren.“ Er fühlte, wie sie bebte. Da er selbst kein richtiges Zuhause kannte, sagte er nur, was Julia seiner Meinung nach hören wollte.
„Dallas, du verstehst das nicht.“ Sie löste sich von ihm und sah ihn unglücklich an.
„Dann erkläre es mir. Deshalb bin ich ja da, wie in alten Zeiten.“
„Wie in alten Zeiten“, wiederholte sie und seufzte leise, und plötzlich brach es aus ihr heraus. „Meine Familie erwartet, dass ich ihr demnächst meinen Verlobten vorstelle. Stattdessen bin ich unverheiratet und im fünften Monat schwanger, und der Vater des Kindes hat mich verlassen.“ Sie bekam Schluckauf. „Und ich habe die Arbeit in Boston aufgegeben.“
Ach, du lieber Himmel!
Julia forschte in Dallas’ Gesicht nach Ablehnung, fand jedoch nur Sorge. Wie in alten Zeiten. Er war der erste Mensch, bei dem sie sich ausgesprochen hatte, und jetzt ging es ihr besser. Wenn er sie in den Armen hielt, wurde alles gut.
Doch wem machte sie etwas vor? Alles würde nur gut für jemanden, dessen Vater nicht Big Daddy Richardson war – der erfolgreiche Geschäftsmann, wohlhabend und politisch einflussreich in Cannons Crossing in Georgia. Er war eine Säule der kleinen Gemeinde und das Oberhaupt der Familie Richardson. Seinetwegen hatte sie versucht, es aus eigener Kraft zu schaffen, und jetzt kehrte sie heim, um Trost und Hilfe zu suchen. Sie musste verrückt sein.
„Julia, ich habe eine Limousine gemietet“, unterbrach Dallas ihre Gedanken. „Ich hole den Fahrer. Dann können wir ungestört reden.“ Er wischte ihr vorsichtig die Tränen von der Wange. „Nach Cannons Crossing fahren wir anderthalb Stunden. Bis dahin haben wir bestimmt eine Lösung gefunden.“
„Lieber Himmel, in was habe ich dich da hineingezogen?“ Erst jetzt begriff sie, was sie getan hatte.
„Sst!“ Mit einem jungenhaften Lächeln legte er ihr den Zeigefinger an die Lippen. „Weißt du noch, was geschehen sollte, wenn einer nicht dem Ruf des anderen folgt?“
Endlich lächelte sie. „Warzen auf der Nase, Haare in den Ohren.“ Sie schniefte und reckte den kleinen Finger hoch wie damals.
Er verhakte seinen kleinen Finger mit dem ihren. „Also musste ich herkommen.“
Ach, er war noch immer der Allerbeste!
Er stand auf und ermahnte sie, sich nicht von der Stelle zu rühren. Julia seufzte. Wie sollte Dallas die Wogen glätten, wenn Big Daddy ihn doch verachtete? Aber Big Daddy kannte ihn nicht und wusste auch nicht, welche Freundschaft sie beide verband. Wenn Dallas heute auf Ten Oaks auftauchte, löste das zusätzlich zu ihrem Zustand ein Drama aus. Was war ihr bloß eingefallen?
„Ich habe ihn gefunden.“ Dallas tauchte mit einem Gepäckwagen und einem uniformierten Chauffeur vor ihr auf. „Das ist Mike, unser Fahrer. Mike, das ist Julia.“
Mike tippte gegen den Mützenschirm und kümmerte sich um das Gepäck.
„Ich nehme den Sattel.“ Dallas wandte sich an Julia. „Bereit?“
Sie schloss sich ihm an und betupfte die Augen mit einem Spitzentaschentuch.
„Mach nicht schlapp, Miss Julia.“ Er blinzelte ihr zu, doch seine blauen Augen wirkten sehr ernst. „Wir müssen während der Heimfahrt angestrengt nachdenken.“
„Du liebst wohl noch immer Herausforderungen.“ Mit Dallas an ihrer Seite fühlte sie sich schon besser. So war das stets gewesen.
„Aber sicher“, entgegnete er amüsiert.
„Sogar, wenn es um jemand anderen geht?“
Er lachte leise. „Besonders dann.“
Julia fiel eine Veränderung bei ihm auf. Dallas war nicht mehr der scheinbar sorglose Jugendliche. Er hielt sich straff aufrecht – eine Warnung, sich mit ihm anzulegen. Wer weiß, was ihn seit dem letzten Zusammentreffen härter gemacht hatte.
Trotz aller Veränderungen zog Dallas noch immer Aufmerksamkeit auf sich. Attraktiv, kraftvoll, muskulös und selbstbewusst ragte er aus der Menge. Den schweren Sattel trug er, als wäre er federleicht, und gleichzeitig errichtete er um Julia einen unsichtbaren Schutzschild. Sein Auftauchen reichte, dass ihnen die Leute Platz machten.
Vor dem Gebäude half er Julia in die Limousine, während der Fahrer das Gepäck verstaute. Eine Limousine! Das sah ihm ähnlich. Merkwürdig fand sie nur, dass sie genug Gepäck für eine Kreuzfahrt hatte, er jedoch nur einen Rucksack und den Sattel, den er auf den Beifahrersitz legte. Hoffentlich störte sich der schweigsame Mike nicht am Geruch von Leder und Pferd.
„Bequem?“ Dallas setzte sich neben ihr auf die Rückbank.
Sie nickte schweigend. Doch wie sollte sie sich in den nächsten anderthalb Stunden auf eine Lösung ihrer Probleme konzentrieren, wenn sie Dallas mit jedem Zusammentreffen attraktiver fand? Sie versuchte, an die alte Eiche zu denken, sah jedoch stattdessen dunkles Haar und leuchtend blaue Augen vor sich.
Dallas lehnte sich zurück. „Willst du jetzt reden?“
Prompt stiegen ihr wieder Tränen in die Augen. Normalerweise war sie viel beherrschter, doch durch die Schwangerschaft liefen ihre Hormone Amok.
„Ja, sicher.“ Sie wischte die Tränen weg und rang sich ein Lächeln ab. „Machen wir es wie früher.“
Er freute sich, dass sie trotz aller Probleme lächeln konnte. Julia war stark. Das hatte er immer gewusst. Neu war, dass Julia zu einer sagenhaften Frau geworden war. Schimmerndes dunkles Haar, goldbraune Augen und eine glatte Haut, die förmlich nach Zärtlichkeiten verlangte …
„Können wir ehrlich...




