Frazer | Die Magd. Mord im Jahr des Herrn 1433 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 322 Seiten

Reihe: Schwester Frevisse ermittelt

Frazer Die Magd. Mord im Jahr des Herrn 1433

Historischer Kriminalroman
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8412-1561-1
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 2, 322 Seiten

Reihe: Schwester Frevisse ermittelt

ISBN: 978-3-8412-1561-1
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Grausame Morde bereiten Schwester Frevisse Kopfzerbrechen. Im Dorf hat man sofort die Schuldigen zur Hand: fahrende Schauspieler, die einen Streit vom Zaun gebrochen haben. Als auch noch eine Nonne getötet wird, weiß Frevisse, dass sie schnell handeln muss, damit nicht Unschuldige am Galgen landen ...

'Genaue historische Details, klug gezeichnete Charaktere.' Publishers Weekly.



Margaret Frazer lebt mit ihren vier Katzen und viel zu vielen Büchern in der Nähe von Minneapolis, Minnesota. In den USA hat sie sich mit ihrer Serie um Schwester Frevisse über viele Jahre ein Millionenpublikum erschrieben.

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Kapitel 1


Die Kate stand an dem schlammigen Pfad hinter der Dorfkirche, wie ihre beiden Nachbarn etwas entfernt von der einzigen breiten Straße von Prior Byfield. Wie die anderen Häuser des Dorfes war es ein strohgedecktes Fachwerkhaus, die Felder zwischen den schweren Vierkantbalken waren mit Lehm und Weidengeflecht ausgefüllt und dünn übertüncht. Die Schwelle der einzigen Tür erhob sich kaum über den Boden, und davor lag ein Steinblock, um sie vor Abnutzung und dem Schmutz zu schützen.

Jeden Morgen, seit sie als Barnabys Braut hierhergekommen war, war es Megs erste Aufgabe gewesen, die Türschwelle und den Stein zu schrubben oder zu fegen. Es tat weh, sie jetzt dreckverkrustet zu sehen und zu merken, dass sie einfach zu müde war, um sich darum zu scheren. Meg blieb am Eingang stehen, starrte in die Dunkelheit und wartete darauf, dass ihre Augen sich daran gewöhnten, froh über diese kleine Atempause von ihrer steten Fron.

Es war Weihnachtszeit und kalt, eine feuchte, verdorbene Schwärze, die einem bis in die Knochen drang. In ein paar Tagen war Neujahr, der erste Tag des Jahres 1434, obwohl manche Leute sagten, das Jahr würde erst im März beginnen, und andere, dass es zur Wintersonnenwende begann, die gerade gewesen war. Jedenfalls war es das dreizehnte Lebensjahr König Heinrichs des VI. Nicht, dass ihr das wirklich wichtig gewesen wäre. Ein Jahr und dann das nächste, und jedes Jahr schlimmer als das davor, ganz gleich, was sie tat oder wie sehr sie sich plagte, was für einen Sinn hatte es also, sich zu plagen?

Aber Verzweiflung war eine Sünde, hatte Vater Henry in seiner Predigt zu Erntedank gesagt. Damals hatten sie Grund genug gehabt, verzweifelt zu sein, wenn man bedachte, wie bitter schlecht die Ernte gewesen war und dass ein Hungerwinter vor ihnen lag.

Nun stand sie auf der Türschwelle ihrer Kate und überließ sich trotz Vater Henry ein wenig der Verzweiflung, ungeachtet des Pennys, den sie in der Faust versteckt hielt.

Wann immer sie konnte, arbeitete sie im Kloster, und in den letzten beiden Tagen, als Priorin Edith krank zu Bett lag, war Meg einfach geblieben und hatte wie die anderen Mägde auf einem Strohsack auf dem Küchenfußboden geschlafen. Das war ihr leichter gefallen, weil Barnaby seit drei Tagen unterwegs war, und sie darauf vertraut hatte, dass Sym und Hewe zu Hause nach dem Rechten sehen würden. Schließlich waren sie sechzehn und dreizehn und erzählten ihr unablässig, dass sie fast schon erwachsen seien.

Aber so ganz stimmt das nicht, schien es.

Ihre Nase sagte ihr das, noch bevor sie in der Dunkelheit, die in der Kate herrschte, etwas erkennen konnte.

Zwei Tage – so lange war sie noch nie von zu Hause weggewesen, nicht seit sie geheiratet hatte. Als sie an der Kirche vorbei auf ihr Haus zugegangen war, hatte sie es mit neuen Augen gesehen, hatte gesehen, dass das alte Stroh auf dem Dach dunkel und halb verfault war und am Firstbalken durchsackte. Und der Kalkverputz, der die Lehmmauern vor der Witterung schützen sollte, war an vielen Stellen abgeplatzt, so dass der Lehm schutzlos dem Regen ausgesetzt war. Der Kuhstall – nicht, dass noch Rinder dagewesen wären, die sie darin hätten halten können – lehnte schief an der Rückwand des Hauses.

Der Verlust der Rinder war das schlimmste Unglück gewesen. Die Kuh hatte Barnaby vor einem Jahr verkauft, den Ochsen letzten Herbst. Jedes Mal war er halb betrunken gewesen und war bei dem Handel schlecht gefahren. Ohne den Ochsen konnte er nicht mehr pflügen, und das hieß, er konnte den Frondienst nicht leisten, den er dem Lehnsherrn als Gegenleistung für ihren Streifen Land und die Kate schuldete.

Einmal war Meg zu Vater Clement gegangen, nachdem ihr das dritte Kind gestorben war, in ihrer Trauer um das Kind und Barnabys Trunksucht. Vater Clement hatte gesagt, sie solle beten, denn ihre Prüfungen seien der Wille Gottes, und wenn sie die irdischen Plagen geduldig ertrug, würde sie eher aus den Qualen des Fegefeuers entlassen werden und in den Himmel kommen, wo ewige Freude herrschte.

Aber Vater Clement war seit gut einem Jahr tot und erduldete jetzt zweifellos seine eigenen Qualen im Fegefeuer, während alles langsam und stetig immer schlimmer geworden war. Und jetzt, wo Meg unter dem grauen, schweren Himmel stand und sich ihrem verwahrlosten Haus und ihren faulen Söhnen gegenübersah, schien der Himmel sehr weit weg und die Verzweiflung sehr nahe zu sein.

Aber eine Sünde blieb es trotzdem, und Meg bekreuzigte sich in halb gespürter Reue und ging ins Haus.

Die einzige Tür der Kate führte in ihren einzigen Raum. Rechts von Meg war das Vieh – die Milchziege und ein Dutzend Hühner –, das wegen der Wärme und zur Sicherheit im Haus gehalten wurde. Links von ihr war die größere Hälfte des Hauses, mit der offenen Feuerstelle in der Mitte des Lehmbodens, die von einem Ring aus Steinen umgeben war, und dem wenigen, was sie an Möbeln besaßen – die Bank und zwei Hocker, der Tisch, die Holztruhe und das Bett, die paar Töpfe und Schüsseln. Eigentlich hätte die Feuerstelle noch warm sein sollen, ein schwaches Glühen gut mit Asche bedeckter Kohlen, doch der Herd war ebenso dunkel wie alles andere. Meg kniete sich daneben hin, aber nicht, um Feuer zu machen. Sie hob einen Stein heraus, einen, der sich in keiner Weise von seinen Brüdern unterschied, stocherte in der weichen Erde darunter, bis sie einen winzigen Tontopf fand, der mit einem Lappen zugestopft war, holte den Topf hervor, zog den Lappen heraus und legte den Penny hinein. Ein Klimpern zeigte, dass er nicht allein in dem Topf war, obwohl nicht viele da waren, um ihn zu grüßen. Meg verschloss das Töpfchen, vergrub es wieder in der Erde, legte den Stein darauf und presste die Erde rundherum mit den Fingern fest.

Erst dann ging sie zum Fenster und öffnete die Läden. Das Tageslicht machte nur noch klarer, wieviel ihre Söhne zu tun versäumt hatten. Grimmig machte Meg sich an die Arbeit, denn Zorn über die Nachlässigkeit seiner Kinder war erlaubt und gut, wenn er dazu führte, dass man sie zurechtwies.

Zuerst das Vieh, Nankin und die Hühner. Sie brauchten Futter, und der stinkende Mist musste entfernt werden. Nankin gab im Moment keine Milch, aber der Frühling würde kommen, und mit ihm ein neues Zicklein für den Kochtopf und Milch für den Sommer. Nankin hatte treulich viele Jahre dafür gesorgt, aber sie war alt, und Meg bezweifelte, dass es noch viele Sommer für sie geben würde. In diesem Frühjahr, wenn das Zicklein ein Weibchen war, würde es Nankin sein, die im Kochtopf landete.

Aber was war, wenn sie zu lange gewartet hatten? Was, wenn es kein Zicklein geben würde, sorgte sich Meg, während sie von Nest zu Nest ging, nach einem Ei suchte und keins fand. Im Winter legten die Hennen weniger häufig, und sie legten noch seltener, wenn sie nicht ordentlich gefüttert wurden oder es nicht warm genug hatten. Es hatte Zeiten gegeben, da hatten sie im Winter ein, zwei Eier pro Woche gelegt, doch jetzt waren es im ganzen Dezember nur drei gewesen. Aber mehr konnte man wohl nicht erwarten.

Sie sollte nicht zum Kloster gehen oder zumindest nicht über Nacht dort bleiben, nicht einmal, wenn sie die Chance bekam. Aber sie brauchte das Geld, das ihre Arbeit einbrachte, wenn es auch wenig genug war. Barnaby war bei Lord Lovels Verwalter schlecht angeschrieben – Barnaby war streitsüchtig und trank und hatte den Ochsen verkauft, er tat die Arbeit nicht, die ihm anstelle des Pflügens aufgetragen wurde, und er ließ sein Haus und seine Felder verkommen. Es war fast eine Überraschung, dass er mit der Aufgabe betraut worden war, sich Karre und Pferd zu besorgen und nach Oxford zu fahren, um ein Fass Wein für die Weihnachtsfeierlichkeiten abzuholen und es in Lord Lovels Herrenhaus abzuliefern. Verglichen mit dem, was er ihm noch an Diensten schuldete, war das nichts, aber wenn er den Botengang gut und rechtzeitig erfüllte, war es immerhin ein Anfang.

Meg würde schon zufrieden sein, wenn Barnaby den Auftrag wie befohlen ausführte und Pferd und Karren unbeschädigt zurückbrachte. Sie hatten beides von Gilbey Dunn borgen müssen, der alles andere als gefällig gewesen war, obwohl er ihr nächster Nachbar war und ebenso wie sie verpflichtet, Frondienste für den Grundherrn zu leisten. So wie Gilbey Dunn gebaut war, würde er schnell bei der Hand sein, um Schadenersatz zu verlangen, wenn das Pferd lahmte oder der Karren auch nur leicht beschädigt war. Die Sorge darüber und die Sorge, ob Barnaby einen Weg gefunden haben könnte, sich unterwegs zu betrinken, mischten sich mit der Frage, wann er wohl zurück sein würde.

War er bereits zu lange weg? Sie wusste weniger als er über die Welt jenseits der Felder und Weiden von Prior Byfield und konnte nicht beurteilen, wie lange er unterwegs sein oder wann er zurückkehren würde.

Aber vom Grübeln über Barnaby würde das Haus nicht in Ordnung kommen. Durch irgendein Versehen war noch genug Wasser in einem der Eimer neben der Tür, um Nankin und die Hühner zu tränken. Und tief in der Asche der Feuerstelle fand Meg einen winzigen Funken glühender Kohle, dem sie mit vorsichtigem Pusten und ein bisschen trockenem Gras ein kleines Flämmchen entlocken konnte. Sie päppelte das Flämmchen zu einem ordentlichen Feuer hoch, das die Kälte etwas zurückdrängen würde, während sie mit den beiden Eimern am Tragjoch zum Dorfbrunnen ging, um Wasser zu holen.

Als sie zurückkehrte, setzte sie Wasser auf, während sie den eingetrockneten Haferbrei vom Tisch schrubbte. Der Tisch war das einzige gute Möbelstück, das sie besaß. Die massive, glatte...



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