Frascella | Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe | E-Book | www2.sack.de
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E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Frascella Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-627-02184-9
Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-627-02184-9
Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
Format: EPUB
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Im Leben des jugendlichen Ich-Erzählers läuft streng genommen wenig rund: Die Mutter ist mit einem 13 Jahre jüngeren Tankwart durchgebrannt, für den Vater, einen Hilfsarbeiter, gehören Prügel zu den gängigen Erziehungsmethoden. Seine ältere Schwester Francesca - von ihm nur 'Mönchsrobbe' genannt - richtet den Haushalt und verkümmert dabei zusehends in einer fiebrigen Frömmigkeit. Unser Held ist ein seltsamer Junge, zartfühlend und unausstehlich zugleich. Einer, der sich für einen gnadenlosen Schlägertyp hält, bei der Prügelei auf dem Schulhof aber im Handumdrehen auf dem Rücken landet; der eine große Klappe hat und nie weint; der seine Träume und Verletzlichkeiten hinter einer unerschütterlichen Arroganz versteckt, obwohl er jeden Tag Niederlagen einstecken muss und sogar von der schönen, unnahbaren Chiara, in die er sich verliebt, Prügel bezieht. Doch allem Spott zum Trotz, den er mit seiner aufmüpfigen Art provoziert, gibt es für ihn keine brenzlige Situation, kein noch so peinliches Missgeschick, keinen noch so kritischen weiblichen Blick, den er nicht zu seinen Gunsten umzudeuten vermag. Aber dann zeigt ihm ein Schicksalsschlag, der die Familie trifft, dass er dem Vater und der 'Mönchsrobbe' näher steht als gedacht. Und vielleicht ist er sogar Chiara nicht ganz so gleichgültig, wie es zunächst erscheint ... Mit großartig charmantem Humor und liebenswerter Leichtigkeit erzählt dieser Schelmenroman die Geschichte eines Einzelgängers und Maulhelden. Eine Figur, die in ihrer Tragikomik zu Herzen geht und die sich im Laufe des Textes immer mehr den Respekt des Lesers erwirbt: als jemand, der mit unerschütterlicher Naivität und großem Herzen niemals aufgibt.

Christian Frascella, 1973 in Turin geboren, hatte verschiedene Jobs, u.a. als Militäringenieur, Fabrikarbeiter und Telefonist. 2009 erschien sein erster Roman Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe, in Italien ein Bestseller, Shortlist des Premio Viareggio und ausgezeichnet u.a. mit dem Zocca-Preis, dem John-Fante-Preis für das beste Debüt 2009, dem Bastia-Umbra-Preis und dem Massarosa-Preis. Christian Frascella lebt als freier Autor in Turin.
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1
Wir prügelten uns ausgiebig auf dem Platz hinter der Schule. Im Fernsehen hatte ich ein paar Boxkämpfe ge- sehen, darum schlug ich zu - versuchte es wenigstens - wie Oscar Moya, ein damals sehr beliebter Boxer, einer, der hart und ausdauernd kämpfte, ohne seinen Gegnern eine Atempause zu gönnen. Oscar beendete den Kampf fast immer vor der letzten Runde.
Riccardo interessierte sich nicht fürs Boxen, er stand auf Schwarzenegger-Filme. Sonst gab es nichts, auf das er abfuhr, außer auf Elena. Elena war die, wegen der wir uns prügelten. Aber sie wusste das gar nicht. Niemand hatte ihr gesagt: "Pass auf, die schlagen sich deinetwegen." Beide waren wir in sie verliebt, jeder auf seine Weise. Als ich mich vor ein paar Tagen während der Pause mit ihr unterhielt, rief Schwarzy mich zu sich und sagte: "Hände weg von ihr, Wichser." Wir hatten vorher noch nie miteinander gesprochen. Danach fingen wir an, uns andauernd Beleidigungen und Drohungen an den Kopf zu werfen. Auch ich postierte mich jedes Mal in der Nähe, wenn ich die beiden reden sah, um Blicke wie Giftpfeile auf Schwarzy abzufeuern. Elena quatschte so ziemlich mit allen, klar, dass sie gerne flirtete. Sie galt nicht als Nutte, aber etwas Nuttiges hatte sie doch an sich, wie alle schönen Mädchen an unserer Schule.
Nach einer endlosen Reihe von Provokationen waren Schwarzy und ich an dem Tag schließlich aufeinander losgegangen. Eine Menge Leute hatten sich um uns herum versammelt, es gab Beifall und Anfeuerungen sowohl für den einen als auch den anderen. Von Hausmeistern und Lehrern noch keine Spur. Während des Kampfes sah ich manchmal zu Elena hin, die uns entsetzt mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen beobachtete, die langen schwarzen Haare vom Herbstwind zerzaust.
Ich teilte planvoll Hiebe aus wie Oscar, und mein rechter Haken konnte verteufelt schmerzhaft sein. Aber ich bewegte nur die Arme und den Oberkörper, insgesamt blieb ich ein bisschen steif. Schwarzy, der mich um gut fünfzehn Zentimeter überragte, erwiderte meine Schläge mit Fausthieben, Ohrfeigen, Anrempeln, Kopfnüssen und vor allem Tritten. Er kämpfte nicht fair, mein Stil dagegen war sauber. Wenn es um Eleganz gegangen wäre, hätte ich bestimmt nach Punkten gesiegt. Seine Tritte schmerzten trotzdem. Ich spürte, dass meine Knie nachgaben. Ein paarmal traf ich ihn noch, dann wich er meinem kraftlos gewordenen rechten Haken aus und durchbrach meine Verteidigung, indem er mir sein Knie in den Magen stieß. Diesmal schlug ich hin, endgültig, ich lag am Boden und atmete stoßweise den Staub des Schulhofs ein.
Die Schreie der Zuschauer wurden lauter. Kein Schiedsrichter fing an zu zählen. Schwarzy stürzte sich auf mich und verpasste mir die nächste Ladung Fußtritte. Ich konnte nichts mehr sehen, der aufgewirbelte Staub war mir in die Augen geraten. Einer, der meine bedrohliche Lage er- kannte, schaffte es, Schwarzy von mir loszureißen. Ich richtete mich auf und versuchte, mir mit dem Handrücken die Augen zu säubern.
Auch Schwarzy war schweißgebadet und erschöpft, aber auf Hochtouren: "Ist das jetzt klar mit uns, he?", brüllte er. "Ist das jetzt klar?"


Christian Frascella, 1973 in Turin geboren, hatte verschiedene Jobs, u.a. als Militäringenieur, Fabrikarbeiter und Telefonist. 2009 erschien sein erster Roman Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe, in Italien ein Bestseller, Shortlist des Premio Viareggio und ausgezeichnet u.a. mit dem Zocca-Preis, dem John-Fante-Preis für das beste Debüt 2009, dem Bastia-Umbra-Preis und dem Massarosa-Preis. Christian Frascella lebt als freier Autor in Turin.



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