Franzmann | PowerBlood | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

Franzmann PowerBlood

Der Chip in deinem Körper
20. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7584-4982-6
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der Chip in deinem Körper

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

ISBN: 978-3-7584-4982-6
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Chip in deinem Körper, der die totale Gesundheitskontrolle übernimmt: Fluch oder Segen? Der Kölner Schriftsteller Edgar Franzmann stellt diese Frage in seinem brandaktuellen Thriller, Titel: 'PowerBlood', der bei epubli erschienen ist. In Hauptrollen: Jan Christian Bach (28), der im Co-Working Köln-Kalk, kurz CoWoK, einen Mikrochip entwickelt, der Menschen implantiert wird und jede Gesundheitsgefahr erkennt, eine Staatsministerin im Berliner Bundeskanzleramt, die alle Bürger mit dem Chip versorgen will, und eine in San Francisco gebaute Pflegeroboterin, die über Leben und Tod entscheidet. Jans eigener Chip teilt ihm mit, dass er Krebs hat, die US-Konkurrenz attackiert ihn mit kriminellen Mitteln und die Staatsministerin lässt Jan fallen, um Karriere in Brüssel zu machen. Franzmann, Autor der Köln-Krimis um den 'Blitz'-Reporter Georg Rubin, siedelt seinen packenden Roman in der 'nahen Zukunft' an. Schauplätze sind Köln, Buenos Aires, San Francisco mit dem Silicon Valley und Berlin. 'PowerBlood' ist Franzmanns erster Start-up- und Medizin-Thriller, in dem er auch eigene Erfahrungen verarbeitet: Vor fünf Jahren wurde bei ihm in der Kölner Uniklinik Leukämie festgestellt, vor zwei Jahren erhielt er eine Stammzelltransplantation. Franzmann, 1948 in Krefeld geboren, lebt als Journalist und Autor in Köln.

Edgar Franzmann, 1948 in Krefeld geboren, lebt als Journalist und Schriftsteller in Köln. 'PowerBlood' ist sein erster Wissenschafts- und Medizin-Thriller.
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Kapitel 1

Mit einem Knall wurde es dunkel. Jan wollte cool bleiben, aber sein Körper zuckte vor Schreck, als wäre der Säbelzahntiger im Raum.

Die Bildschirme an den Wänden erloschen wie die Deckenleuchten und die Bauhauslampen auf dem Schreibtisch.

Der akkubetriebene Laptop gab ein Lebenszeichen von sich. Jan berührte die Tastatur, die Hintergrundbeleuchtung erwachte. Er tippte sein Passwort ein. „Eingabe nicht korrekt“, erschien auf dem Bildschirm, „Sie haben noch zwei Versuche“.

Jan schaute sein Handy an, das ihn mit seinen Kameras identifizierte. „Maria Magdalena, schalte den Computer frei“, sagte Jan. Smartphone und Laptop gehorchten.

Der Strom kam zurück.

Es wurde Licht, eine der Deckenleuchten flimmerte und knisterte. Jan probierte vier Lichtschalter aus, bis er die defekte Leuchte abgeschaltet hatte.

Die Computer nahmen ihre Arbeit auf.

Jan Christian Bachs Büro lag im zweiten Stock des Co-Working Köln-Kalk, kurz CoWoK. Der modernisierte Glas-Ziegel-Bau hatte eine Maschinenfabrik verdrängt, in der früher im Drei-Schichten-Betrieb gearbeitet wurde.

Genau hier, in den Mauern der alten Maschinenfabrik, hatte Jans Großvater Hermann sein Leben gelebt.

Seine Uniform war der Blaumann gewesen.

Jetzt war hier ein Paradies der Selbstausbeutung.

Die Start-up-Generation hatte den Arbeitern nicht nur die Arbeitsplätze genommen, sondern auch die Kleidung.

Die modernen Blaumänner hießen Bluejeans.

Jans Bluejeans waren schwarz. Er trug dazu weiße Wollschuhe, bunte Happy-Socks und ein schwarzes T-Shirt.

Es war ungemütlich kalt. Seit dem Ukraine-Krieg galt im CoWoK die Selbstverpflichtung, nicht über 19 Grad zu heizen. Das rettete die Umwelt und sparte Geld, sagte man.

Fröstelnd schlurfte Jan zum Kleiderständer und nahm einen schwarzen Pullover vom Bügel.

Er warf einen Blick nach draußen. Das „K“ in der grünen CoWoK-Leuchtreklame flackerte.

Noch ein Kurzschluss-Opfer?

In der alten Maschinenfabrik war es immer hemdsärmelfrei warm gewesen. Alle acht Stunden wurde die Belegschaft ausgewechselt. Eine Sirene heulte den Feierabend ein, der morgens um sechs, mittags um zwei oder nachts um zehn Uhr sein konnte.

Tausende Arbeiter drängten an die Tore und drückten Stempelkarten in Stechuhren, die die Arbeitszeit protokollierten.

In lauten Grüppchen pilgerte man nach Schichtschluss zur Kalker Hauptstraße und trank einen Absacker. Oder zwei.

Dann trottete man nach Hause, legte sich schlafen.

Wachte auf und marschierte zur nächsten Schicht.

Irgendwann war man tot, was auch nicht so viel anders als das Leben war.

Hermann Bach hatte es mit 56 Jahren erwischt. Herzinfarkt während der Nachtschicht. Die Arbeit ruhte für fünf Minuten; so lange dauerte es, bis man den Leichnam aus der Halle getragen hatte.

Jan war 28. Wenn es ihm wie seinem Opa erginge, dann hatte er sein halbes Leben schon hinter sich.

Jan betrachtete die Fotos auf seinem Schreibtisch. Links ein Actionfoto seines Hundes Kobe beim Sprung durch einen Reifen. Rechts ein Hochzeitsfoto seiner Eltern mit seinen Halbgeschwistern Stella und Geronimo als Blumenengel. In der Mitte ein vergilbtes Schwarz-Weiß-Foto aus dem letzten Jahrhundert: Großvater Hermann, Oma Käthe, ihre fünf Kinder fein gemacht und wie die Orgelpfeifen aufgereiht, rechts im Matrosenanzug Jans Vater, Gerhard, der Einzige, der studieren durfte.

Und was war aus ihm, Jan, geworden? Ein promovierter, frierender Jüngling mit unverstandenen Träumen.

Sechs der sieben Computer-Monitore an der Wand flimmerten wieder, als hätte es den Stromausfall nie gegeben.

Zahlenkolonnen und Grafiken erschienen, manchmal unterbrochen durch ein Video oder eine Animation.

Der siebte Bildschirm zeigte den Eingangsbereich des CoWoK mit Gästelounge und Kaffeebar, in der Lydia Wellmann hinter spucksicherem Plexiglas Dienst tat.

Freundlich lächelte sie jeden an, der an ihr vorbeiging.

Jan wusste nicht viel von Frauen, außer, dass es einige weibliche Geschöpfe gab, Lydia war eines davon, deren Lächeln reinste Zauberei war.

Es war 18 Uhr.

Auf der Multimediawand im Foyer erschien wie jeden Abend ein Foto des irischen Schriftstellers Oscar Wilde und sein Spruch: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“

 Der CoWoK leerte sich in die graunasse Novembernacht.

Die Erfassung der Anwesenheitszeiten lief elektronisch über das hellgrüne Fitnessbändchen am Handgelenk, das vordergründig als Hausausweis diente, aber auch den Puls, Bewegung, Schlafintensität und Werweißwas aufzeichnete.

Jan wusste, seitdem er das CoWoK-Bändchen trug, dass er durchschnittlich drei REM-Phasen pro Schlaf durchlebte. Wenn er denn mal schlief.

Jan trank seinen Energydrink und ließ die schlanke Dose in den Papierkorb fliegen, wo sie auf ein Dutzend Schwestern schepperte.

Wenn er seine Computerchips doch genauso einfach mit Energie versorgen könnte wie seinen Körper!

Er konzentrierte sich auf die Computermonitore und ihre Rechenaufgabe: Wie muss ein stecknadelkopfkleiner Mikrochip konstruiert sein, der Menschen implantiert werden kann, damit dessen Batterie mindestens drei Jahre hält?

Die aktuelle Version vereinigte in einer Schale von drei Millimetern Durchmesser 1,07 Milliarden Transistoren. Integriert waren Dutzende Sensoren, Bluetooth, NFC und ein GPS-Modul.

Sein Mikrochip sammelte Blut- und Körperdaten. Und löste Alarm aus, wenn er eine Unregelmäßigkeit feststellte.

Die beste Vorsorge, die man sich denken konnte!

Kein Herzinfarkt mehr, Opa Hermann würde noch leben.

Kein Viren-Chaos mehr, sein Chip würde jeden Erreger entdecken, selbst unbekannte.

Jan nannte seinen Chip „ImpChip“.

Gott hatte für seine Welt sechs Arbeitstage benötigt.

Jan hatte zwei Jahre in die Entwicklung gesteckt, hatte Prototypen in China bauen lassen, die immer besser funktionierten.

Aber fertig war er noch lange nicht.

Die Energieversorgung stimmte nicht. Drei Jahre Batterielaufzeit waren das selbst gesteckte Ziel, 1095 Tage.

Mit einem Pling beendete einer von Jans Rechnern seine Arbeit. „291 Tage“ gab er aus. Drei Tage mehr als beim bisherigen Rekord – und trotzdem endlos weit vom Ziel entfernt.

Was hätte sein Vater in dieser Lage getan, der Junge im Matrosenanzug, der es bis zum Professor gebracht hatte?

Mehr als drei Jahre waren seit ihrer letzten bewussten Begegnung vergangen. An jenem Tag hatte Gerhard die Entwicklung seines nobelpreisverdächtigen Hirnschrittmachers mit einer Operation erfolgreich abgeschlossen. Dann geschah dieser tragische Unfall auf der Treppe der Uniklinik, der Jan in schlaflosen Nächten verfolgte.

Sein Handy meldete eine Bewegung aus seiner Wohnung: Hund Kobe hatte die Couch verlassen und sich vor der Haustür abgelegt.

Jan switchte um auf die Kameras in Vaters Krankenzimmer in der Privatklinik Lindenthal: Eine Pflegeroboterin saß an seinem Bett und blätterte in einer Illustrierten namens „frau aktuell“. Sie blickte in die Kamera, die mit Rotlicht und einem Warnton meldete, wenn sie aktiv geschaltet wurde.

Die Roboterfrau sah aus wie Gerhards Jugendfreundin Dana aus Rumänien. Das Äußere war perfekt. Ihr Gang war etwas ruckend-roboterhaft, aber wenn sie rollte, wirkte es sanft-elegant.

Seitdem man sie mit der neuesten künstlichen Intelligenz à la ChatGPT vermählt hatte, war sie auch intellektuell beeindruckend.

Gerhard lag ohne Bewusstsein und scheinbar leblos in seinem Bett. Aber er lebte. Der Monitor zeigte einen Herzschlag von 43 Schlägen pro Minute.

Über einen Portkatheter wurde er künstlich ernährt.

Mit einem Hupton stellten zwei von Jans Rechnern ihre Arbeit ein und holten Jan zurück in den CoWoK. Jan hatte seinen Computern die Namen des internationalen Funkalphabets gegeben: Alfa, Bravo, Charlie, Delta, Echo, Foxtrot, Golf.

Hupen bedeutete schlechte Nachrichten. 237 beziehungsweise 241 Tage wurden angezeigt.

Frustriert sprang Jan auf, der Bürostuhl torkelte auf seinen fünf Rollen durchs Zimmer und knallte vor den Drucker, der sich vor Schreck an einem Stück Papier verschluckte.

An der Wand rechts neben dem Schreibtisch hingen ein Langbogen und ein Köcher, ein Geschenk seines Vaters nach einer Argentinienreise.

Jan nahm einen gefiederten Pfeil, spannte die Waffe und zielte auf das Bild des dornengekrönten Jesus, das er auf einen Sandsack neben der Tür geklebt hatte.

Auf der Stirn des Jesusporträts war ein Ballon befestigt, den Jan anvisierte. Er zog ab.

Daneben. Der Pfeil bohrte sich in die linke Schulter des Gekreuzigten.

Jan nahm einen zweiten Pfeil.

Er ließ sich Zeit.

Er zielte.

Er korrigierte.

Er entließ den Pfeil und traf.

Der Ballon zerplatzte, eine klebrige blutrote Flüssigkeit rann über Jesus' Gesicht.

Jan quittierte den Blattschuss mit einem indianischen Kriegsgeheul, das von den Betonmauern zurückgeworfen wurde.

Jan schoss ein drittes Mal, die Tür zu seinem Büro flog auf.

Der Pfeil knallte gegen das Türblatt, flitzte hinaus auf den Flur und verfehlte Lydia Wellmann um Haaresbreite.

„Bist du verrückt geworden? Hast du das Licht ausgeschossen? Der ganze CoWoK hatte Stromausfall.“

Schweigend hängte Jan den Bogen an seinen Platz, sortierte die Pfeile in den Köcher.

„Es war vermutlich ein Kurzschluss“,...



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