E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Franke Tanz der Puppen
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7412-2107-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-7412-2107-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Sammlung enthält sehr unterschiedliche Texte. Es geht um Liebe, die manchmal ein wenig problematisch ist. Es geht um Mord, der manchmal ein wenig problematisch ist. Das kennt man. Gibt es den perfekten Mord? Der ist im Zeitalter von Überwachung und Ortungsdiensten nicht einfach zu bewerkstelligen - es gibt so vieles zu bedenken. Einen Versuch scheint es wert zu sein, zumindest in einer Geschichte. Es sind Geschichten, die uns teilweise bekannt vorkommen. Vielleicht nicht unbedingt der Mord - wer kennt sich damit schon aus? Aber die verschiedenen Lebenssituationen, die Probleme in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die Entscheidungen, vor welchen die Protagonisten stehen, erinnern uns an irgendetwas. Nicht unbedingt, wenn es um Mord geht. Doch wie oft möchte man jemanden einfach abmurksen? 'Abmurksen' denken die Protagonisten auch in den Liebesgeschichten - wenigstens denken sie es nur. Mit viel Fantasie, einer tüchtigen Prise Humor, Ironie und ein wenig Sarkasmus beschreibt der Autor die Welt in seinen Texten. Der Autor reist mit seinen Geschichten an reale Orte. Wer war nicht schon einmal an der Ostsee? Der Erholungswert ist zu jeder Jahreszeit unbestritten. Wenn sich allerdings Zacharias etwas in den Kopf gesetzt hat, gerät Amanda an ihre Grenzen, körperlich und beziehungstechnisch. Leichenfunde nahe eines Klosters, das ist kein guter Marketinggag - oder doch? Der Täter ist schnell gefasst, der Tatvorwurf, trotz fünf Leichen, gering und das ganze Vorkommnis ist ein Glücksfall fürs Kloster: Einfach verrückt, diese Welt! In Thüringen kann man gut Urlaub machen, auch wenn Mathilde ursprünglich ganz andere Pläne hatte. Doch mitten in der Nebelsuppe, auf der Suche nach einer alten Burg, in Begleitung verrückter Gesellen gewinnt sie zunehmend Klarheit über Ihre Beziehung zu Thorsten. Der ist nun Single. Manchmal trifft man Leute, da weiß man einfach nicht, wo man die hinstecken soll. Wenn es furchtbar unsympathische Typen sind, möchte man die am liebsten abmurksen. Ob seine Angetraute diesen Job übernimmt? Letztendlich bleibt das Thüringische Erfurt von solch einer Freveltat verschont. Die Bandbreite der Geschichten in diesem Buch ist groß, doch irgendwie gibt es in allen gewisse Gemeinsamkeiten.
Rainer Franke, in Brandenburg aufgewachsen, lebt in Thüringen und arbeitet seit über zwei Jahrzehnten als Ingenieur in Frankfurt am Main. Seine Texte veröffentlicht er regelmäßig auf seinem Blog (www.twilightfoto.wordpress.com). Die Themen kommen aus dem Alltag, werden auf der Straße, im Supermarkt, in der Straßenbahn, in den Medien aufgeschnappt. Gerne setzt er sich mit der Liebe und unserem Leben in hundert Jahren auseinander. Viele Geschichten spielen nahe der Verbindungslinie zwischen Erfurt in Thüringen und Frankfurt am Main, der hessischen Metropole, häufig an ihren Endpunkten. In letzter Zeit kommen Krimis hinzu. Inzwischen ist der 4. Band seiner Reihe 'Mittendrin und Drumherum' erschienen. Neben der Printausgabe und dem eBook nutzt er künftig auch das Medium des Hörbuchs. Gerne liest er öffentlich aus seinen Geschichten vor. Das Lesen wird zum Event. Er mag es, wenn die Hörer lachen, staunen, mitgehen, einfach nur zuhören. Ganz wichtig ist das Feedback, der Austausch, auch Kritik. 'Geschichtenschreiben ist eine spannende Leidenschaft, die ich mit Zuhörern und Lesern teilen möchte.' Als Ingenieur und Autor sieht er die Welt durch zwei sehr unterschiedliche Brillen. Rational, pragmatisch und technikorientiert auf der einen Seite sowie verspielt, abenteuerlustig, nachdenklich, zweifelnd und fantasievoll andererseits. Seine Texte sind gespickt mit Ironie, gelegentlichem Sarkasmus und vielen Fragen. Dieser scheinbare Zwiespalt und das Zusammenkommen von Gegensätzen spiegeln sich vielfach wider.
Autoren/Hrsg.
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Mühlen der Zeit
Manche Entscheidungen sind hart, diese eine ganz besonders! Und es gibt Orte, die brauchst du auf der Welt nicht. Da kommst du an, obwohl du nie dorthin wolltest. Dann merkst du: Du wirst wiederkommen. Es ist immer dasselbe. Vor beinahe einem Jahr hat Thorsten die Karten besorgt. Dieses Konzert in der Dresdner Frauenkirche wollten sie unbedingt gemeinsam erleben. Und nebenbei könnte man in die Gemäldegalerie gehen. Mathilde möchte die berühmte Madonna unter allen Umständen sehen. Alleine ihretwegen wäre sie in die sächsische Stadt gefahren. Nun haben sie auch noch Tickets für das Grüne Gewölbe reserviert. „Ein strammes Programm!“, sagt Thorsten und meint „Das schaffen wir schon!“ Er sprach dann von Ausruhen im Büro, am Montag drauf. Mathilde setzt lieber auf einen freien Tag nach diesem anstrengenden Wochenende. Sie hat viele Überstunden angesammelt. Beinahe wären die Pläne gescheitert. Ins Wanken sind sie jedenfalls geraten. „Du hattest versprochen, dich um das Hotelzimmer zu kümmern“, mahnte Mathilde das eine um das andere Mal. Außer einem „Ja, ja!“, bekam sie keine Antwort. Erst das gnadenlose Ultimatum „Na, dann fahren wir eben zu meiner Mutter. Ihr Gästezimmer ist immer für uns frei! Die Madonna läuft nicht weg. Schade um die Konzertkarten.“ Das war eine echte Drohung. Thorsten merkte, dass mit seiner Gefährtin nicht zu spaßen ist. Es veranlasste ihn, endlich aktiv zu werden. So kurzfristig war es nicht leicht. Doch irgendwie schaffte er es, in einem halbwegs zentralgelegenen Hotel ein bezahlbares Zimmer zu ergattern. Sie wollten früh losfahren. Mathilde kramte bis spät abends im Kleiderschrank, konnte sich nur schwer entscheiden, was sie einpacken sollte. Das Wetter - es könnte ja - oder ganz anders sein. Sie musste alles bedenken. Endlich war es vollbracht. Auch das Weckerstellen vergaß sie nicht. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Und pünktlich wollte Thorsten mit seinem Auto vor ihrer Tür stehen. Ja, pünktlich ist er, sogar fünf Minuten vor der Zeit. Laut hupend kündigt er sich an. „Typisch!“, denkt Mathilde, „Der weckt die ganze Nachbarschaft auf und dann meckert die Schulze aus dem Parterre wieder mit mir. Wenn die Thorsten erblickt, sieht die rot. Wieso kann sie ihn nicht leiden?“ Schließlich hat Thorsten noch zweimal gehupt, im Zehnminutenabstand. Mathilde schleppt den Koffer fast pünktlich die drei Treppen hinunter. Für ihre Verhältnisse halbwegs pünktlich. „Hättest ja mal Tragen helfen können!“, sagt sie statt einer Begrüßung und Thorsten weiß sofort, dass sie schlecht gelaunt ist. „Hast du Steine eingepackt? Wir sind nur drei Tage unterwegs.“ Das Letzte hört sie schon nicht mehr. Sie ist wieder auf dem Weg nach oben. Vor so einer langen Autofahrt ist es besser, noch einmal aufs Klo zu rennen. Und ihr Rucksack, die Reisetasche und die Handtasche sowieso müssen auch geholt und verstaut werden. Thorsten sagt nichts, als er die Bagage sieht und auf die Rückbank stapelt. Die Klappe vom Kofferraum geht nur mit Mühe zu. „Lass mich fahren. Jetzt ist noch nicht so viel Verkehr. Und außerdem rast du immer so.“ Diesmal überhört er die letzte Bemerkung großzügig. Die Aussicht, gleich eine Runde die Augen schließen zu können, versöhnt Thorsten etwas. Allerdings glaubt er nicht, dass Freitagmorgen im Berufsverkehr auf den Straßen wenig los ist. Er schaltet das Radio an, damit sie den Verkehrsfunk nicht verpassen. „Mach lieber mal das Navi an. Sonst finde ich den Weg nicht.“ „Dresden kann man doch nicht übersehen. Bis dahin wirst du es schaffen. In der Innenstadt - meinetwegen.“ Mathilde schwenkt beinahe in die Autobahnauffahrt nach Süden ein. Jetzt programmiert Thorsten kopfschüttelnd das Navigationsgerät. Es sind viele Autos unterwegs, mehrfach ist kilometerlang Stop-and-go. Mathilde ärgert sich, weniger wegen des dichten Verkehrs, als über Thorsten. Statt zu pennen, worüber sie sich auch geärgert hätte, beäugt er jede ihrer Handlungen. Mathilde spürt seine kritischen Blicke. Jeden Moment erwartet sie, dass er sie ans Hochschalten, Blinker Ausschalten oder Gasgeben erinnert. Oder er brüllt „Überhol den doch endlich!“ Thorsten sagt nichts. Es ist ungewiss, was schlimmer ist. Mehrfach, als die Kolonne plötzlich bremst, verkrallt er sich regelrecht in seinen Sitz. Mathilde ist sauer, sie ist wütend. Sie überlegt, auf einen Parkplatz zu fahren, einen Moment Pause zu machen. Sicher wird Thorsten dann das Steuer übernehmen, gönnerhaft sagen: „Lass mich mal.“ Nein, das möchte sie nicht. Sie kann das. Sie quält sich. Die Zeit arbeitet für sie. „Die müssen doch alle irgendwann einmal auf Arbeit sein!“, hofft sie. Tatsächlich geht es nun etwas flüssiger vorwärts. Wenn nur diese ewig lange Schlange der Laster nicht wäre. „Müssen die andauernd überholen! Das bringt überhaupt nichts.“ „Demnächst: Halten Sie sich rechts!“, kommt die Ansage des Navigationsgeräts. Sie nähern sich einem Autobahndreieck. Die Bahn wird vierspurig. Mathilde fährt lieber etwas weiter rechts, das scheint ihr sicherer zu sein, als auf den beiden linken Spuren im Pulk zu rasen. Sie spürt, wie Thorsten die Augen verdreht. Seit ihrem großen Streit vor ein paar Wochen sagt er nichts mehr, wenn sie fährt. Dauernd hatte er seine klugen Ratschläge rausgelassen und Mathilde hätte vor Ärger beinahe einen Unfall gebaut. Gleich auf dem nächsten Parkplatz hat sie ihm die Leviten gelesen. Ein Macho, ein Besserwisser, ein arroganter Kerl wäre er, einer der nicht merkt, wie beleidigend das ist und er soll lieber seine Klappe halten oder selber fahren. Über eine Woche lang, sprachen sie nicht miteinander. Und nun sagt er nichts mehr, kein einziges Wort. Doch Mathilde spürt, wie das in ihm nagt. Während sie sich daran erinnert, während sie fühlt, dass er es vermeintlich besser könne, während sie sich über sein verdammtes Schweigen ärgert, vergisst sie, auf die Autobahn in Richtung Dresden einzuschwenken. Sie hat die mehrfache Ansage des Navis einfach überhört. Und er hat gesehen, dass sie nicht auf die Spur nach Dresden wechselte. „Hier geht es in Richtung Hamburg. Wir können dann ‘nen Elbkahn nach Dresden buchen“, sagt er nur und scheint sich jetzt wohler zu fühlen. Die Schadenfreude hebt seine Stimmung, genau wie die Ansage des Navigationsgeräts. „Die Strecke wird neu berechnet.“ Mathilde ist kurz vor dem Explodieren. Sie muss sich auf den dichten Verkehr konzentrieren, darf die nächste Abfahrt zum Wenden nicht verpassen. Endlich hat sie die richtige Autobahn erreicht. Eine knappe halbe Stunde Zeitverlust hat sie eingefahren. Thorsten schweigt immer noch, schaut mehrmals genervt auf seine Armbanduhr. Als vorwurfsvollen Blick empfindet Mathilde das. Dabei hat das Cockpit genau in der Mitte eine große Digitaluhr. Thorsten hustet, es ist mehr ein Hüsteln, ein gekünstelt wirkendes, ein dezenter Hinweis, so als wolle er sagen, „Nun wechsle endlich auf die linke Spur. Mit sechzig kommen wir doch nie in Dresden an!“ Mathilde faucht ihn an, erklärt, dass sie die Fahrerin ist, sie könnten ja wechseln und in einer Baustelle bleibt sie lieber auf der rechten Fahrspur. Millimeterscharf an einem Laster vorbeiziehen, wäre ihr zu gefährlich. Und bei diesem Nieselregen fährt sie sowieso vorsichtig und die Scheibenwischer nerven sie außerdem. Und sie muss mal. Und ihr Magen knurrt. Heute früh hat sie keinen Happen herunter bekommen. Thorsten entgegnet nichts. Dass macht die Stimmung noch gereizter. Es ist wie eine dicke, übel riechende Suppe, die im Innenraum des Wagens wabert und in jede klitzekleinen Ritze eindringt. Der Start in ein langes Wochenende sollte so nicht aussehen. Mathilde ist zum Heulen zumute. Dabei hatten sie am letzten Wochenende so schöne Stunden zusammen. Zuerst waren sie im Kino, dann Sushi essen und schließlich … Am Sonntag ließen sie das Frühstück ausfallen, schliefen bis in die Puppen. Mittags wurde gemeinsam gekocht und gemütlich schnabuliert. Der Wein war ja auch so lecker. Dabei schwelgten sie in den Plänen für Dresden. Irgendwann geht es nicht mehr. Irgendwann muss es raus. Es ist der Frühstückstee. Ohne die obligatorische Tasse Tee wird Mathilde nicht wach. Es waren nur wenige Schlucke, die sie trank. Doch die vermehren sich auf unerklärliche Weise in ihrem Inneren. Sie weiß nicht, wie lange sie bis zur nächsten Raststätte fahren müssten, jedenfalls ist es zu weit für sie und hier sieht sie eine große Rastanlage nahe der Autobahn. Die steuert sie zielgerichtet an. Wortlos steigt sie aus, nimmt ihre Jacke vom Rücksitz, drückt Thorsten den Autoschlüssel in die Hand und rennt los. Thorsten weiß Bescheid, er kennt seine Freundin und geht gemütlich in die...