Franke | Sherlock Holmes und der Ritter von Malta | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Reihe: Sherlock Holmes

Franke Sherlock Holmes und der Ritter von Malta


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95441-206-8
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Reihe: Sherlock Holmes

ISBN: 978-3-95441-206-8
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mord im Schatten des Malteserkreuzes

Eigentlich hatte Sherlock Holmes nur vor, sich auf dem Rückweg vom Sudan mit seinem Freund und zeitweiligen Assistenten David Tristram zu treffen. Umso größer ist sein Erstaunen, als ihm auf Sizilien sein alter Bekannter Colonel Hayter begegnet.

Der ehemalige Klient, der sich inzwischen in der maltesischen Hauptstadt La Valetta niedergelassen hat, bittet Holmes inständig, Licht ins plötzliche Verschwinden des Kolonialangestellten Peter O'Brian zu bringen. Zu einem Treffen in der Bibliothek, wo sein Bekannter an einer Abhandlung über den Aufenthalt des skandalumwitterten Barockmalers Caravaggio auf Malta arbeitete, ist O'Brian nicht erschienen. Stattdessen tauchte ein Unbekannter auf und stellte die rätselhafte Frage »Sind Sie der Ritter von Malta?« Seit jenem Tag hat der Colonel den Eindruck, dass er beobachtet wird und ist deshalb nach Sizilien geflüchtet.

In prächtig ausgeschmückten Kirchen, uneinnehmbaren Festungsanlagen und unterkellerten Palästen, die aus der Zeit stammen, in der die Ordensritter über die Insel herrschten, stößt Holmes auf die Spur des geheimnisvollen Unbekannten und auf ein finsteres Mysterium, das ganz nach seinem Geschmack zu sein scheint.

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1. Taormina
Ich hätte nicht erwartet, Holmes jemals wiederzusehen und schon gar nicht im Hochsommer auf Sizilien. Aber letzten Monat hatte er mir unerwartet eine Depesche aus dem Sudan1 geschickt, in der er seine Absicht, Taormina Ende Juli zu besuchen, angekündigt und den Wunsch geäußert hatte, meine Aufzeichnungen unserer gemeinsamen Abenteuer zu begutachten. Wahrscheinlich befürchtete er, ich könnte meine Berichte zu romanhaft ausschmücken. Bei jedem anderen hätte ich vermutet, die Hitze auf dem Schwarzen Kontinent sei ihm schlecht bekommen. Doch Holmes unterstellte ich, dass er derartigen Kleinigkeiten wie Breitengraden und Jahreszeiten schlicht keine Bedeutung beimaß. Es bedurfte einiger Überredungskunst, um meinen Schwager davon zu überzeugen, dass er die Produkte seiner auf Reproduktionen spezialisierten Steinmetz-Werkstatt auch in dem sizilianischen Modeort2 anbieten sollte. Aber ich war erfolgreich. Als mein Zug zwei Wochen später im prächtigen, in Jugendstilformen errichteten Bahnhof Taormina Giardini einfuhr, war es so heiß, dass die Luft flimmerte. Ich hievte meinen Koffer die Stufen des Waggons hinunter und hatte einige Mühe, offizielle und selbst ernannte Kofferträger und Schlepper von Hotels und Restaurants abzuschütteln, die am Bahnsteig auf die Neuankömmlinge warteten. Die meisten von ihnen waren barfüßige Knaben und Jugendliche. Nachdem ich mir meinen Weg durch die Menge gebahnt hatte, blieb ich vor dem Bahnhof stehen. Mein Blick glitt zum azurblauen Meer hinunter, auf dem sich die Sonne spiegelte, und blieb an drei Segelschiffen haften. Der Himmel war wolkenlos und von wunderbarer Klarheit. Einen weniger erfreulichen Anblick bot die Landschaft. Das Gras war ausgedörrt, die Erde vertrocknet, nur die Ohrenkakteen und die knorrigen Olivenbäume schienen noch zu leben. Ich winkte einen untersetzten Kofferträger in Uniform herbei und nannte ihm den Namen des Hotels, in dem Holmes absteigen wollte. Ein kurzer Fußmarsch führte uns ins Stadtzentrum hinauf, und ich gelangte zu einem kleinen Palazzo mit Zinnen auf dem Dach und steiler Wendeltreppe. Als ich eintrat, stand Holmes an der Rezeption und trommelte nervös mit den Fingern auf der Theke herum. Mit seiner hageren Figur, der ungesunden Hautfarbe und den Schatten unter den Augen sah er genauso aus wie vor seiner Abreise nach Tibet. Auch innerlich schien er sich in der Zwischenzeit überhaupt nicht verändert zu haben. »Sie kommen eine halbe Stunde später, als ich erwartet habe«, stellte er in einem missbilligenden Tonfall fest. Wie immer, wenn er keinen Fall bearbeitete, hatte offenbar eine düstere Stimmung von ihm Besitz ergriffen. »Ihr Zimmer ist schon vorbereitet. Wenn Sie Ihren Koffer ausgepackt haben, können wir in der Trattoria des Hotels eine Kleinigkeit essen.« »Mein Zug hatte Verspätung«, entgegnete ich, tat Holmes aber nicht den Gefallen, nachzufragen, woraus er den planmäßigen Zeitpunkt meiner Ankunft geschlossen hatte. Schließlich hatte ich mein Kommen nicht ankündigt, da in seinem Telegramm keine Adresse angegeben war, an die ich hätte antworten können. Zwanzig Minuten später saßen wir bereits im Gastraum, der in einem Keller untergebracht war, in dem sich die Temperatur nur geringfügig von der drückenden Hitze draußen unterschied. Wir verzichteten wegen des Sommerwetters auf den Nudel-Gang und bestellten gegrillten Schwertfisch in Zitronen-Olivenöl-Sauce mit Zucchini und dazu den Hauswein. Eigentlich hatte ich vor, Holmes um einen Bericht seiner Erlebnisse der letzten Jahre zu bitten. Aber kaum hatte ich mir Wein aus der einfachen Glaskaraffe eingeschenkt, hörte ich schwere Schritte von der Treppe her, die meine Aufmerksamkeit erregten. »Sherlock Holmes! Ich dachte, Sie sind tot«, trompetete eine Stentorstimme auf Englisch in den Raum hinein. Sie gehörte einem breitschultrigen Mann mittleren Alters, der sich sehr aufrecht hielt und Holmes anstarrte wie ein Gespenst. Der Fremde war fast kahl, trug aber einen großen, buschigen Schnurrbart. Seine Kleidung passte von den Lackschuhen bis zum Stehkragen wie angegossen. Doch trotz seiner korrekten Garderobe und seiner tadellosen Haltung wirkte er bekümmert. »Nicht so laut!«, raunte ich ihm zu und schaute mich nach den anderen Gästen um. Glücklicherweise waren sie alle in Gespräche vertieft. Sonst hätte der Ausruf Holmes’ Inkognito beendet. »Mein Herr, Sie verwechseln mich«, widersprach Holmes ungerührt. »Mein Name ist Sven Sigerson, und ich habe Sie noch nie gesehen.« Ich fuhr halb in die Höhe, ließ mich aber wieder sinken, da Holmes sich nicht von der Stelle gerührt hatte. »Aber erkennen Sie mich denn nicht wieder?«, fragte der Unbekannte, der mittlerweile zu unserem Tisch geschritten war. »Ich bin Colonel Hayter. Sie haben mich zusammen mit Doktor Watson in Reigate besucht. Dort haben Sie den Mord am Kutscher meiner Nachbarn aufgeklärt.3 Leider ist mir der Name des armen Jungen entfallen.« Holmes signalisierte mit einem Achselzucken, dass er ihm nicht auf die Sprünge helfen konnte oder wollte. »Ich freue mich, Ihnen zu begegnen. Es haben sich vor einiger Zeit in meiner näheren Umgebung seltsame Dinge ereignet, und ich wüsste gern, was Sie davon halten.« Auf Holmes’ meist so reglosem Gesicht spiegelte sich der Kampf zwischen Vorsicht und Neugier. »Sie können mir gern berichten, was vorgefallen ist, aber nur unter der Bedingung, dass Sie mich Mister Sigerson nennen«, sagte er schließlich und lud den Colonel ein, sich zu uns zu gesellen. Darauf hatte er nur gewartet. »Wie Sie möchten, Mister Holmes! Entschuldigen Sie, das ist mir eben nur so herausgerutscht«, stammelte er und ließ sich auf einem der schlichten Holzstühle nieder. »Doktor Watson hatte mich damals gewarnt, dass Sie reichlich exzentrisch seien, aber …« Er ließ den Satz unbeendet. Sein Blick wanderte zu mir und seine Augen verengten sich. »Es handelt sich um eine vertrauliche Angelegenheit.« »Das ist unser Landsmann Mister David Tristram«, stellte Holmes mich vor. »Er hat mir schon bei mehreren Fällen assistiert. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm.« Der Colonel öffnete den Mund, aber Holmes forderte ihn mit einer theatralischen Geste zum Schweigen auf. »Sagen Sie nichts …« Holmes musterte die bullige Gestalt unseres Gesprächspartners. »Wenigstens Ihre Finanzen können es nicht sein, die Ihnen Sorgen bereiten. Aber nach Ihrer Rückkehr aus Afghanistan konnten Sie sich einfach nicht an das feuchtkalte Wetter in der Heimat gewöhnen. Daher traf es sich gut, dass Sie eine Erbschaft gemacht haben. So konnten Sie Ihr Heim in Surrey verkaufen und ein Anwesen auf Malta erwerben. Dort haben Sie viel Zeit am Schreibtisch verbracht, was Sie am Anfang einige Überwindung gekostet hat. Aber mittlerweile haben Sie Gefallen daran gefunden. Deshalb haben Sie sich auch eine Brille angeschafft, die Sie früher nicht getragen haben, obwohl Sie seit Langem kurzsichtig sind.« »Das grenzt an Zauberei!«, entfuhr es Colonel Hayter verblüfft. Mit einer automatischen Handbewegung schob er seinen Kneifer auf dem Nasenrücken hoch. »Das ist alles ganz unübersehbar«, sagte Holmes bescheiden. »Bei meinem Besuch in Ihrem Haus sind mir Ihre gerötete Nase und Ihr ständiges Hüsteln aufgefallen. Offenbar litten Sie damals unter einer chronischen Bronchitis, die Sie inzwischen völlig auskuriert haben. Die Hitze scheint Ihnen weniger zuzusetzen, sonst würden Sie nicht im Juli nach Sizilien reisen.« Seine Laune hatte sich im Verlauf der Unterhaltung zusehends gebessert. Er war vor Energie kaum zu bändigen Es bedurfte nur einer kleinen Demonstration seiner Talente, um ihn aus seiner Schwermut zu reißen. »Ich habe hier einen Regimentskameraden getroffen, den ich schon lange nicht mehr gesehen hatte«, behauptete der Colonel. Doch ein alter Soldat verwendete sicherlich kein Parfüm. Trotzdem verströmte unser Gesprächsteilnehmer einen leichten Veilchenduft. »Ihre der neuesten Mode entsprechende, maßgeschneiderte Kleidung zeigt, dass sich nicht nur Ihre Gesundheit, sondern auch Ihre Finanzen in der Zwischenzeit gebessert haben«, fuhr Holmes mit dem Feuerwerk seiner brillanten Schlussfolgerungen fort. »Den auffälligen Ring an Ihrer linken Hand, den Sie früher nicht trugen, hat Ihnen Ihr Verwandter, wie ich vermute Ihr Onkel mütterlicherseits, vermacht. Das Wappen an Ihrer Krawattennadel verrät Ihren neuen Wohnort.« Es zeigte einen gelben Löwen auf rotem Schild, der eine Mauerkrone trug. Später erfuhr ich, dass es sich um das Emblem der Stadt La Valetta4 handelte. »Warum ausgerechnet Malta?«, erkundigte ich mich. »Weil ich keine Fremdsprache lernen wollte«, war die etwas unwirsche Antwort. »Was die Arbeit am Schreibtisch...


Franziska Franke
In Leipzig geboren, hat nach ihrer Schulzeit, die sie in Essen, Schwetzingen und Wiesbaden verbrachte, an den Universitäten von Mainz und Frankfurt Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Kunstpädagogik studiert. Sie wohnt heute mit ihrem Mann in Mainz, wo sie freiberuflich in der Erwachsenenbildung tätig ist. Sherlock Holmes und die Büste der Primavera war ihr Debüt als Romanautorin bei KBV. In der "Sherlock Holmes-Reihe" von Franziska Franke sind außerdem Sherlock Holmes und der Club des Höllenfeuers, Sherlock Holmes und die Katakomben von Paris zuletzt 2012 Sherlock Holmes und der Fluch des grünen Diamanten erschienen.



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