Franke | Sherlock Holmes und das Orakel der Runen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 20, 300 Seiten

Reihe: Sherlock Holmes

Franke Sherlock Holmes und das Orakel der Runen


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95441-591-5
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 20, 300 Seiten

Reihe: Sherlock Holmes

ISBN: 978-3-95441-591-5
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Undercover im Land der Fjorde

Nach dem Sturz in die Schweizer Reichenbachfälle gilt Sherlock Holmes offiziell als tot und reist unerkannt umher, begleitet von seinem Assistenten und Biografen David Tristram. Er nennt sich Sven Sigerson und gibt vor, Norweger zu sein. Und das obwohl er kein Wort norwegisch spricht. Kann das gutgehen?

Die Feuerprobe wartet auf ihn, als ihn ein äußerst bizarrer Fall ausgerechnet nach Norwegen lockt: Dort ist die Stabkirche von Storavik spurlos verschwunden. Der Pfarrer Anders Rasmussen scheint nicht besonders bekümmert zu sein, da ihm eine Runeninschrift im Inneren des Gotteshauses und die heidnischen Schnitzereien ein Dorn im Auge waren. Als er vom Turm der Kirche von Bjørnfjelden in den Tod stürzt, mag Holmes nicht an einen Selbstmord des streitbaren Geistlichen glauben.

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1. Die Kirche
Es war mir ein Vergnügen und eine Ehre, Sherlock Holmes nach einer zufälligen Begegnung in der Florentiner Post in die unterschiedlichsten Länder zu begleiten und dort außergewöhnliche Abenteuer zu erleben. Aber für die Idee, in den hohen Norden zu fahren, konnte ich mich zuerst nicht recht erwärmen. Beim schieren Klang des Wortes Norwegen hätte ich mich beinahe an dem köstlichen Kalbsbraten verschluckt, den ich gerade verspeiste1. »Norwegen? Das ist ja fast am Nordpol! Es hat mir schon nicht besonders zugesagt, in Deutschland zu ermitteln. Aber nach Skandinavien zieht es mich nun wirklich nicht«, entfuhr es mir, denn ich hatte mich an das angenehme Klima in Italien gewöhnt, wo ich seit einigen Jahren lebte. »Denken Sie daran, dass ich einen Pass auf den Namen Sven Sigerson verwende und angeblich Norweger bin. Es ist höchste Zeit, meiner vermeintlichen Heimat einen Besuch abzustatten, weshalb ich einen derartigen Auftrag seit Langem ersehne«, erklärte Holmes gut gelaunt und schnitt ebenfalls ein Stück Fleisch ab. Ich fragte mich, ob er sich einen Scherz mit mir erlaubte, doch er erweckte nicht den Eindruck. Außerdem machte man keine Scherze mit so schrecklichen Dingen wie arktischer Kälte. »Die Fjorde sollen ja recht eindrucksvoll sein. So sagen jedenfalls die englischen Touristen, die es nach Norwegen verschlagen hat«, gab ich nach ein paar Sekunden zögerlich zu. »Mehr als die Landschaft interessieren mich die skandinavischen Bienen«, entgegnete Holmes, nachdem er seinen Bissen gemächlich gekaut und dann heruntergeschluckt hatte. »Aber auch das ist nicht der Grund für meine Reise. Vor einiger Zeit habe ich einen sehr lukrativen Fall für das skandinavische Königshaus2 übernommen. Leider bin ich damals nicht über Stockholm hinausgekommen. So trifft es sich gut, dass ich gerade einen Kriminalfall in Norwegen angeboten bekam.« »Was ist das für ein Fall? Hat man ein Rentier gestohlen? Und wie hat man es überhaupt geschafft, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen, obwohl Sie doch offiziell tot sind?«, wollte ich wissen. »Worum genau es geht, weiß ich leider auch nicht. Das will man mir erst in Norwegen persönlich mitteilen«, bedauerte Holmes und trank einen Schluck Wein. »Ich vermute, dass mein zukünftiger Klient dem Königshof nahesteht und daher auf die Idee kam, mich zu konsultieren. Jedenfalls hat er ein Kabel nach London gesandt, das mein Bruder Mycroft, wie es so seine Art ist, erst einmal einige Wochen liegen gelassen hat, bevor er es endlich an mich weitergeleitet hat. Leider ist dadurch unnötig viel Zeit vergangen. Ich möchte so schnell wie möglich nach Norwegen aufbrechen.« Ich äußerte keine weiteren Einwände. Trotzdem plagten mich düstere Vorahnungen, so als ob es nicht nur die möglicherweise letzte Reise mit Holmes, sondern meine letzte Reise überhaupt sein könnte. Meine Befürchtungen erschienen mir jedoch selbst so irrational, dass ich sie für mich behielt. Bereits am folgenden Tag bestiegen wir einen Zug in Richtung Norden und nahmen in Hamburg das Fährschiff nach Bergen. Nach einer anstrengenden, aber ansonsten ereignislosen Seereise verkündete endlich ein Offizier, dass wir bald im Hafen der alten norwegischen Stadt Bergen einlaufen würden. Ich wischte mir mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn. Die Sonne brannte mir gnadenlos auf die Haut – ein Wetter, für das ich völlig unpassend gekleidet war. Zu meinem Bedauern war auch die restliche Garderobe in meinem Koffer viel zu warm für dieses unerwartet sommerliche Wetter. Ich würde mir in Bergen eine leichte Baumwollhose und einen dünnen Gehrock kaufen müssen, falls es dergleichen kultivierte Kleidungsstücke dort geben sollte. Als wir uns der Stadt näherten, genügte ein Blick auf die einfachen Holzbauten am Ufer, um zu erkennen, dass mein Schwager Andrea Boldoni allzu optimistisch gewesen war, als er gehofft hatte, ich könne in Skandinavien einen neuen Absatzmarkt für die Marmor-Skulpturen der von ihm geleiteten Florentiner Werkstatt erschließen. Die farbig gestrichenen, mit Paneelen verkleideten Häuser standen in lückenloser Reihe nebeneinander, sodass ihre Giebel wie eine riesige Säge aussahen. Sie besaßen keine Vorgärten, sondern die Hauseingänge mit ihren Ladengeschäften lagen direkt an der Straße. Unmöglich, sich in diesen schlichten Wohn- und Lagerhäusern weiße Engel aus Stein oder marmorne Büsten im Renaissancestil vorzustellen. Das Fährschiff legte an, und ich schwankte, noch etwas benommen von der Seereise, über die Planke auf das Ufer zu. »Ich hasse das Meer und jede Form von Wasser«, brummte ich missmutig in mich hinein. Holmes entgegnete nichts, sondern fluchte plötzlich leise, aber vehement los. Ich wunderte mich sehr, denn ich hatte den englischen Meisterdetektiv kaum jemals Verwünschungen ausstoßen hören und schon gar keine derart gotteslästerliche. Irritiert schaute ich mich um, was wohl seinen Unmut erweckt haben mochte. Am Kai warteten bereits eine Schar von Kofferträgern und einige livrierte Hotelangestellte, von denen manche Schiefertafeln oder Zettel mit den Namen der Gäste hochhielten, die sie dort abzuholen beabsichtigten. Schließlich bemerkte ich den Stein des Anstoßes und hätte bei seinem Anblick fast gelacht: Auf einer der Tafeln prangten in fetten Lettern die Worte Mister Sherlock Holmes und Mister David Tristram. »Man hat mir versprochen, uns abzuholen, aber dass man dabei meinen richtigen Namen herumposaunt, hätte ich mir wirklich nicht träumen lassen«, entfuhr es Holmes empört. Mit langen Schritten eilte er zu dem Übeltäter, einem Mann in den Dreißigern, von durchschnittlicher Größe und mit bereits schütter werdendem, aschblondem Haar in der Uniform des Hotel Excelsior. Er sah so korrekt, doch zugleich unscheinbar aus wie die meisten Hotelangestellten, die ich auf vier Kontinenten kennengelernt hatte3. »Guter Mann, stecken Sie um Himmels willen sofort dieses Schild weg!«, fuhr Holmes den Angestellten in Livree an. Offenbar war er unserer Muttersprache mächtig, denn er trat mit befremdeter Miene einen Schritt zurück und musterte Holmes von seinem schwarzen Hut, auf dem kein Stäubchen zu sehen war, über den sorgfältig geknoteten Binder bis zu den frisch geputzten, eleganten Schuhen. Dann warf er einen abschätzigen Blick auf meine winterliche Kleidung aus dickem Tuch und schüttelte den Kopf. »Darf ich fragen, warum Sie mein Schild stört? Mister …?«, fragte der Hotelangestellte mit mühsam aufrechterhaltener Höflichkeit. »Mister Sherlock Holmes«, ergänzte mein Reisegefährte vergrätzt. »Sie haben mich gefunden und müssen jetzt kein weiteres Aufsehen mehr erregen.« Der Hotelangestellte schien Holmes’ Worte zu bezweifeln, denn er sog die Luft scharf ein und setzte zum Protest an. Um einen Streit zu verhindern, schaltete ich mich ein. »Und mein Name ist David Tristram«, verkündigte ich, deutete auf meinen Namen auf dem Schild und überreichte unserem Gegenüber meine Visitenkarte. Nachdem dieser die Karte mit gerunzelter Stirn begutachtet hatte, senkte er endlich seine Schiefertafel und hob unsere Koffer hoch, die wir vor ihm abgestellt hatten. Wortlos machte er sich auf den Weg zum Hotel und wir folgten ihm ebenfalls schweigend. Der hochtrabende Name Excelsior ließ mich ein Steinhaus erwarten, bevölkert von Herren im Frack und nach Pariser Mode gekleideten Damen. Ich stellte mir vor, dass es im klassizistischen Stil gehalten sei, mit Marmorstufen, die zu einem Eingang mit Säulen und Dreiecksgiebel führten. Doch nach einem kurzen Fußmarsch durch das Hafenviertel gelangten wir zu einem einfachen Ziegelbau mit bunten Fensterläden. Als wir den Eingang erreichten, riss sogleich ein ordentlich gekleideter Page die Tür auf. Die schlicht möblierte Empfangshalle sah aus wie der Warteraum eines Augenarztes in Edinburgh, einschließlich der alten Zeitungen auf der Theke, alles einheimische Blätter. Ich schalt mich selbst einen Toren, dass ich auf eine aktuelle Ausgabe der Times gehofft hatte. »Ich habe eine Nachricht für Sie«, sagte der etwas umständliche Mann an der Rezeption, nachdem wir uns ins Gästebuch eingetragen hatten, und überreichte Holmes einen Briefumschlag, den dieser mit dem Bart seines Zimmerschlüssels aufriss. Nachdem er die darin enthaltene Briefkarte studiert hatte, huschte ein kaum merkliches Lächeln über seine hageren Züge. »Unser Klient erwartet uns heute Abend um acht Uhr im Restaurant um die Ecke«, informierte er mich gut gelaunt. Jede Art von Müßiggang war Holmes verhasst. Selbst nach einer anstrengenden Reise gönnte er...


Franziska Franke wurde in Leipzig geboren, hat nach ihrer Schulzeit, die sie in Essen, Schwetzingen und Wiesbaden verbrachte, an den Universitäten von Mainz und Frankfurt Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Kunstpädagogik studiert. Sie wohnt heute in Mainz, wo sie freiberuflich in der Erwachsenenbildung tätig ist.
In ihrer Sherlock Holmes-Reihe löst der Meisterdetektiv zahlreiche Kriminalfälle im Anschluss an sein rätselhaftes Verschwinden in den Reichenbach-Fällen. Dabei begleitet ihn der englische Buchhändler David Tristram.



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