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E-Book

E-Book, Deutsch, 528 Seiten

Frank Wilde Gefährten

2 Romane in einem Band

E-Book, Deutsch, 528 Seiten

ISBN: 978-3-522-62146-5
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Doppelter Lesespaß für Pferdefans:

"Amal – Tochter des Windes":
Als sich Mias Augen an das Dämmerlicht im Schuppen gewöhnt haben, erkennt sie ein Pferd vor sich im Stroh. Die Araberstute Amal erwartet ein Fohlen, das sie vielleicht nicht mehr zur Welt bringen kann. Denn Amal ist schwerkrank. Nun blickt Mia zu Tarek. Er hat die Stute gegen den Willen des Stallmeisters heimlich hierher gebracht und damit viel riskiert. Warum nur bedeutet ihm Amal so viel?

Das Schicksal der Stute Amal und die schillernde Geschichte der legendären Araberpferde


"Archer – Legende des roten Landes":
Australien, 1861. Auf dem Gestüt Touchstone herrscht große Aufregung. Der 16-jährige Stallbursche Ray und sein Rennpferd Archer dürfen am ersten Melbourne Cup teilnehmen. Doch vor ihnen liegt ein gefährlicher Weg, der sie 500 Meilen durchs Outback führt. Sie müssen nicht nur gegen Hunger, Hitze und Verletzungen ankämpfen, sondern auch gegen Diebe, die es auf das kostbare Rennpferd abgesehen haben ...

Mitreißend, spannend und nach einer wahren Begebenheit

2 außergewöhnliche Pferderomane
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1
Um das Pferd zu schaffen, sprach Gott zum Südwind: »Ich will aus dir ein neues Wesen schaffen, das den Guten Glück bringt und Unglück den Bösen. Das Gute sei gebunden an seine Stirnhaare, die Beute an seinen Rücken und Freude und Glück an seinen Besitzer.«
ARABISCHE ERZÄHLUNG Mia drückte die Kappe fest auf den Stift, nachdem sie die Postkarte zu Ende geschrieben hatte, und kniff die Augen zu. Sie hätte sich gerne eingebildet, dass es die blendende Sonne war, die sie dazu brachte, ihre Augen zu schließen. Doch sie wusste, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Es waren die Tränen, die sie zurückzuhalten versuchte. Tränen des Leids über die schmerzlichen Verluste, die sie erlitten hatte, und Tränen des Glücks über das, was sie hier gewonnen hatte. Ihre Ferien waren im Grunde vorbei. Sie saß auf einer Bank, neben sich das Gepäck, und wartete darauf, dass der Shuttlebus kam, der sie und ihre Eltern zum Flughafen bringen sollte. Wenn Mia jetzt daran zurückdachte, wie alles angefangen hatte, kam es ihr so vor, als müssten Monate oder wenigstens Wochen seitdem vergangen sein. Dabei war es heute gerade mal zehn Tage her – oder, in einer anderen Zeitrechnung, drei Briefe an Jule –, dass sie Tarek und seinen atemberaubend schönen Pferden zum ersten Mal in ihrem Leben begegnet war. Nach dem ersten Schock am Ankunftstag über die Hotelanlage, die die Herzen sämtlicher Urlauber außer dem Mias höher schlagen ließ, hielt der zweite Urlaubstag wenigstens eine Überraschung für sie bereit. »Ist das nicht bezaubernd?« Der Ausruf ihrer Mutter beim Anblick des halben Dutzends Araberpferde, die auf einer Koppel weideten, klang Mia jetzt noch in den Ohren. Die gleiche Begeisterung hatten die sogenannte kleine Familiensuite, der Hotelpark mit Poollandschaft, das Restaurant, die Bar, der Tennisplatz, die Kamele, aber vor allem der Wellnessbereich, der sich über mehr als 1500 Quadratmeter erstreckte, bei ihrer Mutter ausgelöst. Bei Mia löste das alles nichts weiter als Magenschmerzen aus. Wo sie hinsah, erblickte sie dicke, rotgesichtige Touristen in Shorts und mit weißen Tennisstrümpfen in den Sandalen. Wenn man sie darauf anspräche, in welchem Land sie eigentlich gerade ihren Urlaub verbrachten, müssten sie vermutlich erst einmal nachdenken. Falls es ihnen überhaupt einfiel! Letztes Jahr war Mia mit ihren Eltern in der Türkei gewesen und soweit sie sich erinnern konnte, war es dort nicht sehr viel anders gewesen. Zumindest das, was Mia gesehen hatte: nämlich das Hotel und außerdem noch das Hotel. Ach ja, und natürlich das Hotel. Und vor zwei Jahren hatten sie auf einer der kanarischen Inseln ihre Ferien verbracht. Mia konnte sich nicht mehr erinnern, auf welcher. Und es war ja auch egal. Denn von der Insel hatte sie ohnehin nichts gesehen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie das bislang auch nicht sonderlich gestört. Hauptsache, der Pool war gut und es gab ein paar andere Kinder in ihrem Alter. Aber irgendetwas war in der letzten Zeit mit ihr geschehen. Jetzt, mit vierzehn, konnte sie diese Dekadenz um sich herum nur noch schwer ertragen. Und tagaus, tagein auf engstem Raum mit ihren Eltern zusammen sein zu müssen, war auch kein Vergnügen. »Ist das nicht bezaubernd?«, hatte ihre Mutter also ausgerufen und Mia dabei aufmunternd angesehen. Bei diesem Begeisterungsausbruch regte sich zum ersten Mal nicht sofort Mias Widerspruchsgeist. In der Tat war der Anblick, der sich ihr hier bot, faszinierend. Ein halbes Dutzend Pferde standen in kleinen Zweier- oder Dreiergruppen friedlich beieinander. Die Sonne ließ ihr Fell seidig glänzen und das entspannte Spiel ihrer Ohren fesselte Mias Blick. In diesem Augenblick hob einer der zwei Füchse den Kopf, sah Mia unvermittelt an und wieherte laut. Dabei reckte er den Hals und einen Sekundenbruchteil später preschte er in stolzem Galopp vom einen Ende der Koppel zum anderen. Als er dort angekommen war, stoppte er abrupt, wandte den Kopf erneut in Mias Richtung und sah sie herausfordernd an, als wollte er sagen: »Na, findest du mich nicht schön?« Mia musste unwillkürlich lächeln und antwortete im Stillen mit einem »Ja!«. Der Junge, der eins der zierlichen Pferde striegelte, blickte zu Mia und ihrer Mutter hinüber und lächelte, als könne er Mias Gedanken lesen. Dabei zeigte sich an seiner linken Wange ein tiefes Grübchen. Er legte das Putzzeug zur Seite und kam in schlenderndem Gang an den Zaun, wobei er seine Hände lässig in die Taschen seiner ausgeleierten Jeans steckte. Zunächst war Mia einfach nur erstaunt. So lange und dichte Wimpern hatte sie noch bei keinem Jungen gesehen. Sie konnte den Blick kaum von diesen strahlenden Augen abwenden. »Möchtest du reiten?«, fragte er und Mia spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Noch bevor Mia etwas entgegnen konnte, hatte ihre Mutter bereits für sie geantwortet: »Bestimmt möchte sie das, nicht wahr, Mia? Du reitest doch so gerne!« Mia brachte ihre Mutter mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen. Sie kam sich vor wie ein fünfjähriges, dummes, kleines Kind. Als könnte sie nicht für sich allein sprechen! Noch vor einer Sekunde hatte sie tatsächlich den Wunsch verspürt, auf dem Rücken eines dieser wundervollen Pferde zu sitzen. Doch jetzt drehte sie sich um und ging ohne ein Wort fort, ließ ihre Mutter und den Jungen am Zaun stehen. Das war ihre erste Begegnung mit Tarek gewesen, und wenn nicht diese langen, dichten Wimpern und das Grübchen gewesen wären und wenn nicht dieser außergewöhnliche Fuchs ihr seine Freundschaft angeboten hätte, dann wäre es vermutlich auch die einzige geblieben. Noch am gleichen Nachmittag begannen die Wellnessbehandlungen für Mias Mutter. Sie startete mit einer entspannenden Lavendelpackung und einer einstündigen Rückenmassage gegen Verspannungen. Mias Vater hatte in der Zwischenzeit Tennisstunden gebucht. Wenn es nach Mia gegangen wäre, dann hätten weder Wellnessbehandlungen noch Tennisstunden jemals wieder aufzuhören brauchen – jedenfalls nicht bis zum Ende des Urlaubs. Endlich konnte sie in Ruhe die Hotelanlage durchstreifen. Vielleicht gab es ja irgendwo noch einen vernünftigen Menschen in ihrem Alter? Aber wie es schien, war sie das einzige weibliche Wesen unter dreißig. Wenn man mal von dem schreienden Säugling im Kinderwagen absah, dessen Mutter immer wieder »Ist ja gut, Lenchen, ist ja alles gut« vor sich hin murmelte, während sie den Kinderwagen so schüttelte, dass Mia allein vom Zusehen schlecht wurde. Kein Wunder, dass Lenchen schrie! Im Nachhinein glaubte Mia, dass es vielleicht doch kein Versehen gewesen war, als sie sich plötzlich am Rand der Koppel wiederfand, die sie bereits am Morgen gemeinsam mit ihrer Mutter entdeckt hatte. An diesem Nachmittag jedoch war sie völlig überrascht gewesen, als sie dem Jungen mit den langen schwarzen Wimpern erneut gegenüberstanden hatte. Und sicher hätte sie sich augenblicklich wieder umgedreht und wäre davongelaufen, wenn der Junge sie nicht sofort bemerkt hätte. »Hast du es dir anders überlegt?«, fragte er, diesmal ohne die Kardätsche zur Seite zu legen. Stumm schüttelte Mia den Kopf. »Reitest du nicht gern?« Mia zuckte mit den Schultern. Der Junge sah sie einen Moment lang schweigend an und wandte sich dann wieder dem Pferd zu. Mia beobachtete, wie er die Kardätsche mit gleichmäßigem Druck über den Rücken des Pferdes gleiten ließ und anschließend in einer fließenden Bewegung am Striegel abstrich. Das Pferd, ein Fuchs, schien die Berührungen hingebungsvoll zu genießen. Es hatte die Augen geschlossen und die Ohren standen entspannt still. Mia war sich sicher, dass dies nicht der Fuchs war, der ihre Aufmerksamkeit beim ersten Treffen auf sich gezogen hatte. Trotz gleicher Fellfärbung und vergleichbarer Statur und Größe konnte sie die Tiere bereits beim zweiten Mal eindeutig auseinander halten. Was für ausgeprägte Charaktere diese Pferde doch waren! Mia ließ den Blick auf der Suche nach »ihrem« Fuchs über die kleine Herde wandern. Da stand er, mit dem Rücken zu ihr gewandt, und graste. Beim Anblick der sechs zierlichen und auffallend hübschen Tiere, keins von ihnen größer als knapp einen Meter fünfzig, dachte Mia unwillkürlich an Pirat, das Pferd, das ihre Freundin Jule zu Hause oft ritt. Pirat flößte ihr regelmäßig Angst ein, wenn er sich unmittelbar vor ihr zu seiner vollen Größe aufbaute, den riesigen Kopf stolz erhoben, und aus seiner majestätischen Höhe auf sie hinabblickte. Jule hatte gelacht, als Mia ihr einmal ihre Furcht beichtete. Sie selbst, obwohl sie gut einen Kopf kleiner war als Mia, kannte keine Angst im Umgang mit Pferden. Sie saß auf Pirat wie eine Königin auf ihrem Thron. Mia schüttelte sich unwillkürlich. Nein, diese kleinen und freundlich wirkenden Pferde hier waren ihr deutlich lieber. Obwohl auch sie eine gehörige Portion Stolz und Selbstbewusstsein ausstrahlten. Aber sie strahlten noch etwas anderes aus: Friedfertigkeit und ein grundsätzliches Interesse an Menschen. Da Mia nichts einfiel, was sie hätte sagen können, wollte sie sich gerade abwenden, als der Junge fortfuhr: »Kannst du nicht sprechen oder willst du nicht?« Mia zuckte überrascht zusammen. Erst jetzt wurde ihr klar, dass der Fremde ihr stilles Beobachten als Ablehnung auffassen musste, und sie spürte, wie ihre Wangen rot wurden....


Frank, Astrid
Astrid Frank,1966 in Düsseldorf geboren, studierte Germanistik, Biologie und Pädagogik. Sie war als Lektorin und Übersetzerin in mehreren und für mehrere deutsche Verlage tätig und machte außerdem eine Ausbildung zur "Zoobegleiterin des Kölner Zoos". Nach dem Studium arbeitete sie für ein halbes Jahr in einer Buchhandlung und beleuchtete das Medium Buch damit von einer weiteren Seite. Seit 1998 schreibt sie Geschichten (für Kinder und Jugendliche). Astrid Frank lebt mit Mann, zwei Söhnen und Hund Aimee in Köln.


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