E-Book, Deutsch, 248 Seiten
Frank Krebs
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-432-10998-5
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Heilkraft der Naturmedizin nutzen
E-Book, Deutsch, 248 Seiten
ISBN: 978-3-432-10998-5
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie Sie mit sanfter Hilfe aus der Natur Ihre Therapie unterstützen
Eine Krebserkrankung ist ein einschneidendes Erlebnis verbunden mit Angst und tausend Fragen: Was passiert jetzt in meinem Körper, welche Behandlung hilft mir am besten, was kann ich gegen Nebenwirkungen tun? Eine gute Nachricht ist, dass Sie Ihrer Krankheit nicht hilflos ausgeliefert sind. Sicher haben Sie schon oft von Naturheilverfahren wie z. B. der Misteltherapie gehört – doch was kann die Schulmedizin wirklich sinnvoll ergänzen und was ist einfach nur Unsinn?
Dr. Matthias Frank, Allgemeinmediziner und Experte für Naturheilverfahren, kennt die Antworten und erklärt, welche alternativen Behandlungsmethoden nachweislich wirksam sind. Er eröffnet Ihnen die vielen Möglichkeiten der Naturmedizin und weist Ihnen den Weg zu einer für Sie passenden ganzheitlichen Krebstherapie.
So können Sie Ihren Körper und Ihre Psyche stärken, Nebenwirkungen lindern und Ihre Genesung aktiv unterstützen.
Zielgruppe
Gesundheitsinteressierte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1
Krebs ist eine besonders heimtückische Erkrankung und bedeutet für alle davon Betroffenen und ihre Angehörigen ein mit Angst und Verzweiflung besetztes Martyrium, das von Hoffen und Bangen begleitet wird. Die betroffenen Menschen leben in einem Albtraum. Denn Krebs ist ein gefährlicher Gegner.
In den vergangenen 100 Jahren hat die Anzahl von Menschen, die an Krebs erkranken und an bösartigen Tumoren sterben, erheblich zugenommen. Im Gegensatz zu Infektionskrankheiten, die durch unterschiedliche Erreger ausgelöst werden – Viren oder Bakterien – und ihre Ursache damit außerhalb des Organismus haben, ist Krebs eine Erkrankung des eigenen Körpers, die durch das unkontrollierte Wachstum einer einzelnen Körperzelle entsteht. Einer Zelle, die ihre Selbstkontrolle verloren hat.
Krebs bedroht uns während des ganzen Lebens – von der Kindheit bis ins hohe Alter. Er entsteht, wenn das Erbgut im Kern einer einzelnen Zelle durch Spontanmutationen oder äußere Einflüsse wie radioaktive Strahlung, Gifte wie Tabakrauch, die ultravioletten Strahlen der Sonne, Schimmelpilze auf Lebensmitteln, Chemikalien oder Viren beschädigt wird. Es entsteht eine Krebszelle, die sich ungehemmt teilt und zu einem bösartigen Tumor heranwächst – wenn sie nicht gestoppt wird. Die bösartige Zelle wächst in umliegendes Gewebe ein, dringt in Blutbahnen und Lymphgefäße und gelangt mit dem Blut- und Lymphstrom in andere Körperorgane. Dort siedelt sich die Krebszelle an und vermehrt sich weiter – es entstehen Tochtergeschwülste (Metastasen).
Krebs entsteht zumeist nicht durch einen alleinigen Auslöser und lässt sich häufig auch nicht durch eine einzige Maßnahme heilen. Ausgangspunkt einer Krebserkrankung kann im Prinzip jede beliebige Zelle des Körpers sein. Wird beispielsweise der normale Reifeprozess der weißen Blutzellen im Knochenmark – dem Ort der Blutbildung – unterbrochen, vermehren sich die unreifen weißen Blutkörperchen (die Leukozyten) rasch und völlig ungehemmt. Bei der Leukämie – dem Blutkrebs – stellt das Knochenmark zu viele und zudem funktionslose weiße Blutkörperchen her. Blutkrebs ist die häufigste Krebserkrankung im Kindes- und Jugendalter.
Martina
1971
Für meine Mutter war ein Anruf bei der britischen Botschaft in Bad Godesberg ein letzter und verzweifelter Versuch, mit Harry Edwards (1893–1976) zu sprechen, einem Engländer, an den sich Menschen aus aller Welt in verzweifelten Situationen wandten und denen er Trost spendete, Mut machte und beratend zur Seite stand. Gespräche mit Mr. Edwards hatte sie schon mehrfach geführt. Jetzt allerdings, als sich der Gesundheitszustand meiner Schwester zunehmend verschlechterte, waren die englischen Telefonleitungen durch Streiks lahmgelegt.
Die Hilfsaktion begann damit, dass eine Sekretärin der britischen Botschaft in Bad Godesberg den Anruf meiner Mutter entgegennahm. Sie erfuhr, dass im Kinderkrankenhaus in Villingen ein todkrankes Mädchen behandelt wurde, dem nur eine letzte Chance gegeben sei. Die siebenjährige Martina sei an Leukämie erkrankt und jetzt – drei Jahre nach Ausbruch dieser heimtückischen und seinerzeit nahezu unheilbaren Krankheit – schien sie verloren zu sein. Vom Schicksal meiner Familie berührt, vermittelte sie – über die botschaftseigene Amtsleitung – das Telefongespräch nach England.
Einige Tage später meldete sich die Sekretärin telefonisch bei meiner Familie, um sich nach dem Befinden meiner Schwester zu erkundigen. Sie erfuhr, dass die einzige Hoffnung für das todkranke Kind eine sofortige Behandlung in einer Spezialklinik in Paris war. Entsprechend der damaligen Vereinbarung innerhalb der EWG-Länder würde der französische Staat die Kosten des Klinikaufenthaltes übernehmen. Meine Mutter hatte den Kontakt zur französischen Klinik selbst in die Wege geleitet und ihrem Wunsch nach stationärer Aufnahme wurde entsprochen. »Wir werden alles versuchen, das Kind am Leben zu erhalten – und es ist eine Chance. Kommen Sie!« Das war die Antwort des bekannten Krebsforschers Professor Matthé, der die Fachklinik in Paris leitete.
Als Transport war zunächst eine Fahrt mit dem Krankenwagen nach Zürich vorgesehen, von dort aus sollte es mit einem Linienflugzeug direkt nach Paris gehen. Dieser Flug war jedoch viel zu gefährlich, da meine Schwester eine ständige notfallmedizinische Versorgung benötigte. Die Zeit drängte, es musste eine bessere Lösung für den Transport gefunden werden. In der Botschaft in Bad Godesberg löste dieses Problem eine unglaubliche Reaktion aus: Die Sorgen um den lebensbedrohlichen Transport in Frankreichs Hauptstadt haben die britische und die französische Botschaft meinen Eltern abgenommen und alles Nötige in die Wege geleitet.
Gegen 23 Uhr waren die Vorbereitungen abgeschlossen und die zuständigen militärischen Stellen informiert. Am nächsten Tag wartete ein Krankenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht auf die Landung eines Hubschraubers der französischen Streitkräfte. Kurz vor 10 Uhr setzte die Militärmaschine auf einer schneebedeckten Wiese gegenüber dem Fußballstadion auf. Nachdem die Rotorblätter sich verlangsamt hatten, wurde die Tür des Krankenwagens geöffnet und meine Schwester, meine Mutter und ein Arzt des hiesigen Krankenhauses wurden in den Hubschrauber gebracht, der unverzüglich mit Kurs auf Baden-Baden abhob. Dort übernahm ein militärisches Krankentransportflugzeug mit Direktkurs nach Paris.
2019
Meine Schwester hatte 1971 kaum eine Chance, ihre Erkrankung zu überleben – weder mithilfe der Schulmedizin noch mithilfe von Naturheilkunde. Die Kinderonkologie war weit von den heutigen Standards entfernt. Vieles hat sich seitdem getan und die Heilungschancen haben sich deutlich verbessert. Es sind Jahrzehnte vergangen und die Medizin hat sich enorm weiterentwickelt. Nirgends sind die Überlebenschancen von an Leukämie erkrankten Kindern so günstig wie in Deutschland. Die 5-Jahres-Überlebensraten liegen bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) mittlerweile bei mehr als 90 Prozent, und bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) sind sie auf mehr als 70 Prozent gestiegen.(1) Die Behandlung von Leukämien im Kindesalter gehört zu den Erfolgsgeschichten der modernen Medizin.
Anfang der 1970er-Jahre kamen die neuen Entwicklungen der Leukämiebehandlungen allmählich nach Europa, die kinderonkologische Therapie befand sich in den Kinderschuhen, machte aber Fortschritte. Dass meine siebenjährige Schwester von den neuen Therapieformen profitieren könnte, daran klammerte sich meine Familie in ihrer Verzweiflung – Zeit zu gewinnen war das Ziel, damit die Forschung den Wettlauf mit der Krankheit gewinnen könnte. Meine Schwester hat die Spezialklinik in Paris lebend erreicht, den Wettlauf jedoch verloren. Nach Ankunft im Krebsforschungszentrum in Paris verstarb Martina noch in derselben Nacht an ihrer schweren Erkrankung. Sie werden ihr in diesem Buch nochmals begegnen und ihr ist es gewidmet.
1.1 Krebs: Schwerstarbeit für Körper und Seele
Man könnte meinen, dass seit der Zeit, als meine Schwester so schwer erkrankte, der erhoffte Durchbruch in der Krebstherapie ausgeblieben ist. Warum sterben jedes Jahr so viele Menschen an Krebs, wenn es inzwischen doch maßgeschneiderte Medikamente und neuartige Immuntherapien gibt?
Die Antwort liegt darin begründet, dass Krebs eine äußerst vielschichtige und ungeheuer komplexe Erkrankung ist. Krebs ist nicht gleich Krebs und bei jedem Menschen entwickelt sich der bösartige Tumor anders. Und dennoch: Die Aussicht auf Heilung ist so gut wie nie zuvor. Mehr als die Hälfte aller Krebspatienten wird heutzutage geheilt.
An einem bösartigen Tumor oder Blutkrebs erkrankt zu sein, bedeutet nicht nur, mit einer lebensgefährlichen Krankheit konfrontiert zu sein. Es bedeutet auch, sich einer häufig nebenwirkungsreichen und fordernden Behandlung zu unterziehen.
Die aktuelle Krebstherapie lässt sich grob in mehrere Untergruppen einteilen: Neben der Chirurgie, eine der wichtigsten Säulen in der Krebsbehandlung, sind die derzeit am häufigsten angewandten Therapieformen Chemotherapie und Strahlenbehandlung. Hinzu kommen weitere Behandlungsmöglichkeiten, die sich durch neuartige Wirkmechanismen auszeichnen, wie beispielsweise die Immuntherapie.
Welche Krebsbehandlung letztlich zum Einsatz kommt und ob der Krebs durch die Behandlung erfolgreich bekämpft wird, hängt in erster Linie von der Art der Krebserkrankung ab sowie von einigen anderen Fragen:
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In welchem Stadium wurde die Erkrankung erkannt?
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Hat der Krebs schon in andere Organe gestreut?
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Wie schnell breitet er sich aus?
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Wie werden die Therapien vertragen?
Bei vielen bösartigen Erkrankungen kombinieren die behandelnden Ärzte mehrere Krebstherapien miteinander, um die Wirksamkeit der Behandlung zu erhöhen. Entsprechend belastend sind die Therapien – sowohl psychisch als auch körperlich.
Die gängigen Krebstherapien jagen vielen Menschen Angst ein, denn die oft massiven Nebenwirkungen sind wohlbekannt. Der Wunsch nach sanfteren, natürlicheren Methoden ist...