Frampton | Unberechenbare Gefühle einer Lady | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 415, 384 Seiten

Reihe: Historical Gold

Frampton Unberechenbare Gefühle einer Lady


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3207-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 415, 384 Seiten

Reihe: Historical Gold

ISBN: 978-3-7515-3207-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zweiunddreißig Heiratsanträge hat Lady Myrtle mittlerweile bekommen - doch sie liebt nur eines: die kühle, berechenbare Welt der Zahlen! Und sie weiß, es wäre eine Verschwendung, wenn sie heiraten würde. Viel besser wäre es, ihren scharfen Verstand zum Wohl der Allgemeinheit einzusetzen. Solch großartige Pläne kann sie jedoch nur in der Stadt umsetzen, und alleine darf sie als unverheiratete Lady nicht nach London reisen. Wie gut, dass sie Simeon Jones begegnet, der sich bereit erklärt, für die Dauer der Reise ihren Verlobten zu spielen. Ein Wüstling wie er stellt für sie keine Versuchung dar! Doch sie hat die Rechnung ohne die Liebe gemacht ...



Diesen Dingen kann Megan Frampton einfach nicht widerstehen: der Farbe Schwarz, gutem Gin, dunkelhaarigen Briten und großen Ohrringen. Neben historischen Romanen schreibt sie unter dem Namen Megan Caldwell auch gefühlvolle Liebesromane. Die Autorin lebt mit Ehemann und Kind in Brooklyn, New York.

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1. KAPITEL


Immerhin war die Torte großartig.

Myrtle saß mit gespreizten Beinen auf dem Boden des Ballsaals und überlegte, welchem Teil der Torte sie sich als Nächstes widmen sollte. Ihr Abendkleid bauschte sich dabei um sie herum wie eine Wolke. Sie hatte normalerweise nichts dafür übrig, wenn Torten mit überflüssigen Kleinigkeiten versehen waren, aber sie musste zugeben, dass die kandierten Orangenstückchen, mit denen die Decke von dieser verziert war, köstlich schmeckten.

„Warum?“, fragte ihr Bruder. Seine Stimme klang mitgenommen. Wie meistens, wenn er mit ihr sprach.

Es war ja nicht so, dass sie unangenehm sein wollte; im Allgemeinen wollte sie nur umherstolzieren, schöne Kleider tragen, köstliches Essen probieren und ihrem Bedürfnis (manche, zu denen ihr Bruder gehörte, hätten Wahn gesagt) nachgehen, ihren Kopf auch für andere Dinge zu benutzen als für belanglose Gespräche und um sich zu merken, welches Besteck man für welchen Gang benutzte.

Sie alle erfüllten mehr oder weniger denselben Zweck. Sie verstand nicht, warum man deswegen so einen Aufstand machen musste. Aber offensichtlich fand die vornehme Gesellschaft – die Welt, in der sie sich unglücklicherweise bewegte, weil sie die Tochter eines Viscounts war – es erschütternd, beunruhigend und infam, wenn man seine Fischgabel dazu benutzte, eine Erbse auf Abwegen einzufangen.

Doch das war nicht einmal der Grund dafür, warum ihr Bruder, Lord Richard Allen, der Viscount Leybourne, so aufgebracht war. So gereizt.

Die Geschwister waren allein im Ballsaal, der Rest der Familie und ihre Hausgäste hatten sich längst zum Schlafengehen zurückgezogen. Das Fest war ein rauschender Erfolg gewesen, zumindest bis Myrtle gesagt hatte, was sie wirklich dachte. Offensichtlich hatte ihr Bruder gegen diese Wahrheit etwas einzuwenden.

Der Ballsaal gehörte zum Landsitz der Familie Leybourne, einem opulenten, weitläufigen Schloss mit weit über einhundert Zimmern, das auf mehr als siebenhundert Morgen Land stand.

Der Besitz der Leybournes – nicht Myrtles eigene Reize, wie sie sehr gut wusste – war auch der Grund dafür, dass sie so viele Heiratsangebote bekommen hatte.

Und bislang hatte sie kein einziges davon angenommen.

„Ich habe doch nur die Wahrheit gesagt“, stellte Myrtle achselzuckend fest und machte sich mit neuem Elan über das Stück Torte vor ihr her.

Der Teig war ein heller Biskuit mit weißem Guss, die erwähnten kandierten Orangen bildeten einen säuerlichen Kontrast mit dem Guss und der Himbeermarmelade, mit der er gefüllt war.

„Du hast ihm gesagt – vor allen anderen noch dazu –, dass du ihn niemals heiraten könntest, weil er nichts von Babbages Logarithmentabellen versteht.“ Richard kniff sich mit zwei Fingern in den Nasenrücken. „Was haben Logarithmen – was auch immer das sein mag – mit einer Ehe zu tun?“

Myrtle hob eine Hand, um ihrem Bruder zu bedeuten, dass sie erst zu Ende kauen musste. Richard sah sie finster an, aber sie lächelte nur – mit geschlossenem Mund natürlich, wegen des Kauens und so – und er wandte den Blick ab.

„Die Sache ist die“, sagte sie, nachdem sie heruntergeschluckt hatte, „dass Babbage nicht das Einzige ist, wovon Mr. Oakes nichts versteht. Ich wollte nicht sagen, dass ich ihn nicht heiraten möchte, weil er dumm ist, das wäre schlicht unhöflich gewesen.“ Sie zuckte noch einmal mit den Schultern. „Also habe ich ein möglichst einfaches Konzept erwähnt, eins, mit dem sein Geist vielleicht nicht überfordert ist.“ Sie schwieg eine Weile, während sie überlegte. „Und es ist unabdingbar, dass man Logarithmen beherrscht, wenn man beispielsweise die Zinsen für Darlehen oder Zahlungen berechnen muss. Wie viel Profit eine Investition eingebracht hat und so weiter.“ Sie schniefte. „Mr. Oakes – genau wie jeder andere Mann übrigens – braucht grundlegende mathematische Kenntnisse, wenn er mit einem beträchtlichen Vermögen wie meinem zurechtkommen soll.“

Einem Vermögen, das unglücklicherweise nicht direkt ihr gehörte. Ihr Bruder traf alle Entscheidungen darüber und er schien fest entschlossen zu sein, sie jemand anderem zu überlassen. Nur nicht ihr.

Es war vollkommen ungerecht. Es war auch der Grund dafür, dass sie beschlossen hatte, anderen Ladys zu helfen, die in ähnlich ungerechten Situationen waren. Sie wollte nicht Torte essend zusehen, wie andere leiden mussten.

Sie konnte mit ihrem mathematischen Verstand viel mehr Gutes bewirken, als irgendeinen Trottel zu heiraten, der nur darauf aus war, dass sie eine Mitgift mitbrachte und eine Unmenge von Kindern gebar.

Doch Richard wollte nichts davon wissen. Jedes Mal, wenn sie auch nur angedeutet hatte, dass sie etwas anderes mit ihrem Leben anfangen wollte, hatte er dieses Gesicht gemacht und sie hatte sich gefragt, ob er vorhatte, sie im Keller einzusperren, bis sie ihre Meinung geändert hatte.

„Du hast jedes Angebot abgelehnt, das du bekommen hast, und ich schätze, dass du mindestens siebenundzwanzig Anträge bekommen hast.“ Er malträtierte schon wieder seinen Nasenrücken.

„Wenn ich irgendwann einen angenommen hätte, wäre das das Ende der Anträge gewesen“, stellte Myrtle nicht unzutreffend fest. „Wie wenn man sagt ‚Oh, ich habe diese Sache, die ich gesucht hatte, da gefunden, wo ich zuletzt gesucht hatte!‘, denn man würde natürlich aufhören zu suchen, sobald man die Sache gefunden hat.“ Sie runzelte die Stirn. „Genau genommen waren es zweiunddreißig Anträge, aber nur wenn man die Zwillinge Hollister und ein paar von Josephs Schulkameraden mitzählt.“

Joseph, Richards und Myrtles kleiner Bruder, besuchte ein Internat, etwas, um das ihn Myrtle heftig beneidete. Sie hatte eine Gouvernante gehabt, aber diese Dame hatte aufgegeben, als festgestanden hatte, dass Myrtle mehr über alles wusste als sie. Miss Rogers führte inzwischen ein schönes Leben, nachdem sie auf Myrtles Rat hin mehrere kluge Investitionen gemacht hatte. Und sie war Myrtles beste – und wahrscheinlich einzige – Freundin, von Myrtles Nichte Lilah abgesehen.

„Darum geht es nicht“, sagte Richard. „Und hast du nicht genug von der Torte gegessen?“

Myrtle sah auf das fragliche Stück Torte hinab. „Es ist noch einiges übrig, also würde ich sagen, nein, ich habe noch nicht genug von der Torte gegessen. Es sei denn, du möchtest?“ Sie sah zu ihrem Bruder auf und wedelte mit der Gabel durch die Luft.

„Ich will keine Torte“, knurrte er.

„Und warum fragst du dann, ob ich genug gegessen habe?“ Sie zeigte auf sein Gesicht. „Du solltest dich lieber nicht so aufregen“, sagte sie. „Du hast eine Ader auf der Stirn, die sehr angeschwollen ist. Das kann nicht gesund für dich sein.“

„Ich bräuchte mich nicht so aufzuregen“, erwiderte er scharf, „wenn du einen Ehemann für dich finden würdest!“

Myrtle blinzelte. „Ich habe einige gefunden. Ich will nur keinen von ihnen.“

Richards Blick wurde eisig und sie bekam beinahe – beinahe – ein schlechtes Gewissen. Aber das war nicht so schlimm wie mit einem Idioten verheiratet zu sein. Und alle Gentlemen, und die meisten Ladys ebenfalls, die Myrtle kannte, waren Idioten.

Sie hatte nichts gegen die Ehe an sich; sie konnte sich nur absolut nicht vorstellen, dass jemand, der nicht dazu verpflichtet war, versuchen würde, mit ihr zurechtzukommen, wenn sogar die Menschen, die mit ihr blutsverwandt waren, es so schwierig fanden. Für andere war eine Ehe mit Sicherheit etwas Gutes; sie glaubte nur nicht, dass sie gut für sie war.

Was für ein Glück, dass es Torte gibt, dachte sie und sah auf das ehemals so elegante Dessert hinab. Sie hatte mit ihrer Gabel eine Schneise hineingeschlagen, neben der jeder Trampelpfad verblasst wäre, und der eine Teil schwankte, als ob er gleich ganz ohne Eleganz umfallen wollte.

„Ich kann nicht weiter darüber reden“, sagte Richard, obwohl er in Wirklichkeit weiterredete. Myrtle war sehr zufrieden mit sich, weil sie es schaffte, ihn nicht darauf hinzuweisen. Sie wollte nicht, dass ihrem Bruder der Kopf platzte. „Du musst einen Ehemann finden oder etwas unternehmen, denn deine ständige Anwesenheit hier stört. Regina muss Lilah in die Gesellschaft einführen und sie macht sich jetzt schon Sorgen, dass du irgendetwas tust oder sagst, das ein schlechtes Licht auf sie wirft. Wenn Lilah keine gute Partie macht, dann …“

„Dann sind die Gentlemen alle Idioten. Lilah ist wunderbar“, warf Myrtle mit fester Stimme ein. Ihre Nichte Lilah war wunderschön und kultiviert. Sie hatte ein lebhaftes, mitreißendes Naturell, mit dem sie alle für sich einnahm. Myrtle eingeschlossen; sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass Lilahs Debüt irgendeinen Makel bekam. Im Gegensatz zu ihrer Tante wollte Lilah unbedingt ein „Bis an ihr Lebensende“. Sie redete von nichts anderem mehr und Myrtle würde nichts tun, das sie daran hinderte.

Es war ärgerlich, sich Richards Gerede anhören zu müssen, wo Myrtles Schwägerin Regina selbst einige fragwürdige Dinge getan hatte. Die waren nur deshalb irgendwie weniger ungeheuerlich, weil sie nichts mit ihrem Geist zu tun hatten.

Das konnte Myrtle einfach nicht begreifen. Noch etwas, das sie der Liste hinzufügen musste, auf der bereits das...



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