Frambach / Focke | TÜREN, TORE & PORTALE | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 212 Seiten

Frambach / Focke TÜREN, TORE & PORTALE

55 fantastische Kurzgeschichten
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-95765-814-2
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

55 fantastische Kurzgeschichten

E-Book, Deutsch, 212 Seiten

ISBN: 978-3-95765-814-2
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Türen schützen, verbinden, verschließen, trennen. Wege enden oder beginnen an einem Tor. Ein Portal kann bewerten oder die Reise in ferne Galaxien ermöglichen. 55 Kurzgeschichten erforschen Geheimnisse hinter verschlossenen Türen, öffnen Portale in fantastische Welten und machen auch vor befestigten Toren nicht Halt. Die Protagonisten - wackere Ritter und Raumfahrer, introvertierte Elfen und abgebrannte Pizzaboten sowie Dämonenbeschwörer, Computernerds und Bibliotheksgründer - treffen dabei auf Aliens, Drachen, Heinzelmännchen, Geister und Wolpertinger. Einige lauern in Mauselöchern, verstecken sich hinter Türspionen, bewachen Tore oder erfinden futuristische Portale. Manche Tür führt in schönere Welten oder Zeiten, eine andere wäre besser für immer verschlossen geblieben. Das Autorenduo Sabine Frambach und Kai Focke hat Schlupflöcher, Miniatürchen, Stadt- und Fußballtore zusammengetragen, die belustigen, erstaunen, berühren - und den Leser ab und an erröten lassen. Der Genremix umfasst Fantasy, Horror, Schmunzelfantastik, Märchenadaptationen, Persiflagen und Science-Fiction.

Über die Autoren: 2015 öffnete die Phantastische Bibliothek Wetzlar erstmals ihre Tore für die Autoren der »Phantastischen Miniaturen«. Sabine Frambach und Kai Focke lernten sich hier kennen und inspirieren sich seitdem gegenseitig bei der Textarbeit. 2021 stellten sie aus Kurzgeschichten anderer Autoren die Anthologie »Staubkornfee trifft Ich-Maschine« zusammen. »Türen, Tore & Portale« ist ihr zweites gemeinsames Projekt: eine thematisch geschlossene Anthologie, welche ausschließlich aus selbst verfassten Texten des Autorenduos besteht. -- Ausführliche Vitae im Buch.

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Kai Focke: Das Dämonensiegel
    Mit äußerster Verwunderung betrachtete Meister Empetanes die dampfende Teetasse, die ihm der streng dreinblickende Diener kredenzte. Er hatte fest mit edlem Importwein und nicht mit einem Kräuteraufguss gerechnet. Er war schließlich durstig, nicht krank. Ebenso befremdlich erschienen ihm die auf einer Holzplatte akkurat arrangierten Apfel- und Karottenstücke. War obendrein das Zuckerwerk ausgegangen? Es sollte nicht die letzte Überraschung an diesem Nachmittag sein. Gerkon Suder, Oberhaupt der einflussreichsten Tuchhändlerfamilie der Stadt, und dessen Ehefrau Faseola hatten Meister Empetanes, den freischaffenden Dämonologen und Alchemisten, in den Kleinen Salon ihres vorstädtischen Anwesens eingeladen. Der Wohlstand der Suders stand eigentlich außer Frage: Bereits der Kleine Salon hätte mehr als ausreichend Platz für dessen Ladenlokal nebst Beschwörungskeller geboten. Umso seltsamer mutete das Fehlen der in diesen Kreisen üblichen Zurschaustellung von Luxus an. Geweißte Wände statt Stofftapeten, Holzdielen statt Marmorböden, schlichtes Mobiliar und der vollständige Verzicht auf Gemälde und Skulpturen. »Trotz unseres Wohlstands haben wir uns zu einem Leben in Einfachheit entschieden«, eröffnete Faseola das Gespräch, wobei sie offensichtlich die Gedanken ihres Gastes erraten hatte. »Guru Pe Nun-Ze hat uns dies gelehrt. Er tut viel Gutes mit dem überschüssigen Geld und stärkt damit unser Karma. Nicht wahr, Schatz?« Der untersetzte Endfünfziger räusperte sich. »Er …« »… ist einfach großartig!«, ergänzte Faseola. Spindeldürr und hochgewachsen stellte sie das perfekte Gegenbild ihres Gatten dar. »Leider ist mein Mann auf dem Pfad der geistigen Erkenntnis noch nicht so weit fortgeschritten wie ich. Die Arbeit vereinnahmt ihn sehr.« »Hochinteressant«, stellte Empetanes fest und nippte aus reiner Höflichkeit an seiner Teetasse. »Aber wofür benötigen die Herrschaften meine Dienste?« »Das kann Euch mein Mann besser erklären.« Gerkon räusperte sich erneut. »Ab und an …« »… nimmt sich mein Mann eine Auszeit in seinem Jagdhaus«, vervollständigte Faseola. »Selbstverständlich sehe ich die Jagd kritisch. Der Guru sagt, man soll von Obst, Früchten und Getreide leben: das, was die Natur einem freiwillig schenkt. Selbstverständlich darf es nicht vergoren sein, denn Alkohol ist schlecht für das Karma. Aber ich schweife ab. Mein Mann hat im vergangenen Jahr von einem Magier günstig ein Jagdhaus erworben. Der niedrige Kaufpreis begründete sich in dem Umstand, dass der Keller von der Nutzung ausgeschlossen ist.« Empetanes bemerkte, dass schon bei der ersten Erwähnung des Hauses ein Lächeln über Gerkons Gesicht huschte. »Nun sag doch auch mal etwas!«, herrschte Faseola ihren Mann an. »Nun ja, die Kellertür trägt ein Siegel, mit welchem der zwischenzeitlich unbekannt verzogene Magier einen schrecklichen Dämon gebunden hat. Man dürfe daher keinesfalls die Kellertür öffnen. Was sich in den Räumen dahinter befindet, hat er nicht erklärt. Er meinte lediglich, dass der Aufenthalt im Haus ansonsten völlig ungefährlich sei. Es war wirklich ein preisgünstiges Angebot«, fügte Gerkon fast entschuldigend hinzu. »So ein Wahnwitz«, übernahm Faseola wieder die Gesprächsführung. »Ein ohnehin kleines Haus, bei dem der Keller nicht genutzt werden darf! Ich werde zukünftig meinen Mann bei dessen Auszeiten begleiten, weshalb mir ein Ausbau vorschwebt: Zusammen mit einem Bediensteten wird er im Keller Quartier beziehen, ich richte mich im Erdgeschoss ein. Dann können wir gemeinsam meditieren und auf dem Pfad der geistigen Erkenntnis weiter voranschreiten.« »Welcher Dämon wurde mithilfe des Siegels gebunden?«, fragte Empetanes. »Das weiß ich nicht«, erklärte Gerkon und rutschte dabei unruhig auf seinem Stuhl herum. »Ich hatte bereits Magister Perinox, einen Dämonologen aus der Reichshauptstadt, zurate gezogen. Er meinte, dass der Dämon ausgesprochen mächtig und eine Austreibung viel zu gefährlich sei. Ich solle die Tür keinesfalls öffnen und mich nicht weiter um die Kellerräume kümmern.« Empetanes überlegte. Den Namen des Dämonologen hatte er noch nie gehört. »Davon ausgehend, dass es sich um einen mächtigen Wächterdämon handelt, möglicherweise einen Raadinug«, dozierte Empetanes, »wäre zeitnahes Handeln erforderlich. In der heutigen Nacht stünden die Sterne für dessen Exvocation günstig. Die nächste Gelegenheit würde sich erst in einem halben Jahr bieten. Ich bräuchte dazu allerdings einige Paraphernalia aus meinem Laden.« »Wir sollten nichts übereilen«, warf Gerkon hastig ein. »Zusammen mit Meister Empetanes werde ich in einem halben Jahr allein …« »Das ist kein Problem«, schnitt Faseola ihrem Mann das Wort ab. »Der Kutscher kann uns alle sofort zum Jagdhaus bringen und auf dem Weg am Laden haltmachen. Wir wären innerhalb von etwa zwei Wassermaßen dort.« Empetanes zupfte mit Daumen und Zeigefinger an seinem gewachsten Spitzbart. »Leider werde ich für diesen Auftrag einen Aufschlag berechnen müssen. Aktuell sind meine Dienste sehr gefragt. Für unser heutiges Treffen musste ich sogar einen Termin verschieben.« Tatsächlich sah sich Empetanes gerade mit einer geschäftlichen Flaute konfrontiert und bei dem Termin handelte es sich um ein Schäferstündchen mit Vestalia, der hübschen Buchdruckerin. Er seufzte leise: Sie wird sicher alles andere als begeistert sein … »Mein Mann entlohnt Eure Dienste gern. Nicht wahr, Schatz?« Gerkon nickte – ebenfalls mit einem leisen Seufzen.   Verwundert betrachtete Empetanes das an der breiten, aus zwei Flügeln bestehenden Kellertür aufgebrachte Siegel. Etwas Derartiges hatte er noch nie gesehen. Schließlich holte er einen in Leder gebundenen Folianten aus seiner Reisetasche hervor und begann darin zu blättern. »Diese Austreibung ist sicher sehr gefährlich«, meldete sich Gerkon zu Wort. »Schatz, ich würde mir weniger Sorgen machen, wenn du beim Kutscher auf uns warten würdest.« »Ich kann Euch beruhigen«, murmelte Empetanes, ohne vom Buch aufzublicken. »Weder Euch noch Eurer Frau droht eine Gefahr. Dafür werde ich sorgen.« Kopfschüttelnd legte er den Folianten zur Seite und nahm ein Stück Kreide aus der Tasche. Mit weit ausholenden Bewegungen zog er zwei Kreise auf dem Boden. In den einen Kreis zeichnete er ein Enneagramm, einen Neunstern, und bat die Eheleute sich darauf zu stellen. Den anderen Kreis versah er am Rand mit fünf arkanen Runen und platzierte sich selbst in dessen Mitte. Ohne weitere Erklärungen stimmte er einen Singsang in einer den beiden unbekannten Sprache an. Am Ende des Gesangs – passierte nichts. »Was ist denn jetzt?«, fragte Faseola vom hinteren Kreis aus. Empetanes drehte sich um. Er wurde nicht nur Faseolas ungeduldiger Mine gewahr, sondern auch, wie ihn Gerkon flehentlich anblickte. Jetzt begann er zu begreifen. »Mein Kollege … scheint Recht zu haben. Mithilfe des Siegels wurde ein extrem mächtiger … Dämon gebunden, ein … ähm …«, er strich sich verlegen durch die kurz geschnittenen Haare, »ein … Securityan. Genau! Der Schutzzauber des Magiers wirkt, der Dämon stellt keine Gefahr dar … zumindest nicht für männliche Wesen. Da Dämonen eine Affinität zu besonders schönen Frauen besitzen, muss ich der gnädigen Dame bedauerlicherweise verbieten, sich diesem Haus zukünftig mehr als neunhundertneunundneunzig Schritte zu nähern.« »Das …«, setzte Gerkon lächelnd an. »… sind schlechte Nachrichten«, stellte Faseola fest, während sie sich durch die Haare fuhr, um ein paar lose Strähnen zu ordnen. »Deine Umbaupläne«, wandte sie sich an Gerkon, »kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Meine Schönheit bringt mich hier in allerhöchste Lebensgefahr! Ich werde dieses unsägliche Haus nie wieder betreten. Da Euch die Austreibung nicht gelungen ist, Meister Empetanes«, fügte sie streng hinzu, »wird mein Mann lediglich Eure Expertise vergüten können.« Mit übertrieben betontem Hüftschwung stolzierte sie die Kellertreppe hinauf, ohne die beiden Männer eines weiteren Blicks zu würdigen. »Meister Empetanes, ich bin überaus dankbar für Eure Expertise!« Gerkon strahlte wie Mond und Sonne zugleich. »Sicher werden wir uns über die Vergütung einig.«   »Ihr habt mich vor einer handfesten Ehekrise bewahrt«, stellte Gerkon fest. »Ich stehe tief in Eurer Schuld.« »Nicht doch!«, protestierte Empetanes. »Ihr habt mich bereits mehr als gut entlohnt.« »Keine Widerrede!«, wiegelte Gerkon den Einwand in gespielter Strenge ab. »Ihr werdet stets ein willkommener Gast in meinem Refugium sein. Zumindest ab und an brauche ich eine Auszeit von der Sträflingsküche und diesem Guru-hier-und-Guru-da-Geschwätz. Aus diesem Grund habe ich das Häuschen erworben. Um den Schein zu wahren, kaufe ich meine Jagdtrophäen einem Jäger ab, der mir auch Rehrücken, Bärenschinken und Wildschweinwurst liefert. Zudem lasse ich mich, da meine Frau das ganze Geld zum Guru trägt, von einigen Kunden in Wein bezahlen.« Mit einer weit ausholenden Geste zeigte er auf die an den Kellerwänden stehenden Fässer. »Tut Euch bei Euren Besuchen also keinen Zwang an, denn für Nachschub ist gesorgt. Im Übrigen steht das Haus die meiste Zeit leer: Ideal für einen ungebundenen Herrn im besten Mannesalter«, fügte Gerkon mit einem Augenzwinkern hinzu. Dabei überreichte er seinem Gegenüber einen Metallbund mit zwei Schlüsseln. »Für die Haustür und den Keller«, erklärte er. Empetanes deutete eine...



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