E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Fraefel Praktiken professioneller Lehrpersonen (E-Book)
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-0355-1244-1
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Mit dem Aufbau zentraler Praktiken zu erfolgreichem Handeln im Unterricht
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-0355-1244-1
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.
Professionelle Lehrpersonen verfügen flexibel über zentrale Praktiken, die sie mit viel Erfahrung und Wissen aufgebaut und verinnerlicht haben, beispielsweise die wirkungsvolle Lernbegleitung, das Erkennen von Lernbedarf, das zielgerichtete Planen, das Moderieren von Gesprächen oder das Anleiten von produktiven Aktivitäten.
Auch angehende und wenig erfahrene Lehrpersonen unterrichten erfolgreicher, wenn sie ihre Praktiken kontinuierlich verbessern. So können sie den Unterricht zielführender gestalten und die Fortschritte ihrer Schülerinnen und Schüler bestmöglich unterstützen.
Dieses Arbeitsbuch für angehende und berufstätige Lehrpersonen beleuchtet zentrale Handlungsfelder des Lehrberufs, in denen Praktiken zum Einsatz kommen. Es bietet Hintergrundwissen und regt mit zahlreichen Vorschlägen zu Aktivitäten an. Es leitet an, die eigenen Erfahrungen zu überdenken, mit neuem Wissen anzureichern und dadurch die Praktiken nachhaltig professioneller zu gestalten.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Engagement hilft
Wer als Lehrperson besser werden will, engagiert sich. Zahllose Studien und Erfahrungen haben belegt, dass Fortschritte dann am wahrscheinlichsten sind, wenn sie mit Engagement angestrebt werden. Deshalb wird dieses Buch mehr Wirkung zeigen, wenn Sie den Willen entwickeln, etwas zu verändern und als Lehrperson besser zu werden. Dieses Buch macht dazu einen konkreten Vorschlag: Schauen Sie Ihre gegenwärtigen Praktiken an, verbessern Sie sie und setzen Sie sie gekonnt ein im Dienste Ihres beruflichen Erfolgs. 2. Dies ist kein Lehrbuch
Allen Lehrbüchern zur Lehrpersonenbildung ist gemeinsam, dass sie einen Wissensbestand verständlich strukturieren und zugänglich machen wollen. Ein Lehrbuch durchzuarbeiten, heisst, den Gedankengängen der Autorinnen und Autoren zu folgen und die Sachverhalte und Konzepte zu verstehen. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden. Dieses Buch jedoch strebt keinen vollständigen Überblick über relevantes Wissen an, auch wenn es zahlreiche Verweise, Zitate und Zusammenfassungen zu nützlichem Fachwissen enthält. Das Buch ist nicht als Konkurrenz zu anderen Quellen der Lehrpersonenbildung zu verstehen, im Gegenteil. Es knüpft an die Wissensbestände an, die den Studierenden und Lehrpersonen grundsätzlich auch andernorts zur Verfügung stehen. 3. Dies ist ein Arbeitsbuch
Dies ist also kein Lehrbuch, sondern ein Arbeitsbuch. Lesen allein reicht nicht. Zahlreiche Aufträge und Anregungen werden Sie auffordern, etwas zu tun, also aktiv zu werden. So rezipieren Sie nicht nur, Sie gestalten. Die Absicht ist immer, Sie anzuregen, dass Sie sich mit allem befassen, was Ihre Praktiken als Lehrperson verbessern kann. Überblättern Sie die gelb unterlegten «Aktivitäten und Anregungen» zur Verarbeitung nicht, sondern nehmen Sie sich dafür Zeit. Dieses Arbeitsbuch kann Sie vor allem dann weiterbringen, wenn Sie sich auf die Vorschläge einlassen und sich in gewisser Weise auch von ihnen leiten lassen. Am Ende längerer Abschnitte finden Sie solche «Aktivitäten und Anregungen». Und blättern Sie immer wieder zurück. Manches erhellt sich erst auf den zweiten oder dritten Blick, manche Zusammenhänge erkennen Sie erst im Nachhinein. 4. Tiefer graben
Eine produktive Auseinandersetzung geht über die Texte und Anregungen dieses Buchs hinaus. Fangen Sie mit den Impulsen etwas an. Ergreifen Sie die Initiative und recherchieren Sie weiter. So sind z. B. viele Konzepte nur in kurzen Zusammenfassungen dargestellt. Suchen Sie ausführlichere Beschreibungen und auch kontroverse Diskussionen. Identifizieren Sie Bezüge in den Skripten von Veranstaltungen oder in Lehrbüchern oder suchen Sie dazu Online-Quellen. Fragen Sie Fachleute – z. B. Dozierende oder kompetente Kolleginnen und Kollegen. Mit anderen Worten: Entwickeln Sie eine hohe kognitive Aktivität. 5. Keine Praktiken ohne Praxis!
Um Praktiken zu entwickeln, brauchen Sie Praxis. Verbinden Sie deshalb die Anregungen des Buches auch mit praktischer Tätigkeit in Schule und Unterricht – für Studierende v. a. in einem Schulpraktikum, aber auch in Anstellungen an einer Schule. Das Buch wird vor allem dann Wirkung zeigen, wenn Sie die Verbindungen in beide Richtungen herstellen – vom gedanklichen Vorbereiten in das praktische Handeln und umgekehrt: von der Erfahrung zum Nachdenken. Die Erfahrung ist eine sehr wichtige, ernstzunehmende Quelle. «Erfahrungen machen» ist mehr als blosses Handeln. Es geht auch darum, über das Handeln nachzudenken, es zu analysieren. «Analyse» bedeutet, das Erlebte zu befragen und daraus zu lernen: Wie konnte ich etwas umsetzen? Wie haben die Schülerinnen und Schüler reagiert? Hat es sie weitergebracht? Wann genau sind die Schwierigkeiten aufgetreten, und was könnte der Grund sein? Wie könnte ich eine verfahrene Situation deblockieren? Wie müsste ich es anders machen? usw. 6. Ein eigenes Handbuch schreiben
Gedanken sind flüchtig. Schreiben Sie sie auf und visualisieren Sie. Verwenden Sie dazu das Medium Ihrer Wahl; das kann ganz konventionell ein Heft oder ein leeres Notizbuch sein, oder eine Sammlung von losen Blättern, Ihr Tablet oder irgendein anderes digitales Medium. Schonen Sie auch das Buch nicht und schreiben Sie hinein. Wenn Sie zurzeit die Lehrpersonenbildung durchlaufen, verfassen Sie vielleicht ein Portfolio. Nutzen Sie dieses als Ablage für Notizen, Skizzen und Überblicke. Das Ziel ist Ihr eigenes Handbuch. Es enthält erfolgreiche Vorgehensweisen, bemerkenswerte Sachverhalte, interessante Befunde, die wesentlichen Erkenntnisse, Erfahrungen, Checklisten, Bezüge, Hinweise, Varianten, Folgerungen, Konzepte usw. zu Ihren Praktiken als Lehrperson. Und: Schreiben und gestalten Sie so, dass Sie es gerne wieder lesen würden. Schreiben und gestalten Sie so, dass Sie denken, es wird Ihnen später nützen und Sie anregen. 7. Verbinden Sie Erlebtes, Gelesenes und Gedachtes zu einem Cluster
Das Wissen zum Lehrberuf setzt sich aus sehr vielen Elementen zusammen. Es hat zwar hilfreiche Versuche gegeben, das Berufswissen zu ordnen (angefangen bei Shulman, 1986), was aber nichts an seiner Weitläufigkeit ändert. Letztlich nützt das Wissen nur, wenn die einzelne Lehrperson es in sich aufnimmt und es vielfältig verknüpft. Oder anders ausgedrückt: Nur internalisiertes Wissen kann beruflich wirksam werden. Die Wissensquellen sind einerseits Gelesenes und Gedachtes, anderseits auch Erlebtes, also bewusste Erfahrungen. Wie ein Schwamm all dieses Wissen aufzunehmen oder es wie ein Magnet anzuziehen, ist zwar sehr wichtig, aber es reicht nicht: Die Dinge müssen miteinander in Beziehung gesetzt werden, sie müssen verknüpft werden. Mit der Zeit entsteht zu einem Thema – z. B. «Informationen vermitteln» – ein Cluster mit zahlreichen zusammenhängenden Elementen. 8. Wiederholen und üben Sie
Eine plötzliche Einsicht oder ein einmaliges Aha-Erlebnis kann erhellend sein, aber es reicht nicht: Auch Wiederholen und Üben in der täglichen Praxis sind wichtig. Das gilt ganz besonders beim Lernen von Praktiken des Lehrberufs. Im Beruf variieren die Situationen immer ein wenig, und genau deshalb brauchen Sie viel Übung für das zweckmässige Handeln und Reagieren. So lernen Sie, auf wechselnde Situationen bestmöglich zu reagieren. Mehr noch: Machen Sie sich das Wiederholen und Üben zur festen Gewohnheit im Schulpraktikum oder im Berufsalltag. Greifen Sie gewisse Praktiken immer wieder auf, verbessern Sie sie, wie dies Fachleute in praktisch allen Berufen machen. Abbildung 1: Zyklischer Aufbau von Praktiken: Folgen Sie langsam der roten Linie. 9. Vernetzen Sie sich, kooperieren Sie
Wie in allen Berufen gibt es Netzwerke von Professionals oder solchen, die auf dem Weg dorthin sind. Diese zeigen sich gegenseitig, woran sie arbeiten, sie tauschen sich aus, fordern sich heraus («critical friends»), geben sich gegenseitig Feedbacks und Ratschläge, und sie sind hungrig nach Verstehen und Verbessern. Im Studium haben Studierende zahllose Gelegenheiten, sich gegenseitig zu unterstützen und auf einen höheren Level zu bringen. Gleiches gilt für Teams im Schulhaus. Machen Sie Professionalität zu einem Thema unter Peers. 10. Bleiben Sie kritisch
Man kann die Dinge immer auch anders sehen, und dies zumeist aus guten Gründen. In diesem Buch finden Sie Standpunkte und Argumente, aber keine abschliessenden Wahrheiten. Setzen Sie sich mit den Positionen kritisch auseinander. Auf Ihrem Weg zu professionellen Praktiken werden Sie die Standpunkte teilen oder kritisieren, Sie werden die Vorschläge aufgreifen oder zurückweisen, Sie werden die Passung zu Ihren Erfahrungen prüfen, Sie werden Ihre eigenen Schlüsse ziehen. Es gibt keine fixe Lehrmeinung zu Ihren professionellen Praktiken als Lehrperson. Es gibt aber sehr wohl ein klares Ziel: Entwickeln Sie Ihre professionellen Praktiken so, dass sie die Schülerinnen und Schüler in einem wertschätzenden Klima grösstmöglich unterstützen können. Weiterführende Informationen und Materialien Die Selbstbestimmungstheorie – oder: Was Motivationstheorien mit diesem Buch zu tun haben Je motivierter Sie sind, mit den Anregungen dieses Buchs zu arbeiten, desto mehr werden Sie profitieren. Aber wovon hängt es ab, ob wir motiviert sind? Erhellen könnte dies der folgende Exkurs über drei Komponenten, die zur Motivation beitragen. «Why we do what we do», so lautet der Titel eines Buchs des Motivationsforschers Edward Deci, der zusammen mit Richard Ryan die Selbstbestimmungstheorie entwickelt hat, eine der bedeutendsten Motivationstheorien der letzten 50 Jahre. Warum tun wir, was wir tun? Was treibt uns an? Motivationen sind oft undurchsichtig; sie nachzuvollziehen, ist nicht immer einfach. Unter den zahlreichen Erklärungen und theoretischen Modellen zur Motivation gibt es jedoch einen Ansatz, der einleuchtend und für die meisten Menschen plausibel ist, vor allem mit Blick auf schulisches Lernen: die Selbstbestimmungstheorie. Deren zentrale Aussagen sind hier sehr kurz zusammengefasst. Gemäss den beiden Forschern Edward Deci und Richard Ryan kommt...