E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Fossen Gefährliche Erinnerung
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-5398-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5398-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Leigh ist verzweifelt. Sie hat ihr Gedächtnis verloren und kann sich noch nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern - geschweige denn an den sexy Fremden, der behauptet, ihr Ehemann zu sein. Gabe Sanchez hat sie aus dem Lake Pontchartrain gerettet, nachdem jemand versucht hatte, sie umzubringen. Aber kann sie ihm allein deshalb vertrauen? Und ist er wirklich FBI-Agent? Sicher weiß sie nur, dass er eine überaus starke erotische Anziehungskraft auf sie ausübt - weshalb sie ihm besser aus dem Weg gehen sollte. Doch als ihr erneut ein Killer auf den Fersen ist, muss sie gemeinsam mit Gabe fliehen...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Man wollte sie töten.
Sie war im Wasser aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht. Kaltes, tiefes, dunkles Wasser. Es war über ihr, neben ihr, um sie herum. Erstickte sie.
Entsetzen durchzuckte sie. Hektisch versuchte sie zu schwimmen. Unmöglich. Hände und Füße waren gefesselt. Wasser drang ihr in Mund und Nase. Ihre Kehle schnürte sich zusammen. Schmerzte heftig. Ihr Herz hämmerte, als würde es gleich zerspringen.
Jemand hatte sie hierher gebracht. Aber wer? Sie konnte sich nur noch undeutlich an eine Brücke über Wasser erinnern. Kein Gesicht. Kein Name. Nur jemand, der offensichtlich ihren Tod wollte.
Zentimeter um Zentimeter sank sie tiefer. Sie kämpfte gegen das Verlangen an, aufzugeben, die Augen zu schließen, das Leben loszulassen, damit der Schrecken ein Ende hatte. Nein. Sie würde nicht aufgeben. Konnte nicht. Gott, sie wollte nicht sterben.
Sie wand sich, benutzte den letzten Rest Atemluft bei dem Versuch, nicht noch tiefer zu sinken. Erfolglos. Bald berührten ihre Füße den schlammigen Grund.
Sie sah den Mann nicht, bevor er den Arm um sie schlang, aber sie fühlte seinen festen Griff. Hoffnung. Hoffnung keimte in ihr auf, klammerte sich an diesen Mann.
Er verhinderte, dass der Schlamm sie verschluckte, und zog sie Richtung Wasseroberfläche. Sie versuchte, ihn zu unterstützen, aber Füße und Hände waren immer noch gebunden. Trotz aller verzweifelten Bemühungen bekam sie sie nicht frei.
Doch irgendwie gelang es ihm, sie beide aus dem Wasser zu holen, sie ans modrige Ufer zu schleppen. Und dann küsste er sie. Zumindest dachte sie das, bis sie fühlte, wie ihr Luft in den Mund geblasen wurde. Nein, kein Kuss. Mund-zu-Mund-Beatmung.
„Alles okay“, sagte der Mann. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben.“
Er kniete sich neben sie und löste mit wenigen schnellen Handgriffen ihre Fesseln. Dabei schaute er sich ständig um, als suche er etwas.
Nicht etwas, begriff sie.
Jemand.
Es war durchaus möglich, dass ihr Peiniger zurückkehrte, um seine Arbeit zu vollenden.
Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schock. Ihre Zähne begannen aufeinander zu schlagen. Sie fing an zu zittern. Ihr war kalt, sie war nass, und schlagartig überfielen sie massive Kopfschmerzen. Ihr tat alles weh. Immerhin lebte sie. Das hatte sie diesem Mann zu verdanken.
Er beugte sich über sie, um ihre Stirn zu untersuchen. Im letzten Tageslicht konnte sie sein entschlossenes Gesicht sehen. Kannte sie ihn?
Nein.
Es war ein Fremder.
„Sie haben mir das Leben gerettet“, brachte sie mühsam hervor.
Wasser tropfte von ihm auf ihr Gesicht, und mit der gleichen Sanftheit wie bei der Untersuchung ihrer Stirn wischte er ihr die Tropfen von der Wange.
„Ja, das habe ich.“ Er murmelte undeutlich etwas vor sich hin. Auf Spanisch. Und er schüttelte den Kopf. „Ich könnte dich übers Knie legen für das, was du da durchgezogen hast. Aber darauf kommen wir später zurück.“
Sie verstand nicht, was er meinte. Durchgezogen? Bestimmt hatte sie nicht darum gebeten, ins Wasser geworfen zu werden. Oder? Nein, da war sie sich sicher. Sie hatte keinen Selbstmordversuch unternommen. Sie hatte um ihr Leben gekämpft.
„Wer sind Sie?“, fragte sie.
Ein seltsamer Ausdruck zuckte in seinen Augen auf. „Was zum Teufel meinst du damit? Und wieso siezt du mich die ganze Zeit?“
„Ich möchte gern Ihren Namen wissen“, beharrte sie.
Er hockte sich auf die Fersen und bedachte sie mit finsterem Blick. „Was für ein geschmackloses Spielchen soll das jetzt sein?“ Sie konnte gerade abwehrend den Kopf schütteln, da fuhr er schon fort. „Glaub mir, es wird nicht funktionieren!“ Mit jedem Wort wurde er lauter. „Ich will Antworten. Ich habe ein Recht auf Antworten.“
„Ich hätte auch gern Antworten. Zum Beispiel, dass Sie mir sagen, wer Sie sind.“
„Gabe“, stieß er hervor. „Aber das weißt du.“
Nein, sie wusste es nicht. Sie schob sich mit den Fingern das nasse Haar aus den Augen. Wenn doch nur diese fürchterlichen Kopfschmerzen nachlassen würden … Sie konnte kaum denken.
„Gabe Sanchez“, fügte er nach einem kurzen Moment hinzu.
„Nun, vielen Dank, Mr. Sanchez, dass Sie mich gerettet haben. Ich war drauf und dran, mit dem Leben abzuschließen.“
Er saß da, und ihm lief immer noch das Wasser übers Gesicht. Es schien es nicht wahrzunehmen, ebenso wenig seine klatschnasse Kleidung. Nichts um sie herum schien er wahrzunehmen. Nichts außer ihr. Er betrachtete sie durchdringend.
„Du wärst tot, wenn ich nicht hier gewesen wäre“, versicherte er ihr. „Irgendjemand hat auf dich geschossen, dann wurdest du ohnmächtig geschlagen und in den See geworfen.“
Sie starrte ihn entsetzt an. „Man hat auf mich geschossen?“
„Sieht so aus. Es ist nur ein Kratzer, aber zusammen mit der dicken Beule müsstest du eigentlich böse Kopfschmerzen haben.“
Müsstest? Sie hatte böse Kopfschmerzen.
„Wer war das?“, wollte er wissen. „Wer hat versucht, dich umzubringen?“
Er schien wütend auf sie zu sein, und sie hatte keinen blassen Schimmer, warum. Noch schlimmer, sie begriff eigentlich gar nichts. Wer hatte sie töten wollen? Und wer war dieser Fremde, der all diese Fragen beantwortet haben wollte?
„Ich weiß es nicht.“ Vorsichtig berührte sie ihre Stirn. Als sie die Hand zurückzog, klebte Blut an den Fingern. Sie war verletzt, konnte sich aber nicht erinnern, wie es geschehen war. „Haben Sie jemand gesehen, bevor Sie sich ins Wasser stürzten?“
„Nur einen Wagen, der mit hoher Geschwindigkeit davonraste. Das Nummernschild konnte ich nicht erkennen.“ Wachsam schaute er sich wieder um. „Als ich Luftblasen aufsteigen sah, bin ich hineingesprungen.“
Gott sei Dank, dass er es getan hat, dachte sie, sonst wäre ich bereits tot. „Wo sind wir?“
„Am Lake Pontchartrain.“ Er kniff die Augen halb zusammen und blickte sie an. „Willst du mir wirklich erzählen, du weißt es nicht?“
Sie blickte sich um. Sie sah nur die Sonne, die gerade an einem ganz gewöhnlichen See unterging. Ansonsten kam ihr nichts bekannt vor. „Sind wir in der Nähe von Houston?“
„Houston? Wir befinden uns am Rand von New Orleans!“
Du lieber Himmel. Darauf wäre sie im Leben nicht gekommen. Was zum Teufel machte sie hier?
„Du erinnerst dich wirklich nicht?“, fragte er.
„Nein.“ Es war die einzige Antwort, der sie sich sicher sein konnte.
„Also gut, versuchen wir etwas Einfacheres. Welchen Tag haben wir heute?“
Wieder versuchte sie sich zu konzentrieren. „Irgendwann im Juni?“
Geräuschvoll stieß er den angehaltenen Atem aus. „Nicht ganz. Wir haben den zwölften August. Okay. Nun eine Frage, die niemand falsch beantworten kann. Wie heißt du?“
Sie öffnete den Mund, aber es fiel ihr nicht ein. Beim besten Willen nicht. Ihr Gehirn war wie leer gefegt.
Nun sah er sie aufrichtig besorgt an. „Du weißt nicht einmal deinen Namen?“
Sie schüttelte den Kopf, versuchte die Benommenheit zu vertreiben. „Ich habe keine Ahnung.“ Und das war die Wahrheit. Sie wusste überhaupt nichts.
Panik stieg in ihr auf. Dies musste ein Traum sein. Ja, ein Traum. Das war die einzige logische Erklärung. Ein absolut entsetzlicher Albtraum. Sicher würde sie gleich aufwachen und sich wieder an alles erinnern. Wer weiß, vielleicht befand sie sich nicht einmal an diesem See, sondern lag gemütlich zu Haus in ihrem eigenen Bett!
Wo immer dieses Zuhause auch sein mochte.
Sie zwinkerte einige Male, versuchte ein anderes Bild vor ihrem Auge erstehen zu lassen, aber der Albtraum war immer noch da. Und Gabe Sanchez auch. Er starrte sie an, in seinen dunklen misstrauischen Augen las sie die Frage, ob sie ihm nicht etwas vormachte.
Noch immer den schlammigen Seewassergeschmack im Mund, schloss sie die Augen und überließ sich willenlos dem Traum.
Stimmen weckten sie. Sie schnappte ein paar Worte auf, aber die meisten ergaben keinen Sinn. Philip. Frank Templeton. Sanchez.
Gabe Sanchez.
Der Mann, der sie gerettet hatte. Es waren mindestens noch zwei weitere Stimmen zu hören. Ein Mann und eine Frau. Alle drei sprachen mit gesenkten Stimmen, aber sie schienen sich zu streiten.
Sie zwang sich die Augen zu öffnen, zuckte aber zusammen, weil sie in grelles Licht blickte. Ein heftiger Schmerz fuhr ihr durch den Kopf. Sie war benommen, fast wie betrunken, aber schließlich schaffte sie es, das Trio nahe dem Eingang deutlich zu sehen: Sanchez, eine attraktive Frau mit hochgestecktem dunklem Haar und ein großer blonder Mann.
Die Frau trug ein unauffälliges Kostüm, der Mann einen Anzug im gleichen gedeckten Farbton. Sanchez nichts dergleichen. Er hatte eine ausgeblichene Jeans, ein schlichtes weißes T-Shirt an. Aus einem Schulterhalfter ragte ein Pistolengriff. An seinem Gürtel war ein Pager befestigt.
Sie warf einen Blick auf ihre eigene Kleidung. Jemand hatte ihr grüne OP-Kleidung angezogen. Und sie lag auf einer fahrbaren Krankentrage.
„Ich bin nicht auf der Intensivstation“, sagte sie zu sich. „Und auch nicht in einer Notaufnahme.“
Es sah eher aus wie ein riesiger Vorratsraum. Mit mehreren Metallregalen, voll gestellt mit Kartons. Am anderen Ende des Raums ein einziges Fenster, dessen Läden geschlossen waren. So konnte sie nicht sagen, ob es Tag...




