E-Book, Deutsch, 448 Seiten
Fortune Dieser Sommer wird anders
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32506-0
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman. „This Summer Will Be Different“ - Die neue knisternde Summer-Romance der Bestsellerautorin
E-Book, Deutsch, 448 Seiten
ISBN: 978-3-641-32506-0
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sonnendurchflutete Buchten, rostfarbene Klippen, wogendes Dünengras. Normalerweise löst der Anblick von Prince Edward Island Glücksgefühle in Lucy aus. Doch diesmal ist sie notgedrungen ihrer besten Freundin gefolgt, die neun Tage vor ihrer Hochzeit auf die kanadische Insel geflüchtet ist. Lucys Mission steht fest: Bridget durch die Krise helfen und sie so schnell wie möglich zurück nach Toronto bringen. Und Bridgets Bruder Felix nicht zu nahe kommen. Doch als sie das erste Mal wieder in seine gletscherblauen Augen blickt, schwindet plötzlich ihre Willenskraft. Lucy wird von Erinnerungen überfallen, bei denen ihr heiß wird: an sonnige Tage am Strand und leidenschaftliche Nächte. An Felix‘ Grübchen und die magisch wirkende Anziehungskraft zwischen ihnen. Und an ein Versprechen, das sie geschworen hat, um jeden Preis zu halten. Lucys Entschluss steht fest: Dieser Sommer wird anders. Diesen Sommer werden sie und Felix der Versuchung widerstehen.
Wollen Sie noch mehr Sehnsucht, Sonnenschein und Nostalgie von der Bestsellerautorin? Lesen Sie auch »Fünf Sommer mit dir« und »Nächsten Sommer am See«!
Carley Fortune ist eine preisgekrönte kanadische Journalistin. Ihr Debütroman »Fünf Sommer mit dir« über eine unvergessene Jugendliebe an einem kanadischen See eroberte sofort die Bestsellerlisten der »New York Times«, »Sunday Times«, »Globe and Mail« und des »Toronto Star«. Carley Fortune denkt so gern an die Sommer ihrer Kindheit in dem idyllischen Ort Barry’s Bay zurück, dass sie ihn unbedingt zum Schauplatz ihrer wunderschönen Liebesgeschichte machen musste. Sie lebt mit ihrer Familie in Toronto.
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PROLOG
Sommer, fünf Jahre zuvor
Ich schirmte mit den Händen die Augen ab, damit ich den Anblick in mich aufsaugen konnte. Die sonnendurchflutete Bucht. Wasser, das saphirblau unter den rostfarbenen Klippen glitzerte. Seetang, der in knotigen Nestern auf einem Streifen Sandstrand lag. Ein Restaurant mit Holzverkleidung. Hummerreusen auf einem Haufen. Ein Mann in Anglerhose.
Der Geruch von Meeressole erfüllte meine Nase, und ich hörte das leise Plätschern eines schaukelnden Fischerboots. Die salzige Brise erfasste mein Kleid und ließ es um meine Waden flattern. Auf meinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Es war alles genau so, wie ich mir meinen ersten Prince-Edward-Island-Urlaub vorgestellt hatte – bis auf ein entscheidendes Detail. Bridget hatte ihren Flug verpasst. Aber ich war hier. Und ich war hungrig.
Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen angepasst hatten, als ich Shack Malpeque betrat. Das kleine Mädchen mit den roten Zöpfen und dem Strohhut fiel mir sofort auf. Sie saß an einem Tisch am Fenster, und während ihr älterer Bruder den Muschelzüchtern auf dem Wasser zusah, stibitzte sie sich eine dicke Fritte von seinem Teller. Als sie meinen Blick bemerkte, biss sie herzhaft hinein, und ich gab ihr einen Daumen hoch.
»Deine Probleme werden dir kleiner vorkommen, wenn wir erst einmal auf der Insel sind«, hatte mir Bridget gestern noch versprochen. Ich hatte am Küchentisch in unserer Wohnung gekauert und die Stirn auf der Granitplatte abgelegt. Sie hatte mir den Rücken gerieben. »Hör nicht auf deine Eltern. Du schaffst das schon, Bee.«
Bridget nannte mich nie bei meinem richtigen Vornamen. Für die meisten Menschen in meinem Leben war ich Lucy Ashby, außer für meine beste Freundin. Für Bridget war ich Bee.
Nun stand ich in dem kleinen Insel-Strandrestaurant, das für seine frischen Austern bekannt war, neben dem Empfangstisch und einem Schild mit der Aufschrift LASS SIE DIR KNACKEN, und der Geruch von Malzessig in der Luft ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die zusammengewürfelten Holztische waren voll besetzt, und niemand sah so aus, als wollte er gleich zahlen. Es war eben genau so ein Tag.
Als ich schon wieder gehen wollte, bemerkte mich eine Kellnerin mit grau meliertem Haar, die gerade drei Teller mit Hummerbrötchen auf dem Arm balancierte.
»Setz dich an die Bar, Süße«, rief sie mir zu, und ich drehte mich um und entdeckte eine Reihe leerer Hocker hinter mir.
Und ihn.
Er stand auf der anderen Seite der Theke, den Kopf leicht nach unten geneigt, und knackte Austern. Von der Kraftanstrengung spannte sein weißes T-Shirt an Armen und Schultern. Seine Haare waren eine Nuance dunkler als meine – tiefes Schokoladenbraun, dicht und wellig –, kurz genug, dass es ihm nicht die Sicht versperrte, aber lang genug, um ihm lässig in die Stirn zu fallen. Der Drang, meine Finger darin zu vergraben, war stark.
Ich beobachtete, wie sich sein Unterarm anspannte, als er ein kleines Messer mit Holzgriff in eine der Austern bohrte, und sah zu, wie sich sein Handgelenk beim Aufbrechen der Auster leicht verdrehte. Er wischte die Klinge an einem gefalteten Geschirrtuch ab und führte sie dann einmal durch die Mitte der Schale. Der obere Teil wurde zur Seite geschoben. Ein letztes Schnipsen mit dem Messer, dann legte er die Auster auf ein Bett aus zerstoßenem Eis.
Als ich näher kam, war er gerade dabei, das Messer erneut abzuwischen. Doch anstatt es in die nächste Auster zu stecken, hielt er inne und blickte zu mir auf.
Beinahe wäre ich gestolpert. Seine Augen waren von einem intensiven Eisbergblau, das durch seine gebräunte Haut noch strahlender hervorstach. In der Mitte seines Kinns befand sich eine kleine Vertiefung. Sein Gesicht war seit mindestens zwei Tagen nicht mehr mit einem Rasierer in Kontakt gekommen, und es war eine Verkörperung von Kontrasten. Kräftiger Kiefer. Weiche rosa Lippen, unten voller als oben. Die hellen Augen waren von schwarzen Wimpern umrandet.
Unsere Blicke trafen sich nur eine Sekunde, doch ich sah ihn, und er sah mich, und in diesem Wimpernschlag passierte etwas zwischen uns.
Eine Ahnung. Eine Sehnsucht. Ein Verlangen.
.
Mein Puls rauschte laut und eindringlich in meinen Ohren, und all die Last der Sorgen, Ängste und des schlechten Gewissens, die ich mit mir herumschleppte, seit ich meinen Eltern von der Kündigung meines Jobs erzählt hatte, glitt mir wie Seide von den Schultern.
Er machte sich direkt wieder an die Arbeit und beachtete mich nicht weiter, als ich mir einen Hocker heranzog. Doch ich konnte den Blick nicht von seinen Händen wenden, während er mit unglaublicher Geschwindigkeit eine Auster nach der anderen aus ihrer Schale befreite. Nachdem er ein ganzes Duzend geöffnet hatte, stellte er die Platte am Ende der Bar ab.
Dann trafen sich unsere Blicke erneut, und einen Moment lang starrten wir uns gegenseitig an. In seinen hellen Augen lag Vorsicht. Eine Sekunde lang sah ich Traurigkeit in ihnen aufflackern, aber gerade als ich mich fragen wollte, woher sie wohl kam, war sie auch schon wieder verschwunden. Bei näherer Betrachtung konnte ich erkennen, dass seine rechte Iris einen winzigen braunen Fleck unterhalb der Pupille aufwies. Ein perfekter Makel.
Plötzlich erschien es mir nicht mehr so tragisch, dass Bridget unseren Flug verpasst hatte. Es fühlte sich wie Schicksal an. Dies war ohne Frage der heißeste Typ, den ich je gesehen hatte.
»Hungrig?«, fragte er.
»Am Verhungern«, antwortete ich, und ich glaubte, seine Lippen kurz zucken zu sehen.
»Wo kommst du her?« Seine Stimme war tief und so trocken wie Birkenrinde. Sein Akzent war stärker als der von Bridget.
»Woher willst du denn wissen, dass ich nur zu Besuch hier bin? Ich könnte doch auch von der Insel sein.«
Er hielt meinem Blick stand. Wieder eine Verbindung. Wie über einen Draht unter Spannung. Sein Blick wanderte zu meinem kupferbraunen Haar, das am Kopf zu einem Kranz geflochten war, und dann zu meinem Outfit. Seine Braue ging leicht nach oben. Als ich meine Urlaubsgarderobe plante, hielt ich den romantisch-verträumten Stil des Kleides – schulterfrei und oversized aus rot-weißem Vichy-Karo-Stoff – für den Anlass durchaus passend. Anne auf Green Gables mit einem modernen Twist. Aber vielleicht waren die Puffärmel doch ein wenig übertrieben.
Er zuckte mit der Schulter, eine Geste, die mir irgendwie bekannt vorkam. »Die Inselbewohner hier tragen eher selten Tischtücher«, sagte er unberührt, während die Kellnerin hinter ihn trat und ihm mit einem missbilligen Zungenschnalzen auf die Schulter klopfte. Ich strich stirnrunzelnd mit den Händen über den Baumwollstoff meines Kleides und zupfte den Ausschnitt zurecht.
Er nahm eine weitere Auster in die Hand, und nachdem er sie geknackt hatte, sagte er: »Aber es ist ein schönes Tischtuch.«
»Das hoffe ich doch. Dieses Tischtuch hätte beinahe meinen Dispo gesprengt.«
»Kümmere dich nicht um ihn, Süße«, sagte die Kellnerin, als sie zwei Teller mit paniertem Schellfisch aus der Küchendurchreiche nahm. »Er ist ein bisschen eingerostet. Denkt, er kommt allein mit seinen Augen durch. Aber Frauen wissen Manieren zu schätzen, das sage ich ihm immer wieder.«
Ich lachte. Bei diesem Klang wanderte sein Blick wieder zu mir, und ich spürte es erneut. Wie ein Blitz den Rücken hinunter.
»Ist es das, was Frauen zu schätzen wissen? Manieren?« Seine Stimme klang tief, streifte sanft über mein Schlüsselbein und die Schultern.
Ich kannte diesen Tonfall. Ein Flirt. Es war subtiler, als ich es gewohnt war – ohne die unverhohlenen Anmachsprüche und die »Du kannst mir sowieso nicht widerstehen«-Prahlerei –, aber es war da. Eine Einladung zum Spielen. Das Stichwort eines Szenenpartners in einem Impro-Theater. Flirten konnte ich, darin war ich gut. Meine Lippen kribbelten; seine verzogen sich auf einer Seite zu einem Grinsen.
»Ich weiß nicht, wie es bei anderen Frauen ist, aber diese Frau hier würde eine Speisekarte zu schätzen wissen.« Ich beugte mich etwas zu ihm vor. »Bitte.«
»Das lässt sich machen.«
Aber er kam meiner Bitte nicht nach. Stattdessen rieb er ein Stück frischen Meerrettich, der mir in der Nase kitzelte, und legte ihn zusammen mit zwei Zitronenspalten in die Mitte eines Rings aus Austern. Dann stellte er den Teller und eine Flasche scharfe Soße vor mich hin. Sechs glänzende Malpeques.
»Die gehen auf mich.«
»Echt?«
Er lief die Bar entlang. Der Saum seiner dunkelblauen Jeans war umgeschlagen, und er trug schwarz-weiß karierte Vans. Ich betrachtete seinen Bizeps, als er ein Bier zapfte. Dann stellte er das eisgekühlte Glas vor mich hin.
»Hier, bitte …?« Er verstummte und sah mich fragend an.
»Lucy.«
»Hier, bitte, .«
»Danke …?« Ich wies fragend auf ihn.
Er sah mir in die Augen und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, als müsste er erst überlegen, bevor er mir eine Antwort gab. »Felix«, sagte er schließlich.
»Ich bin normalerweise keine große Biertrinkerin, Felix.«
»Das ist ein Blueberry Ale, das hier auf der Insel gebraut wird. Probier es mal.«
Ich nahm einen Schluck. Es war eiskalt und schmeckte leicht säuerlich.
»Danke.« Ich stellte das Glas wieder ab. »Und du hattest recht – ich bin wirklich nicht von hier. Ich lebe in Toronto«, sagte ich und griff nach einer...