Forester | Leutnant Hornblower | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 326 Seiten

Reihe: Hornblower

Forester Leutnant Hornblower

Roman
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-10-402689-3
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 2, 326 Seiten

Reihe: Hornblower

ISBN: 978-3-10-402689-3
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Klassiker unter den Seefahrerepen: Horatio Hornblowers zweites Abenteuer. Der junge Leutnant Hornblower nimmt an Bord der ?Renown? Kurs auf Westindien. Gefahr droht ihm nicht nur von den feindlichen Truppen Napoleons, auch sein despotischer Kapitän stellt ihn auf die Probe. Als dieser die Mannschaft in den Untergang zu führen droht, ist es an Hornblower das Ruder noch einmal herumzureißen ... Der zweite Band der berühmten Romanserie um Horatio Hornblower, einem Meilenstein der maritimen Literatur, ist ein großes Seeabenteuer und ein Lesevergnügen, das bereits Generationen von Lesern begeistert hat.

C.S. (Cecil Scott) Forester wurde 1899 in Kairo geboren und studierte in England Medizin. Bald wandte er sich der Literatur zu und schuf den Zyklus seiner berühmten Seeabenteuerromane um Horatio Hornblower. Während des Zweiten Weltkrieges ging Forester nach Hollywood, wo er 1966 starb.
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1 LEUTNANT BUSH


Leutnant William Bush kam an Bord HMS Renown, als das Schiff auf dem Hamoaze vor Anker lag, und meldete sich beim Wachhabenden Offizier. Der war ein großer, fast hagerer junger Mensch mit hohlwangigem Gesicht und einem melancholischen Zug um die Augen. Der Uniformrock schlotterte ihm um den Leib, als wäre er im Dunkeln hineingeschlüpft und hätte noch keine Zeit gehabt, ihn zurechtzuziehen.

»Ich freue mich, Sie an Bord begrüßen zu können, Sir«, sagte der Wachhabende. »Mein Name ist Hornblower, der Kommandant ist an Land, der Erste Offizier ist vor zehn Minuten mit dem Bootsmann nach vorn gegangen.«

»Besten Dank«, sagte Bush.

Sein Blick wanderte voll Spannung und Neugier über das bunte Getriebe der verschiedenen Arbeitsgruppen, die die Aufgabe hatten, das Schiff für große Fahrt in fremden Gewässern auszurüsten.

»Heda! Die Leute an den Stagtaljen! Vorsichtig! Nicht so wild! Belegen!« Hornblower schrie über Bushs Schultern hinweg. »Mr. Hobbs, passen Sie gefälligst auf, was Ihre Leute dort machen!«

»Aye, aye, Sir«, gab dieser mürrisch zurück.

»Mr. Hobbs, kommen Sie einmal zu mir her!«

Ein rundliches Mannsbild, dem ein dicker grauer Zopf im Nacken hing, kam mit schlingernden Schritten auf das Fallreep zu, wo Bush und Hornblower standen. Als er zu Hornblower aufsah, mußte er blinzeln, weil ihm die Sonne in die Augen schien. Ihr grelles Licht fiel auf den sprießenden grauen Stoppelbart, der die Wülste seines Kinns bedeckte.

»Mr. Hobbs«, sagte Hornblower ganz ruhig und doch mit so viel verhaltenem Nachdruck, daß Bush überrascht aufhorchte, »Sie wissen ganz genau, daß das Pulver vor Dunkelwerden an Bord sein muß. Lassen Sie also gefälligst diesen Ton, wenn Sie auf einen Befehl antworten. Wie wollen Sie Ihre Leute zur Arbeit anhalten, wenn Sie selbst zu erkennen geben, daß Sie keine Lust haben? Gehen Sie wieder nach vorn und kümmern Sie sich um Ihre Aufgabe!«

Hornblower hielt sich beim Sprechen etwas vorgebeugt, seine hinter dem Rücken verschränkten Hände schienen als Gegengewicht für das vorgestreckte Kinn zu dienen. Gemessen an der schneidenden Schärfe seiner Worte, wirkte diese Haltung geradezu zwanglos, obwohl er so leise sprach, daß ihn nur Bush und der Angeredete selbst verstanden.

»Aye, aye, Sir«, sagte Hobbs und wandte sich zum Gehen. Bush stellte gerade im stillen fest, daß dieser Hornblower den Teufel im Leibe haben müsse, als er seinem Blick begegnete und zu seiner Überraschung entdeckte, daß es in der schwermütigen Tiefe dieser Augen humorig blinkte und geisterte. Da blitzte die Erkenntnis in ihm auf, daß dieser scharfe junge Leutnant in Wirklichkeit alles andere war als scharf, und daß die Entrüstung in seinen Worten von eben gar nicht echt gewesen war – es schien fast, als hätte sich Hornblower dabei in einer fremden Sprache auszudrücken versucht.

»Wenn die Kerle einmal die Lust verlieren, kann man nichts mehr mit ihnen aufstellen«, erklärte Hornblower. »Dieser Hobbs ist der Schlimmste von allen – nennt sich zwar Feuerwerker, ist aber keinen Pfifferling wert, eine richtige Niete.«

»So«, sagte Bush.

Die schauspielerische Verstellungskunst des jungen Leutnants machte Bush im ersten Augenblick argwöhnisch. Wie sollte man einem Mann Vertrauen schenken, der sich so wütend stellen konnte und im nächsten Augenblick wieder ganz gleichmütig war? Aber es ging nicht anders, das lustige Zwinkern dieser braunen Augen forderte die offenen blauen Augen seines Gegenübers gleich zu einer verständnisinnigen Antwort heraus. Bush fühlte sich stark zu Hornblower hingezogen, aber er war von Natur ein vorsichtiger Mann und verstand es daher, diese Regung sofort zu zügeln. Man hatte schließlich eine lange Reise vor sich, und da bot sich sicher noch genug Gelegenheit, ein besser begründetes Urteil über den Mann zu gewinnen. Einstweilen hatte er nur das Gefühl, daß er von dem anderen neugierig gemustert wurde. Offenbar hatte dieser schon eine Frage auf den Lippen, und es war auch für Bush nicht schwer zu erraten, worauf sie abzielte. Der nächste Augenblick zeigte ihm schon, daß er sich nicht geirrt hatte.

»Welches Datum hat Ihr Patent?« fragte Hornblower.

»Juli 96«, sagte Bush.

»Danke«, gab Hornblower so wenig mitteilsam zurück, daß Bush an ihn die gleiche Frage richten mußte.

»Und das Ihre?«

»August 97«, sagte Hornblower. »Sie sind rangälter als ich, Sie sind auch älter als Smith – er hat Januar 97.«

»Dann sind Sie also der jüngste Leutnant an Bord?«

»Ja«, sagte Hornblower.

Sein Benehmen verriet zwar nicht die geringste Enttäuschung darüber, daß sich der Neue als rangälter erwiesen hatte, aber Bush konnte sich seine Gefühle nur zu gut vorstellen. Er wußte ja aus eigener Erfahrung, was es hieß, jüngster Leutnant auf einem Linienschiff zu sein.

»Sie sind also im Dienstalter der dritte«, fuhr Hornblower fort, »Smith ist der vierte, und ich bin der fünfte.«

»Also Dritter«, wiederholte Bush halb im Selbstgespräch.

Jeder junge Leutnant verstand sich darauf, Zukunftsträume zu spinnen, auch wenn er so wenig Phantasie besaß wie unser Bush. Eine Beförderung lag zum mindesten theoretisch im Bereich der Möglichkeiten; die Raupe Leutnant konnte sich eines Tages in einen stolzen Schmetterling, Kapitän genannt, verwandeln, wobei es ihr sogar zuweilen gelang, das Puppenstadium des Commanders zu überspringen. Ohne Zweifel kam es manchmal vor, daß ein Leutnant befördert wurde, aber dann konnte man immer sicher sein, daß er im Parlament oder bei Hof mächtige Freunde besaß, es sei denn, er hätte das unwahrscheinliche Glück gehabt, irgendeinem hohen Admiral vorteilhaft aufzufallen und diesem Admiral gerade dann zu unterstehen, wenn eine Stelle frei wurde. Die meisten Kapitäne der Rangliste verdankten ihre Beförderung irgendeinem solchen Glückszufall. Gelegentlich kam es allerdings sogar vor, daß sich ein Leutnant seine Beförderung wirklich selbst verdiente – oder daß sich wenigstens eigenes Verdienst und eine Portion Glück dazu die Hand reichten –, wie es eben der blinde Zufall wollte. Zeichnete sich zum Beispiel ein Schiff in einem Gefecht von historischer Bedeutung besonders ruhmvoll aus, dann konnte man unter Umständen erleben, daß der älteste Leutnant zum Kapitän befördert wurde (was seltsamerweise als Auszeichnung des Kommandanten galt). Und wenn der Kommandant in einem Gefecht fiel, dann genügte schon eine leidliche Bewährung, um dem ältesten überlebenden Leutnant, der für den Ausgefallenen eingesprungen war, Nachfolge und Beförderung zu sichern. Auch eine schneidige Bootsunternehmung, ein kühnes Landungsmanöver, konnte dem Leutnant, der dabei die Führung hatte – dem rangältesten, wohlgemerkt! –, den ersehnten Aufstieg bringen. Immerhin, es gab Gelegenheiten, wenn sie auch, weiß Gott, reichlich dünn gesät waren.

Aber diese an sich schon geringen Aussichten kamen wiederum vor allem dem ältesten der Leutnants, dem Ersten Offizier, zugute, für die jüngeren boten sie sich natürlich doppelt selten. So kam es, daß sich kein Leutnant dazu versteigen konnte, von einer Beförderung zum Kapitänsrang mit seinen sicheren Einkünften, seinem Ansehen, seinen reichen Prisengeldern zu träumen, ohne alsbald bei nüchternen Erwägungen über sein Rangdienstalter als Leutnant zu enden. Wurde die Renown während ihrer gegenwärtigen Indiensthaltung in Gewässer entsandt, wo es keinen Admiral gab, der Bush irgendeinen Günstling vor die Nase setzen konnte, dann hatte er fortan nur noch zwei Vorderleute, die ihn von dem aussichtsreichen Rang des ältesten Leutnants trennten. Selbstverständlich gingen Bush diese Dinge durch den Kopf, ebenso selbstverständlich dachte er keine Sekunde daran, daß der Mann, mit dem er sprach, sogar mit zweimal so vielen Vorderleuten rechnen mußte.

»Immerhin, wir gehen nach Westindien«, sagte Hornblower philosophisch. »Da gibt es Gelbes Fieber, Faulfieber, Hurrikane, Giftschlangen, schlechtes Wetter, tropische Hitze – und zehnmal mehr Gelegenheiten, ins Gefecht zu kommen, als in der Kanalflotte.«

»Das stimmt«, pflichtete ihm Bush bei.

Leutnants mit drei und vier Jahren Dienstzeit und mit ihrer jugendlichen Vorstellung von der unendlichen Ferne des Todes konnten eben auch den Gefahren des Dienstes in Westindien mit gelassenem Gleichmut entgegensehen.

»Kommandant hat abgelegt«, meldete der Fähnrich der Wache voll Diensteifer.

Hornblower nahm den Kieker ans Auge und richtete ihn auf das näherkommende Werftboot.

»Richtig«, sagte er. »Laufen Sie nach vorn und melden Sie es Mr. Buckland. Bootsmannsmaate! Fallreepsgäste! Los dafür!«

Kapitän Sawjer trat durch die Fallreepspforte, grüßte mit der Hand am Hut zum Achterdeck und sah sich argwöhnisch um. Gewiß, das Schiff befand sich in einem greulichen Durcheinander, aber das war bei den letzten Vorbereitungen für ein längeres Auslandskommando nur natürlich und bot Sawjer kaum Veranlassung, seine Blicke so unstet und verkniffen bald da-, bald dorthin zu senden, wie er es jetzt tat. Er hatte ein grobgeschnittenes Gesicht mit vorspringender Hakennase, die sich sichernd nach allen Richtungen wandte, als er nun auf dem Achterdeck stand. Jetzt fiel sein Auge auf Bush; der trat auf ihn zu und meldete sich.

»Sie sind also während meiner Abwesenheit an Bord gekommen, nicht wahr?« fragte Sawjer.

»Jawohl, Sir«, sagte Bush leicht verwundert.

»Wer hat Ihnen gesagt, daß ich an Land war?«

»Niemand, Sir.«

»Woher wußten Sie es dann?«

»Ich wußte es nicht, Sir. Als ich an Bord kam, sagte mir Mr. Hornblower, daß Sie an Land seien.«

»So, Mr. Hornblower? Sie kennen sich also...


Forester, C. S.
C.S. (Cecil Scott) Forester wurde 1899 in Kairo geboren und studierte in England Medizin. Bald wandte er sich der Literatur zu und schuf den Zyklus seiner Seeabenteuerromane um Horatio Hornblower. Während des Zweiten Weltkrieges ging Forester nach Hollywood, wo er 1966 starb.

C. S. ForesterC.S. (Cecil Scott) Forester wurde 1899 in Kairo geboren und studierte in England Medizin. Bald wandte er sich der Literatur zu und schuf den Zyklus seiner Seeabenteuerromane um Horatio Hornblower. Während des Zweiten Weltkrieges ging Forester nach Hollywood, wo er 1966 starb.

C.S. (Cecil Scott) Forester wurde 1899 in Kairo geboren und studierte in England Medizin. Bald wandte er sich der Literatur zu und schuf den Zyklus seiner berühmten Seeabenteuerromane um Horatio Hornblower. Während des Zweiten Weltkrieges ging Forester nach Hollywood, wo er 1966 starb.



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