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E-Book, Deutsch, 100 Seiten

Reihe: Reclam 100 Seiten

Förster Queen Elizabeth II. 100 Seiten

Reclam 100 Seiten

E-Book, Deutsch, 100 Seiten

Reihe: Reclam 100 Seiten

ISBN: 978-3-15-962145-6
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Es lebe die Queen! »Das öffentliche Leben der britischen Königin Elizabeth war untrennbar mit ihrer medialen Inszenierung verbunden, und zwar seit ihrer Geburt. Sie war die Königin der Sichtbarkeit.« Keine Monarchin unserer Zeit hat einen vergleichbaren Kultstatus wie Elizabeth Alexandra Mary Windsor erreicht. Sie herrschte sagenhafte siebzig Jahre über das Vereinigte Königreich Großbritannien. Mit ihren farbenprächtigen Kleidern und Hüten wurde sie zu einer Stilikone. An den familiären Dramen im Hause Windsor nahm und nimmt die ganze Welt Anteil. Historikerin Birte Förster schaut für uns hinter die Kulissen des Buckingham Palace und erklärt, wie eine Zukunft nach der Queen aussehen kann. Sie wirft auch einen kritischen Blick auf die Medienmaschinerie, die das Bild des britischen Königshauses seit Jahren prägt. - Alles über die Queen: 100 Seiten voller Informationen und Geschichten rund um Elizabeth II. - Ihr spannendes Leben: Von der Ehe mit Prinz Philip über den Tod von Diana bis zu den aktuellen Skandalen - Smart und fundiert: Reihe »Reclam 100 Seiten« - kompaktes Wissen für Neugierige und Fans - Unterhaltsam und informativ: Mit vielen Abbildungen und Infografiken - Tolle Geschenkidee für Fans: Erster Todestag am 8. September 2023

Birte Förster, geb. 1973, lehrt Geschichtswissenschaft an der Universität Bielefeld. Bei Reclam erschien zuletzt ihr Buch '1919. Ein Kontinent erfindet sich neu'.
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Die Queen im Dienst der Allgemeinheit?
Grundlegend für das Amtsverständnis der Queen war das von ihrem Großvater George V. (1865–1935) entwickelte Konzept einer public service monarchy, was man wohl am besten, wenngleich etwas holprig, als ›Gemeinwohlmonarchie‹ übersetzen kann. Damit war eine Monarchie gemeint, die ihre Existenz dadurch legitimierte, dass sie ihre Möglichkeiten und Privilegien für das Wohl der Bevölkerung einsetzte. George V. stellte, so Ann Lyon in ihrer Verfassungsgeschichte, die Verantwortung des Monarchen gegenüber Nation und Empire ins Zentrum monarchischer Selbstdarstellung und verstand seine Aufgabe als Staatsoberhaupt als Dienst an beiden. Nicht umsonst blieb der Wahlspruch seines Sohnes als Prinz von Wales »Ich dien«. Als Queen Elizabeth 1953 gekrönt wurde, stellte der Erzbischof von Canterbury das Tragen der Krone als ein willentliches Opfer einer von Gott Berufenen für ihr Land dar. Diese Erzählung pflegten die Königin und ihr Thronfolger bis an ihr Lebensende, und sie soll wohl auch darüber hinaus gelten. Zugleich verstand der Monarch sich und seine Angehörigen als Vorbild für andere. Wie schon Königin Victoria gerierten sich auch George V. und seine Lieben als bürgerliche Familie auf dem Thron, mit Tugenden wie Bescheidenheit, Pflichtgefühl und Demut. Diese Inszenierung hatte jedoch einen hohen Preis. Gemeinsam mit dem Ideal einer am Gemeinwohl orientierten Monarchie bewirkte es, dass die Mitglieder der königlichen Familie zunehmend öffentlicher Musterung unterzogen wurden. Ihre Privilegien mussten sie sich durch tadelloses Verhalten sowohl öffentlich wie privat erst verdienen, so die verbreitete Sichtweise. Da die Monarchie seit Queen Victoria auf Sichtbarkeit setzte und zugleich darauf angewiesen war, taten die immer wichtiger werdenden Massenmedien ihr Übriges im Hinblick auf diese Beobachtung des öffentlichen oder öffentlich werdenden Gebarens der Königsfamilie. Probleme ließen nicht lange auf sich warten, denn der spätere König Edward VIII. (1894–1972) passte nicht so recht in eine bürgerliche Familienidylle. Zwar setzte er sich mit Charme und Charisma für ärmere Bevölkerungsschichten ein, aber er führte kein bescheidenes, sondern ein extravagantes Leben. Zudem wurde viel über seine Affären gemunkelt, ans Heiraten und Sichern der Erbfolge schien er nicht zu denken. Ob er seine eigenen Interessen in den Dienst des Gemeinwohls stellen würde, schien trotz Wahlspruch mehr als fraglich. Dass der neue König dem Ideal der public service monarchy nicht entsprechen wollte, führte schon vor seiner Krönung zur Konfrontation mit der Regierung. Das Kabinett wollte seiner Heirat mit der bald zweifach geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson nicht zustimmen. Denn als künftiger König war er zugleich Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, die Scheidungen zu diesem Zeitpunkt nicht anerkannte. Auch eine sogenannte Heirat zur linken Hand, bei der die königlichen Privilegien weder auf die Gattin noch auf mögliche Kinder übertragen werden würden, akzeptierte die Regierung nicht. Daraufhin trat der König im Dezember 1936 zurück und löste damit eine schwere Krise der Monarchie aus – nicht zuletzt, weil er seine eigenen Interessen über die der Allgemeinheit und der Monarchie gestellt hatte. An seiner statt wurde der Vater der Queen, der Herzog von York, 1937 zu George VI. (1895–1952) gekrönt, der eine an Wohltätigkeit ausgerichtete Monarchie viel besser verkörperte als sein Bruder und zudem eine Vorzeigefamilie hatte. Prinzessin Elizabeth wurde so zur Thronfolgerin. Sie betete zwar für einen Bruder, der sie und auch ihre Schwester Margaret (1930–2002) sofort auf die hinteren Plätze verwiesen hätte, aber ihre Gebete wurden nicht erhört. Erst 2013 wurde das Gesetz für die Thronfolge geändert. Das erste Kind von Prinz William und Kate Middleton sollte unabhängig von seinem Geschlecht Thronfolger werden. Die Gesetzesänderung bedeutet auch, dass ihre zweitgeborene Tochter Charlotte (*2015) in der Thronfolge vor ihrem jüngeren Bruder Louis (*2018) steht. Sie gilt allerdings nicht rückwirkend, weshalb zum Beispiel Lady Louise Windsor, die 2003 geborene Tochter von Prinz Edward, in der Thronfolge weiterhin hinter ihrem jüngeren Bruder James (*2007) rangiert. Die Krise der Monarchie, die sie als Kind erlebt hatte, prägte die Königin nachhaltig. Sie war dazu mit einem Mann verheiratet, dem die prekäre Situation europäischer Dynastien nur zu bekannt war, denn sein eigener griechischer Prinzentitel war kaum das Papier wert, auf dem er stand. Zudem war ihm bewusst, dass es Alternativen zur Monarchie gab, weshalb diese sich als anpassungsfähig erweisen müsse. Prince Philip, der Herzog von Edinburgh, trieb daher die praktische Umsetzung einer am Gemeinwohl orientierten Monarchie mit voran. Dies bedeutete auch, Organisationen selbst zu gründen oder durch Schirmherrschaften zu unterstützen, was über die bis dato übliche Patronage vor allem der weiblichen Mitglieder für Krankenhäuser und Wohltätigkeitsbasare weit hinausging. Schon im 19. Jahrhundert hatte sich unter Queen Victoria allerdings die Praxis herausgebildet, Wohltätigkeit weniger selbst zu finanzieren, als entsprechenden Organisationen durch Schirmherrschaften Prominenz zu verleihen. Auf Anregung des Schulleiters von Gordonstoun, Kurt Hahn, gründete Prince Philip 1956 den Duke of Edinburgh’s Award, der Jugendlichen Outdooraktivitäten ermöglicht, aber auch soziales Engagement sowie Einsatz für den Umweltschutz fördert. Die ehrenamtliche Beteiligung der Jugendlichen wird durch ein Auszeichnungssystem bewertet, das wiederum bei der Bewerbung an Universitäten nützlich sein kann. Die Organisation gibt es inzwischen in 60 Ländern. Allein im Jahr 2022/23 waren 537 000 Jugendliche im Vereinigten Königreich in dem Programm aktiv, weltweit haben seit der Gründung ca. acht Millionen Jugendliche daran teilgenommen. Der Duke of Edinburgh’s Award ist nicht nur ein gutes Beispiel für die Ausweitung der public service monarchy, die damit Angebote zur Ausbildung von Fähigkeiten in der Breite macht, sondern auch als Professionalisierungsschub zu verstehen ist. Mitglieder der royal family warteten nun nicht mehr, bis ihnen eine Schirmherrschaft angeboten wurde, was selbstverständlich weiterhin geschah, sondern sie gründeten selbst Organisationen. Ausgehend vom Duke of Edinburgh’s Award baute die königliche Familie ihre Schirmherrschaften für Wohltätigkeitsorganisationen stetig aus und band die Familienmitglieder immer stärker ein. Mit gerade einmal zwanzig Jahren wurde Princess Anne zur Präsidentin von Save the Children UK, einer transnationalen Organisation, die 1919 von der britischen Sozialreformerin Eglantyne Webb gegründet worden war und die 2020 immerhin 326 Millionen Euro für weltweite Projekte ausgab. Charles gründete 1976 den Prince’s Trust, der inzwischen junge Menschen mit insgesamt 1,85 Milliarden Euro gefördert hat. Der Prince of Wales konzentrierte sich bewusst auf marginalisierte Gruppen, das passte seit den ausgehenden 1980ern auch gut in den Selbstentwurf eines Großbritannien, das sich als multikulturelle Gesellschaft verstand. Kate, die neue Prinzessin von Wales, setzt sich für frühkindliche Förderung ein, ihr Mann William für den Klimaschutz und für Obdachlose – um nur einige ausgewählte Beispiele unter den Hunderten von Wohltätigkeitsorganisationen zu nennen, die unter der Schirmherrschaft der königlichen Familie stehen. Allein Charles III. hatte als Prince of Wales 400 solcher Verpflichtungen. Welche Schirmherrschaft wem übertragen wird, ist inzwischen durchaus ein Hinweis auf den Status der jeweiligen Personen in der ›Firma‹, wie George VI. seine Familie einst genannt hatte. Die public service monarchy gibt auch weniger prominenten Mitgliedern der königlichen Familie wie den Cousinen und Cousins der Königin die Möglichkeit, sich als sogenannte working royals zu verstehen – inklusive Anspruch auf einen Zuschuss von den Zahlungen der Civil List. Doch dazu im übernächsten Kapitel mehr. Unter der Queen hat sich der Umbau der Monarchie hin zur public service monarchy endgültig vollzogen, resümierte der Verfassungsexperte Vernon Bogdanor anlässlich des Diamantenen Jubiläums der Königin 2012. Dies bedeute aber auch, dass die Monarchie stets daran gemessen werde, was sie für die Gemeinschaft leiste. In öffentlichen Verlautbarungen, etwa bei Jubiläen, wurde dies häufig als Zirkelschluss dargestellt: Der Prince of Wales erinnerte beim Platinjubiläum 2022 an das 1947 gegebene Versprechen seiner Mutter, dem Land und dem Commonwealth zu dienen; dieses Versprechen habe sie eingelöst, wofür man wiederum dankbar und stolz sei, denn die Königin habe ihrem Land so viele Dienste erwiesen. Die am Dienst orientierte Monarchie erweist sich als höchst anpassungsfähig an aktuelle Entwicklungen, wie nicht zuletzt das Engagement des neuen Königs wie auch das seines Sohnes für Biodiversität und Klimaschutz zeigen. Damit hat sich die public service monarchy im Anthropozän einen weiteren Bereich erschlossen, der so zukunftsträchtig wie monarchiekompatibel ist. Denn wem sollte man den Schutz des eigenen Herrschaftsbereichs wohl besser abnehmen als einem König? Das Konzept von Wohltätigkeit gerät jedoch zunehmend auch in die Kritik. In Bezug auf die Förderung frühkindlicher Entwicklung fragen skeptische Stimmen, welche...


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