E-Book, Deutsch, Band 415, 256 Seiten
Reihe: Historical
Fletcher Lady Coira und der schweigsame Krieger
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7515-2677-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 415, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7515-2677-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lady Coiras Herz droht in ihrer Brust zu zerspringen: Vor ihr steht ihr einstiger Verlobter Fergus, männlicher und anziehender als je zuvor! Sechs Jahre, nachdem sie ihn gegen ihren Willen verlassen musste, soll sie ihn nun doch heiraten, um ihrem Clan einen strategischen Vorteil zu verschaffen. Jetzt ersehnt sie nichts mehr als die Versöhnung mit Fergus, und ihr Begehren nach ihm erwacht mit aller Macht. Doch der schweigsame, unnahbare Krieger lässt sie sein Misstrauen spüren. Coira ist verzweifelt. Sie ahnt nicht, was wirklich hinter der scheinbaren Gefühlskälte des Mannes steckt, mit dem sie schon heute Nacht das Ehebett teilen wird ...
Jenni Fletcher wurde im Norden Schottlands geboren und lebt jetzt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Yorkshire. Schon als Kind wollte sie Autorin sein, doch ihr Lesehunger lenkte sie davon ab, und erst dreißig Jahre später kam sie endlich über ihren ersten Absatz hinaus. Sie hat Englisch in Cambridge und Hull studiert. Für ihre Romane wurde sie mehrfach für die britischen Romantic Novelists? Association Awards nominiert und hat 2020 den Rose Award für die beste Liebesgeschichte des Jahres gewonnen. Jenni Fletcher hatte zu viele Jobs, um sich an alle zu erinnern, aber hat nun endlich einen gefunden, den sie wirklich liebt: Schreiben, vorzugsweise historische Romane. Sie kann über Twitter @JenniAuthor oder über ihre Facebook-Seite JenniFletcherAuthor kontaktiert werden.
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1. KAPITEL
Argyle, Schottland, im Spätsommer 1360
„Nein, niemals, Onkel! Das dürft Ihr nicht von mir verlangen. Ich nehme jeden anderen, aber nicht ihn!“
Entgeistert taumelte Coira Barron rückwärts, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube erhalten. Zwar hatte ihr nichts Gutes geschwant, als Brody MacWhinnie, der Onkel ihres verstorbenen Gatten, sie zu sich beorderte. Der Grund für das befohlene Zusammentreffen aber stellte sich als prekärer heraus, als sie sich während des achtstündigen Ritts zu der stattlichen Burg der MacWhinnies hatte ausmalen können. Das Ansinnen, welches das Oberhaupt des Clans an sie stellte, schien ihr so unannehmbar, dass sie diesem zu widersprechen wagte, war ihr Verhalten auch zutiefst unschicklich für eine Weibsperson. Sie vermochte ihre Zunge einfach nicht im Zaum zu halten, ganz als führe diese ein Eigenleben. Denn Fergus MacMillan, den sie ehelichen sollte, war der letzte Mann in ganz Schottland, den sie wiederzusehen, geschweige denn, zu heiraten wünschte.
„Ich flehe Euch an, Onkel!“, brach es aus ihr hervor, indem sie so heftig den Kopf schüttelte, dass einer ihrer beiden dunklen Zöpfe der zierlichen Samthaube entkam und ihr ins Gesicht flog. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie die missbilligenden Mienen der Anwesenden, allesamt Angehörige des Hauswesens auf der MacWhinnie-Burg, und hörte, wie diese sich leise über ihr schockierendes Auftreten mokierten. Das war nicht weiter ungewöhnlich, und sie erwartete kaum Besseres von ihnen; doch lag heute eine Häme, eine Schadenfreude in dem abschätzigen Gemurmel, die ihr einen Schauder den Rücken hinunterjagte. Zwar hatte sie sich nie darüber hinweggetäuscht, dass sie hier bloß als die Mutter Gregors geduldet wurde, ihres geliebten Söhnchens und Erben ihres frühverstorbenen Gatten. Die Feindseligkeit aber, die ihr jetzt entgegenschlug, machte sie sprachlos.
„Ihr werdet gehorchen.“ Die ehrfurchtgebietende Stimme Brody MacWhinnies war so kalt wie die Felsnase aus hartem Granit, von der aus sein trutziger Wohnsitz sich gen Himmel erhob.
„Nach allem, was ich ihm antat, muss er mich zutiefst hassen!“
„Und wenn schon.“ Der alte Mann schien der Meinung, die Fergus MacMillan von seiner zukünftigen Braut haben mochte, keine Wichtigkeit zuzumessen. „Das ist lange her. Ihr habt ihn seit Jahren nicht gesehen.“
„Ich bezweifle entschieden, dass er die Sache vergaß“, entgegnete Coira, wusste aber im selben Moment, als Brodys blassblaue Augen vor Ärger zu sprühen schienen, dass sie sich zu viel herausnahm. Kurz erwog sie, sich ihm zu Füßen zu werfen, ließ es aber bleiben, weil sie wusste, dass es keinen Zweck gehabt hätte. Der Alte beurteilte die Welt stets aus seinem eigenen Blickwinkel heraus und ließ sich von einem einmal gefassten Entschluss nicht abbringen. Am wenigsten von einer Weibsperson, der von vornherein keine Bedeutung zukam.
„Ich bitte um Vergebung, Onkel.“ Coira bemühte sich um einen dienstbeflissenen Ton, wie er sich für eine Frau im Gespräch mit einem Manne ziemte. „Eure Ankündigung kam so überraschend, dass ich sie auf die Schnelle nicht ganz verstanden habe. Immerhin kann ich nicht denken wie ein Mann.“ Innerlich kochte sie vor Zorn, hielt es aber für klüger, die Situation zu entschärfen. „Vielleicht erklärt Ihr mir zunächst, warum ich überhaupt noch einmal heiraten muss?“
„Wie Ihr wohl wisst, werden wir neuerdings von den Campbells bedroht. Deshalb müssen wir die MacMillans auf unsere Seite ziehen.“
„Sicher können wir uns auch ohne Heirat auf unsere Verbündeten verlassen. Und seid versichert: Ich stehe bereit, Castle Barron zu verteidigen! Kein hergelaufener Campbell wird meinem Sohn sein angestammtes Erbe entreißen.“
„Was versteht Ihr schon von Kriegsführung!“ Brody kräuselte verächtlich die Oberlippe. „Meinetwillen mochtet Ihr in Friedenszeiten den Stammsitz Eures Kindes hüten. Jetzt aber beabsichtigt Alexander Campbell, dieser Hundsfott, die Gebiete zurückzuerobern, die sein Clan vor zwanzig Jahren an uns verlor. Bald werden wir mit ihm im Krieg sein und brauchen jemanden wie Fergus MacMillan, einen der gefürchtetsten Recken, die je über die Highlands wandelten. Gibt es einen, der Castle Barron gegen Angriffe von außen zu verteidigen versteht, so ist er es! Die Vorstellung, die Truppen der Campbells nisteten sich nur wenige Stunden entfernt von hier auf Eurer Burg ein, ist mir zutiefst zuwider.“
Sieh einmal an, dachte Coira mit gesenktem Blick, um die Verachtung zu verbergen, die ihr aus den Augen sprühte. Das Oberhaupt des MacWhinnie-Clans scheut die Mühen eines Kampfes gegen Alexander Campbell und dessen Sohn Calum. Da ist es angenehmer, einen MacMillan die Drecksarbeit erledigen zu lassen. Und ist es nötig, mir zu diesem Zweck die Ehe mit einem Manne aufzuzwingen, der mich verabscheut, zögert Brody keine Sekunde, mich zu opfern.
„Wie kommt es aber, dass dieser … dieser MacMillan in die Eheschließung einwilligt? Der Titel des Laird ist bereits auf meinen Sohn übergegangen. Nach schottischem Gesetz kann Fergus den Grundbesitz nicht mehr beanspruchen, heiratet er auch die Witwe des vorigen Lairds.“ Tief beunruhigt straffte sie ihre Haltung. „Wisst Ihr sicher, dass er nicht insgeheim vorhat, Gregor den Titel zu entreißen, sobald der Streit mit den Campbells beendet ist? Schließlich liegt das Land der MacMillans nur einen Steinwurf von Castle Barron entfernt.“
„Er gab mir sein Wort, was genügen sollte.“ Brody, der endgültig die Geduld verlor, kam auf die Füße. „Ihr dürft beruhigt sein. Kennt er im Kampf auch keinerlei Skrupel, ist er ansonsten ein Ehrenmann. Mein Neffe Nevin konnte ihm in beidem nicht das Wasser reichen, doch gabt Ihr ihm, von dem ich nicht weiter schlecht reden will, den Vorzug. Mit Eurer Zügellosigkeit aber habt Ihr – wie auch Nevin – Schande über Eure Familie gebracht, und in den Reihen der MacMillans gab es böses Blut, als Ihr Fergus sitzen ließet. Dass Ihr ihn am Ende doch zum Manne nehmt, wird vieles wiedergutmachen.“
„Wollt Ihr sagen, die Sache ist entschieden?“, fragte Coira mit kleiner Stimme, erkannte sie doch, nichts weiter ausrichten zu können.
„Aye. Wie ich hörte, war er alles andere als begeistert von der Aussicht, Euch wiederzubegegnen; noch dazu, um Euch zur Frau zu nehmen. Doch ist der Handel beschlossene Sache. Fergus bekommt für seine Zusage das, was bis zum heutigen Tag von Eurer Mitgift übrigblieb, und wird Herr auf Castle Barron, bis Euer Sohn alt genug ist, zu übernehmen. Euer zukünftiger Gemahl heiratet Euch allein aus Pflichterfüllung seinem Clan gegenüber; nehmt Euch ein Beispiel an ihm.“
„Aber, wenn …“
„Es reicht!“, fuhr Brody ihr über den Mund. „Ich habe Euch schon mehr Erklärungen zuteilwerden lassen, als einem Weibe zusteht.“
„Ja, Onkel“, gab Coira scheinbar demütig zurück, obwohl die helle Wut in ihrem Herzen loderte. Verstohlen musterte sie die Anwesenden und fand Schadenfreude auf ihren Mienen, hielt man doch für eine wohlverdiente Strafe, was ihr geschah. Als sie dem ihr zugedachten Gatten vor Jahren weglief, hatte sie das Schicksal herausgefordert, wie es keiner Frau zustand. Nun sah es so aus, als bekäme sie zur allgemeinen Befriedigung die Quittung dafür.
„Ich weiß ja, dass Ihr noch nicht lange Witwe seid.“ Unversehens verlor Brodys Gesichtsausdruck an Härte. „Aber selbst mein Neffe, Gott hab ihn selig, würde wünschen, dass Ihr alles tut, um Castle Barron für Euren Sohn zu halten.“
„Ja, Onkel.“ Coira, der immer elender zumute war, schluckte. Sie konnte nicht in Abrede stellen, dass ihr verblichener Gemahl nicht gezögert hätte, einen Arm und ein Bein für seinen Sohn zu geben. Für seine Tochter hätte er vielleicht noch eine Hand geopfert; für seine Ehefrau aber höchstens einen Finger.
„So ist es also beschlossen und unabänderbar. Ihr heiratet Fergus MacMillan, sobald er auf Castle Barron eintrifft, womit Ihr in den nächsten Tagen rechnen könnt.“
„Ja, Onkel.“
„Und lasst Euch nicht etwa einfallen, ein weiteres Mal vor ihm davonzurennen! Habt Ihr mich verstanden?“
„Ja, Onkel.“
„Nun gut.“ Brody trat so nahe an Coira heran, dass sie den sauren Bierdunst aus seinem Munde roch. „Seid Fergus eine gehorsame Gemahlin und lernt endlich, den Mund zu halten. Und wer weiß?“ Ein Funke grimmigen Schalks glomm in seinen Augen auf. „Vielleicht wird sein Abscheu sich eines Tages in Grenzen halten.“
„Ja, Onkel.“ Damit knickste sie, wandte sich um und verließ die Halle, während das laute Hohngelächter der Anwesenden sie bis auf den Hof hinaus verfolgte.
„Was wollte er denn, Herrin?“, fragte Coiras Zofe Grizel, die ihr entgegeneilte. Ihre dunkelroten Locken sprangen wie lebendig um ihren Kopf herum, was bei den Männern oft genug Bewunderung hervorrief. „Ihr seid so bleich wie ein Gespenst.“
„Ich fühle mich tatsächlich, als hätte ich einen Geist gesehen. Auf, auf! Nichts wie weg hier.“
Damit fasste Coira ihre Magd beim Arm und hielt auf die Pferde zu. Es drängte sie, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, und hätte sie Brody MacWhinnie auch am liebsten eins über den Schädel gegeben, musste sie damit vorliebnehmen, ihren Jammer unterwegs in den Glen hinauszuschreien.
„Ich fange an, mir Sorgen zu machen.“ Grizel zog beunruhigt die Brauen zusammen. „Was hat er denn...




