E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Fleckenstein Ab heute stresst mich gar nichts mehr
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-89883-622-7
Verlag: ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Entspannt & gelassen mit dem 3-Wochen-Programm
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-89883-622-7
Verlag: ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
ZUM EINSTIEG
WAS PASSIERT, WENN WIR GETRESST SIND?
Wie entsteht Stress? Was hat er für Auswirkungen auf unseren Körper, unsere Gefühle und unser Leben? In diesem Kapitel erkläre ich alles, was Sie zum Thema Stress wissen sollten. Auch warum unsere inneren Werte der Schlüssel zu mehr Entspannung sind. Machen Sie den Test: Welcher Stresstyp sind Sie?
Warum lassen wir uns überhaupt stressen?
In diesem Kapitel erkläre ich Ihnen die Grundlagen zum Thema Stress: Wie entsteht er? Was passiert im Körper? Was in unseren Köpfen? Und welche unserer Denkweisen machen alles nur noch schlimmer?
„Ich habe zu viel Stress!“ Diesen Satz höre ich in meiner Praxis oft. „Was heißt denn zu viel?“, frage ich dann zurück. „Wie viel ist zu viel? Und gibt es auch zu wenig?“ Wir Menschen neigen nämlich zu Pauschalisierungen, die uns handlungsunfähig machen. Wir sind paralysiert wie Rehe im Scheinwerferlicht: zitternd, ängstlich, ahnungslos.
Wenn ich bei meinen Klienten genauer nachfrage, kommt meist heraus, dass es eigentlich nur ganz bestimmte Situationen oder Menschen sind, die ihnen ein ungutes Gefühl geben.
„Ich habe zu viel Stress“ – ich rate Ihnen, diese Riesenaussage herunterzubrechen, dann ist sie nämlich gar nicht mehr so riesig. Und dann wird Ihnen auch klar, was Sie tun können, um Ihre Lebensumstände zu ändern.
Und Action! Ihr ganz persönlicher Lebensfilm
Stellen Sie sich vor, jemand würde Sie eine Woche lang mit einer Kamera begleiten, die dank ausgeklügelter Technik auch Ihre Selbstgespräche im Kopf aufnehmen könnte. Was würde sie hinterher abspielen? Komödie oder Drama? Krimi oder Liebesgeschichte? Krieg oder Frieden? In unseren Köpfen entsteht ein Lebensdrehbuch, nach dem wir handeln. Meist ohne uns bewusst zu sein, dass wir nicht nur die Hauptdarsteller sind, sondern auch Drehbuchautor und Regisseur. Das heißt: Wir können den Film, der gerade läuft, jederzeit anhalten, rausnehmen, wegwerfen und einen neuen einlegen. Wie sieht Ihr Lebensfilm aus? Auf der Gedankenseite können Sie Ihre Ideen dazu notieren.
Durch unsere Selbstgespräche konstruieren wir eine innere Wirklichkeit, die uns manchmal dazu verleitet, dass wir uns zum eigenen Schaden verhalten. Weil wir glauben, dass alles genauso ist, wie wir es uns ausmalen. Wir entwerfen Horrorszenarien und legen anderen Menschen Sätze in den Mund („Denn das macht er/sie doch immer so …“).
Diese fiktiven Zukunftsentwürfe lösen starke Stressreaktionen aus, die uns den letzten Nerv rauben – und wertvolle Energie. Wir sind überzeugt davon, dass alles tatsächlich bereits so abgelaufen ist, ohne zu erkennen, dass es pure Einbildung ist. Auf diese Weise werden unsere Gedanken zur selbsterfüllenden Prophezeiung.
Einfach verrückt, oder?
Ist Ihnen auf der Straße auch schon einmal eine Person begegnet, die lauthals vor sich hin geschimpft hat? Ein Mensch, von dem Sie vielleicht schnell behaupten würden: „Der ist doch verrückt.“ Dabei unterscheiden wir uns von dieser Person nur in einem Punkt: Sie pöbelt laut, wir tun es in Gedanken. Wie oft schimpfen wir im Stillen vor uns hin? Auf uns selbst: Wie dumm wir doch sind, dass wir dieses und jenes nicht hinbekommen. Dass wir es nie schaffen werden. Dass uns keiner leiden mag. Oder wir schimpfen über unsere Kollegin, unseren Chef, unsere Frau, unseren Mann, unsere Kinder, unsere Mutter, unseren Vater, den Gemüsehändler von gegenüber.
»Alle menschlichen Organe werden irgendwann müde, nur die Zunge nicht.«
Konrad Adenauer
Was uns heute in Stress versetzt
Vor Tausenden von Jahren war es der Säbelzahntiger, der dem Homo sapiens die größte Angst einjagte: Ging das Urtier in Angriffsstellung, mussten unsere Vorfahren blitzschnell reagieren, um zu überleben.
Säbelzahntiger sind längst von der Bildfläche verschwunden. Heute bedrohen uns andere Monster. Sie sind weniger greifbar – aber nicht weniger Furcht einflößend: Unsere Angstmacher heißen Perfektionismus, Erwartungsdruck, Karriere-Konkurrenz oder ständige Erreichbarkeit (Handy, Laptop). Und es gibt noch viele mehr …
Die Anforderungen an ein erfülltes Dasein sind enorm gestiegen. Ohne Lebensbedrohung durch den Tag kommen, satt werden, nicht frieren – was Neandertaler glücklich machte, gehört bei uns zum Standard.
Leider kann unser Gehirn nicht zwischen einer eingebildeten Angst und einer wirklichen Bedrohung unterscheiden. Denn es ist so programmiert, dass es erst einmal reagiert und danach Fragen stellt. Stress entsteht dabei immer dann, wenn wir das Gefühl haben, eine Situation nicht bewältigen zu können.
Weil Studien belegen, dass wir, wenn wir unter Stress stehen, eher riskante oder vorschnelle Entscheidungen treffen, ist es so wichtig, in Stresssituationen ruhig zu werden, sich also gezielt zu entspannen.
Guter Stress, schlechter Stress
Wobei eine gewisse Belastung nicht immer negativ sein muss: Dieses Buch zu schreiben, war für mich auch mit Stress verbunden – aber mit positivem. Ja, es bedeutete eine Menge Arbeit, aber die bescherte mir Wohlfühlemotionen: Ich war beim Schreiben oft sehr stolz auf mich und freute mich schon darauf, am Ende das fertige Werk in den Händen zu halten.
Bei dieser Form von Stress ist der Weg das Ziel: Wir wachsen über uns hinaus, durchlaufen eine positive Veränderung.
Schlechter Stress dagegen entsteht, wenn wir uns auf ein negatives Ergebnis in der Zukunft konzentrieren. Wenn wir also wieder einmal schwarzsehen. Dann wird der Stress zum Ziel und es herrscht Drama, Drama, Drama.
Ein Erfahrungsbericht aus meiner Praxis
„Ich kam zu Frau Fleckenstein, nachdem ich meinen Job als Führungskraft gekündigt hatte. Ich war im Beruf einfach nur noch unglücklich, das wollte ich durch einen radikalen Schritt ändern. Aber plötzlich saß ich wie ein kleines, verängstigtes Kaninchen in einem Loch. Wie sah der nächste sinnvolle Schritt aus?
Ich wusste es einfach nicht und verharrte in einer Art Schockstarre – wochenlang, monatelang. Es half nicht wirklich, dass mein Umfeld versuchte, mich zur Rückkehr in den alten Job zu überreden: „Wie konntest du eine so gute Position überhaupt aufgeben? Komm, die freuen sich doch, wenn du wieder dort aufschlägst.“ Ja, sicher. Mir selbst allerdings würde das wenig Freude bereiten, das wusste ich. Aber was sollte ich stattdessen tun? Ich hatte plötzlich nur noch Angst. Davor, eine falsche Entscheidung zu treffen und völlig aus der Bahn zu geraten. Ich spielte im Kopf diverse Möglichkeiten durch – alle endeten im Desaster.
In den Sitzungen mit Frau Fleckenstein erkannte ich, dass ich Angst vor der Angst entwickelt hatte. Ich begriff, dass es völlig egal war, was ich tun würde, ob ich mich nach rechts oder links wendete. Wofür auch immer ich mich entschied: Es würde besser sein als mein jetziger Zustand der Lethargie.
Mittlerweile habe ich eine neue Arbeitsstelle, mit der ich mich sehr wohlfühle. Ich habe zwar keine Führungsposition mehr, aber dafür habe ich auch weniger Stress. Ich nehme mein Leben wieder mit großer Freude und Elan in die Hand. Ich achte auf mich – auch mithilfe von Entspannungsübungen. Ich weiß jetzt wieder: Nur ich kann mein Leben leben. Niemand anderes tut das für mich. Und das ist auch gut so.“
Miriam, 44,
Verkäuferin aus München
Stress: Dieses Gefühl geht durch und durch. Aber was passiert überhaupt mit uns, wenn wir gestresst sind? Es wird ein Dominoeffekt in Gang gesetzt, der durch den ganzen Körper läuft. Zuerst spielen die Hormone verrückt. Wenn Sie also zum Beispiel von Ihrem Chef angeschrien werden oder aus irgendeinem anderen Grund in Panik geraten, schüttet Ihr Körper vermehrt das Stresshormon Cortisol aus. Dadurch steigen Blutdruck und Puls. Unser Körper ist in Aufruhr. Und er reagiert auf unangenehme Weise: Wir schwitzen, sind verspannt, rastlos und können uns nicht mehr konzentrieren. Manchen Menschen schlägt Stress sogar derart auf den Magen, dass sie unter Durchfall und Übelkeit leiden. Der ganze Körper geht in eine Flucht- oder Angriffshaltung, was sich auch in folgenden Symptomen bemerkbar macht: Wir trommeln mit den Fingern, wippen mit dem Fuß, verändern Sprechgeschwindigkeit und Gestik.
Die erschreckenden Folgen
Wird dem Stress nicht frühzeitig gegengesteuert, können die Folgen dramatisch sein: Laut der Studie eines schottischen Forscherteams erhöht Stress sogar die Sterblichkeitsrate. Der Grund: Wenn wir zu oft unter Druck stehen, kann das zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Doch nicht nur Herz und Kreislauf werden durch Dauerstress nachhaltig belastet. Auch das Krebsrisiko steigt, genau wie die Neigung zu Depressionen. Angstzustände und Panikattacken kommen immer häufiger vor. Nicht zuletzt ist auch der heute so weit verbreitete Tinnitus (rauschende, pfeifende, zitternde oder ratternde Ohrgeräusche) eine Folge zu hoher Belastung.
»Von allen Sorgen, die ich mir machte, sind die meisten nicht eingetroffen.«
Sven Hedin
Was sind die Auslöser?
Stress ist schwer zu greifen: Denn wir alle empfinden ihn auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Was für den einen ein Grund zum Ausflippen ist, lässt den anderen völlig kalt – und umgekehrt.
Wie wir mit Geschehnissen umgehen, hängt auch davon ab, wie wir sie selbst bewerten. Jeder Mensch kann in gewissem Maß beeinflussen, ob er sich gestresst fühlen will oder nicht. Wenn die Temperatur zum Beispiel im Sommer...