Fleck | Palmers Krieg | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 312 Seiten

Fleck Palmers Krieg


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95765-973-6
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 312 Seiten

ISBN: 978-3-95765-973-6
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ökoterrorismus: Notwehr oder Nötigung? Es gibt Menschen, die nicht mehr daran glauben, dass Politiker diesen Planeten vor dem Kollaps retten können. Robert Palmer ist so ein Mensch. Er handelt selbst. Er entführt einen Supertanker und führt diese schwimmende Bombe vor das UN-Hauptquartier in New York ... 'Mit PALMERS KRIEG ist Fleck zum Vater des deutschen Öko-Thrillers geworden. Bei der Kombination von Faktenfülle und Lesbarkeit fühlt man sich an die besten Momente von B. Traven (Das Totenschiff) erinnert, die zumeist knapp-lakonische Sprache erreicht oft die Größe von Genremeistern wie Raymond Chandler oder Dashiell Hammett.' taz, 04.01.1993

Dirk C. Fleck, geboren 1943 in Hamburg, studierte an der Deutschen Journalistenschule in München. Er war Ressortleiter beim Spandauer Volksblatt in Berlin, Lokalchef der Hamburger Morgenpost, Redakteur bei Tempo, Merian und Die Woche. Seit 1995 war er als freier Autor unter anderem für Spiegel, Stern, Geo, Die Welt und die Berliner Morgenpost tätig, bevor er sich ganz der Bücherschreiberei widmete. 'Palmers Krieg' (1992) war sein erster Roman, es folgte 'GO! - Die Ökodiktatur' (1993), für den er mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet wurde. Mit dem 'Tahiti-Projekt' (2008) gewann Fleck den begehrten Preis zum zweiten Mal. 'MAEVA!' folgte 2011, 'Feuer am Fuß' rundet die Trilogie ab. Viel Beachtung fand Flecks Buch 'Die vierte Macht' (2012), in dem er fünfundzwanzig deutsche Spitzenjournalisten von Kai Diekmann bis Frank Schirrmacher zu ihrer Verantwortung im Zeichen des drohenden Ökozids befragt. Mehr über den Autor erfahren Sie auf seiner Website dirk-c-fleck.de.
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Palmers Krieg


Das schwarz mattierte Verwaltungsgebäudedes Ölmultis BARREL OIL schien das grelle Licht regelrecht aufzusaugen, das die Mittagssonne über Dallas ausschüttete. Während im Konferenzraum des siebenundzwanzigsten Stockwerkes Fruchtsäfte und Mineralwasser bereitgestellt wurden, traf die Delegation aus Tokio in der Empfangshalle ein. Ein junger Mann von der Presseabteilung begrüßte die Herren und geleitete sie zum Expresslift. Unterdessen schnupperte Raymond Bradbury, Vizepräsident der Firma und eigentlicher Herrscher des Hauses, an einer Zigarre.

»Die Herren der Mitsubishi-Werft sind da, Sir«, meldete seine Sekretärin.

»Ich lasse bitten.«

Bradbury hob seinen massigen Körper aus dem Ledersessel. Trotz seiner Einsachtzig wirkte er ein wenig untersetzt. Der runde Kopf ruhte ansatzlos auf den Schultern. Über der wulstigen Oberlippe bildeten sich kleine Schweißperlen. Das fein geschnittene Gesicht stand im seltsamen Gegensatz zu seiner bulligen Erscheinung. Unter der hohen Stirn blinkten wache Augen, die drahtigen Brauen stießen über der geraden Nase schwungvoll zusammen. Ein dichter Haarkranz umschloss den braun gegerbten bloßen Schädel.

Bradbury nahm die Brille ab und ging seinen japanischen Geschäftsfreunden mit ausgestreckten Armen entgegen.

»Willkommen bei BARREL OIL, Gentlemen! Wie war der Flug?«

Seine dunkle Stimme klang weich und einladend. Es fiel allerdings nicht schwer, sie sich als Orkan vorzustellen, der kritische Einwände wie welkes Laub hinwegfegen konnte.

»Sagen Sie Hodes, Henderson und O’Connor, wir wären dann soweit«, befahl er der Sekretärin. »Bitte, meine Herren, was stehen wir hier herum? Gehen wir nach nebenan.«

Die Japaner setzten sich artig in eine Reihe und klappten ihre Diplomatenkoffer auf. Bradbury drehte den schwarzen Siegelring an seinem Finger und beobachtete die Vorbereitungen der Gäste mit dem heimlichen Vergnügen eines Spielers, der alle Trümpfe in der Hand hielt. Auf dem Videoschirm des Konferenzraumes leuchteten die Konstruktionszeichnungen jenes Supertankers auf, der zum Prototyp einer ganzen Flotte werden sollte, die BARREL OIL im Laufe der nächsten Jahre in Auftrag geben wollte. Die Chancen, dass Mitsubishi den Zuschlag erhielt, standen gut.

»Meine Herren«, sagte Bradbury und wies auf die Tür, »Sie kennen Mister Hodes ja bereits von unserem Besuch in Tokio.«

Die Japaner neigten die Köpfe vor dem Mann, der als Bradburys rechte Hand galt. Hodes setzte sich Mister Koawa gegenüber, dem technischen Direktor der Mitsubishi-Werft.

»Ich darf Ihnen auch Chefingenieur Henderson und Mister O’Connor vorstellen«, fuhr Bradbury fort und rieb sich das Kinn. »Die Sache mit den Bremsfallschirmen ist auf Hendersons Mist gewachsen. Mister O’Connor ist unser Sicherheitsbeauftragter, als solcher hat er natürlich das Recht, an dieser Sitzung teilzunehmen.«

Die Japaner entblößten lächelnd die Zähne.

»Kommen wir zur Sache, Gentlemen«, begann Bradbury. »Wir sind nicht abgeneigt, Ihnen den Bau unseres Prototyps anzuvertrauen. Ich gestehe offen, dass Ihre berauschend günstige Kalkulation eine entscheidende Rolle dabei spielt. Was macht Sie so billig? Stahl hat seinen festen Preis auf dem Weltmarkt. Und Mitsubishi gehört nicht zu den Werften, die auf Kosten der Qualität arbeiten …«

»Danke«, entgegnete Koawa höflich. »Unsere Kalkulation liegt in der Tat um zehn Prozent unter den abzusehenden Kosten.«

»So ungefähr«, pflichtete Bradbury bei und blies den Anwesenden den Rauch seiner Zigarre über die Köpfe. »Also, wie machen Sie das?«

»Unsere Regierung hat sich bereit erklärt, das Projekt zu subventionieren.«

»Nun gut, da wären aber noch ein paar strittige Punkte zu klären. Mister Henderson, bitte fangen Sie an …«

Der Chefingenieur blätterte nervös in einem Stapel handgeschriebener Aufzeichnungen.

»Es sind eigentlich nur Kleinigkeiten«, begann er. »Da die Schiffe hauptsächlich zwischen dem Persischen Golf und Europa verkehren sollen, haben wir uns für den kleineren der beiden infrage kommenden Typen entschieden, also für die Dreihundertdreizehntausend-Tonnen-Version.«

»Klein ist gut«, knurrte Bradbury belustigt. »Das Ding ist so hoch wie ein achtzehnstöckiges Wohnhaus und dreimal so lang wie das Spielfeld Ihres Lieblingsklubs, den Texas Rangers. Die Burschen haben übrigens lausig gespielt gestern Abend.«

Henderson räusperte sich. Er hasste Bradburys burschikosen Humor. »Aus Sicherheitsgründen sind wir an sechs unabhängig voneinander arbeitenden Feuerlöschsystemen interessiert«, fuhr er so gefasst wie möglich fort, »nicht an vier, wie es ursprünglich vorgesehen war. Zweitens: Die Maschine muss von der Brücke, von den Brückennocken und vom Maschinenkontrollraum ferngesteuert werden können. Die Automation muss auch für einen zeitweise unbesetzten MKR ausgelegt sein. Einige Daten zur Maschine selbst: vierzigtausend PS, Geschwindigkeit unter Probefahrtbedingungen bei hundert Prozent MCR und bei Sommerfreibordtiefgang fünfzehn Komma sechs Knoten. Ferner zwei HD-Wasser-Rohrkessel, ölgefeuert, Stromerzeuger ist ein Turbogenerator mit Abdampf zum Hauptkondensator …«

»Um Gottes willen, Mike!«, unterbrach Bradbury energisch. »Verschonen Sie uns mit Ihren technischen Details. Diese Dinge sind in der Order genauestens fixiert. Kommen Sie auf den Punkt!«

Hendersons Ohren liefen puterrot an. Er gehörte zu den Leuten, die man ungestraft beleidigen konnte und die einen Cowboy wie Bradbury dazu animierten, es immer wieder zu tun.

»Wir sind der Meinung«, sprang Hodes in die Bresche, »dass wir den Auftrag zur Fertigung des von Mister Henderson entwickelten Bremssystems der Firma Boeing übertragen sollten. Das System würde Ihnen dann zugeliefert.«

»Das ist äußerst bedauerlich«, bemerkte Koawa überrascht, »schließlich verfügt Misubishi über einige Erfahrungen mit Bremsfallschirmen.«

Er goss sich Mineralwasser nach. Das Zischen der Kohlensäure war für einen Moment alles, was von der Unterhaltung übrig blieb.

»Wie beurteilen Sie denn die Hendersonsche Erfindung?«, fragte Bradbury listig. »Lässt es sich so überhaupt machen?«

»Wie Sie wissen, experimentieren wir bereits seit einigen Jahren mit Bremsfallschirmen«, meldete sich der glatt gescheitelte Mann neben Koawa mit heller Stimme zu Wort. »Leider hielt bisher keines der erprobten Gewebe der extremen Belastung unter Wasser stand. Ihr Vorschlag, den Druck dadurch abzubauen, dass man statt zweier Schirme gleich eine ganze Dolde unterschiedlicher Größen abschießt, ist genial …«

»Machen Sie unseren Chefingenieur nicht nervös«, stichelte Bradbury, »das schadet seiner Kreativität …«

Henderson lächelte gequält. »Die Kammern für die Schirme kommen in die Seitentanks drei«, sagte er. »Eine Hydraulik öffnet die Klappen in der Bordwand. Die Schirme sind so angeordnet, dass sie sich nacheinander öffnen. Der Blüteneffekt bricht die Strömung, sodass auf keiner der zwölf Flächen mehr Druck lastet, als sie tatsächlich tragen können.«

»Das ergibt wie viel Bremswegersparnis?«, fragte Bradbury. »Sagen wir dreihunderttausend Tonnen, voll beladen, achtzehn Knoten?«

»In Gewässern ohne große Strömung rechnet man bei herkömmlichen Tankern mit einem Bremsweg von sechs bis sieben Meilen«, antwortete Hernderson, »Crashstopp inbegriffen. Mit ausgefahrenen Fallschirmen reduzieren wir den Bremsweg um die Hälfte.«

Bradbury schnitt eine neue Zigarre an und führte sie genüsslich unter der Nase entlang. »Bei allen bisher bekannten Unfällen«, murmelte er, ohne aufzublicken, »hätte auch das nicht geholfen. Und dafür sind mir die Dinger einfach zu teuer … Ich weiß, Mister Hodes, was Sie jetzt sagen wollen. Sagen Sie es ruhig.«

»Nun, Sir, ich meine, wir sollten auf keinen Fall auf das System verzichten. Aus drei Gründen: Erstens macht es die Schiffe nicht nur sicherer, sondern auch beweglicher. Mit der Bremskraft auf nur einer Seite kann ein Tanker im Notfall sozusagen auf dem Teller drehen, anstatt wie bisher den halben Atlantik abzugrasen.«

Bradbury hatte sich nach hinten gelehnt und die Arme verschränkt. Er stierte in den Aschenbecher. Ein kaum merkliches Nicken, eher ein Wiegen des Kopfes begleitete Hodes’ Ausführungen.

»Zweitens«, fuhr Hodes fort, »müssen wir davon ausgehen, dass die IMCO, die Inter-Governmental Maritime Consultative Organization, unsere Sicherheitsbestimmungen in den nächsten Jahren drastisch verschärfen wird. Um die hätte sich dann, und jetzt komme ich zum dritten Punkt, BARREL OIL rechtzeitig und freiwillig verdient gemacht. Es ist an der Zeit, dem Vorurteil einer durch Preiserhöhungen und Katastrophen verunsicherten Bevölkerung etwas entgegenzusetzen, das in Vertrauen umschlagen kann. Vertrauen macht sich auf Dauer in der Bilanz am nachhaltigsten bemerkbar.«

Bradbury deutete wie ein Zirkusdirektor auf seinen Manager. »Robert M. Hodes, Gentlemen! Ich könnte ihm stundenlang zuhören! Okay, Bob, wir wollen also an Hendersons Fallschirmen zurückschweben in die...



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