Fitzhugh | Der Kammerjäger | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 349 Seiten

Fitzhugh Der Kammerjäger

Spannende Krimikomödie
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95530-760-8
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Spannende Krimikomödie

E-Book, Deutsch, 349 Seiten

ISBN: 978-3-95530-760-8
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Bob Dillon hat seinen Job als Kammerjäger verloren und findet eine Zeitungsannonce, in der ein 'professioneller Schädlingsvernichter' gesucht wird. Nichts ahnend bewirbt er sich und landet bei einer internationalen Killervermittlungsagentur. Er versteht nur Bahnhof, als man ihm das Dossier für den ersten Auftrag in die Hand drückt. Dummerweise kommt das Zielobjekt tags darauf bei einem Autounfall ums Leben. Bobs Auftraggeber jubeln. Und Bob hat nicht nur die Polizei am Hals, sondern auch die CIA und jede Menge neidischer Killer. 'Eine herrliche Verwechslungskomödie. Ironisch bis satirisch und grotesk, doch vor allem: wirklich witzig.' (Nürnberger Nachrichten)'

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1


Seine Augen waren metallic-blaue Juwelenkäfer, die unter einem Paar haariger schwarzer Raupen hervorlugten. Für seine fünfunddreißig Jahre war er gut in Form, mit breiten Schultern und muskulösen Armen. Seine Einsachtzig wurden von einem Schopf dunkler gewellter Haare gekrönt, und er hatte ein sanftes Lächeln, das ihm etwas Umgängliches verlieh, eine kernige Freundlichkeit. Wenn man ihn so sah, wäre man nie darauf gekommen, dass er ein professioneller Killer war.

Er lebte in New York, einer Stadt, wo im Durchschnitt alle achtundachtzig Minuten jemand durch Schüsse verletzt oder getötet wird. Das störte ihn gewaltig, weil es schwer war, in so einer Umgebung aufzufallen. Und wenn er als bezahlter Killer Erfolg haben wollte, dann würde er einen guten Ruf brauchen. So war er nun dabei, sich einen Namen zu machen – einen anderen Namen als den, den er hatte.

Als er im Oktober 1957 geboren wurde, konnten seine Eltern – Curtis und Edna Dillon aus Newark, New Jersey – nicht wissen, dass sechs Jahre später Robert Allen Zimmerman aus Duluth, Minnesota, unter dem Pseudonym Bob Dylan eine Platte machen und damit in der Welt des Rock’n’ Roll wie eine Bombe einschlagen würde. Rückblickend war es also bloß schlechtes Timing, dass Curtis und Edna ihren Sohn Bob nannten.

Bob Dillon.

Der Name wurde zwar anders geschrieben, aber er klang genau gleich, und das war das Entscheidende. Bob Dillon machte eine lange und oft demütigende Kindheit durch, denn nur allzu oft wurde er von den Kids aus der Nachbarschaft tyrannisiert und gezwungen, den Dylan-Klassiker »Rainy Day Women # 12 & 35« zu singen.

Bob hasste das, nicht nur, weil er nicht singen konnte und seine Darbietung unvermeidlich Spott und Hohngelächter hervorrief, sondern auch, weil er das Lied nicht ausstehen konnte und aus dem Titel nicht schlau wurde. Kein Wort kam da vor von Frauen, regnerischen Tagen oder sonst was, geschweige denn eine Erklärung, wer die Nummern zwölf und fünfunddreißig waren.

Und wie es auf Platz zwei der Charts von 1966 kommen konnte, war Bob auch schleierhaft geblieben. Für ihn war es eine endlose Folge von fantasielosen Variationen über »They’ll stone you when you’re riding in your car. / They’ll stone you when you’re playing your guitar … – Sie steinigen dich, wenn du mit deinem Auto fahren willst. / Sie steinigen dich, wenn du auf deiner Gitarre spielst ...« Das ging endlos so weiter, bis der bescheuerte Refrain einsetzte: »Everybody must get stoned! – Stoned müssen wir doch alle mal sein!«

Bob stellte sich immer vor, seine Kindheit wäre nicht ganz so schlimm gewesen, hätte man ihn gezwungen, »Like a Rolling Stone« oder »Mr. Tambourine Man« zu singen, Lieder, die er tatsächlich mochte. Glücklicherweise hatte er ein widerstandsfähiges und verständnisvolles Wesen, sodass er nie seinen Eltern die Schuld für die Misshandlungen gab, die er von den Kids aus seinem Viertel erdulden musste. Abgesehen von dem mörderischen Beruf, den er schließlich ergriff, war bei Bob tatsächlich keinerlei negative Auswirkung durch den Namen festzustellen, mit dem ihn seine Eltern gutgläubig bedacht hatten. Also, wie gesagt, Bob wollte sich jetzt ernsthaft einen Namen machen, aber zuerst galt es noch einen Auftrag auszuführen. Er öffnete die Tür und blickte die Treppe hinunter, die in die Dunkelheit führte. Er knipste das Licht an, das auf seinen khakifarbenen Overall und den Kasten fiel, den er bei sich trug und der zerdellt und zerkratzt war – ein Zeichen, dass er schon viele Jobs hinter sich hatte. Eine beachtliche Tötungsbilanz.

Spinnweben ausweichend, schlich Bob die knarrende Holztreppe in den muffigen Keller hinunter. Er durchquerte den Raum, stellte seinen Kasten auf dem feuchten Betonboden ab und klappte die rostenden Messingriegel hoch.

Er warf einen Blick auf den Casio-Chronometer aus massivem Plastik an seinem Handgelenk: 14.00 Uhr. »Pünktlich auf die Minute«, murmelte er zu einer vorbeihuschenden Kakerlake. Geübt, fast mechanisch ergriff Bob einen langen dünnen Schlauch und schraubte ihn in einen exotisch aussehenden gebogenen Holzgriff. Er befestigte einen Ventilkopf an die Apparatur, verband dann das eine Ende eines Rohres mit dem Schlauch und das andere mit einer kleinen Druckflasche. Nach diesen Handgriffen öffnete er vorsichtig ein Ventil und betätigte den Kolben, der sich auf der Flasche befand.

»Ich bin gekommen, Tod zu verbreiten«, sinnierte Bob laut. Er kicherte über den melodramatischen Ton in seiner Stimme. Dann zog er einen Bohraufsatz aus seinem Kasten und setzte ihn in den Kopf einer akkubetriebenen Black and Decker ein. Er prüfte sie – Uarrrrrrssssssssss.

Zufrieden mit seinem Werkzeug, kniete sich Bob hin und bohrte knapp über der Fußleiste ein Loch. Er zog eine Stift-Taschenlampe hervor, spähte in das Loch und entdeckte, was zu töten er gekommen war: Periplaneta americana, besser bekannt als Amerikanische Schabe. Dutzende.

»Wenn es nach mir ginge«, sagte Bob versonnen, »würdet ihr alle anders sterben.«

Das war kein leeres Geschwätz.

Ganz und gar nicht.

Bob hatte nämlich eine Idee für eine vollbiologische Methode der Schädlingsvernichtung, eine, die die Umwelt nicht vergiftet wie die herkömmlichen Methoden und die, bei optimaler Umsetzung, Bob sogar reich machen könnte.

Seine Idee drehte sich um Insekten, die gemeinhin als Raub- oder Mordwanzen bekannt sind (Reich: Tier; Stamm: Arthropoda; Klasse: Insecta; Ordnung: Hemiptera; Familie: Reduviidae).Diese bedrohlichen Kerbtiere jagen und töten mit grausiger Effizienz andere ihrer Klasse, indem sie mit ihrem kräftigen Mundwerkzeug den Schutzpanzer ihrer Beute durchstoßen und einen lähmenden Speichel hineinpumpen. Mordwanzen spritzen ihren Opfern Amylase und Pektinase ein, Enzyme, die das innere Gewebe vorverdauen und verflüssigen, welches sie dann durch ihren Rüssel aufsaugen wie einen Milchshake.

Bob arbeitete mit acht Arten dieser Insekten. Grob gesprochen, hatte er vor, diese acht Arten miteinander zu kreuzen, in der Hoffnung, die vollendete Mordwanze zu erschaffen – eine robuste, hybride Rasse räuberischer Insekten, die die optimale Kombination von Jagd- und Tötungseigenschaften in sich vereinigte.

Eine Mordwanzen-Art, mit der Bob experimentierte, war die Amerikanische Radwanze (Arilus cristatus), ein gefräßiger Räuber, der Insekten, die doppelt so groß sind wie er selbst, einschließlich der größten Schabenarten, ohne Zögern angreift und furchtlos leersaugt.

Die Radwanze ist ein stämmiger grauschwarzer Kerl; ihr Prothorax fächert sich in ein Halbrad bedrohlicher Zahnradzähne entlang der Coxa auf, daher ihr landläufiger Name. Das auffällige Abdomen trägt so etwas wie die Heckflossen eines 1959er Cadillac. Diese dunklen Rückenkämme stehen in einem Winkel von fünfundvierzig Grad ab und unterstreichen noch das bedrohliche Erscheinungsbild der Wanze.

Bob arbeitete auch mit Kotwanzen (Reduvius personatus), unerbittlichen Jägern, die dreist in menschliche Behausungen eindringen, um sich an Bettwanzen, Termiten und anderen Insekten satt zu fressen. Diese verstohlenen und kräftigen rostbraunen Wanzen haben einen vergrößerten, muskulös wirkenden Thorax, der aussieht, als hätte der Schnabelkerf ein Muskelaufbauprogramm mit Beta-Blockern absolviert. Kotwanzen sind dafür bekannt, dass sie ihre Beute mit einer unnachgiebigen Zielstrebigkeit verfolgen.

Bob stellte sich vor, dass die erfolgreiche Kreuzung dieser Arten zu einem willkommenen neuen Ansatz in der Schädlingsvernichtung führen würde, von einem regelmäßigen Einkommen ganz zu schweigen. Doch da sein Kreuzungsverfahren noch nicht ausgereift war, arbeitete Bob immer noch für eines jener lizenzierten Schädlingsvernichtungsunternehmen, die die Umwelt mit Giften überfluteten und von ihren Angestellten verlangten, dass sie lächerliche, entwürdigende Uniformen trugen.

Über der linken Brusttasche von Bobs Uniform war ein Aufnäher mit einem großen, grinsenden Comic-Insekt und dem Firmennamen Käfer-EX. Darunter verkündete ein kleinerer Aufnäher, dass dieser Angestellte Bob hieß. Derselbe fand das alles geschmacklos, aber er hatte eine Familie zu ernähren und nahm diese Verantwortung sehr ernst, und so schluckte er jeden Tag seinen Stolz, zog die Uniform an und ging zur Arbeit. Und heute hatte seine Arbeit ihn in den Keller des Hauses 536, 8th Street, geführt, in der Park-Slope-Gegend von Brooklyn.

Bob zog sich so weit von der Wand zurück, dass er seinen Tötungsapparat ergreifen konnte. Er führte das Ende des Schlauchs in das Loch ein, und dann, fast verschämt, zog er sich eine weiße Atemschutzmaske über Nase und Mund und legte seinen zitternden Zeigefinger um den Abzug. Der Finger krümmte sich, als wollte er abdrücken, aber bevor er seine tödliche Waffe aktivierte, hielt er inne und entspannte den Finger wieder.

In dem Moment näherte sich ein anderer Mann, dessen Aufnäher ihn als Rick und Supervisor auswiesen. Er sprach so, wie es ein Supervisor oft tut.

»Verdammt noch mal, Dillon, was ist denn jetzt das Scheißproblem?«

Bob zog die Maske herunter.

»Kann’s nicht machen, Rick«, erwiderte er. »Ich kann’s nicht mehr verantworten, das Parathion dreimal zu hoch zu dosieren. Das ist gefährlich. Es gelangt in die Nahrungskette.«

»Scheiß auf dich und die Nahrungskette, Mr. Greenpeace, du hast hier einen verdammten Job zu erledigen!«

Das brachte das Fass zum Überlaufen. Bobs Geduld mit Rick und überhaupt mit Käfer-EX war erschöpft....



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