Fischer | Tödliche Verwandlung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Dr. Caspari

Fischer Tödliche Verwandlung

Kriminalroman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-96041-041-6
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Dr. Caspari

ISBN: 978-3-96041-041-6
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mitten in Frankfurt wird ein erfolgreicher Musikproduzent ermordet, seine Leiche inszeniert wie eine Kreuzigung. Wenig später schlägt der Täter wieder zu. Für Hauptkommissar Caspari beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

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KAPITEL II ER HATTE ALLES GRÜNDLICH GEPLANT und durchdacht. Es gab nichts, das schief gehen konnte. Er war ein Schatten, zu jeder Wandlung fähig. Auf seine Verkleidung als Fahrradbote hätte er selbst hereinfallen können. Mit einer unnatürlichen Ruhe betrachtete er die Fassade der Villa, vor der er stand. Entschlossen drückte er den Klingelknopf neben der Haustür. Es dauerte eine Weile, bis sich eine Stimme über die Gegensprechanlage meldete. »Ja bitte?« »Guten Tag. Kurierdienst ›Main-Radler‹. Ich habe ein Päckchen für Sie.« »Legen Sie es vor die Tür, ich hole es nachher hinein«, brummte die Stimme durch den kleinen Lautsprecher unwillig. »Das geht leider nicht, Sie müssen mir den Empfang bestätigen«, entgegnete er. Dass der Mann so reagieren würde, hatte er vorausgesehen. Nach einer Weile hörte er ein Schlurfen im Flur. Der Mann, der ihm öffnete, war mit einem weißen Bademantel bekleidet und trug Badeschlappen. »Sind Sie Herr Sauter?«, fragte er den Mann im Bademantel zum Schein. Er wusste ohnehin, dass er den Richtigen vor sich hatte. »Ja. Sagen Sie mal, ist das nicht ein ziemlich großes Päckchen für einen Fahrradkurier?« Das waren die letzten Worte, die er dem Mann noch zugestand. Sauter durfte nicht misstrauisch werden. Das passte nicht in seinen Plan. Selbstsicher lächelte er. »Wenn Sie wüssten, was wir alles überbringen müssen …, entgegnete er gelassen und gab Sauter das Päckchen. Als dieser es in den Händen hielt, betrachtete er es von allen Seiten. »Hier steht ja kein Absender«, bemerkte Sauter erstaunt, während er es genauer untersuchte. Auf diesen Moment der Ablenkung hatte sein Gegenüber gewartet. Ohne Hast zog der Mann den Elektroschocker aus der Rückentasche seines Radlerhemdes. Als Sauter aufblickte, traf ihn ein Stromschlag, der ihn erzittern und nach hinten taumeln ließ. Der Schatten folgte ihm in den Flur, schloss ruhig die Tür und sah mit einem Gefühl des Triumphes, wie Sauter ohnmächtig zusammensackte. Lange hatte dieser neureiche Prolet ihm den Weg versperrt. Jetzt würde er ihn verwandeln – für immer. Der Kleine kam in der Frühe jammernd zu ihm ins Bett gekrochen. Lukas klagte über furchtbare Ohrenschmerzen und hatte offensichtlich Fieber. Caspari verpasste ihm ein Zäpfchen und einen Zwiebelumschlag auf das entzündete Ohr. Es dauerte eine halbe Stunde, bis der Junge wieder eingeschlafen war. Mit Mühe schaffte es Caspari, um acht Uhr aus dem Bett zu kommen. Die vergangenen Wochen steckten ihm noch in den Gliedern. Ausgerechnet in der Zeit, in der er sich zu erholen gehofft hatte, wurde sein Sohn krank. Eine Weile betrachtete er den Kleinen, wie er in seinem Bett schlief. Welch ein unglaublich großes Geschenk war dieses Kind. Wie wenig Zeit hatte er im zurückliegenden Jahr für Lukas aufbringen können. Ohne die Hilfe seiner Eltern hätte er die Aufgaben eines alleinerziehenden Vaters nie bewältigt. Elke, seine Ex-Frau, war seit Jahren glücklich mit seinem ehemals besten Freund verheiratet. Sein schmales Gesicht hatte Lukas von ihr, seine rotblonden Haare und die überdurchschnittlichen Körpermaße von seinem Vater. Es fiel Caspari schwer, dieses so friedlich schlafende Kind zu wecken, aber es half nichts. Lukas musste dringend zum Kinderarzt. Die Diagnose hatte Caspari bereits befürchtet: Lukas hatte eine Mittelohrentzündung. In einem solchen Zustand brauchte er seinen Vater ganz und gar. Caspari dachte verzweifelt an seine Verabredung mit Clara. Sie war neben Lukas der andere Mensch, den er vernachlässigt hatte und dem er nicht gerecht geworden war. Mit dem Essen im »La Grotta« hatte Caspari ein Signal für Clara setzen wollen. Er wollte ihr klar machen, wie wichtig sie ihm war. Doch leider wurde nun nichts aus dem Essen in ungestörter Zweisamkeit. Nachdem Caspari die Medikamente für Lukas aus der Apotheke geholt hatte, fuhr er zum Restaurant. Ohne Hetze stellte er ein üppiges Menü zusammen und bat den Wirt, das Essen zu ihm auf den Hof zu liefern. Während der Fahrt von Wächtersbach den Berg hinauf nach Wittgenborn brach Lukas sein Schweigen. »Papa«, begann er, »das ist doch voll doof! Endlich hast du mal Zeit, und dann werde ich krank.« »Tja, Kleiner, da kann man nichts machen. Aber bald geht es dir ja wieder besser. Bis dahin werden wir uns auf Vorlesen, Uno- und Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen beschränken müssen. Was machen denn die Ohrenschmerzen?« »Die sind besser wegen den blöden Zäpfchen«, antwortete Lukas missmutig. »Das heißt, wegen der Zäpfchen«, verbesserte ihn sein Vater. »Ich glaube dir, dass es unangenehm ist, wenn man die eingeführt bekommt. Aber sie lindern die Schmerzen. Bis die Antibiotika ihre Wirkung zeigen, werde ich dir noch ein oder zwei verabreichen müssen.« »O Mann, das ist gemein!«, brummte Lukas und verfiel wieder in Schweigen, während sie über die Straße durch den dichten Laubwald fuhren, dessen Blattwerk und das dazwischen hindurchscheinende Sonnenlicht ein unglaublich schönes Schauspiel boten. Caspari gab auf den Tasten seines Autoradios eine Zahlenkombination ein. Der CD-Wechsler im Kofferraum summte, und kurz darauf drangen die Klänge von Mozarts »Haffner Sinfonie« aus den Lautsprechern des Volvo. Während sie von Wittgenborn Richtung Waldensberg fuhren, schlief Lukas ein. Kurz vor Waldensberg bog Caspari in eine schmale Seitenstraße ab, die zu dem Hof führte, auf dem er lebte. Als er selbst noch ein Kind war, hatten seine Eltern das heruntergekommene Anwesen gekauft und in jahrelanger Arbeit liebevoll renoviert. Caspari lebte in einem Teil des Wohntraktes, im anderen seine Eltern. Lukas war so fest eingeschlafen, dass ihn selbst die Fahrt über den Kopfstein, mit dem der Innenhof des U-förmig angelegten Anwesens gepflastert war, nicht aufweckte. Caspari trug ihn hinein und legte ihn in sein Bett. Danach wählte er Claras Nummer. »Hallo, hier ist Christoph. Wir müssen umdisponieren!« »Sag jetzt bloß nicht, du hast dienstliche Verpflichtungen.« Claras Stimme hatte einen drohenden Unterton. Tiziana ging in ihrer Garderobe unruhig auf und ab. Wo war Hagen bloß? Solch einen Lapsus hatte er sich noch nie geleistet. Ihr Manager war wie vom Erdboden verschluckt. Er reagierte nicht auf ihre Telefonanrufe, beantwortete keine E-Mails und war augenscheinlich nicht zu Hause. In zehn Minuten musste Tiziana den Journalisten Rede und Antwort stehen. Musste zeigen, dass sie den Tod ihres Ex-Geliebten und Produzenten Norman Kling gut verkraftet hatte. Ihre neue CD sollte morgen auf den Markt kommen, eine Deutschlandtournee stand bevor. Was hatte Hagen geritten, sie gerade in dieser Situation hängen zu lassen? Toni, ihr Bodyguard, redete ihr gut zu. »Komm Tiziana. Du schaffst das auch ohne diesen Dandy. Überleg doch mal, wie viele Menschen du bei deinen Konzerten begeistert hast. Die Journalistenmeute da draußen schaffst du doch mit links.« »Du hast wahrscheinlich recht, Toni. Es ist halt einfach schöner, wenn man weiß, der Manager hält einem den Rücken frei, während man Interviews gibt.« »Darf ich dich etwas fragen?«, wechselte Toni das Thema. »Warum Hanau, warum die August-Schärtner-Halle? Du füllst problemlos die Hallen in den Metropolen.« »Weil hier alles angefangen hat. Ich komme aus Hanau und ich schätze das Lebensgefühl hier. Die Menschen hier haben mich von Anfang an unterstützt. Sie haben es verdient, dass ich ihnen auf diese Weise ›Danke‹ sage.« Sven, der Schlagzeuger, steckte seinen Kopf durch die Tür. »Hallöchen. In fünf Minuten geht es los. Die anderen sind schon ganz ungeduldig. Da draußen wartet eine ganze Menge Journalisten. Einer vom ›Rolling Stone‹ soll auch dabei sein. Sag mal, wo ist eigentlich Hagen?« Tiziana blickte zu Toni. Der breitschultrige Bodyguard nickte ihr aufmunternd zu. »Ich habe keine Ahnung. Wir machen unsere Songs nun schon lange genug, da müssten wir auch einmal ohne Kindermädchen auskommen«, antwortete sie mit selbstbewusster Stimme. Trotzdem begann sie sich langsam Sorgen um ihren Manager zu machen. Aufgeregt betrat sie zusammen mit der Band die Bühne. Dieses Publikum war anders als die Fans, die zu Tausenden die Hallen bevölkerten, wenn sie rappte. Dieses Publikum war hier, um sie öffentlich zu bewerten. Falls Normans Musik nicht dem entsprach, was die Journalisten unter Hip-Hop und Rap verstanden, würden sie Tiziana in den kommenden Tagen in den Medien verreißen. Dasselbe galt für die Texte, die sie geschrieben hatte. Glaubwürdig und authentisch mussten sie sein, sonst fielen sie durch. Tiziana machte sich keine Illusionen. Wenn sie diesen Test nicht bestand, war ihr Comeback geplatzt. Ihre Tournee war zwar vollkommen ausverkauft, aber bei schlechten Kritiken würde niemand ihre neue CD kaufen. Sie musste diese Gedanken beiseiteschieben, sonst würde dieser Auftritt ein Flop werden. Das Schlagzeug und der Bass begannen zu hämmern. Jetzt blieb ihr nichts mehr übrig, als darauf zu vertrauen, dass alles gut werden würde. Clara freute sich darauf, den Rest eines arbeitsreichen Tages auf dem Hof zu verbringen. Sie hatte Sehnsucht nach Caspari und nach Lukas. Als sie ihren Wagen im Hof parkte, flog eine der Eingangstüren auf, und der Kleine kam herausgestürzt. Sie war eben gerade aus dem Auto gestiegen, da umfingen sie schon seine Arme, und er drückte seinen Kopf fest gegen ihren Bauch. »Lukas, ich denke, du bist krank«, keuchte sie atemlos. »Der Papa gibt mir eklige Zäpfchen, da merke ich kaum noch etwas.« »Glaub ihm kein Wort. Vor fünf Minuten hat er noch gejammert, wie sehr...


Matthias Fischer, geboren 1964 in Hanau, wuchs in Bruchköbel auf, studierte Evangelische Theologie in Oberursel und Mainz und absolvierte sein Vikariat von 1992 bis 1994 in Wächtersbach. Seit 1994 ist er Pfarrer in einer Gemeinde im Kinzigtal sowie in der Notfallseelsorge tätig und schreibt erfolgreich Kriminalromane.



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