E-Book, Deutsch, 147 Seiten
Fischer Grünes, blühendes Land
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7549-9980-6
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Über das Leben für ein höheres Ziel.
E-Book, Deutsch, 147 Seiten
ISBN: 978-3-7549-9980-6
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Martin Fischer, geboren 1964, aufgewachsen auf dem Land. Von Beruf Zimmermann. 2 ½ Jahre als Missionar auf Zeit in Ecuador. (Wie ein Entwicklungshelfer über einen katholischen Orden) Längere Zeit ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig und in der Erwachsenenbildung engagiert. Noch aktiv im 'Eine Welt Laden' (fairer Handel), bei einer Menschenrechtsorganisation und bei der freiwilligen Feuerwehr. Zudem Familienvater, Laientheologe und hobbymassig Sozialwissenschaftler.
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5 Es gilt, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen.
Woher kommen die Ameisen? stand auf der Schultafel in dem kleinen alten Klassenzimmer, in dem sie sich versammeln konnten. Mit ihren Stühlen rückten sie eng zueinander, damit jeder die Tafel gut im Blick hatte, als ob dort, wie in einem Kino, ein aufregend interessanter Film starten würde.
Ein Sprecher ihrer Bewegung stand neben der Tafel.
„Weiß jemand, wo diese Ameisen herkommen?“
Kopfschütteln und lange Gesichter machen die Runde.
Auch er wisse es nicht. Er wolle aber trotzdem einmal Ideen sammeln, wie die Ameisen vielleicht zu uns kommen konnten.
Zuerst einmal war für längere Zeit bedrückendes Schweigen.
„Vielleicht haben sie sich im Gefieder von Wildvögeln verfangen. Wenn diese auf unseren Feldern rasten, könnten sie die Ameisen dort verloren haben,“ meinte eine Anwesende.
„Wildvögel“, notierte unser Bauer, neben der Frage auf die Tafel. Ein weiterer meldete sich zu Wort.
„Könnte es sein, dass in den alten Wollsäcken, in denen wir Saatgut kauften, Ameisen oder deren Eier hafteten? Dass wir sie mit der Saat auf unsere Äcker brachten?“
Zur Frage wurde „Wollsäcke“ geschrieben.
„Dann könnte man auch „Feinde“ an die Tafel schreiben“, rief einer aus der hintersten Reihe. „Denn es könnte ja sein, das jemand absichtlich diese Feinde auf unsere Äcker brachte“.
„Warum sollte das jemand tun?“ hörte man aus einer anderen Ecke.
„Warum? Vielleicht weil er dadurch einen Gewinn hätte, er könnte mehr Pestizide verkaufen.“
Schon stand auch „Feinde“ an der Tafel.
„Was aber, wenn es Reisende waren, die durch Zufall diese Plagegeister unfreiwillig zu uns trugen?“
Wie er darauf käme, wollte ein Kollege genauer wissen. „Nun“, meinte dieser, „durch unseren guten Freund hier, der viel über Strategie weiß.
Er bemerkte beim letzten Treffen, dass es auffallend sei, dass gerade jene Bauern stärker betroffen sind, deren Felder näher an der Hauptverkehrsroute liegen. Zudem erinnere er ich, dass diese Straße erst zu einer wichtigen Handelsstraße wurde, als im oberen Tal eine Brücke gebaut wurde. Seit dieser Zeit wurden unsere Ernten Jahr für Jahr magerer.
Ein Vorstandsmitglied schrieb in großen Druckbuchstaben „Reisende“ hinzu.
Untereinander fing ein Gemurmel und Geflüster an, und so mancher war mit einem leichten Nicken zu sehen.
Einer aus ihrer Mitte erhob sich und meinte höflich:
„Freunde, einige sind der Meinung, wir brauchen eine neue Frage an der Tafel. Wie seht ihr das? Wir müssen nun fragen „Wer sind die Reisenden?“
Die neue Frage wurde als inspirierende, sichtbare und orientierende Aufgabenstellung hinzugefügt.
„Waren es Urlauber aus dem reichen Norden, die in den sonnigen Süden ziehen, um bei uns an den beliebten Stränden der Küstenregionen ihrem Alltag zu entfliehen?
Man bedenke, wenn sie dorthin reisen oder auf ihrem Rückweg, sind viele dabei, die ihren Abfall am billigsten entsorgen. Sie werfen ihn einfach vor unsere Felder. Was sie nicht verzehren, sei für uns gut.
So manches, was sie nicht brauchen, ist Gift für uns und wir müssen es entsorgen. als hätten wir nicht genug Sorgen und Probleme!“
„Ob es unser Hauptproblem ist oder ein zusätzliches Problem, das müssen wir nun prüfen. Es mag ein weiteres Problem sein, mit dem wir uns notgedrungen befassen müssen. Aber allein auf das sollten wir uns jetzt nicht versteifen. Wir müssen weiter in mehrere Richtungen schauen und suchen!“, fügte ein führendes Vorstandsmitglied an.
„Denn es könnte ja mehrere Wege der Übertragung geben. Ebenso könnte es auch eine falsche Fährte sein. Nur dieser zu folgen, könnte uns wichtige Zeit kosten. Wir müssen weiter überlegen, ob da Dinge sind, an die wir noch nicht gedacht haben, die wir bis jetzt übersahen oder die uns nicht aufgefallen sind.
Man setzte „Urlauber“ auf die Tafel und motivierte mit diesem Punkt alle Mitstreiter, über weitere Überträger der Ameisen nachzudenken.
„Seit es die Brücke gibt, wird die Strasse durch unsere grünen Wälder und Felder um etliches mehr von den Händlern und Transporteuren in Anspruch genommen. Unsere Route ist kürzer, leichter und angenehmer als die an der felsigen und staubtrockenen Westküste.
Unser Augenmerk sollte den Händlern und Transporteuren gelten.“
Wieder stand ein neuer Punkt auf der Tafel.
Erneut erhob sich eine Stimme aus ihrer Mitte:
„Wir sollen an alles denken. Sollte es sein, dass es an uns selbst liegt?“
Da kam erst einmal ein Raunen auf. Als wenn jemand sein eigenes Nest beschmutzen würde.
Unser bekannter Freund, der Stratege, nahm ihn instinktiv, ohne zu zögern und mit deutlicher Entschiedenheit in Schutz. „Nein meine Freunde. Er hat völlig recht. Auch wir müssen ebenso kritisch unser Tun und Handeln hinterfragen!
Wir müssen die Frage zulassen, ob der Fehler nicht auch bei uns liegen könnte. Und sollte es so sein, müsste sich auch keiner dafür schämen. Wir sind nur Menschen; jeder macht Fehler und keiner macht sie mit Absicht. Oder er tut es, ohne die Reichweite seiner Folgen zu erahnen.
Wir dürfen nicht glauben, nur weil wir jetzt den Weg gehen, unsere Probleme selbst zu lösen, wären wir gefeit gegen falsche Überzeugungen oder Ansichten. Wenn wir uns nicht auch fragen, ob der Fehler bei uns liegt, werden wir blind. Mit der Zeit würden wir uns in einem Netz verfangen, ohne es zu erkennen. Wir würden darin gefangen sein, ohne es zu merken. Kaum einer könnte uns helfen, wieder heraus zu kommen.
Von unserer falschen Selbstsicherheit überzeugt, wären wir blind und überheblich, die Hauptprobleme unvoreingenommen, sachlich und ernst anzupacken und zu lösen. Wir kommen nicht weiter in unserem Leben, wenn wir die Fehler einzig bei den anderen suchen und berichtigen wollen!
Wir wären wie die vielen anderen, die sagen, wir wollen etwas zum Guten verändern, solange wir nicht bei uns selbst anzufangen brauchen! Wir müssen mutiger und tapferer sein und ebenso diese Last tragen.
Sollte es an uns liegen, müssen wir zu unserem eigenen Wohl anfangen, selbst unter Schweiß und Schmerzen an unserem eignen Tun und Handeln Veränderungen vorzunehmen.
Keiner hat gesagt, dass dieser unser Weg leicht ist. Das einzig Gute daran ist, dass es der einzige Weg ist, der uns belohnen und segnen wird. Diese Hoffnung, diese Gewissheit macht uns stark und gibt uns Gelassenheit oder nennen wir es Friede in unseren Herzen, noch größere Lasten gemeinsam leichter zu ertragen!“
„Wir selbst“ mit Ausrufe- und Fragezeichen wurde den anderen Vermutungen hinzugefügt.
Ein Arzt, der bei ihnen war, glaubte, auf eine Spur gestoßen zu sein.
Nun, wo er von alldem höre, komme ihm ein Verdacht. Er hatte einmal einen Fall, den er sich bis heute nicht erklären konnte. Einmal brachten sie einen Arbeiter in seine Praxis. Er konnte kaum noch atmen. Seine Hände und Füße waren angeschwollen und feurig rot. Er hatte Pusteln, als würde Gift aus seinem Inneren nach außen quellen. Doch weder Bienen, Wespen noch Stechmücken hätten sich an ihm vergangen. Dies hätte er ja merken müssen. Er transportierte Baumstämme aus den Tropen, von ganz unten aus den Südländern in den Norden. Er wollte nur eine kleine Pause machen und legte sich in die wärmende Sonne auf seine Ladung und schlief dabei ein.
Nach einiger Zeit wachte er auf mit ein wenig Unwohlsein an Armen und Händen. Er fuhr Stunden weiter, bis er in meinen Ort kam. Immer schlimmer wurden die Beschwerden.
Er schaffte es gerade noch in meine Praxis. Mit kühlem Wasser und Salben konnten wir ihm helfen. Nach Stunden gingen seine Symptome zurück und er konnte seine Fahrt fortsetzen. Meine Arzthelferin und ich rätselten, welche Krankheit wohl dahinter steckte. Letztendlich vermuteten wir, dass er etwas gegessen hatte, was er nicht vertrug, und eine allergische Reaktion bei ihn auslöste.
Wenn ich nun daran denke, dass die Bäume aus den Tropen kommen, wo es viele kleine, uns fremde Käfer und Insekten gibt, wenn diese auf unserer Straße zum reichen Nachbarn in den Norden gebracht werden, dann, ihr wisst schon! Dann könnten sie diese Ameisen mitgebracht und verloren haben!?“
„Ja, ja, ja“, hörte man von vielen Seiten.
„Das muss dringendst überprüft werden.“
Die Zeit an diesen Abend war schon weit vorgerückt. Man fasste den Beschluss, dass jeder, sofern es möglich war, die ausgemachten Verdächtigen, einschließlich sich selbst, angefangen von Kleidung bis hin zu Waren und Fahrzeugen, genaustens unter die Lupe nehmen soll, besonders aber die Baumtransporte, die nun besonders unter Verdacht standen. Sollte etwas gefunden werden, müsse es sofort festgehalten und dokumentiert werden, mittels Fotos, Proben, Beweisstücken und schriftlich festgehaltenen Informationen und beglaubigten Zeugenaussagen: Wo die Transporte genau herkommen, welche Strecke sie fahren und wo sie halten.
Wie wurde ihre Ladung behandelt oder gelagert? Wie kann es sein, dass diese Ameisen mitreisen können usw.? Gab es schon öfter Erkrankungen bei den Arbeitern? Alles was in irgendeinem Zusammenhang damit stehen...




