Fischer | Besuch mit Hund | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 222 Seiten

Fischer Besuch mit Hund


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7650-2164-0
Verlag: Lauinger Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 222 Seiten

ISBN: 978-3-7650-2164-0
Verlag: Lauinger Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zwischen zwei Frauen steht ein Mann - er ist der Sohn der einen und der Liebhaber der anderen. Hat eine Beziehung zwischen einem Vierzigjährigen und einer Frau Anfang sechzig eine Chance? Spielt das Alter in der Liebe eine Rolle? Oder gibt es in der Liebe keine Regeln? Die beiden Frauen Brigitta und Monika sind mit u?ber sechzig schon länger in der zweiten Lebenshälfte angekommen. Trotz großer Unterschiede in Lebensstil und Temperament sind sie seit Jahren beste Freundinnen. Brigitta ist immer in Aktion und versucht Monika aufzumuntern, die seit dem Tod ihres Mannes vereinsamt. Bei Prosecco und Ingwertee nehmen sie es mit den Widrigkeiten des Älterwerdens auf und unterstu?tzen sich gegenseitig. Die Zweisamkeit der beiden Frauen wird durch die Ankunft von Monikas Sohn Alex gestört, der nach Jahren der Abwesenheit u?berraschend mit seinem Dackel in der Kleinstadt auftaucht und wieder in das Zimmer seiner Kindheit einzieht. Als Brigitta sich in Alex verliebt, wird die Freundschaft der beiden Frauen auf eine harte Probe gestellt. Brigitta gerät in eine Zwickmu?hle - soll sie sich auf die Liebe zu Alex einlassen, obwohl sie soviel älter ist als er und ihre Freundschaft mit Monika aufs Spiel setzen? Oder soll sie verzichten? Mit Anhang: Coburger Rezepte, denn ... ... Liebe geht durch den Magen

Heidi Fischer (*1954) lebt in Coburg und arbeitete als Lehrerin an einer privaten Förderschule. Sie ist Mitglied im Fränkischen Autorenverband und schreibt seit vielen Jahren Gedichte und Kurzgeschichten. Ihre Arbeiten wurden in unterschiedlichen Anthologien und der Literaturzeitschrift 'Wortlaut' veröffentlicht. Bisher erschienen bei Der Kleine Buch Verlag 'Laufmaschen im Strickstrumpf' (2013), 'Wer später stirbt, ist länger alt' (2015), 'Der verlorene Mann' (2016), 'Tod der Schmetterlingsfrau' (2018) und 'Weißer Tod im Paradies' (2020).
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Alex


»Sabine war so unglücklich. Du bist ständig unterwegs, lässt sie viel zu oft allein. Ich wollte das wirklich nicht. Es tut mir leid!«

Mit diesen Worten hatte Alex versucht sein Verhältnis mit Sabine vor Robert zu entschuldigen.

»Was für ein erbärmlicher Versuch dich herauszureden«, hatte Robert ihn unterbrochen. Seine Stimme hatte vor verhaltener Wut gezittert. Und auch Alex war voller Zorn und Verbitterung gewesen. Unversöhnlich hatten sich die beiden Geschäftspartner, die noch vor kurzem Freunde gewesen waren, gegenübergestanden.

Seitdem fragte sich Alex, wie er in diese verfahrene Situation geschliddert war.

Dabei wusste er genau, dass es zumindest zum Teil an seiner Unfähigkeit lag, im richtigen Moment Nein zu sagen. Der gesunde Menschenverstand hätte ihm klarmachen müssen, dass es falsch war, sich auf ein Verhältnis mit der Frau seines Geschäftspartners und Freundes einzulassen. In den vergangenen Monaten war zwar von der früheren gegenseitigen Sympathie zwischen ihm und Robert nicht mehr viel übriggeblieben, aber es hatte sie immer mehr verbunden als ihre Arbeit. Er schämte sich dafür, dass er ihn hintergangen hatte und konnte im Nachhinein verstehen, dass er Roberts Gefühle mit Füßen getreten hatte. Und die Affäre war es auch nicht wert gewesen. Wegen dieser Liebesgeschichte, die eigentlich nur eine Bettgeschichte gewesen war, war er jetzt in der Kleinstadt seiner Kindheit gelandet und auf dem Weg ins Haus seiner Mutter.

In den Häusern rechts und links der Straße waren auffallend viele Fenster und Balkontüren geöffnet. Lüften war die Devise dieser neuen Zeit, neben Maskentragen und Abstandhalten. Der Februar hatte erst angefangen, der Winter war also noch längst nicht vorüber, aber von Schnee und Kälte gab es keine Spur mehr. Lang und endlos war allen dieser Herbst und Winter erschienen. Langsam steigende Temperaturen beglückten an diesem Tag nicht nur Alex.

Er trug zusätzlich zum Mund- und Nasenschutz, passend zu seinem Befinden einen schwarzen, breitkrempigen Filzhut. Ohne Hut verließ er nie seine Wohnung, da hätte schon ein Dach über seinem Kopf zusammenstürzen müssen. Im Sommer waren es Strohhüte, im Winter Kopfbedeckungen aus Filz, Stoff oder Leder. Sie gaben ihm Sicherheit, schützten ihn nicht nur vor Sonne, Regen und Wind, sondern auch vor neugierigen Blicken seiner Mitmenschen. Hinter der Maske verbarg sich ein wettergegerbtes Gesicht. Durch seinen Beruf war er viel im Freien, was man ihm ansah. Die Sonnenbräune der Haut stand im Gegensatz zu einem silbrig durchzogenen Dreitagebart. Seine blauen Augen waren von kleinen Falten umgeben, die sich zu einem Kranz ausdehnten, wenn er lachte.

Alex war nicht schlank, aber seine massige Figur war durchtrainiert und an seinem forschen Schritt konnte man unschwer erkennen, dass er körperlich fit war. Wer nicht wusste, dass er einen Handwerksberuf ausübte, hätte darauf getippt, dass er viel Zeit im Fitness-Studio, auf dem Fahrrad oder mit einer anderen Sportart im Freien verbringen würde. Die vereinzelten Sonnenstrahlen milderten die düsteren Gedanken der meisten Bewohner der kleinen Stadt, wenn auch nur für kurze Zeit. In den Vorgärten schauten die Menschen nach dem ersten Grün der Schneeglöckchen. Doch noch lugte nichts aus dem Erdreich, der Boden war hart gefroren. Ein paar vorwitzige Vögel zwitscherten dennoch unternehmungslustig in den kahlen Ästen der Bäume. Für ein paar Minuten riss sogar das Wolkengrau auf und ein Stück blauer Himmel wurde sichtbar.

Die vergangenen Monate hatten alle Menschen verändert. Sie waren je nach Naturell gereizter, aggressiver oder liebenswürdiger und achtsamer geworden. Alex grüßten mehrere Leute auf seinem Weg vom Bahnhof in den Rosenweg, obwohl er das letzte Mal vor drei Jahren hier gewesen war. In einer Kleinstadt hatten die Menschen ein gutes Gedächtnis. Gesichter wurden nicht so leicht vergessen und seine Familie lebte seit mehr als siebzig Jahren im Ort. Seine Familie, die jetzt nur noch aus ihm und der Mutter bestand.

Die meisten Leute, die ihm begegneten, trugen FFP2-Masken, die die bunten Mund- und Nasenbedeckungen der ersten Monate der Pandemie abgelöst hatten und schon Normalität geworden waren.

Alex zog den Filzhut tiefer in die Stirn. Er fühlte sich damit wie in einer Höhle, einem Unterschlupf. Seit wann er die Kopfbedeckungen konsequent trug, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen. Schon auf den Babybildern, die in einem Familienalbum existierten, das seine Mutter früher regelmäßig herumgezeigt hatte, trug er immer ein Mützchen, später Kappen und ungefähr ab dem dreißigsten Lebensjahr bevorzugt Hüte mit breiten Krempen. Früher war es ihm um ein Markenzeichen gegangen. Seit ein paar Jahren kaschierte er damit auch eine lichter werdende Stelle auf dem Hinterkopf. An diesem Wintertag, der einer längeren Regenperiode gefolgt war, wäre ein Strohhut unangebracht gewesen. In seinen Koffer hatte er nur noch eine warme Mütze gepackt. Er reiste mit kleinem Gepäck. Seine restliche Kleidung hatte er in seiner Wohnung in München deponiert. Den Hund hatte er nicht zurückgelassen.

Der Dackel Einstein, der hinter ihm her trottete, gehörte zu den Wenigen, die nicht von dem Virus verstört waren. Covid-19 hatte die Welt der Menschen verändert, für Hunde war sie geblieben wie zuvor. Zumindest hatte es für Alex den Anschein, dass der Dackel sich nicht davon beeindrucken ließ. Schwanzwedelnd beschnupperte er jeden Straßenlaternenpfahl, die Büsche, Zaunlatten und alle Hosenbeine, die an seiner Nase vorbeikamen. Auch sein Name schien ihm ziemlich egal und dass er einen berühmten Namensgeber hatte, der zudem intelligent und von großer Bedeutung für die Menschheit war, juckte ihn kein bisschen. Je nach Laune hörte er auf diesen Namen oder auch nicht. Wichtiger war ihm das dargebotene Fressen, das oftmals mit dem Rufen dieser Nennung einherging. Sagte Alex Albert zu ihm, dann bedeutete das meist leckere Leberwurst, setzte er ein Einstein dazu, war die Situation angespannt und der Dackel erkannte, dass sein Fütterer nicht zufrieden mit dem war, was er gerade im Sinn hatte.

Alex war sich sicher, dass Albert Einstein nichts von dem verlorenen Glauben der Bewohner wusste, dass es in ihrer Kleinstadt, in Deutschland, in Europa, vielleicht sogar in der ganzen Welt, je wieder so sein könnte wie vor dem März 2020. Diese Unbekümmertheit bewunderte und erfreute Alex, gerade in der momentanen Situation, die alles andere als unbeschwert daherkam.

Die Angst, dass das gute Leben zu Ende war, ging nicht nur bei ihm um. Es war eine depressive Stimmung, aber auch eine explosive, die nur darauf wartete, entzündet zu werden. Denn wer wollte sich auf Dauer vorschreiben lassen, Mund und Nase zu bedecken, sich alle paar Monate impfen zu lassen und zu allen Mitmenschen auf Abstand zu gehen? Nur ganz wenige mochten sich vorstellen, dass dieser Zustand noch weitere Monate andauern sollte.

Einstein, ja alle Hunde, waren in dieser Zeit privilegiert. Für sie gab es keine Beschränkungen. Der Dackel erinnerte sich wahrscheinlich nicht einmal mehr an den Streit seines Besitzers vor einigen Tagen. Dieser Streit, der Alex‘ Leben verändert hatte, das des kleinen Hundes jedoch bisher eher zum Positiven. Alex war seitdem viel häufiger zuhause und unternahm lange Spaziergänge mit ihm, was ihm gut gefiel. Einstein freute sich darüber, nahm alles hin und liebte sein Herrchen dafür umso mehr.

Alex Schüsslers Leben war gänzlich aus den Fugen geraten. »Du brauchst nicht mehr zu kommen!«, hatte sein Geschäftspartner Robert Mittermeier gesagt. In einem ganz normalen Tonfall, so wie er an einem anderen Tag gesagt hätte: »Willst du den Auftrag übernehmen oder soll ich ihn machen?«, oder: »Kannst du morgen früher kommen, ich muss noch kurz einen Arzttermin wahrnehmen!«

Sie hatten sich gut verstanden, waren in dem Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen in München ein Spitzenteam gewesen. Robert war für die Finanzen und Organisation zuständig, während Alex der Praktiker war, der die Arbeiten plante und mit einem Team von Arbeitern ausführte und überwachte. Das Geld für die Firma stammte von Roberts Eltern. Sie waren vermögend und hatten eine beträchtliche Summe für die Anschaffung des Maschinenparks und der Arbeitsgeräte lockergemacht. Bis zu dem Moment, als Alex ein Verhältnis mit Roberts Frau angefangen hatte, war die Zusammenarbeit gut gewesen, auch wenn Robert oftmals heraushängen ließ, dass das Unternehmen ohne die Vorfinanzierung der Eltern niemals so gelaufen wäre.

Als Sabine ihm ihren Seitensprung beichtete, dachte sie, ihn damit wachrütteln zu können. Ihre Ehe war an einem Tiefpunkt angekommen. Sie fühlte sich vernachlässigt und unverstanden. Aber das Gegenteil war der Fall. Robert rastete aus. Alex bemühte sich, ihm zu erklären, dass es nur ein Ausrutscher gewesen war, dass Sabine sich von...


Heidi Fischer (*1954) lebt in Coburg und arbeitete als Lehrerin an einer privaten Förderschule. Sie ist Mitglied im Fränkischen Autorenverband und schreibt seit vielen Jahren Gedichte und Kurzgeschichten. Ihre Arbeiten wurden in unterschiedlichen Anthologien und der Literaturzeitschrift "Wortlaut" veröffentlicht. Bisher erschienen bei Der Kleine Buch Verlag "Laufmaschen im Strickstrumpf" (2013), "Wer später stirbt, ist länger alt" (2015), "Der verlorene Mann" (2016), "Tod der Schmetterlingsfrau" (2018) und "Weißer Tod im Paradies" (2020).



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