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E-Book, Deutsch, 235 Seiten

Finkelstein Das vergessene Königreich

Israel und die verborgenen Ursprünge der Bibel

E-Book, Deutsch, 235 Seiten

ISBN: 978-3-406-66961-3
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Israel Finkelstein beschreibt in seinem bahnbrechenden Buch die Geschichte des Königreichs Israel konsequent aus archäologischer Sicht. In diesem schon 722 v. Chr. untergegangenen, von der Bibel als sündig verworfenen und von der Forschung vergessenen Reich findet er die wahren Ursprünge von zentralen biblischen Erzählungen.
Für die Bibel waren die Könige von Israel treulose Sünder – im Gegensatz zu den Königen von Juda. Das hat dazu geführt, dass man vom Königreich Israel über die biblische Sicht hinaus wenig weiß. Israel Finkelstein rekonstruiert auf der Grundlage von jahrzehntelangen Ausgrabungen erstmals dessen wahre Geschichte. Dabei zeigt sich das überraschende Bild eines altorientalischen Reiches, das viel weiter entwickelt war als das südlich angrenzende Königreich Juda mit seiner Hauptstadt Jerusalem. Hier, in Israel, standen in Wirklichkeit der Palast und der Tempel, die später den legendären Königen David und Salomo zugeschrieben wurden. Hier entstanden so zentrale Erzählungen wie die vom Stammvater Jakob oder vom Auszug aus Ägypten. Dass dieses Königreich erobert, verworfen und vergessen wurde, aber sein Name und seine Mythen schließlich um die Welt gingen, ist das eigentliche Wunder, das Israel Finkelstein höchst anschaulich erklärt.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Impressum;4
4;Inhalt;5
5;Einleitung: Warum ein Buch über das Königreich Israel?;9
5.1;Geschichtsschreibung und historische Erinnerung;9
5.2;Neue Entwicklungen in der Archäologie;15
5.3;Die persönliche Perspektive;18
6;1. Die Ausgangssituation: Sichem und die Kanaanäischen Stadtstaaten;21
6.1;Sichem in der Spätbronzezeit;21
6.1.1;Die Amarna-Zeit;25
6.1.2;Die Sichem-Koalition;26
6.1.3;Die Anti-Sichem-Koalition;27
6.1.4;Die territorialen Ambitionen Sichems;28
6.1.5;Das Ende der Spätbronzezeit;30
6.2;Das Bergland und die Ebenen in der Eisenzeit I;31
6.2.1;Das Bergland;31
6.2.2;Schilo;32
6.2.3;Gab es eine größere Kultstätte in Schilo?;34
6.2.4;War Schilo ein regionales Verwaltungszentrum?;35
6.2.5;Abimelech;36
6.2.6;Die Ebenen;37
6.2.7;Das Neue Kanaan;38
6.2.8;Die Zerstörung des Neuen Kanaan;43
7;2. Das Erste Israelitische Gemeinwesen: Gibeon und das Haus Saul;48
7.1;Israelitische Siedlungen im zentralen Bergland;48
7.2;Das Gibeon-Bet-El-Plateau;49
7.3;Pharao Schoschenq I. und das Bergland nördlich von Jerusalem;52
7.4;Exkurs: Das Land Benjamin – Norden oder Süden?;56
7.5;Schoschenq I. und das saulidische Territorium;59
7.6;Frühe Erinnerungen in den Samuelbüchern: Der Fall Schilo;60
7.7;Das Herrschaftsgebiet der Sauliden;62
7.7.1;Saul und die Sauliden;62
7.7.2;Das Territorium der Sauliden;63
7.7.3;Wo verlief die nördliche Grenze?;65
7.7.4;Wo verlief die südliche Grenze?;65
7.7.5;Khirbet Qeiyafa;67
7.8;Philister oder Ägypter?;73
8;3. Die Anfänge des Königreichs: Das Gemeinwesen Tirza;76
8.1;Datierungsfragen;76
8.2;Die materielle Kultur der frühen Eisenzeit;79
8.3;Tirza als Residenz der ersten Könige;80
8.3.1;Archäologische Befunde;81
8.3.2;Grabungsergebnisse;82
8.3.3;Die Bedeutung der frühen Hauptstadt;86
8.4;Das von Tirza aus regierte Territorium;88
8.4.1;Dan;89
8.4.2;Ben-Hadad;90
8.4.3;Was sagt die Archäologie?;91
8.4.4;Pharao Schoschenq I. und die Jesreel-Ebene;91
8.4.5;Westen und Osten;92
8.5;Expansion vom Bergland aus;94
8.6;Der Aufstieg König Jerobeams I.;95
8.7;Tirza und Jerusalem;97
9;4. Prosperität und Machtentfaltung: Die Dynastie der Omriden;98
9.1;Eine Zeit der Blüte;98
9.2;Die omridische Architektur;101
9.2.1;Samaria;101
9.2.2;Die Akropolis von Samaria;104
9.2.3;Jesreel;110
9.2.4;Hazor;112
9.2.5;Jahaz und Atarot in Moab;113
9.2.6;Khirbet el-Mudeyine eth-Themed;114
9.2.7;Khirbet Atarus;116
9.2.8;Tell er-Rumeith im Gilead;118
9.2.9;Andere Orte;120
9.2.10;Besonderheiten der omridischen Architektur;121
9.3;Das Territorium der Omriden;123
9.4;Die Bevölkerung;128
9.5;Wirtschaftliche Ressourcen;131
9.6;Die Tätigkeit von Schreibern;134
9.7;Der religiöse Kult;134
10;5. Israels Schwanengesang: Das Letzte Jahrhundert des Königreichs Israel;138
10.1;Hasaëls Angriffe auf Israel;138
10.1.1;Zerstörungen in der späten Eisenzeit;139
10.1.2;Die schriftlichen Befunde;142
10.2;Hasaëls neue Ordnung;144
10.3;Dan und Betsaida;147
10.4;Territoriale Expansion;149
10.5;Wirtschaftlicher Wohlstand;152
10.5.1;Öl und Wein;152
10.5.2;Der Handel im östlichen Mittelmeer;153
10.5.3;Der israelitische Pferdehandel;155
10.5.4;Handel mit Arabien;156
10.6;Die Neuordnung des Kultes;159
10.7;Schriftkultur und die Entstehung der Texte im Norden;161
11;6. Jakobszyklus und Exodus: Die «Gründungsmythen» des Nordreichs;163
11.1;Der Jakobszyklus und sein historischer Hintergrund;163
11.2;Die Überlieferung von Exodus und Wanderung;167
11.3;Zwei unterschiedliche Gründungsmythen;174
12;7. Das Ende und Danach: Eine neue Bedeutung für «Israel»;175
12.1;Die Idee des biblischen Israel;177
12.2;Israel und Juda;185
13;Schluss: War das Königreich Israel ein Sonderfall?;182
13.1;Die Datierung ist entscheidend;182
13.2;Geschichte der longue durée;183
13.3;Israeliten in Juda nach dem Untergang Israels;176
14;Anhang;189
14.1;Dank;191
14.2;Abkürzungen;193
14.3;Anmerkungen;195
14.4;Literatur;209
14.5;Register;229
15;Zum Buch;235
16;Über den Autor;235


EINLEITUNG
Warum ein Buch über das Königreich Israel?
In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. beherrschte Israel einen Großteil des Territoriums der beiden hebräischen Königreiche (Abb. 1), und seine Bevölkerung machte drei Viertel des Volkes Israel und Juda zusammen aus.[1] Militärisch wie wirtschaftlich war das Nordreich Israel stärker als das Südreich Juda, und in der ersten Hälfte des 9. sowie im 8. Jahrhundert – beinahe die Hälfte der Zeit, in der die beiden Königreiche gleichzeitig existierten – dominierte Israel das Südreich. Trotzdem steht Israel im Schatten Judas, in der Hebräischen Bibel ebenso wie in der Aufmerksamkeit der modernen Forschung. Geschichtsschreibung und historische Erinnerung
Die Geschichte des Alten Israel in der Hebräischen Bibel wurde von judäischen Autoren in Jerusalem geschrieben, der Hauptstadt des Südreichs, die der Mittelpunkt der davidischen Dynastie war. Deshalb übermittelt sie judäische Vorstellungen über Territorium und Königtum, über Tempel und Kult. Auch die von einigen Forschern für besonders alt gehaltenen Texte wie die Samuelbücher entstanden erst, nachdem Israel von Assyrien besiegt und seine Elite deportiert worden war.[2] Als im späten 7. Jahrhundert die älteste Schicht des deuteronomistischen Geschichtswerks geschaffen wurde,[3] war das Nordreich Israel bereits eine ferne, vage Erinnerung, die mehr als hundert Jahre zurücklag. Israelitische Überlieferungen wurden in die Hebräische Bibel aufgenommen: Textblöcke wie der Jakobszyklus der Genesis,[4] die Überlieferung vom Auszug aus Ägypten,[5] das sogenannte Retterbuch im Buch der Richter,[6] positive Überlieferungen zu König Saul in den Samuelbüchern, die prophetischen Geschichten von Elia und Elischa in den Königsbüchern und die beiden Propheten des Nordreichs Hosea und Amos.[7] Die ursprünglichen Texte aus dem Norden – oder zumindest einige von ihnen – könnten bereits in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. in der Hauptstadt Samaria oder im JHWH-Tempel in Bet-El an der Nordgrenze Judas entstanden sein.[8] (Das hebräische Tetragramm für den Gottesnamen, von dem die meisten Gelehrten annehmen, dass es Jahwe ausgesprochen wurde, wird hier als JHWH wiedergegeben.) Sowohl schriftlich fixierte Texte als auch mündliche Überlieferungen gelangten wahrscheinlich nach dem Untergang Israels im Jahr 720 v. Chr. mit israelitischen Flüchtlingen nach Juda.[9] Schätzungen zum Bevölkerungswachstum in Juda zwischen der Eisenzeit IIA und der Eisenzeit IIB (9. bis spätes 8./frühes 7. Jahrhundert) deuten darauf hin, dass in spätmonarchischer Zeit israelitische Gruppen einen bedeutenden Anteil an der Bevölkerung des Südreichs bildeten.[10] Überlieferungen aus dem Norden wurden in den judäischen Kanon aufgenommen, entweder weil sie die judäische Ideologie stützten oder weil die Eingliederung der großen israelitischen Bevölkerungsgruppe in das Königreich Juda politisch geboten war. Im zweiten Fall wurden die ursprünglich israelitischen Traditionen judäischen Bedürfnissen und judäischer Ideologie untergeordnet. Im Fall der Samuelbücher zum Beispiel wurden die negativen Überlieferungen aus dem Nordreich zum Gründer der davidischen Dynastie zwar übernommen, aber so umgedeutet, dass David von allen Missetaten reingewaschen wurde.[11] Damit ist auch hier die ursprüngliche, authentische Stimme Israels in der Hebräischen Bibel kaum zu vernehmen. Die politische Ideologie des deuteronomistischen Geschichtswerks der Bibel beschreibt die Situation nach dem Untergang des Nordreichs. Sie ist ganz auf Juda zentriert und erhebt den Anspruch, dass alle einstmals zu Israel gehörenden Territorien von einem davidischen König regiert werden müssen sowie alle Hebräer die Herrschaft der davidischen Dynastie anerkennen und den Gott Israels im Tempel von Jerusalem verehren müssen. Dementsprechend ist die Geschichte des Nordreichs äußerst verkürzt und sehr negativ gefärbt,[12] während die einzelnen Hebräer dadurch Teil der Nation werden können, dass sie die zentrale Stellung des Tempels und der Dynastie von Jerusalem akzeptieren. Ihr eigenes Königreich und ihre eigenen Könige galten dagegen als illegitim. Abb. 1: Israel und Juda im 8. Jahrhundert v. Chr. Lediglich den Königen Jerobeam I. und Ahab sind größere Textpassagen gewidmet, der Ton jedoch ist, wie gesagt, negativ. So wird Jerobeam I., der Gründer des Nordreichs, als der erste Abtrünnige dargestellt, dessen Verfehlungen den Untergang Israels von Anfang an besiegelten.[13] Die Regierungszeit anderer israelitischer Könige dagegen wird in wenigen Sätzen abgehandelt. Nur sechs Verse befassen sich mit Omri, dem Gründer der berühmtesten Dynastie des Nordens, dessen Name in assyrischen Aufzeichnungen mit Israel gleichgesetzt wird. Lediglich einer von ihnen ist nicht formelhaft. Sieben Verse beziehen sich auf Jerobeam II., einen der bedeutendsten Könige in der Geschichte der beiden hebräischen Reiche, der fast vierzig Jahre lang regierte (788–747 v. Chr.) und große Gebiete eroberte. Sehr wenig wird über die Hauptstadt Samaria gesagt und relativ wenig über die größeren und kleineren Ortschaften auf dem Land. Der Grund dafür ist die räumliche Distanz der Autoren in Jerusalem und ihre mangelnde direkte Vertrautheit mit der Landschaft. So werden nur wenige Orte des israelitischen Territoriums im Ostjordanland genannt, das aber genauso groß war wie das judäische Bergland, von dem in der Bibel rund fünfzig Orte namentlich erwähnt werden. Hinzu kommt, dass biblische, archäologische und historische Untersuchungen des Alten Israel von der jüdisch-christlichen Geschichtstradition dominiert sind, die ihrerseits von der Hebräischen Bibel, also judäischen Texten, geprägt ist. Die Bibel ist aber nun einmal so, wie sie ist, und daher beschäftigt sich die wissenschaftliche Bibelforschung hauptsächlich mit Juda und dessen Sicht Israels, die hundert Jahre nach dem Zusammenbruch des Nordreichs formuliert wurde. Die archäologische Forschung bildet in gewisser Weise ein Korrektiv zu diesem Bild. Das eisenzeitliche Juda wurde archäologisch gründlich untersucht. Jerusalem zählt weltweit zu den bestausgegrabenen Städten, vor allem durch die Forschungen der letzten fünfzig Jahre, und auch fast alle wichtigen Orte im Hinterland Jerusalems wurden freigelegt: Mizpa und Hebron im Bergland, Lachisch und Beth-Schemesch in der Schefela, Beerscheba und Arad im Beerscheba-Tal. Auch Israel haben die Wissenschaftler nicht vernachlässigt. Seine Hauptstadt Samaria wurde zweimal archäologisch eingehend erforscht, ebenso alle bedeutenderen Orte auf dem Land: Bet-El, Sichem und Tell el-Far‘ah (Tirza) im Bergland, Geser im Südwesten, Dor an der Küste und Megiddo, Jesreel, Hazor und Dan in den Ebenen des Nordens. Auch die ländlichen Regionen des Nordreichs – im Bergland ebenso wie in der Tiefebene – wurden intensiv untersucht. Dank archäologischer Oberflächenuntersuchungen (Surveys) konnten Siedlungskarten nach einzelnen Epochen erstellt werden. Es ist also die Feldforschung, die eine archäologisch gestützte, von der judäischen Ideologie freie Sicht auf die Geschichte Israels ermöglicht und es damit erlaubt, die Geschichte des Alten Israel im Allgemeinen und der beiden hebräischen Königreiche im Besonderen ausgewogener zu rekonstruieren. Dieses Buch erzählt die Geschichte des Königreichs Israel hauptsächlich in den Phasen seiner Konstituierung. Der erzählerische Leitfaden ist die Archäologie: Ergebnisse von Ausgrabungen ebenso wie von Oberflächenuntersuchungen. Diese Resultate der archäologischen Forschung werden in einem nächsten Schritt mit dem Wenigen verknüpft, was wir aus schriftlichen Quellen des alten Nahen Ostens und aus den biblischen Texten wissen, denen man authentische, nichtpropagandistische Informationen über das Nordreich zusprechen kann, und seien es nur vage Erinnerungen. Im Hinblick auf das biblische Material, das nicht aus Kreisen des Nordreichs stammt – beispielsweise die Informationen in den Königsbüchern –, stellt sich natürlich die Frage, wie der oder die judäischen Autoren der späten Königszeit, die in Jerusalem lebten, Kenntnisse über Ereignisse besitzen konnten, die Jahrhunderte vor ihrer Zeit und teilweise an Orten weit entfernt von Jerusalem stattfanden. Die Antwort lautet, dass die judäischen Autoren eine Liste der israelitischen Könige zur Verfügung gehabt haben müssen, auf der die Regierungszeit und Angaben zu Herkunft und Tod der Monarchen verzeichnet waren. Diese Liste muss ihnen Auskünfte vermittelt haben, die sie in die Lage versetzten, die israelitischen und judäischen Könige zueinander in Beziehung zu setzen. In der Regel ist die Information in den kurzen biblischen Versen korrekt und wird durch außerbiblische assyrische Texte untermauert. Man darf auch nicht vergessen, dass Quellen aus dem Nordreich (falls sie im frühen 8. Jahrhundert in...


Israel Finkelstein, geb. 1949, ist Professor für Archäologie an der Universität Tel Aviv und Leiter eines Grabungsteams in Megiddo. Er wurde 2005 mit dem hochdotierten Dan-David-Preis ausgezeichnet, gehört zu den führenden Archäologen in Israel und gilt als “einer der wichtigsten Innovatoren” (FAZ). Durch zahlreiche Veröffentlichungen und Gastprofessuren in Chicago, Harvard und Paris ist er international renommiert. Bei C.H.Beck erschien von ihm u.a. “Keine Posaunen vor Jericho” (mit N. A. Silberman, Sonderausgabe 2006).


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