Findley | Earthdawn 9: Das vergessene Kaer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 300 Seiten

Reihe: Earthdawn

Findley Earthdawn 9: Das vergessene Kaer

Earthdawn-Zyklus, Band 09
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95752-498-0
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Earthdawn-Zyklus, Band 09

E-Book, Deutsch, Band 9, 300 Seiten

Reihe: Earthdawn

ISBN: 978-3-95752-498-0
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Nachdem die Völker der Welt vierhundert Jahre lang in ihren magischen Festungen dem Eindringen der Dämonen getrotzt haben, öffnen sich nun wieder die Pforten ihrer selbstgewählten Gefängnisse. Doch die Bewohner Barsaives müssen feststellen, dass ihre Welt vollständig verwüstet wurde und ihre alten Feinde immer noch gegenwärtig sind. Es liegt am Zwergenkönigreich von Throal, dem grausamen Theranischen Imperium und den verschlagenen Dämonen die Stirn zu bieten. Hundert Jahre nachdem Throal seine Tore erstmals der neuen Welt öffnete, ist Kaer Moar immer noch verschlossen. Kaer Moar stirbt, die Bevölkerung siecht dahin. Tief unter der Erde, von der Welt vergessen, dient Kaer Moar den Dämonen als grausames Spielfeld. Ihnen sind die Bewohner schutzlos ausgeliefert, aber auch unter ihnen selbst kommt es immer häufiger zu Auseinandersetzungen. Und keine Hilfe oder ein Ende dieses Schreckens scheint in Sicht.

Nigel Findley (*22.07.1959; ? 19.02.1995) war ein amerikanischer Game Designer und Autor, der vor allem mit Science-Fiction- und Fantasy-Romanen und -Rollenspielen bekannt geworden ist. Er schrieb für zahlreiche Verlage und Spielereihen wie Dungeons & Dragons, GURPS Illuminati, Shadowrun bis er im Alter von 35 Jahren einem plötzlichen Herzinfarkt erlag.

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PROLOG Die Sonne hing eine Handspanne über den zerklüfteten Gipfeln des Eisenzahngebirges, rot und aufgebläht – schmerzhaft aussehend, wie ein Geschwür. Und doch wunderschön. Jevais Abendstern seufzte und blinzelte die Tränen aus seinen Augen. Mit einer bewussten Anstrengung wandte er der untergehenden Sonne den Rücken und schaute nach Osten über die öde Weite der Eisenebene. Die weit entfernten Berge von Delaris waren klein, Sägezähne am bewölkten östlichen Horizont, Schwarz auf wogendem Schwarz. Fünf Tagesmärsche im Südosten dieser Berge lag, wie Jevais wusste, das Königreich Cara Fard. Wie erging es den Caranern? fragte er sich. Hatten sie ihre Vorbereitungen beendet? Er seufzte wieder, aus tiefstem Herzen. Eindrücke seines Aufenthalts in Cara Fard zogen vor seinem geistigen Auge vorüber... Wie lange war das schon her? Es mussten jetzt zwei Jahrzehnte sein... Es war so eine energetische Kultur, so lebendig. Wie hatten sich die stolzen Caraner mit den Entscheidungen abgefunden, die sie hatten treffen müssen? Wie fühlten sie sich nun, da sie die Folgen dieser Entscheidungen zu spüren bekamen? Sahen sie sich ebenso wie Jevais die untergehende Sonne an und litten unter der bitteren Symbolik? Wieder musste er die Tränen wegblinzeln, die seinen Blick verschwimmen ließen. Albern, versuchte er sich einzureden. Man braucht nur lange genug in die Sonne zu schauen, dann tränen einem selbstverständlich die Augen... Holz und Leder knarrten hinter ihm. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und drehte sich um. Ein Ochsenkarren kroch über den harten Boden der Eisenebene. Der Fahrer warf einen ängstlichen Blick zum westlichen Horizont und trieb die Ochsen dann mit einer Peitsche an. Die Schatten von Karren, Ochsen und Fahrer tasteten nach Jevais wie in einem Alptraum, langgezogen und verzerrt. Ein bis in seine Seele reichendes Frösteln ließ Jevais erbeben, eine plötzliche Abneigung davor, von den schwarzen Fingern des Schattens berührt zu werden. Natürlich wusste er, dass es reine Dummheit war, aber er wich dennoch zurück. Er hob die Hand, um den Fahrer des Ochsenkarrens zu grüßen, eine Geste... Wovon? fragte er sich plötzlich. Irgendeines jämmerlichen Akts der Anteilnahme? Der Karren rumpelte weiter dem Kaer entgegen. Einer der letzten Karren, wie Jevais wusste. Wahrscheinlich einer der Kleinbauern, die südlich der Stadt Moar lebten. Sture, unglaublich genügsame Leute. Nun, stur mussten sie auch sein, oder? Nur sture, genügsame Halunken konnten der Eisenebene einen Lebensunterhalt abringen. Anstatt sich den anderen anzuschließen und das fruchtbarere Land im Westen der Stadt weiter aufzuteilen, waren die Kleinbauern zu dem Schluss gekommen, dass ihnen Unabhängigkeit und Abgeschiedenheit wichtiger waren als ein leichtes Leben. Wie werden sie mit dem Leben im Kaer fertig werden? Der Gedanke beunruhigte Jevais ein wenig. Diese Frage hatte er sich bisher noch nicht gestellt. Er drehte sich wieder um und folgte dem Karren mit seinen Blicken. Wie viele von den unabhängigen Bauern waren bereits im Kaer? Und wie viele würden es nie betreten? Natürlich war das ihr gutes Recht. Selbst das Theranische Recht, das ansonsten tyrannisch war, räumte jedem Freien das Recht ein, Art und Zeitpunkt seines Todes selbst zu wählen... Und wie viele von den Kleinbauern bestellten noch ihr Land? Sie wussten, dass der Sturm bald losbrechen würde. Sie wussten, welche Überlebensaussichten sie hatten – dürftige bis keine. Aber vielleicht war die Aussicht darauf, die kommende Plage in den Steinhäusern zu erwarten, die ihre Väter gebaut hatten, weniger bedrückend als die, den offenen Himmel auszusperren, bis sie und ihre Kinder und Kindeskinder zu Staub zerfallen waren... Bedrückende Gedanken, dachte er trübsinnig. Aber wenn heute kein Tag für derartige Überlegungen war, wann dann? Im Süden erhob sich ein niedriger Hügel, der mit winterfesten Sträuchern und Gräsern stoppelig wie das Kinn eines alten Mannes war, und versperrte ihm die Sicht auf Moar. Ein kurzer Spaziergang würde Jevais zum Gipfel dieser Anhöhe bringen und ihm den Blick auf das Schauspiel von Moar öffnen – auf die Straßen und Häuser, auf den ruhig dahinfließenden Tethralias, der sich mitten durch die Stadt schlängelte, auf die Felder und Obstgärten und Weinberge, die sich in Richtung des fernen Eisenzahngebirges ausbreiteten, und auf die versprengten kleinen Bauernhöfe im Süden der Stadt. Es wäre nur ein kurzer Spaziergang, um sich ein letztes mal die Stadt anzusehen, in der er geboren war, die ihm in seiner Kindheit Schutz geboten und ihn seiner Berufung zugeführt hatte ... Nein. Er war froh, dass es den Hügel gab. Er würde diesen Spaziergang nicht machen, wie kurz er auch sein mochte, wie sehr ihm Moar auch ans Herz gewachsen war. Seine Seele konnte es nicht ertragen, seine Selbstbeherrschung war ohnehin bereits bis zum äußersten beansprucht. Es war unmöglich – völlig unmöglich –, dass sie auch nur einen einzigen Blick auf die Stadt in dem schmalen Tal überstehen würde. Und Selbstbeherrschung war von überragender Bedeutung, ganz besonders an diesem Tag. Die Bewohner Moars schauten auf ihn, das wusste Jevais. Vielleicht mehr, als sie eigentlich sollten. Und gewiss mehr auf ihn als auf den Ältestenrat. Natürlich war das verständlich. Aber bloßes Verständnis verringerte nicht den Druck, den er verspürte. Wie sollte es auch? Schließlich war er ein Troubadour, und diese Berufung brachte Verantwortung mit sich. Er konnte die Stimmung der Leute spüren – jener, die bereits im wartenden Kaer verschwunden waren, und jener, welche die Gelegenheit nutzten, um ein letztes Mal unter freiem Himmel spazierenzugehen. Er konnte die... die Brüchigkeit... ihres Vorsatzes spüren. Für viele war die Entscheidung, ins Kaer zu gehen, eine denkbar schwierige gewesen. Unbestreitbar wussten alle von der bevorstehenden Plage. Sie hatten die Bücher und Pergamente gelesen, sie hatten sich die Lieder und Balladen angehört, die Jevais und seine Freunde ihnen vorgetragen hatten. Sie konnten die verstreichenden Jahre und den Wechsel der Jahreszeiten ebensogut nachvollziehen wie jeder andere. Sie sahen die Zeichen. Doch da war immer noch die ewige Kluft zwischen Wissen und Gefühl, jener Abgrund, der überbrückt werden musste, um zu echter Überzeugung zu gelangen. Die Plage stand bevor. Die Dämonen würden bald da sein. Falls man den alten Schriften und den Vorzeichen Glauben schenkte. Doch niemand hatte einen Dämon gesehen, nicht in Moar. Niemand hatte den Schrecken der bevorstehenden Plage erlebt. Natürlich hatten sie die Geschichten aus anderen Gegenden der Welt gehört, die ihnen von reisenden Kaufleuten und Abenteurern und sogar von umherziehenden Troubadouren erzählt worden waren. Geschichten von düsteren Gespenstern, die in den Straßen Majallans jagten, von verschrumpelten Säuglingen in Draoglin, von insektenartigen Kreaturen im südlichen Barsaive. Und doch... das waren nur Geschichten von Reisenden, nicht wahr? Nichts hatte die Seelen der Kinder Moars gestohlen. Des Nachts schlichen keine finsteren Kreaturen durch die Straßen der Stadt. Und den Bauern Moars war auch nicht von Insektenwesen das Herz aus der Brust gerissen worden. Reisende erzählten immer haarsträubende Geschichten, oder nicht? Wie anders sollten sie die Einheimischen so beeindrucken, dass sie für ihr Ale in der Taverne am Ort nicht zu bezahlen brauchten? Wie leicht es doch war, aus Mangel an persönlicher Erfahrung zu zweifeln. Und ihn quälten ebenfalls Zweifel, nagten jedesmal an seiner Seele, wenn er an die beengenden Mauern und Decken des wartenden Kaers dachte. Er hatte mit den alten Überlieferungen gelebt. Als Troubadour waren sie sein Leben und ebensosehr ein Teil von ihm wie sein Blut, seine Knochen und sein Mark. Und trotzdem hatte er Zweifel. Vielleicht sind die Überlieferungen und Voraussagen und Omen alle falsch. Vielleicht gibt es gar keine bevorstehende Plage. Vielleicht begraben wir uns lebendig... und wofür? Jevais rieb sich sein längliches Gesicht mit den Händen – so fest, als wolle er den Blutkreislauf in einem eingeschlafenen Arm anregen. Nein, sagte er sich entschlossen. Die Überlieferungen sind wahr. Die Plage steht bevor, und damit haben wir nur noch zwei Möglichkeiten: Ins Kaer gehen... oder sterben. Langsam, mit einem niederschmetternden Gefühl der Endgültigkeit, kehrte er seiner Geburtsstadt zum letzten Mal den Rücken. Das Kaer – Kaer Moar – ragte vor ihm auf, eine gewaltige Form vor dem rötlich-violetten Himmel. Kahl und steil erhoben sich seine Mauern aus der steinigen Erde der Eisenebene Hunderte von Ellen hoch. Die Wände waren überraschend glatt und bildeten einen Kegel aus schwarzem Basalt und Granit, der auf der Ebene stand wie ein Spielzeug, das von Riesen oder vielleicht von den Passionen dort abgelegt worden sein mochte, als sie seiner überdrüssig geworden waren. Er konnte sich mühelos vorstellen, wie die Wucht unzähliger Tonnen harten Gesteins die glatte, kreisförmige Grundfläche in die Ebene bohrte. Das war natürlich Unsinn. Jeder halbwegs Gebildete wusste, dass der Kegel nicht von oben heruntergefallen, sondern von unten gewachsen war. Die senkrechten Felswände versanken in der Erde, tiefer – viel tiefer –, als sie sich über Jevais erhoben. Wie tief reichen sie? fragte er sich zum tausendstenmal. Hunderte von Ellen? Hunderte von Schritten? Noch tiefer? Er wusste, dass die Baumeister, die Kaer Moar entworfen hatten, eineinhalb Dutzend...


Nigel Findley (*22.07.1959; † 19.02.1995) war ein amerikanischer Game Designer und Autor, der vor allem mit Science-Fiction- und Fantasy-Romanen und –Rollenspielen bekannt geworden ist. Er schrieb für zahlreiche Verlage und Spielereihen wie Dungeons & Dragons, GURPS Illuminati, Shadowrun bis er im Alter von 35 Jahren einem plötzlichen Herzinfarkt erlag.



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