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Finch | Was früher blüht, ist länger tot | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Finch Was früher blüht, ist länger tot

Einzigartiger Schauplatz und mörderisch gute Unterhaltung: das kleinste County Englands mit idyllischen Blumen und liebenswerten Charakteren
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7499-0853-0
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Einzigartiger Schauplatz und mörderisch gute Unterhaltung: das kleinste County Englands mit idyllischen Blumen und liebenswerten Charakteren

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-7499-0853-0
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Humbleham soll schöner werden!« Der Ort im Herzen von Rutland will unbedingt den begehrten Preis »Rutland in Bloom« für das schönste Dorf im County gewinnen. Doch unmittelbar vor dem Besuch der Jury kommt der Wirt des örtlichen Pubs bei einem schrecklichen Unfall ums Leben. Während Dorfpolizistin Helen Franklin noch klärt, wie es dazu kommen konnte, wird ein Jurymitglied auf offener Straße erschossen.
Das ruft Scotland Yard auf den Plan: Ausgerechnet Ben Baxter, mit dem Helen einmal liiert war, soll den Mord an dem Politiker aufklären. Und es ist nicht der letzte Todesfall inmitten der blühenden Pracht - offenbar will jemand den Sieg Humblehams um jeden Preis verhindern. Erst als sich Helen und Ben zusammenraufen, kommen sie einer perfiden Verschwörung auf die Spur, die sie zurück in die Vergangenheit führt ...



Karen Finch hat angeheiratete englische Wurzeln und verbringt viel Zeit im beschaulichen Rutland. Nun hat sie der Wettbewerb "Britain in Bloom" zu einer spannenden Geschichte inspiriert, die nur da spielen kann, wo der Cottage Garden erfunden wurde: mitten im Herzen von England. Wenn sie nicht grade schreibt, kümmert sie sich am liebsten um die Blütenpracht in ihrem eigenen Garten - vielleicht schaut die Jury von "Britain in Bloom" ja auch mal in Deutschland vorbei.

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Kapitel 1


»Iss schneller, Kind! Wir kommen sonst zu spät!«

Helen ließ den Löffel mit dem Porridge wieder sinken. Ihre Mutter Lydia sah sie auffordernd an. Sie stand in der Küchentür, ganz offensichtlich zum Ausgehen gekleidet: lavendelfarbenes Kostüm, ein mit lila Federn verzierter Hut auf dem kurzen eisengrauen Haar und dazu die guten Schuhe. Zwei der allgegenwärtigen Katzen balgten sich zu ihren Füßen.

»Es ist doch noch Zeit.« Helen warf einen Blick auf die altmodische Uhr, die neben dem Küchenschrank hing. Viertel nach acht. Es gab überhaupt keinen Grund zur Eile. Schließlich war sie die einzige Beamtin im Neighbourhood Office von Humbleham, und es war piepegal, ob sie fünf Minuten früher oder später ihren Dienst antrat. Zumindest solange nichts passierte, was die Anwesenheit von Police Constable Helen Franklin erforderte. Was im Dorf so gut wie nie vorkam – hier passierte nie etwas. Zumindest war das bis heute so gewesen.

»Wieso eigentlich wir?« Helen schob sich den Löffel in den Mund. Tatsächlich mochte sie Porridge nicht sonderlich, aber wenn Mum ihn schon extra für sie kochte, war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, sie daran zu erinnern.

»Du musst meinen Rollstuhl schieben.« Lydia Franklin sprach in genau jenem bestimmten Ton, der keine Widerrede duldete.

Überrascht sah Helen sie an. »Hast du nicht gestern gesagt, du willst laufen?« Mum hasste ihren Rollstuhl und rannte trotz ihrer fünfundsiebzig Jahre ständig wie aufgezogen herum, obwohl der Arzt ihr eingeschärft hatte, dass sie sich schonen müsse.

»Ich habe mich eben anders entschieden.« Das klang endgültig. Aber schwang da nicht noch etwas in ihren Worten?

»Du hast wieder Schmerzen, stimmt’s, Mum?« Helen musterte ihre Mutter genauer, nun doch besorgt. Lydia hatte sich nach ihrem Schlaganfall gut erholt, aber sie neigte dazu, sich zu überschätzen. Es war eben nicht alles wieder wie zuvor, auch wenn sie das gern ignorierte.

»Es ist nicht schlimm.« Lydia stieg vorsichtig über die beiden Katzen hinweg und kam in die Küche. »Aber ich kann nicht die ganze Zeit stehen, während Marian ihre blumigen Reden schwingt. Deshalb will ich den Rollstuhl nehmen.«

»Ach so.«

Marian Whalen war seit Kindertagen Helens beste Freundin. Darüber hinaus saß sie als Bezirksvertreterin im County Council von Rutland und war die Vorsitzende des Parish Council von Humbleham und damit so etwas wie die Bürgermeisterin des Sechshundert-Seelen-Dorfs. Kurz nach ihrem Amtsantritt im letzten Jahr hatte sie vorgeschlagen, das Dorf zu »Rutland in Bloom« anzumelden, dem Wettbewerb um das schönste Dorf im County. Und nun lag ein Jahr der gemeinschaftlichen Planung hinter ihnen, ein Jahr der unermüdlichen Bemühungen des Komitees »Blooming Humbleham«, das blühende Gemeinwesen des kleinen Ortes auch nach außen sichtbar zu machen. So hatte Marian es griffig formuliert, als sie den Dorfbewohnern ihren ehrgeizigen Plan präsentierte. Nun prangten die Vorgärten in prächtigen Farben, die alten Straßenlaternen trugen schwer an buntem Blumenschmuck, bienenumsummte Wildkräuter säumten jeden Pfad, und in Hochbeeten vor der Kirche gediehen Erbsen, Gurken und Salat zur freien Entnahme, sorgfältig gepflegt von den Schülern der St. Niclas Primary School. Und heute war der große Tag: Es ging um den Vorentscheid in Rutland County, und Humbleham musste sich den kritischen Augen der Jury stellen.

»Um halb neun sollen wir im Community Centre sein«, erklärte Lydia und setzte sich zu Helen an den Tisch. Der alte Stuhl ächzte. »Marian will uns letzte Anweisungen erteilen, und ich will nicht zu spät kommen.«

Helen schob ihren halb aufgegessenen Porridge zur Seite und trank ihren Kaffee aus – den Kompromisskaffee, wegen dem sie den Porridge in Kauf nahm. Mum trank nur Tee. »Du weißt aber schon, dass mein Dienst um neun beginnt«, erinnerte sie ihre Mutter.

Die machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das schaffen wir schon. Die Jury kommt um neun, und nach der Begrüßung durch das Komitee kannst du mich gleich nach Hause bringen.« Sie rümpfte die Nase. »Marian meinte, es wäre besser, wenn wir nicht alle zusammen die Jury durch das Dorf begleiten.« Offensichtlich war ihre Mum mit dieser Entscheidung ganz und gar nicht einverstanden.

»Das hätte auch etwas von einem Schulausflug.« Helen stand auf und stellte ihre Tasse in die Spüle, darauf bedacht, dass ihre Mutter ihr Grinsen nicht sah.

»Nur weil sich der eine oder die andere wieder in den Vordergrund spielen würde.« Lydia verzog das Gesicht. »Jedenfalls sollen wir die Jury in unseren eigenen Gärten erwarten. Es ist alles genau geplant.« Nachdrücklich nickte sie mit dem Kopf. »Du kommst jedenfalls höchstens ein paar Minuten zu spät zum Dienst.«

Helen fügte sich in ihr Schicksal. »Ist schon okay.«

Wenn Lydia Franklin eine Sache einmal beschlossen hatte, brachte es überhaupt nichts, so etwas noch zu diskutieren. Und im Grunde hatte Mum ja recht – es war völlig egal, ob Helen in ihrem kleinen Office am Marktplatz saß, in den Straßen von Humbleham patrouillierte oder mit den Mitgliedern des Blumenschmuckkomitees am Community Centre stand und die Jury in Empfang nahm. Das war einer der Vorteile eines Jobs abseits vom Trubel: Niemand interessierte sich für das, was sie tat. Die eigentliche Police Station befand sich angenehme sieben Meilen entfernt in Oakham, dem Verwaltungssitz des County, und ihre Vorgesetzte zog es sowieso vor, das kleine Police Office in Humbleham nicht zur Kenntnis zu nehmen. Und war es nicht sogar Helens Aufgabe, als Erste vor Ort zu sein, wenn sich etwas ereignete? Den Besuch der Jury konnte man nun wahrlich ein Ereignis nennen.

Sie nahm ihre Weste vom Haken neben der Hintertür, zog sie über die dunkelblaue Uniformbluse und zupfte den steifen Stoff über ihrer Brust zurecht. Mit einer routinierten Bewegung klinkte sie das Funkgerät in die Halterung und setzte die Cap auf.

»Kannst du nicht wenigstens heute den Hut tragen?« Ihre Mutter warf einen missbilligenden Blick auf die Uniformkappe mit dem schwarz-weißen Karomuster. »Marian hat doch gesagt, wir sollen uns dem Anlass entsprechend kleiden.«

Helen hob eine Braue und warf einen vielsagenden Blick auf die lila Federn auf Lydias Kopf. »Die Kappe gehört genauso zur Uniform wie der Hut«, gab sie zurück. Aber sie gehorchte, nahm die Cap wieder ab und stülpte sich stattdessen den steifen Hut auf den Kopf. Der dunkelblonde Zopf im Nacken drückte unangenehm unter dem Hutband, aber es stimmte schon: Der erste Vorsitzende der Jury von »Rutland in Bloom« war Pete Stanford, Parlamentsvertreter für Rutland, Mitglied der Tories und, was man so hörte, ein erzkonservativer Mann. Deswegen war der traditionelle Polizeihut bestimmt die bessere Wahl, wenn Helen ihrer Rolle im dörflichen Schauspiel gerecht werden wollte. Der Rolle als Dorfpolizistin.

Lydia stand auf und marschierte in die Diele. Helen folgte ihr und knöpfte im Gehen die Weste zu. Dann holte sie den Rollstuhl aus seinem Verschlag unter der Treppe, vertrieb eine Katze vom Sitz, vergewisserte sich, dass ihre Mum bequem saß, und schob sie durch die Vordertür aus dem Haus.

Draußen herrschte diesiges Zwielicht. Ein dünner grauer Himmel schluckte die Farben und ließ die bunten Blumen im Vorgarten beinahe pastellig wirken. Helen fröstelte, es war eindeutig zu kühl für Juni. Der Kies knirschte unter den Rädern des Rollstuhls, und nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, der Platz vor Lydias Cottage wäre gepflastert anstatt mit Schotter bestreut. Andererseits sah es wirklich hübsch aus mit den wild wuchernden Stockrosen entlang der Auffahrt und dem gelben Mohn, der überall zwischen den Steinen wuchs – Symbol für das grundlegende Problem ihres Heimatdorfs: Es war hübsch. Aber es war eben auch nicht so praktisch, wenn man mit einem Rollstuhl durch den Kies pflügen musste.

Mit einem letzten kleinen Kraftakt überwand sie die Schwelle in der Einfahrt, schloss das Tor hinter sich und legte den Riegel wieder vor. Nicht wegen etwaiger Einbrecher, sondern weil Mum sich einbildete, die Katzen würden es als Zeichen verstehen, besser nicht auf die Main Road hinauszulaufen.

Als Helen sich wieder umwandte, war Lydia schon ein paar Meter vorausgerollt. Mit kritischem Blick musterte sie die Mauer, die ihr Grundstück von der Straße trennte. Der von Purpurglöckchen, Steinbrech und Spanischen Gänseblümchen überwucherte Sandstein war ihr Beitrag zur Show – ein hübscher Blickfang auf dem Weg der Jury zum Garten der Nachbarn, wo eine elektrische Eisenbahn einen der Höhepunkte des Rundgangs darstellen sollte. Offenbar war alles in Ordnung, kein vorwitziges Hälmchen hatte sich über Nacht zwischen die roten und weißen Blüten geschummelt. Mit einer Handbewegung forderte Lydia sie zur Weiterfahrt auf.

Die Katzen waren heute nicht in Gefahr, dachte Helen, denn die Main Road lag wie ausgestorben vor ihnen. Das war ungewöhnlich – üblicherweise war das Dorf am Vormittag durchaus belebt. Zwar pendelten viele Bewohner zu ihren Arbeitsplätzen nach Oakham oder Leicester oder Peterborough, aber dass überhaupt niemand auf der Straße zu sehen war … Entweder waren alle Nachbarn noch in ihren Gärten und legten letzte Hand an Blumenbeete und Hecken. Oder aber sie waren tatsächlich Marians Aufruf gefolgt, noch vor Eintreffen der Jury am Community Centre zusammenzukommen. Nicht dass alle sechshundert Einwohner von Humbleham wirklich Teil...



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