E-Book, Deutsch, Band 5, 210 Seiten
Reihe: Offenbach-Krimi
Fiedler Bieberer Berg Blues
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-948987-95-4
Verlag: mainbook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Offenbach-Krimi
E-Book, Deutsch, Band 5, 210 Seiten
Reihe: Offenbach-Krimi
ISBN: 978-3-948987-95-4
Verlag: mainbook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thorsten Fiedler erblickte 1962 in Offenbach am Main das Licht der Welt. Nach den normalen schulischen Stationen mit dem Abschluss Abitur und einer Ausbildung zum Bankkaufmann folgten spannende Semester im Bereich Psychologie und Werbung. Nach mehreren Jahren in der Automobilbranche kam das Engagement in einem mittelständischen Unternehmen, vom Einstieg als Abteilungsleiter bis zum aktuellen Status als Vorstand. Er ist glücklich verheiratet und hat zwei tolle Kinder. 'Bieberer Berg Blues' ist Band 5 der Offenbacher Krimi-Reihe um Kommissar Adi Hessberger, die Bände 1 bis 4 tragen die Titel 'Schlusspfiff', 'Nachspielzeit', 'Abseits' und 'Haftbefehl'. Weitere Veröffentlichungen: die Realsatiren 'Der Nomade im Speck', 'Der Sattel im Speckmantel' und 'Scheissendreck Happens'.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
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LA LE LU, VOR DEM BETT, DA STEHT EIN SCHUH, UND DER WIRKT SCHUTZLOS UND EINSAM. GANZ SO WIE DU …
30.03.2023, Büro Hessberger
Adi schaute sich die aktuellen Nachrichten an. Innenministerin Nancy Faeser präsentierte die neueste Kriminalstatistik. Eine Kernaussage war die deutliche Zunahme von Gewaltverbrechen. „Die Gewaltkriminalität wie Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen stieg um über 19 Prozent.“ Nach den Lockerungen der Coronavorschriften gaben die bösen Jungs und Mädels wieder richtig Gas. Adi war froh, dass er sich auf den Fall Melinda Kohler konzentrieren konnte.
Über manche Dinge konnte man nur den Kopf schütteln. Die FIFA verdonnerte den FC Köln zu einem Transferverbot im Sommer. Hintergrund waren falsche Verträge und Kündigungen bei einem Jugendspieler. Unglaublich, vor allem, wenn man darüber nachdachte, was bei den großen Vereinen so alles danebenlief. Adi empfand seit einiger Zeit große Sympathien für den FC, was aber eher an einem ehemaligen OFC-Spieler lag. Denis Huseinbašic hatte in der letzten Saison den Sprung aus der Regionalliga in die Bundesliga geschafft. Die Offenbacher Fans trauerten um einen ihrer besten Kicker, allerding war man auch ein wenig stolz darauf, einen der eigenen Jungs in der Oberklasse zu sehen.
Nachdem er sich kurz mit den Nachrichten beschäftigt hatte, schaute Adi sich noch einmal die Bilder an, die Melinda ihm gegeben hatte. Wie konnte sie nur zustimmen, dass der Mann diese Art Fotos von ihr machte? Zumal es nur eine Affäre war und sie ihn im Anschluss nicht mehr treffen wollte. Konnte man davon ausgehen, dass Melindas Kurschatten von Anfang an beabsichtigt hatte, sie zu belästigen? Was wollte er und wie würde die Sache ausgehen?
31.03.2023, Parkplatz Nasses Dreieck, Offenbach
Rüdiger Salzmann wurde um 8.30 Uhr zu dem großen Parkplatz an der Waldstraße gerufen. Auf dem Gelände zwischen Waldrand und Hainbach herrschte emsiges Treiben. Die Spurensicherung, Krankenwagen und zwei Polizeifahrzeuge waren schon vor Ort. Die Fahrertür eines Lkw stand offen. Drinnen lag ein Mann, Mitte vierzig, schwarze Haare, kräftige Statur. Er war nackt. Getrocknetes Blut prangte auf Brust und Genitalbereich.
Rüdigers Freund und Kollege Bernd, mit dem er vor Kurzem noch über die Fahrerflucht-Fälle gesprochen hatte, brachte ihn auf den aktuellen Stand.
„Der Fahrer heißt Stefan Hirschmüller, ist 43 Jahre alt, ledig und polizeilich bisher unauffällig …“
„Das wird er wohl auch bleiben“, unterbrach ihn Rüdiger mit einem Anflug von Sarkasmus.
„Klugscheißer – kann ich jetzt fortfahren? Der Tote hat mehrere Stichwunden am Körper. Ein Stich in die Brust und vier in den Unterleib. Weitere Details erhältst du nach der Begutachtung durch die Gerichtsmedizin. Was man noch mit Sicherheit sagen kann: Alles deutet darauf hin, dass Hirschmüller vor seinem Ableben noch ein erotisches Erlebnis hatte. Aber auch dazu gibt es mehr Einzelheiten im Bericht.“
„Danke, Bernd. Ich hoffe, die Presse wird den Fall nicht pushen. Ich sehe schon die reißerische Schlagzeile: Stich ins nasse Dreieck!“
„Du hast wohl einen Clown gefrühstückt! Wollen wir heute Abend mal ein Bier trinken gehen und über alte Zeiten quatschen?“
„Das können wir demnächst gern mal wieder machen, aber aktuell sind wir komplett unterbesetzt und dieser neue Mordfall macht es auch nicht leichter.“
*
Eine Stunde später saßen Rüdiger und der neue Polizeipsychologe Simon Degenhart in Adis Büro. Salzmann stand am Flipchart und listete die Fakten zum Fall Melinda auf.
„Wir haben hier den Kurschatten Sven, den Frau Kohler auf Sylt kennengelernt hat. Sie kennt weder den Nachnamen, noch weiß sie, ob der Vorname tatsächlich stimmt. Seine Handynummer gehört zu einem Prepaid-Handy, allerdings ist die hinterlegte Adresse falsch. Sie gehört zu einer vor kurzem verstorbenen Rentnerin. Er hat Frau Kohler nach der Reha, trotz eindeutiger Absprache sich nicht wiederzusehen, mehrfach verfolgt. Am 15.03.2023 versuchte er, bei Frau Kohler einzudringen. Dann hat er ihre Katze mit einem Draht stranguliert und am Türgriff aufgehängt. Als Adi dort auftauchte, hat ihn jemand hinterrücks niedergeschlagen – höchstwahrscheinlich derselbe Täter. Als die Polizei kam, war der Mann verschwunden. So die Kurzfassung.“
Degenhart hatte bisher geschwiegen. Als er sich äußerte, musste Adi zugeben, dass er eine sehr angenehme Stimme hatte. „Waren das alle Fakten, die uns bisher vorliegen?“
„Nein, da gibt es noch etwas, das wir sehr diskret behandeln müssen. Herr Kohler hat vor seiner Tür einen Briefumschlag mit brisantem Inhalt gefunden. Es handelt sich um Nacktbilder von Frau Kohler, die beim erotischen Treffen mit ihrem Kurschatten entstanden sind.“
„Kann ich die mal sehen?“
Adi schaute skeptisch. „Melinda bringt mich um, wenn sie erfährt, dass ich die Fotos herumgezeigt habe!“
„Herr Hessberger, wenn wir hier Beweismaterial prüfen, hat das sicher nichts mit Herumzeigen zu tun. Wir suchen einen gefährlichen Stalker und wenn Frau Kohler am Ende zum Opfer wird, weil wir ihr Schamgefühl nicht verletzen wollten, dann ist keinem geholfen.“
Widerstrebend holte Adi den Umschlag aus seinem Schreibtisch. „Sie haben ja recht, aber es wäre trotzdem gut, wenn das unter uns bliebe.“
„Ich neige im Allgemeinen nicht zur Geschwätzigkeit. Wir Psychologen unterliegen einer strengen Schweigepflicht.“ Degenhart schaute sich die Bilder lange an, bevor er wieder das Wort ergriff. „Die Bilder lassen auf einen sehr dominanten Mann schließen. Er will die Macht über seine Partnerin haben, das geht aus allen Aufnahmen hervor. Er ist sehr vorsichtig und möchte keinesfalls mit seinem Gesicht ins Bild kommen. Als er die Aufnahmen gemacht hat, wusste er bereits, dass er sie auch verwenden würde.“
Degenhart musste zu einem anderen Termin und verabschiedete sich. „Ich werde mir die Notizen in Ruhe ansehen, um mir ein besseres Bild des Stalkers machen zu können. Sobald ich neue Erkenntnisse habe, melde ich mich bei Ihnen. Außerdem werde ich morgen zu unserem Gerichtsmediziner gehen und die Katze genauer untersuchen lassen. Vielleicht ergeben sich Hinweise durch die Art, wie er das Tier stranguliert hat. Wir müssen nach jedem Strohhalm greifen.“
„Apropos Strohhalm“, sagte Rüdiger, nachdem Degenhart gegangen war, „ich brauch deine Hilfe bei zwei alten offenen Fällen, Adi. Ich komme einfach nicht weiter. Es gibt zwei tödliche Unfälle mit Fahrerflucht, bei denen ich ein ungutes Gefühl habe. Zweimal werden Leute überfahren. Laut Gerichtsmedizin, die beide Fälle neu beleuchtet hat, ist Absicht nicht ausgeschlossen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es sich um einen Zufall handelt. Und dann gibt es aktuell einen Mord am Nassen Dreieck.“
„Hat dieser Mord aus deiner Sicht etwas mit den Fahrerflucht-Fällen zu tun?“
„Auf keinen Fall. Aber das verschafft mir natürlich zusätzliche Arbeit und deshalb kommst du ins Spiel. Es gab einen Leichenfund am Flughafen Frankfurt – und jetzt kommts, Adi! Ein erschossener Hund wurde im Kofferraum entdeckt. Könnte das nicht mit unserem Fall in Verbindung stehen? Eine tote Katze und jetzt ein toter Hund, beides in Verbindung mit Mordfällen oder wenigstens versuchten Morden. Ich weiß, es ist ein wenig weit hergeholt, aber man sollte diese Tat auf jeden Fall weiter im Blick behalten, auch wenn sie nicht in unserem Zuständigkeitsbereich passiert ist.“
Adi sah ihn interessiert an. „Also wenn ich dich unterstützen soll, brauche ich unbedingt weitere Infos. Wie schaut‘s damit aus?“
„Ich lese dir den Kurzbericht der Kollegen vor: Im Parkhaus Gateway Gardens am Flughafen wurden zwei Leichen gefunden. Die Beamten wurden um 3.30 Uhr von einem Zeugen alarmiert, der eine weibliche Tote auf einem Parkdeck gefunden hatte. Danach wurde eine weitere, diesmal männliche, Leiche gefunden. Beide Toten wiesen Schussverletzungen auf. Im Kofferraum des Autos fanden die Kollegen einen ebenfalls erschossenen Hund. Danach gibt es noch ein Update. Es verdichten sich die Hinweise, dass die beiden Toten früher ein Paar gewesen sind. Und es soll sich um den gemeinsamen Hund der beiden Toten handeln. Die mutmaßliche Tatwaffe, mit der der Mann erst seine ehemalige Freundin und anschließend sich selbst erschossen haben soll, wurde anscheinend legal erworben. Bisher tappen die Kollegen über die Hintergründe der Tat im Dunkeln. Und jetzt kommen wir ins Spiel, Adi. Ein Mann tötet ein Haustier und die ehemalige Partnerin. Könnten das eventuell Parallelen zu Melindas Fall sein? Der Stalker tötet ihre Katze und bedroht Melinda, und möglicherweise wäre sie schon tot, wenn du nicht unerwartet aufgetaucht wärst.“
„Bullshit, ich...