Fieberg | ABSCHIED VON BLEIWENHEIM | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Fieberg ABSCHIED VON BLEIWENHEIM

In memoriam Hubert Katzmarz MMXXIII
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-95765-755-8
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

In memoriam Hubert Katzmarz MMXXIII

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

ISBN: 978-3-95765-755-8
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der früh verstorbene Autor und Verleger Hubert Katzmarz ist als Vertreter einer originell gestalteten, vielschichtigen Fantastik in Erinnerung geblieben. Kollegen, Freunde und Weggefährten würdigen mit ihren Erzählungen den Mann, »der Geschichten machte«. Jeder Beitrag ist eine Verbeugung vor seiner Gabe, die Abgründe des menschlichen Lebens auszuloten. Vertreten in diesem Gedenkband sind Michael Engel, Andreas Fieberg, Thomas Franke, Jörg Isenberg, Boris Koch, Monika Niehaus, Ellen Norten, Malte S. Sembten, Michael Siefener, Christian Thielscher und Jörg Weigand. Mit einem Romanauszug von Hubert Katzmarz als Selbstzeugnis. »Hubert Katzmarz' Prosa ist makellos, es gibt heutzutage wenige Autoren der Fantastik, die sich mit ihm auch nur vergleichen können.« (Jörg Weigand) »Das Interessante an dem Band ist, dass man einen kleinen Eindruck davon gewinnt, welche literarischen Kreise Hubert Katzmarz hinterließ. Eine ganze Reihe von Fantastikautoren nennen ihn als Wegbereiter oder Inspiration. ... Und wenn vielleicht die Schar treuer Leser klein ist, so hat doch Hubert Katzmarz dazu beigetragen, dass sie auch ... nach seinem Tod eine faszinierende Bandbreite fantastischer Geschichten vorfinden ... Traurig, aber in jeglicher Hinsicht fantastisch sind die in Geschichten verpackten Erinnerungen und Gedanken an Hubert Katzmarz ... Andreas Fieberg gelang eine herzerwärmende Feier des Verlegers und Autors, der tiefe und andauernde Spuren in der deutschen Fantastik hinterließ. Die Texte in diesem Band beweisen es.« (Ralf Steinberg auf fantasyguide.de zur ersten Ausgabe der Anthologie) Mit einem Titelbild von Thomas Hofmann.

Andreas Fieberg (* 1964) arbeitet hauptberuflich als Mediengestalter und übt daneben verschiedene Herausgeber- und Lektoratstätigkeiten aus, gelegentlich Übersetzungen. Einige seiner Kurzgeschichten waren für den Kurd-Laßwitz-Preis und den SFCD-Literaturpreis nominiert, mit letzterem wurde »Der Fall des Astronauten« ausgezeichnet. Von ihm erschienen: »Der Traumprojektor. Skurrile Geschichten«, vhk, und »Abschied von Bleiwenheim« (als Hrsg.), eine Anthologie in memoriam Hubert Katzmarz, und als Fortsetzung »Willkommen in Bleiwenheim« (zusammen mit Ellen Nor ten), beide p.machinery. Er zeichnet für die Reihe »Gegen unendlich. Phantastische Geschichten« verantwortlich, die in unregelmäßigen Abständen fein erzählte Phantastik abseits des Herkömmlichen bringt. Außerdem ist er gemeinsam mit Michael Siefener und Ellen Norten Herausgeber des »daedalos. Der Story-Reader für Phantastik«.

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Andreas Fieberg: In memoriam Hubert Katzmarz
  Das Merkwürdigste – und Beunruhigendste – am Leben ist, wenn es aufgehört hat, so bringt es eine kluge Sentenz auf den Punkt. Der Faden reißt ab, ein Weg endet im Nichts, und der Freund und Chronist steht am Rand der Klippe, wo das Leben unvermittelt weggebrochen ist, und schaut in einen Abgrund. Die Rede ist mitten im Satz verstummt, die letzte Geschichte nicht zu Ende erzählt, das letzte Buch nicht vollendet. Der Stift hat den letzten Buchstaben nicht mehr aufs Papier setzen können, die Hand, die ihn hielt, ist nicht mehr. Der entgeisterte Blick dessen, der zurückbleibt, kehrt um und versucht, den Reichtum eines vergangenen Lebens zu erfassen. In einer seiner ungeschriebenen Geschichten rückte Hubert Katzmarz ein Gemälde in den Mittelpunkt, das eine Festtafel zeigt. Links und rechts hängt ein Vorhang über dem Rahmen und verbirgt die Ränder des Bildes vor dem Betrachter. Ein Besucher unterhält sich mit dem Museumswärter über das Geheimnis des Kunstwerks. Die Menschen auf dem Bild scheinen ausgelassen zu feiern, trotzdem ist eine unsichtbare Störung, die Anwesenheit einer Bedrohung, zu spüren. Die Feiernden strengen sich ganz offensichtlich an, die Beunruhigung mit Wein, Weib und Gesang zum Schweigen zu bringen. Doch was könnte das sein? Als sich der Museumswärter entfernt, wagt es der Besucher, den Vorhang beiseitezuschieben. Mit am Tisch sitzt, so sieht er, inmitten der Gäste: der Tod. Dieses Motiv steht exemplarisch für einen Grundzug in Hubert Katzmarz’ Werk. Es zeigt, dass der eine Gedanke für ihn stets gegenwärtig war. Ihn selber dürfte der Herzstillstand aus heiterem Himmel bei Weitem nicht so unvorbereitet wie uns, seine Frau und seine Freunde, getroffen haben. Ich kann nicht glauben, dass das jetzt zehn Jahre her sein soll. Es macht einen Unterschied, über Leben und Tod zu räsonieren und beides literarisch auszuloten, als tatsächlich damit konfrontiert zu werden. Nimmt man seine Geschichten ernst – todernst –, dann will es scheinen, als habe Hubert Katzmarz, der doch den oberflächlichen Kitzel, den manierierten Knalleffekt, die Pointe um ihrer selbst willen verabscheute, mit seinem Ende seine Botschaften beglaubigt. Die Wahrheiten, die sie bergen, tragen nun den Echtheitsstempel ihres Schöpfers. Leben und Kunst beziehen sich rekursiv aufeinander. Wie in einem Fraktal, einem Phänomen, dem Hubert Katzmarz in anderen Zusammenhängen große Aufmerksamkeit schenkte, enthalten sie sich gegenseitig. »Ich glaube, ich habe es gefunden«, formulierte er am Ende seiner Geschichte Geliebtes Tagebuch selbstironisch. »Deshalb, meine Damen und Herren, nun der Akt ohne Netz und doppelten Boden. Dem Leben so nah, wie man ihm nicht näherkommen kann. Alle Kunst ist Betrug. Diese einzige Sekunde der nackten Wahrheit. Trauert nicht um mich. Lebt wohl!«   Kennengelernt hatte ich Hubert Katzmarz 1984 dank einer Verknüpfung von Zufall und Missverständnis. Für eine Anthologie, die beweisen sollte, dass die damals nicht gut gelittene deutsche Science-Fiction und Fantastik besser als ihr Ruf war, sammelte Hubert Katzmarz Texte von Autoren, die ihm in jüngster Zeit aufgefallen waren. Auch mich hatte eine Anfrage erreicht, aber meine Einsendung war ohne Antwort geblieben. Einen Ratgeber für angehende Schriftsteller legte ich dahin gehend aus, dass es empfehlenswert wäre, den persönlichen Kontakt zu seinen Herausgebern zu suchen, und so stand ich bald vor der Tür eines verdutzten Hubert Katzmarz, dem die fragliche Empfehlung nichts sagte. Ich lernte jenes Domizil in der Bonner Südstadt kennen, das später in abgewandelter Form in seine Kurzgeschichte Heim Suchende eingehen sollte. Die aufwendig klimatisierte Wohnung schirmte ihn gegen die brütende Hitze des Sommers ab, und der Zigarettenrauch der »Player's Navy Cut«, die er damals noch in großen Mengen konsumierte, wurde in langen Fahnen durch die allerorten surrenden und rotierenden Ventilatoren gezogen und machte in der von Jalousien verschatteten Wohnung die Runde. Hubert Katzmarz’ ehrgeiziges Projekt, »die Kräfte der deutschen Phantastik zu bündeln«, war inzwischen im Sande verlaufen, aber unser Gespräch über die Literaturgattung, für die wir uns – jeder auf seine Art – begeisterten, erlebte ich als äußerst fruchtbar. Wir lagen auf einer Wellenlänge, ging es uns doch um das unverfälschte Geschichtenerzählen, und nicht um Belehrung oder Selbstbespiegelung. Literarische Berührungspunkte waren schnell gefunden, in Ray Bradbury oder Isaac Asimov etwa überschnitten sich unsere Vorlieben. Hubert Katzmarz’ Weltbild war naturwissenschaftlich geprägt, er favorisierte die explizit wissenschaftlich orientierte Science-Fiction. Zu seinem Bedauern segelte mehr und mehr eine Fantasy, die mit der ursprünglichen Ausrichtung des Genres längst nichts mehr gemein hatte, unter dieser Fahne. Ebenso erteilte er esoterischem Geraune, das sich leicht in die Fantastik einfindet, eine klare Absage. All das waren Überzeugungen, denen ich ohne Zögern zustimmen konnte. Wie man vermuten kann, blieb es nicht bei dieser einen Begegnung, es war der Beginn einer langen Freundschaft. Auf der Suche nach Gleichgesinnten gerieten wir an das, was sich selbst als »die Bonner Literaturszene« bezeichnete. Eine ihrer Keimzellen bestand aus einer Handvoll Studenten, die sich allwöchentlich zu Redaktionssitzungen trafen und ein Heft mit dem sprechenden Titel bon(n)mot herausbrachten. Neben bizarren und im Rückblick höchst amüsanten »Textdiskussionen« gab es auch öffentliche Lesungen, und zwar nicht zu knapp – das Publikum hatte kaum Zeit, die eine zu verarbeiten, da wurde schon die nächste angekündigt. Das waren prägende Erfahrungen, die Hubert Katzmarz mit ironischer Brechung in den Anfangskapiteln seines Romans Ein Meisterwerk der Weltliteratur verarbeitete. Ein Auszug daraus, der in dieser Anthologie vorgestellt wird, wirft ein Schlaglicht auf Akteure und Ereignisse, die dem Autor damals als Vorlage dienten. Als regelmäßiger Gast der »Wetzlarer Tage der Phantastik« steuerte er zu der Sammlung Die Ewige Bibliothek, die 1990 von den Veranstaltern herausgegeben wurde, eine Novellenfassung des in Arbeit befindlichen Romans bei. Der Roman selber blieb unvollendet, die darin gezeigte Kunstfertigkeit jedoch war auf ihrem Höhepunkt angelangt. Vieles von dem, was Katzmarz' kurze Prosa auszeichnet, kulminiert hier. Das Werk mit seinem einfallsreich konstruierten Plot und eingängigen Stil ist nicht nur stark in erzählerischer Hinsicht, sondern spiegelt auch deutlicher als sonst seine Weltsicht, den Blick hinter die Fassaden, das Gespür für die verborgenen Verbindungen und Zusammenhänge zwischen den Menschen und zwischen den Dingen des Lebens. Die Bitterkeit, die sonst in drastischen Darstellungen und düsteren Bildern aufscheint, wird hier gedämpft durch einen scharfsinnigen Humor, der beinahe versöhnlich klingt, aber nichts von der inneren Dramatik des Protagonisten wegnimmt. Zunächst aber war die agile Literaturszene der Wahlheimat Bonn eine Spielwiese, auf der Hubert Katzmarz erste Gehversuche im Bücher- und Zeitschriftenmachen unternehmen konnte, die später in ernsthaftem verlegerischen Engagement mündeten. Am Anfang stand die Aufgabe, mithilfe des heimischen PCs den Publikationen der Kollegen, wie bon(n)mot oder BLitZ – Bonner literarische Zeitung, einen professionellen Auftritt zu verschaffen, und das noch, bevor das Schlagwort vom »desktop publishing« populär wurde. Die Anthologie Bonn literarisch (Bouvier Verlag) schließlich, für die Hubert Katzmarz ebenfalls die Druckvorlage erstellt hatte, führte 1987 zur Gründung eines eigenen Verlags, der damals noch unter dem Namen »Die Mücke« firmierte, Letzteres eine Idee des Mitbegründers Udo Weinbörner. Nach dessen Weggang stieß ich als Mitgesellschafter zu dem Verlag, der immer Hubert Katzmarz’ Kind blieb und von seiner Vision von Literatur im Allgemeinen und der Fantastik im Speziellen geprägt war. Der kleine, aber äußerst rührige Verlag brachte in der kurzen Zeit seiner Existenz einschlägige Titel wie die Science-Fiction-Anthologie Rettet uns! (1988, herausgegeben von Jörg Weigand), die SF-Satire Minimom (1988) von Christoph Güsken, die feine Kurzgeschichtensammlung Der Störfaktor (1988) von Jörg Weigand und den viel beachteten Roman Die Mission der Päpstin Johanna (1990) von Monika Niehaus-Osterloh heraus – dieser Titel markierte auch die letzte gemeinsame Edition vor meinem Rückzug aus dem Verlag. Unter Hubert Katzmarz' alleiniger Ägide reüssierte Michael Siefener mit dem Erzählungsband Bildwelten (1993), veröffentlichte Manuel van Loggem den gewitzten Roman Das Liebesleben der Priargen (1994), und auch meine Kurzgeschichtensammlung Der Traumprojektor (1992) hatte Gnade in den Augen des ehemaligen Mitstreiters gefunden. Der süße Duft des Bösen schließlich (1996, wiederum herausgegeben von Jörg Weigand), ursprünglich für den Verlag Hubert Katzmarz geplant und schon als Buchblock fertiggestellt, erschien dann im Verlag des EDFC. Die Fantasia-Reihe des EDFC war es im Übrigen auch, in der Hubert Katzmarz zu dieser Zeit viele seiner eigenen Geschichten veröffentlichte, da allerdings unter Pseudonym. 1997 brachte er im Nachgang zu seiner verlegerischen Tätigkeit noch Michael Siefeners Roman Die Nonnen als liebevoll gestalteten Privatdruck heraus. Aber auch außerhalb der Fantastik hatte er sich als Verleger für Autoren stark gemacht, deren Literatur ihm am Herzen lag, hier wären Giorgos Krommidas mit Ithaka (1989) oder Manuel van Loggem mit Tod im Topf (1990) hervorzuheben, daneben würdigte er das Erzähltalent...



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