Ferrarella | Liebe auf den dritten Blick | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1664, 160 Seiten

Reihe: Bianca

Ferrarella Liebe auf den dritten Blick


1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-86295-343-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1664, 160 Seiten

Reihe: Bianca

ISBN: 978-3-86295-343-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kritisch mustert Lisa den neuen Helfer. Die junge Lehrerin arbeitet freiwillig in einer sozialen Einrichtung, und man hat ihr Ian Malone unterstellt, der hier seine Sozialstunden ableisten muss. Ihr Urteil fällt rasch: ein attraktiver reicher Faulpelz ohne Verantwortungsgefühl. Abneigung auf den ersten Blick. Erst beim zweiten Blick sieht sie, wie respektvoll und einfühlsam er mit den Ärmsten der Armen umgeht - und ist rettungslos verloren. Beim dritten Blick ist es schon Liebe. Doch gerade als sie glaubt, Ian wirklich zu kennen, erlebt Lisa eine weitere Überraschung ...



Marie Ferrarella zählt zu produktivsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen, ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Jahr 1981. Bisher hat sie bereits 300 Liebesromane verfasst, viele davon wurden in sieben Sprachen übersetzt. Auch unter den Pseudonymen Marie Nicole, Marie Charles sowie Marie Michael erschienen Werke von Marie Ferrarella. Zu den zahlreichen Preisen, die sie bisher gewann, zählt beispielsweise der RITA-Award. Als Kind verbrachte Marie Ferrarella ihre Freizeit vor dem Fernseher, häufig schrieb sie die Drehbücher einiger Fernsehserien um und spielte dann selbst die Hauptrolle. Sie träumte von einer Karriere als Schauspielerin. Im Alter von elf Jahren verfasste sie ihren ersten Liebesroman, allerdings war ihr nicht bewusst, dass es sich um eine klassische Romance handelte. Während ihrer Collegezeit begann sie sich immer mehr für den Beruf einer Autorin zu interessieren und gab den Gedanken an eine Schauspielkarriere auf. Nach ihrem Abschluss, einem Master Degree in Shakespearean Comedy zogen sie zusammen mit ihren Eltern von New York nach Kalifornien. Charles, ihre Jugendliebe, hielt die Trennung nicht lange aus und folgte Marie nach sieben Wochen. Nicht lange darauf folgte die Hochzeit, und ihr Kleid dafür nähte Marie Ferrarella selbst. Mit ihren Büchern möchte die Autorin ihre Leserschaft zum Lachen bringen und unterhalten, das macht sie am glücklichsten. Genauso schön findet sie es, einen romantischen Abend mit ihrem Ehemann zu verbringen. Zu ihren Hobbys zählen alte Filme, Musicals sowie Rätsel. Geboren wurde Marie Ferrarella in Deutschland, und als sie vier Jahre alt war, wanderten ihre Eltern in die USA aus. Bereits im Alter von 14 Jahren lernte sie ihren heutigen Mann kennen; mit ihm und ihren beiden Kindern lebt sie in Süd-Kalifornien.

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1. KAPITEL

Als Ian Malone erkannte, dass die Finsternis um ihn herum von seinen geschlossenen Augen herrührte, bemühte er sich, sie zu öffnen.

Die Welt war unscharf und verschwommen, wurde aber mit jeder Minute klarer. Es war wirklich Nacht, und statt der dumpfen Bewusstlosigkeit, in die er bis eben noch abgetaucht war, umgab ihn jetzt vertraute, natürliche Dunkelheit – und frische Nachtluft.

Er lebte noch. Verdammt.

Allmählich nahm seine Umgebung Form an, und bruchstückweise kam auch die Erinnerung wieder. Seine Hände umklammerten nicht mehr das Lenkrad. Ja, er befand sich überhaupt nicht mehr in seinem Wagen.

Von irgendwo drang das entnervende, ewige Zirpen der Grillen an sein Ohr, Grillen auf Brautschau, auf der Suche nach einer Familie.

Viel Glück, Freunde, dachte er sarkastisch.

Als er versuchte, den Kopf zu heben, entfuhr ihm ein Stöhnen, und er ließ sich wieder nach hinten sinken.

Jetzt wurde ihm auch bewusst, dass er nicht allein war. Jemand stand über ihn gebeugt und atmete schwer, ja, röchelte geradezu. Wie Darth Vader, der Unhold aus „Star Wars“, persönlich. Oder war der Sensenmann gekommen, um ihn endlich mitzunehmen?

„Ich bin nicht tot, oder?“, brachte er mühsam hervor, wobei die Anstrengung ihm das nächste Stöhnen entlockte.

Die Gestalt beugte sich noch etwas näher zu ihm herab, und Ian blickte in ein müdes, ungehaltenes Gesicht, aus dem ihn zwei Augen vorwurfsvoll anfunkelten. Darunter erkannte er eine Uniform. Natürlich, die Polizei. Früher oder später erschien an einem Unfalloder Unglücksort immer die Polizei.

Und manchmal kommt sie zu spät, dachte Ian. Wie damals.

Der Uniformierte schüttelte unwirsch den Kopf. „Nein, Sie sind nicht tot“, bemerkte er. „Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal.“

Ian wollte lachen, aber es wurde nur ein schwaches Keuchen daraus.

Der Polizist hatte sich aufgerichtet, beide Hände in die Seiten gestützt und musterte das Autowrack an dem Baum. Dann nahm er seine Kappe ab und kratzte sich nachdenklich die Halbglatze.

Ians Porsche hatte sich wie zu einem ewigen Walzer um einen Korallenbaum geschlungen.

„Man sollte meinen, jemand, der sich so einen schicken Wagen leisten kann, hätte mehr Grips im Kopf, als nach einer Flasche Johnnie Walker durch die Gegend zu rasen“, äußerte der Beamte unwirsch.

Nein, kein Whisky, dachte Ian. Whisky war das Lieblingsrauschmittel seines Großvaters gewesen. Er selbst zog andere vor.

„Es war Wodka“, verbesserte er heiser. „Und nicht genug, um mich in diese Lage zu bringen.“

Vermutlich lag es an den Medikamenten. Vielleicht war er ein wenig achtlos gewesen und hatte ein paar Beruhigungspillen zu viel geschluckt, heutzutage gab es ja Pillen gegen alles. Nur nicht gegen das Schuldgefühl, das ihn an Tagen wie heute bei jedem Atemzug begleitete.

Weil er noch atmete und sie nicht mehr. Bruce. Donna. Brenda.

Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung stützte Ian sich auf die Ellbogen und hievte sich in dem nassen Gras in eine halb sitzende Position.

Vor seinen Augen tanzten Sterne in allen Farben, die sich im nächsten Moment mit plötzlicher Finsternis abwechselten. Er hätte nicht sagen können, was lästiger war, das ganze bunte Flimmern oder die Schwärze, von beidem jedenfalls wurde ihm scheußlich schwindlig.

Mit zittrigen Fingern tastete er nach seiner Stirn und fühlte etwas Dickes, Klebriges. Als er sich die Hand vor die Augen hielt, sah er das Blut.

Blut.

Brenda, nicht sterben! Bitte, nicht sterben! Lass mich nicht zurück. Bitte!

Quälend hallte die schrille, panische Kinderstimme – seine eigene – in seinem Schädel wider, und mit ungeheurer Willensanstrengung knipste er die Stimme einfach aus.

Ian hob den Blick ein wenig und musterte wieder den Beamten. Das dunkelblaue Hemd des Mannes spannte sich über dem umfangreichen Bauch, und Ian stellte fest, dass der dritte Knopf von oben kurz vor dem Abspringen war.

Als auch die weitere Umgebung in sein Blickfeld rückte, kam die Erinnerung an den Abend wieder. Er war durch die verlassenen Straßen hinter dem Universitäts-Campus gefahren. Die menschenleere Route hatte er absichtlich genommen, denn trotz seiner Verzweifung und dem betäubenden Cocktail in seinen Adern war er klar genug gewesen, dass er niemand anders in Gefahr bringen wollte.

Irgendwann hatte es ihn einfach überkommen, er hatte das Lenkrad herumgerissen, die Straße verlassen, und dann war der Baum aus dem Nichts auf ihn zugeschossen.

Jetzt spürte er allmählich, wie die Feuchtigkeit aus dem nassen Gras in seine Kleider kroch. Wie spät mochte es sein? Drei? Vier?

„Haben Sie mich rausgezogen?“, fragte er den Beamten mühsam.

Der Mann schüttelte den Kopf. „Sie waren schon draußen. Vielleicht sind Sie allein rausgekrabbelt.“ Mit einem schwachen Grinsen fügte er noch hinzu: „Sieht so aus, als wollte doch etwas in Ihnen weiterleben.“

„Nicht, dass ich wüsste“, murmelte Ian.

Er stemmte die Hände ins Gras und versuchte, sich ganz aufzurichten, wogegen sein Körper jedoch sofort protestierte.

„Wieso bleiben Sie nicht liegen?“, sagte der Beamte. Es war mehr Befehl als Vorschlag. „Ich habe einen weiteren Wagen angefordert.“

Da seine Muskeln und Knochen sich anfühlten wie Wackelpudding, blieb Ian brav liegen, wo er war, und kommentierte nur mit einem zynischen Lächeln: „Verstärkung? Ich werde mich der Verhaftung nicht widersetzen.“ Selbst wenn er wollte, hätte er das gar nicht gekonnt.

„Für einen Betrunkenen klingen Sie ganz schön klar“, äußerte der Beamte.

„Übungssache“, gab Ian zurück.

In Wahrheit hatte er viel mehr Pillen als Alkohol im Blut, und vielleicht war er in diesem Zustand wirklich ein bisschen gefährlich. Normalerweise gelang es ihm, die Erinnerungen zu verdrängen und irgendwie weiterzumachen. Aber heute hatte der Schmerz die Oberhand gewonnen, und er wollte ihn nur noch loswerden.

Nicht weit entfernt stand eine Straßenlaterne, und jetzt konnte er das Gesicht des Polizisten in allen Einzelheiten studieren.

„Denken Sie, Sie sind unsterblich?“, spottete der Beamte.

„Ich hoffe nicht“, entgegnete Ian ruhig und merkte zufrieden, dass er den Mann allmählich aus der Fassung brachte.

„Hören Sie mal mit dem verdammten Grinsen auf“, befahl der Beamte prompt. „Wir haben unsere Vorschriften.“

Ian gab den Versuch, auf die Beine zu kommen, endgültig auf. Er musste warten, bis sein Körper ihm wieder gehorchte und sein Kopf aufhörte, mit ihm Karussell zu fahren.

Er brachte noch ein kurzes Lachen zustande. „Nichts gegen Ihre Vorschriften …“

Dann verschluckte ihn wieder ein schwarzer Abgrund.

„Was zum Teufel hast du dir bloß dabei gedacht?“, fragte Marcus Wyman, Ians Anwalt und Freund. Man hörte ihm die Sorge und den Ärger an.

Die Frage schwebte in dem kahlen Raum der Polizeiwache, in dem die Anwälte mit ihren Klienten unter vier Augen sprechen durften, während draußen ein Wachmann stand und die Minuten zählte.

Ian lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schaukelte lässig auf den beiden hinteren Stuhlbeinen. Er saß am anderen Ende des rechteckigen Tisches, wandte seinem Anwalt halb den Rücken zu und starrte aus dem Fenster.

Es war heller Nachmittag, und von der letzten Nacht war ihm nur ein großes Pfaster auf der Platzwunde an der Stirn und ein dumpfes, fernes Dröhnen im Kopf geblieben. Ziemlich unglaublich eigentlich, wenn man es genau bedachte.

„Ich habe versucht, nicht zu denken“, bemerkte er endlich ausdruckslos.

Marcus war ein kleiner, stämmiger Mann mit der Angewohnheit, sich beim Nachdenken ständig die Brust zu reiben. Jetzt wanderte er mechanisch in dem kleinen Raum auf und ab, während sich seine Gedanken, wie üblich, Schritt für Schritt zu einem logischen Ganzen fügten.

Mit seinen zweiunddreißig Jahren hatte Marcus nur ein Jahr mehr auf dem Buckel als Ian, wirkte aber mit seinen schon leicht angegrauten Schläfen und dem immer etwas nachdenklichen Gesichtsausdruck um einiges älter.

Die beiden Männer kannten sich seit fast zwanzig Jahren, und Marcus betrachtete sich gern als Ians einzigen echten Freund, auch wenn man in jeder längeren Reportage lesen konnte, dass Ian Malone – alias B.D. Brendan, Bestsellerautor von fünfzehn Science-Fiction-Romanen – über Heerscharen von Freunden verfügte.

Ians dunkle, gut aussehende Erscheinung, sein Ruf als Draufgänger und sein rasiermesserscharfer Verstand und Witz faszinierten die Menschen, besonders Frauen. Wo immer er auftauchte, zog Ian Malone die Mengen magisch an, doch tief in seinem Herzen war er sehr einsam.

Marcus wusste, dass Ian sich insgeheim für etwas bestrafte, woran er völlig unschuldig gewesen war und das sein ganzes Leben aus der Bahn geworfen hatte. Zwanzig Jahre zuvor waren Ians Eltern und seine Schwester bei einem Erdbeben ums Leben gekommen. Der zehnjährige Ian hatte mit ihnen in einem verschütteten Wagen gesessen und als Einziger überlebt. Das Trauma war er niemals losgeworden, genau wie die quälende Frage, warum seine Familie tot war und er lebte.

Bei allem Mitgefühl und Verständnis hätte Marcus den um einiges höher gewachsenen Ian manchmal jedoch gern bei den...



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