E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Ferrarella Ein Liebeslied für Mr Winterset
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7515-2192-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-2192-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die schöne Violinistin Elizabeth lebt für die Musik. Nur manchmal, in einsamen Nächten, sehnt sie sich nach einem Mann, der sie Noten und Engagements vergessen lässt - einem Mann wie dem umwerfenden Jared Winterset! Der leider nicht an die große Liebe zu glauben scheint ...
Marie Ferrarella zählt zu produktivsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen, ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Jahr 1981. Bisher hat sie bereits 300 Liebesromane verfasst, viele davon wurden in sieben Sprachen übersetzt. Auch unter den Pseudonymen Marie Nicole, Marie Charles sowie Marie Michael erschienen Werke von Marie Ferrarella. Zu den zahlreichen Preisen, die sie bisher gewann, zählt beispielsweise der RITA-Award. Als Kind verbrachte Marie Ferrarella ihre Freizeit vor dem Fernseher, häufig schrieb sie die Drehbücher einiger Fernsehserien um und spielte dann selbst die Hauptrolle. Sie träumte von einer Karriere als Schauspielerin. Im Alter von elf Jahren verfasste sie ihren ersten Liebesroman, allerdings war ihr nicht bewusst, dass es sich um eine klassische Romance handelte. Während ihrer Collegezeit begann sie sich immer mehr für den Beruf einer Autorin zu interessieren und gab den Gedanken an eine Schauspielkarriere auf. Nach ihrem Abschluss, einem Master Degree in Shakespearean Comedy zogen sie zusammen mit ihren Eltern von New York nach Kalifornien. Charles, ihre Jugendliebe, hielt die Trennung nicht lange aus und folgte Marie nach sieben Wochen. Nicht lange darauf folgte die Hochzeit, und ihr Kleid dafür nähte Marie Ferrarella selbst. Mit ihren Büchern möchte die Autorin ihre Leserschaft zum Lachen bringen und unterhalten, das macht sie am glücklichsten. Genauso schön findet sie es, einen romantischen Abend mit ihrem Ehemann zu verbringen. Zu ihren Hobbys zählen alte Filme, Musicals sowie Rätsel. Geboren wurde Marie Ferrarella in Deutschland, und als sie vier Jahre alt war, wanderten ihre Eltern in die USA aus. Bereits im Alter von 14 Jahren lernte sie ihren heutigen Mann kennen; mit ihm und ihren beiden Kindern lebt sie in Süd-Kalifornien.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Mühelos ließ Elizabeth Stephens die Finger über die Violinsaiten gleiten, doch je länger sie spielte, desto stärker verspürte sie jene altbekannte Sehnsucht in sich aufsteigen – den Wunsch, selbst im Mittelpunkt einer Feier zu stehen, anstatt immer nur für die Hintergrundmusik zu sorgen, so wie in diesem Moment.
Als ihr bewusst wurde, dass sie mal wieder in Selbstmitleid ertrank, verzog sie schuldbewusst das Gesicht. Beruflich konnte sie sich wirklich glücklich schätzen. Immerhin konnte sie sich mit ihrem Job nicht nur über Wasser halten, sondern sogar noch etwas Geld auf die Seite legen. Klar würde sie sich in absehbarer Zeit keine Jacht leisten können, aber sie kam mehr als über die Runden, während andere in ihrem Berufsfeld ihren Traum entweder ganz aufgaben oder das Musikmachen nur noch als Hobby betrieben.
Sie hingegen lebte ihren Traum, Musikerin zu sein. Zurzeit spielte sie zum Beispiel in einem Musiktheater Anatevka und machte mit einem sechsköpfigen Ensemble Filmmusik für eine romantische Sitcom mit dem Titel Mehr als Mitbewohner. Außerdem trat sie bei Hochzeiten, Jubliäen, Abschlussfeiern und anderen Privatfesten auf.
Elizabeth setzte ein Lächeln auf, während sie und die vier anderen Musiker, die für Barry Edelsteins Bar-Mitzwa engagiert worden waren, einen weiteren Song anstimmten.
Doch nicht der Dreizehnjährige, der seine religiöse Mündigkeit feierte, löste in ihr das unangenehme Gefühl aus, immer nur am Rand des Geschehens zu stehen und zu spielen, während alle anderen um sie herum sich prächtig amüsierten. Nein, es war die ältere Schwester des Jungen, Rachel. Die schöne Brünette schien keinen Blick für ihre Umgebung zu haben – die Musik eingeschlossen –, weil sie viel zu beschäftigt damit war, einem jungen Mann tief in die Augen zu sehen.
Elizabeth beobachtete die beiden neidisch. Sie tanzten so eng, dass jeder sehen konnte, wie verliebt sie waren. Und dass sie nur Augen füreinander hatten.
Elizabeth unterdrückte einen Seufzer. Wann habe ich auch endlich mal eine Liebesbeziehung? fragte sie sich voller Selbstmitleid. Wann erlebe ich endlich meine eigene Romanze?
„Alles okay, Lizzie?“, flüsterte ihr Kollege Jack Borman ihr zu und beugte sich zu ihr herüber. Jack spielte Keyboard und hatte ihr schon zahlreiche Jobs vermittelt. Leider machte er keinen Hehl daraus, dass er sich auch privat für sie interessierte, was absolut nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
„Alles in Ordnung“, antwortete Elizabeth. Geschieht mir ganz recht, dachte sie. Sie war zum Spielen gekommen und nicht, um andere um etwas zu beneiden, das ihr fehlte. Außerdem würde dieses Paar in einem Jahr vielleicht gar nicht mehr zusammen sein, und dann waren die beiden überhaupt nicht mehr zu beneiden. Nichts war so schmerzlich wie der Verlust eines geliebten Menschen.
Schluss damit, schalt Elizabeth sich innerlich. Was ist eigentlich los mit mir?
Sie sollte sich darüber freuen, ihren Traum vom Musikmachen verwirklicht zu haben, anstatt über das nachzugrübeln, was sie nicht hatte. Seit wann war sie so negativ?
Außerdem muss man sich verdammt gut überlegen, was man sich wünscht, schon vergessen?
Elizabeth wandte den Blick von dem verliebten Paar ab und schloss die Augen, um den Anschein zu erwecken, sich ganz der Musik hinzugeben. In Wirklichkeit wollte sie nur den Blickkontakt mit Jack vermeiden. Sie war ihm sehr dankbar für die Jobs, die er ihr vermittelte, aber noch dankbarer wäre sie, wenn er endlich einsehen würde, dass sie nur Freunde sein konnten. Sonst würde sie ihm noch ziemlich direkt sagen müssen, dass sie sich absolut nicht zu ihm hingezogen fühlte, eine Vorstellung, die ihr sehr unangenehm war.
Erschrocken riss sie die Augen auf, als sie Jack an ihrem Ohr flüstern hörte: „Ich gebe nachher noch eine kleine Privatparty. Falls du Interesse hast …“, fügte er bedeutungsschwanger hinzu.
Elizabeth zwang sich zu einem Lächeln. „Ich würde ja gern, aber ich kann nicht“, antwortete sie mit gedämpfter Stimme. „Ich muss mich noch auf meinen Job im Tonstudio morgen vorbereiten.“
Elizabeths Wohnung fühlte sich noch verlassener an als sonst, als sie später nach Hause kam. Sie hatte zwar vor ihrem Aufbruch zur Bar-Mitzwa extra eine Lampe brennen lassen, um sich bei ihrer Rückkehr weniger einsam zu fühlen, aber leider brachte das nichts.
Sie schloss die Tür hinter sich, legte ihre Geige auf den Boden, Schlüssel und Handtasche auf das niedrige Bücherregal im Flur und streifte sich die Schuhe ab. Vielleicht sollte ich mir ein Haustier zulegen, dachte sie. Einen niedlichen kleinen Hund, der mich freudig begrüßt, wenn ich nach Hause komme.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie ernsthaft darüber nach. Sie hatte jede Menge Liebe zu schenken. Aber sie würde sich nur schuldig fühlen, wenn sie das arme Ding in ihrer Wohnung einsperren musste, während sie arbeitete. Außerdem konnte sie einem Tier keinen festen Tagesablauf gewähren, so unregelmäßig wie sie arbeitete.
Nein, das beste Mittel gegen meine Einsamkeit ist mehr Arbeit, beschloss sie. Nur wenn sie spielte, fühlte sie sich ganz – so, als ob sie der Welt etwas Wertvolles und Schönes schenkte. Sie besaß die Gabe, ihr Publikum mit der Violine zum Lachen und zum Weinen zu bringen.
Sie warf einen Blick auf ihren Anrufbeantworter und sah die Anzeige blinken. Sie hatte Nachrichten, eine davon war bestimmt von ihrem Vater. Er rief sie jeden Abend an, ganz egal, wie beschäftigt er war. Dafür muss ich wirklich dankbar sein, dachte Elizabeth. Nicht jeder hatte einen Vater, der seine drei Kinder trotz eines anstrengenden und zeitraubenden Jobs absolut hingebungsvoll großgezogen hatte.
Der plötzliche Krebstod seiner Frau hatte ihn viel zu früh zum Witwer mit drei kleinen Kindern gemacht und ihn vorübergehend völlig aus der Bahn geworfen. Doch anstatt die Kinder zu seiner Schwiegermutter abzuschieben oder eine Nanny zu engagieren, hatte er sich sein Leben so eingerichtet, dass er bei jeder Schulaufführung, jedem Konzert und sogar jedem Elternabend dabei sein konnte.
Elizabeth liebte ihn und würde ihm für immer dankbar für all die Opfer sein, die er im Laufe der Jahre gebracht hatte. Es gab nichts, das sie nicht für ihn tun würde, und sie wusste, dass es ihren Brüdern genauso ging.
Vielleicht war das ja auch ein Grund, warum es ihr so schwerfiel, einen Partner zu finden. Sie wollte einen Mann, der genauso warmherzig, verantwortungsbewusst und fürsorglich war wie ihr Vater. War sie zu anspruchsvoll?
Ihr Vater erfüllte diese Ansprüche. War es wirklich so unvernünftig zu hoffen, dass es irgendwo auch für sie so jemanden gab? Und der zusätzlich zu all diesen tollen Eigenschaften ihre Welt zum Stillstand brachte?
Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass es ihr bei ihrer ersten Begegnung mit Elizabeths Vater so ergangen war. Es gehörte zu Elizabeths kostbarsten Erinnerungen, neben ihrer Mutter zu sitzen und ein Fotoalbum durchzublättern. Sie wusste noch, dass es an jenem Tag geregnet hatte. Sie war damals vier oder fünf Jahre alt gewesen, Eric etwa zwei und Ethan noch ein Baby. Ihre Mutter hatte zu jedem Foto eine Geschichte erzählt.
Doch im Sommer darauf war sie nicht mehr da gewesen.
Einfach so.
Eine heimtückische grausame Krankheit hatte sie ihnen geraubt. Erst nach zwei Jahren hatte Elizabeths Vater sich verziehen, dass er seine Frau nicht hatte retten können.
Das ist echte Liebe, dachte Elizabeth seufzend. Leider etwas, das sie nie finden würde.
Sie presste die Lippen zusammen. Sie würde sich eben damit abfinden müssen. Außerdem – was war, wenn sie jenen besonderen Mann fand und ihn dann verlor, so wie ihr Vater ihre Mutter? Vielleicht war es das Beste, sich einem solchen Schmerz gar nicht erst auszusetzen.
Resigniert ging sie zum Kühlschrank, um nachzusehen, womit sie zumindest die Leere in ihrem Bauch füllen konnte.
Viel Auswahl gab es nicht.
Ihr Vater gab ihr immer etwas zu essen mit, wenn sie ihn besuchte. Er war nicht nur ein toller Arzt, sondern auch ein erstklassiger Koch, der aus fast nichts ein leckeres Gericht zaubern konnte. Leider hatte sie das Kochgen nicht von ihm geerbt. Bei ihr brannte sogar Wasser an, weshalb sie meistens nur Takeaway-Reste im Kühlschrank hatte.
„Heute gibt’s chinesisch“, murmelte sie und nahm zwei Kartons mit chinesischen Schriftzeichen aus dem Kühlschrank. Sie stellte sie auf ihren kleinen Küchentisch, griff nach dem schnurlosen Telefon und machte es sich bequem. Während sie aß, drückte sie auf Play.
Wie vermutet war der erste Anruf von ihrem Vater. Elizabeth lauschte seiner sonoren Stimme lächelnd. „Bist du da, Elizabeth?“ Eine kleine Pause folgte. „Nein? Na ja, du bist vermutlich gerade mit Musikmachen beschäftigt. Ich hoffe, du hattest einen schönen Abend. Schlaf gut, meine kleine Virtuosin. Ich versuche, dich morgen anzurufen. Falls nicht, sehen wir uns Donnerstag. Hab dich lieb.“
So beendete ihr Vater jeden Anruf, genauso wie jeden Besuch. Diese Worte zu hören, brachte Elizabeth immer zum Lächeln – und gab ihr ein Gefühl der Beständigkeit. „Ich dich auch, Dad“, murmelte sie.
Die nächste Nachricht löschte sie sofort. Irgendjemand fragte nach einer Spende für ein College an der Ostküste, von dem sie noch nie etwas gehört hatte. Die dritte und letzte Nachricht gehörte zu jenen, mit denen sie ihre Brötchen verdiente.
Beim Klang der tiefen klangvollen Stimme...




