Ferchländer | Das Nussstrudelkomplott | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Ferchländer Das Nussstrudelkomplott

Kriminalroman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-86358-979-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-86358-979-0
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



"Allergietod durch Nuss-Kuss" – ist es Zufall, dass Helene diese Schlagzeile genau dann entdeckt, als ihr Mann sie wieder einmal betrügt? Mit einem einzigen Kuss wäre sie ihn los, denn auch er leidet an dieser ungünstigen Allergie. Doch wie verführt man einen ignoranten Gatten? Als sich Helene daran macht, ihren Mordplan in die Tat umzusetzen, muss sie feststellen, dass sie nicht die Einzige ist, die ihrem Mann ans Leder will . . .

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Mordgelüste Der Gedanke, meinen Mann zu töten, überkam mich, als mir die Mordwaffe quasi serviert wurde, und zwar in Form eines Nussstrudels und einer Tageszeitung. Ich wartete, wie jeden Dienstag, im Café Bräunerhof auf Alma und bestellte mir, wie immer, eine Melange und einen Apfelstrudel. Draco quengelte unterm Tisch. Ich muss darauf bestehen, dass er da unten liegt, damit er möglichst unbemerkt bleibt. Die Leute fürchten sich vor ihm – schließlich ist er ein amerikanischer Pitbull. Sie wissen ja nicht, dass dieses Exemplar kein Kampfhund und zudem über die Maßen dämlich ist. Aber damit nicht genug, er ist auch noch grottenhässlich! Da putzt man sich extra raus für die Großstadt, und so ein bulliger Hund macht einem den eleganten Auftritt mit einem Schlag zunichte. Also unter den Tisch mit ihm! Draco hasst das Kaffeehaus, weil er dort einen Maulkorb tragen muss. Ich finde Maulkörbe phantastisch, ich hätte auch kein Problem damit, Draco eine Zwangsjacke anzulegen, wenn es sie für Hunde gäbe. »Tut mir leid, gnädige Frau, Apfelstrudel ist aus«, bedauerte der Ober. »Um diese Zeit? Es ist elf Uhr!« Ich hob irritiert die Augenbrauen. »Ein Bus Japaner zum Frühstück«, seufzte er. Seine leicht gebeugte Körperhaltung strahlte diese Mischung aus Resignation und Unterwürfigkeit aus, die dem Wiener Kaffeehaus-Ober so eigen ist. Er brauchte gar nichts weiter zu sagen. Wahrscheinlich stand im Reiseführer, dass Mozart mit Vorliebe Apfelstrudel gegessen hat – oder vielleicht auch Kaiserin Sisi. Ich sah die Gruppe direkt vor mir, wie sie alle ihren Kaffee und den »Apfelstrudel mit Schlag« fotografierten, um anschließend lustlos darin herumzurühren und -zustochern. Kein Japaner trinkt freiwillig Kaffee, wenn es auch Tee gibt, und welcher Asiat isst schon Obers? Und deshalb musste ich auf meinen Apfelstrudel verzichten? Sollen sie doch Kirschblütensushi essen, verdammt, das ist wenigstens hundertprozentig laktosefrei! »Ganz frischen Nussstrudel hätte ich da, gnä’ Frau«, unterbrach der Ober meine politisch unkorrekten Gedanken, »wie von der Großmutter!« »Um Himmels willen!«, rief ich. »Wollen Sie mich vergiften?« Meine Großmutter ist wahrscheinlich die schlechteste Köchin in ganz Mitteleuropa gewesen, ausgenommen vielleicht England. Mit ihren Kartoffelknödeln hätte man in Wimbledon Furore gemacht; und hätte man die Reichsbrücke auf ihrem Strudelteig erbaut, dann wäre sie garantiert niemals eingestürzt! Der Ober kannte mich zwar schon länger, aber über meine Großmutter und deren Kochkünste wusste er natürlich nicht Bescheid. »Meine Großmutter hätte man besser nie an den Herd gelassen«, erklärte ich deshalb schnell, damit er nicht beleidigt abzog und mich völlig strudellos sitzen ließ. »Tatsächlich?«, erwiderte er leicht indigniert. »Aber ich sprach natürlich von meiner Großmutter!« »Na dann«, rief ich erleichtert, »bringen Sie mir eben Nuss!« Während ich auf meinen Kaffee und den Nussstrudel wartete, blätterte ich »Die Krone« durch. Da blieb mein Blick an einem Artikel hängen. 15-jähriges Mädchen zu Tode geküsst – Erdnuss-Allergie Ein Mädchen aus Kanada ist am Montag gestorben, nachdem sie am Sonntag von ihrem Freund innig geküsst worden war. Der Grund: Das Mädchen war gegen Erdnüsse allergisch, der Bursche hatte zuvor einige Erdnussbutter-Sandwiches gegessen … Ich wusste nur zu gut, wie gefährlich so eine Allergie sein konnte. Hermann musste ständig ein Notfallpaket mit sich führen. Neben einer Adrenalinspritze, einem Antihistamin und Cortison hatte er stets sein Asthmaspray dabei. Er war gegen alles Mögliche allergisch, gegen Bienen- und Wespengift, gegen Sellerie und vor allem gegen Nüsse aller Art. Bei seinem ersten Anfall in einem Restaurant in Argentinien hatte er von Glück reden können, dass ein Spital in der Nähe gewesen war. Innerhalb einer halben Stunde müsse man einem Anaphylaxie-Patienten Adrenalin spritzen, andernfalls führe der Schock zum sicheren Tod, hatte der behandelnde Arzt erklärt. »Eine Melange und ein Nussstrudel!« Beinahe lautlos stellte der Ober mir das Tablett auf den Tisch. Gerecht fand ich es nach wie vor nicht, dass ich auf Apfel verzichten musste, aber ich wollte dem gepriesenen Strudel eine Chance geben. Dafür, dass es kein Apfelstrudel war, schmeckte er einigermaßen passabel. Wenn ich Hermann jetzt heftig küssen würde und ihn nicht an sein Notfallpaket heranließe, würde er wohl binnen einer halben Stunde ex gehen, dachte ich bei mir, und schon schmeckte der Strudel viel besser. Als könnte Draco meine bösen Gedanken lesen, begann er zu knurren. »Beruhige dich, ich werde deinem Herrchen nichts tun«, flüsterte ich, »abgesehen davon küsst er mich sowieso schon länger nicht mehr.« »Wer küsst dich schon länger nicht mehr?« Alma zog sich einen Stuhl heran und ließ sich schwungvoll nieder. Der Ober nahm ihr ohne zu zögern den bunten Poncho ab und hängte ihn an den Kleiderständer. »Darf’s etwas zum kurzen Schwarzen sein?« »Der Nussstrudel ist hervorragend«, empfahl ich in der Hoffnung, Almas Frage nicht beantworten zu müssen. Ich hätte wissen können, dass der Ablenkungsversuch vergeblich sein würde. Kaum dass der Ober sich entfernt hatte, bohrte Alma auch schon nach. »Also, seit wann küsst dich Hermann nicht mehr?« Sie steckte sich eine E-Zigarette an und zog elegant daran, ihr roter Lippenstift hinterließ einen dünnen Ring auf dem Spitz. Dabei sah sie aus wie Marlene Dietrich, außer dass ihre Haare knallrot waren. »Ich glaub, er hat wieder eine!«, stieß ich hervor, und Alma verstand sofort, dass ich eine Geliebte meinte. »Und woraus schließt du das? Nur, weil er dich nicht küsst?« »›Nur‹ ist gut«, wehrte ich mich. »Aber bitte, wenn du es wissen willst, er riecht nach einem teuren Frauenparfüm!« »Und das ist alles? Ich rieche auch nach einem teuren Parfüm.« Alma lachte und hielt mir ihr Handgelenk unter die Nase. »Ja, das könnte es sein«, bestätigte ich. »Na, siehst du. Vielleicht hat seine Sekretärin ein neues?« »Du hast wohl vergessen, dass er jetzt einen Sekretär hat«, erinnerte ich sie vorwurfsvoll. Mir wurde das Gespräch langsam unangenehm. Erstens sprach Alma so laut, dass das halbe Kaffeehaus mithören konnte, und zweitens war die Erinnerung an Hermanns letzte Sekretärin alles andere als erfreulich. Was nützte mir die Tatsache, dass sie durch einen männlichen, extrem verpickelten Sekretär ersetzt worden war? Offenbar trieb sich in seiner Nähe schon wieder so ein Flittchen herum, das eine Vorliebe für teure Parfüms und wohlsituierte Herren im mittleren Alter hatte. »Entschuldige, Schätzchen, ich wollte nicht in alten Wunden bohren.« Alma legte mir beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Ich wollte nur sagen, dass es auch andere Gründe geben kann, warum er dich nicht küsst.« Wenn ich mir über eine Sache im Klaren war, dann, dass ich nicht wissen wollte, warum mein Mann mich nicht mehr begehrte. Dass er mich betrog, war schlimm genug, aber wenigstens hatte ich eine verlässliche Begründung zur Hand: Der Mann ist eben ein chauvinistisches Arschloch! »Ach, lassen wir das, erzähl mir lieber, von wem du dieses absolut phantastische Geschmeide hast!« Es war mir natürlich trotz der peinlichen Fragerei nicht entgangen, dass an Almas Zigarettenhand ein neuer Ring prangte. »Ein echter Versace!« Alma senkte ihre Stimme und blickte verzückt auf ihre jüngste Errungenschaft. Er war wirklich eine Augenweide, dieser Ring. Eine zarte Perle, umschmeichelt von einem mäandrierenden Geflecht aus Weißgold und kleinen Brillanten. »Es gibt dazu natürlich auch eine ab-so-lut wahnsinnige Halskette und passende Ohrgehänge. Fürs Kaffeehaus leicht übertrieben!«, erklärte sie kichernd. »Er hat also Geld und Geschmack«, stellte ich fest. »Hat er auch etwas Negatives?« »Definitiv«, antwortete Alma, »eine Ehefrau.« »Schon wieder?« Ich konnte Alma nicht verstehen. Vor wenigen Monaten war sie noch am Boden zerstört gewesen, als sie erkennen musste, dass ihr verheirateter Geliebter von einer Scheidung nichts wissen wollte. »Ach komm, schau mich nicht so vorwurfsvoll an!« Alma zeigte ihr unwiderstehliches Lächeln. »Du solltest dir auch einen Geliebten zulegen. Vielleicht küsst Hermann dich dann wieder?« »Wenn ich einen Geliebten hätte, dann bräuchte ich zum Küssen Hermann doch nicht mehr!«, wandte ich ein. »Na, umso besser!« konterte Alma. »Trinken wir ein Gläschen darauf!« Der Ober brachte uns zwei Gläser Schlumberger Gold Dry, und wir stießen auf unsere Geliebten an, auf Almas Schmuck- und Samenspender und meinen fiktiven Toy Boy. Dass er jünger sein sollte als ich alte Mittdreißiger-Schachtel, darüber waren wir uns einig, einen beträchtlich Älteren hatte ich schließlich schon. Leider beendete Draco abrupt unsere Feierstimmung, indem er ungestüm an seiner Leine zog und heftig mit dem Schwanz gegen mein Bein schlug. Gassi! Allein dieses Wort hasse ich! »Ich muss sowieso in die Galerie, du weißt, die Vernissage ist nächste Woche«, seufzte Alma und raffte ihre Sachen zusammen. »Apropos, hättest du nicht Lust, vorbeizuschauen? Bring Hermann mit, er mag doch Kunst. Vielleicht solltet ihr einfach mehr miteinander unternehmen?« Ich war mir sicher, dass Hermann nichts mit mir »unternehmen« wollte, versprach aber, zumindest zu versuchen, ihm einen Besuch schmackhaft zu machen. Alma rauschte also aus dem...


Beate Ferchländer wurde 1961 in Scheibbs, Niederösterreich, geboren. Beruflich verschlug es sie als Lehrerin ins Weinviertel. Sie lebt mit ihrem Mann in Poysdorf, wo sie am Wochenende auch gern ihre beiden erwachsenen Kinder bekocht. 'Das
Nussstrudelkomplott' ist ihr erster Kriminalroman.



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