Fennell | Mit Hunden leben | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Fennell Mit Hunden leben

Das Praxisbuch
11001. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8437-0159-4
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Praxisbuch

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0159-4
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ihr Bestseller Mit Hunden sprechen hat unser Verständnis von Hunden für immer verändert. Nun widmet sich Jan Fennell noch eingehender der geheimen Sprache der Hunde und beschreibt, wie man ihre Erkenntnisse in die tägliche Praxis umsetzen kann. In nur 30 Tagen können Hundebesitzer die hohe Kunst erlernen, ihren aggressiven, verängstigten oder nervösen Hund dauerhaft in den Griff zu bekommen. Für jeden Hundeliebhaber ist dieser Ratgeber ein absolutes Muß!

Jan Fennell, erfolgreiche Züchterin und Hundetrainerin, setzt sich für eine gewaltfreie, auf Verständnis basierende Hundeerziehung ein. Sie lebt mit ihrem Partner und ihren Hunden im englischen Lincolnshire. Als Hundeflüsterin ist sie über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt.
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EINFÜHRUNG


Die bittere Wahrheit


Wenn ich an die letzten zehn Jahre zurückdenke, in denen ich meine Methode mit Hunden zu sprechen entwickelt habe, kommt es mir vor, als hätte ich einen langen, gewundenen, schier endlosen Weg hinter mir. Ehrlich gesagt, hatte ich mehr als einmal das Gefühl, die falsche Richtung eingeschlagen zu haben oder in einer Sackgasse zu stecken. Und trotzdem habe ich mit jedem Schritt etwas dazugelernt.

Heute führen mich meine Reisen in alle Welt, weit weg von meinen Freunden und den Hundeliebhabern, mit denen ich anfangs zusammengearbeitet habe. Es war mir eine Ehre, Hunde und deren Besitzer kennen zu lernen, die in Thailand, den Vereinigten Staaten, Neuseeland oder Frankreich leben, und ihnen direkt oder indirekt helfen zu können. Egal, wo ich hingereist bin – überall habe ich mehr oder weniger dramatische Situationen erlebt. Sie alle haben dazu beigetragen, dass ich die Prinzipien, die der Sprache und dem Verhalten der Hunde zugrunde liegen, besser kennen lernte. Welch eine Ironie, dass mir die größte und schmerzhafteste Lektion ausgerechnet innerhalb meiner eigenen vier Wände erteilt wurde!

Es gibt ein altes Sprichwort, das besagt: Hochmut kommt vor dem Fall. Wie genau es zutreffen kann, sollte ich im Mai 2001 erleben. Ich muss zugeben, dass ich mir damals praktisch alles zutraute. Ich war nach Polen gereist, um dort Werbung für mein erstes Buch, Mit Hunden sprechen, zu machen. Zum ersten Mal hielt ich im Ausland Vorträge über meine Arbeit und fand es höchst auf- und anregend, Hundefreunde aus Warschau, Lodz oder Krakau kennen zu lernen. Davon hätte ich vorher nie zu träumen gewagt. Ich war Ehrengast der größten landesweiten Hundeausstellung, wurde im Fernsehen gefeiert, besuchte Champagnerempfänge und Galadiners. Man behandelte mich wie eine Königin. Als ich von Warschau wieder nach Hause flog, durfte ich mich auf weitere Highlights freuen: Ein zweites Buch und eine Serie fürs britische Fernsehen waren geplant, und eine Reise nach New York galt es auch noch vorzubereiten. Dort sollte ich Ende Juli die amerikanische Ausgabe meines Buches vorstellen. Lauter Erfolge, die einem durchaus zu Kopf steigen können.

Doch ich hatte meine Koffer kaum abgestellt, da folgte auch schon die Ernüchterung. Damals lebten Glenn, mein Lebensgefährte, und ich mit neun Hunden zusammen. Als ich nach Polen flog, war der älteste, mein elf Jahre alter Jack-Russell-Terrier Barmie, schon seit einiger Zeit krank. Barmie habe ich schon in meinem ersten Buch erwähnt. Ich hatte ihn aus dem Tierheim geholt, wo er gelandet war, nachdem ihn jemand mit einem Strick an einem Betonpfeiler festgebunden und im Stich gelassen hatte. Er war völlig ausgemergelt gewesen und hatte am ganzen Leib gezittert. Nicht nur, weil gerade Winter war, sondern weil er Todesangst vor Menschen hatte. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was der Ärmste wohl alles hat durchmachen müssen. Das Tierheim wollte ihn einschläfern lassen, weil er zu nervös und aggressiv war, um für eine Familie infrage zu kommen. Nachdem ich ihn zu mir genommen hatte, war er der Erste, an dem ich meine einfühlsame Trainingsmethode ausprobierte, die damals noch ganz in den Anfängen steckte.

In den sieben Jahren, die wir zusammen verbrachten, schaffte es Barmie, seine Ängste zu überwinden und ein glückliches, erfülltes Hundeleben zu führen. Er war ein gutherziges Energiebündel. Wegen der Misshandlungen, denen er vorher ausgesetzt war, musste er leider viele Medikamente einnehmen. In vorgerücktem Alter war nicht zu übersehen, dass ihn die regelmäßige Gabe von Steroiden geschwächt hatte. In jenem Frühling war er beinahe kahl, hatte eine vergrößerte Leber und war furchtbar schwach. Er musste sich häufig übergeben und seine Tage schienen gezählt. Schon vor meiner Reise nach Polen hatte ich Freunden gegenüber erwähnt, dass ich mich auf das Schlimmste gefasst machte. Als ich wiederkam, fand ich ihn in bemitleidenswertem Zustand vor. Ich wusste, dass seine Zeit gekommen war.

Doch es sollte noch viel schlimmer kommen. Vor Barmie hatte mich meine wunderschöne schwarze Deutsche Schäferhündin Sasha, die ich schon als Welpe bekommen hatte, alles gelehrt, was ich über das Verhalten von Hunden weiß. Nachdem ich 1990 Monty Roberts, den Pferdeflüsterer, kennen gelernt hatte, begann ich eine neue Methode zu entwickeln, mit Hunden zu sprechen. Als ich sah, wie es ihm gelang, wilde, ungezähmte Pferde unter Kontrolle zu bringen, ohne dabei irgendeine Form von Gewalt anwenden zu müssen, berührte mich das tief. Damals suchte ich gerade selbst nach einer gewaltfreien Methode, Hunde zu erziehen. Sie sollte darauf beruhen, die Sprache des Hundes zu sprechen, so wie Monty die Sprache der Pferde sprach. Bald darauf hatte ich Sasha bekommen, die mich unglaublich inspirierte. Mehr als jeder andere Hund führte mir Sasha vor Augen, wie sehr sich der Wolf und sein domestizierter Verwandter, der Hund, ähneln, wenn es um die Rudelführerschaft geht. Ohne ihr beispielhaftes Verhalten wüsste ich nicht, was ich heute weiß.

Sasha war damals acht Jahre alt. Etwa sechs Wochen zuvor hatte sie Blasenprobleme gehabt, aber die Behandlung mit Antibiotika schien ihr zu helfen. Etwa fünf Tage vor meiner Abreise nach Polen traten die Probleme erneut auf, nur dass diesmal Blut im Urin war. Der Tierarzt verschrieb ein stärkeres Antibiotikum und bat uns, eine Urinprobe zu bringen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Als ich aus Polen zurückkam, erzählte mir Glenn, dass er Mühe hätte, eine solche Urinprobe zu nehmen. Sasha wollte überhaupt kein Wasser mehr lassen und ihr Bauch war schon ganz hart.

Ich war an einem Donnerstag zurückgekommen. Am Freitag morgen wollten wir mit Barmie zum Tierarzt. Mir war klar, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. An jenem Morgen hatte er sich im Garten übergeben. Er war gefallen und hatte es nicht geschafft, sich wieder aufzurichten. Als ich dem Tierarzt Sashas Zustand beschrieb, bat er mich, sie ebenfalls mitzubringen. Während sich ein Tierarzt um Sasha kümmerte, ging ich mit Barmie in ein anderes Untersuchungszimmer. Mittlerweile war ihm anzusehen, dass er Schmerzen hatte. Wir beschlossen, ihn einschläfern zu lassen. Es gibt Hundebesitzer, für die ist es unvorstellbar, dabeizubleiben. Aber mir ist es wichtig, dass das Letzte, was der Hund sieht, ein ihm vertrautes Gesicht ist, und so blieb ich bei Barmie. Es war Freitag Mittag, als ich neben ihm saß und ihn kraulte, während er die Spritze bekam. Seine Zeit war gekommen – es dauerte keine Sekunde, und er war weg.

Beim Hinausgehen sprach ich den Arzt an, der sich um Sasha kümmerte. Sie schien an einem Harnröhrenverschluss zu leiden, vielleicht waren Nierensteine der Grund. Wegen Barmie war ich noch gar nicht ganz bei mir und verstand nicht, was das bedeutete. Ich sagte den Ärzten, sie sollten tun, was sie für richtig hielten und sie notfalls operieren. Ehrlich gesagt, ging ich fest davon aus, dass man das Problem beheben konnte.

Gegen halb vier klingelte mein Telefon. Der Tierarzt sagte: »Ich habe leider sehr schlechte Nachrichten.« Auf dem Röntgenbild konnte man sehen, dass es sich nicht um einen Harnröhrenverschluss handelte. Eine weitere Untersuchung hatte ergeben, dass Sashas Blasenmuskulatur nicht mehr funktionierte. Der Arzt wollte tun, was er konnte, um die Blase zu stimulieren, machte mir aber keine großen Hoffnungen. Als ich auflegte, war ich vor Schreck wie gelähmt. Ich konnte einfach nicht glauben, was da geschah.

Anstatt Sasha über Nacht in der Klinik zu lassen, holte ich sie nach Hause. Samstag früh brachte ich sie erneut zum Tierarzt und ließ weitere Tests machen. Gegen Mittag klingelt das Telefon erneut. Befremdlicherweise erzählte man mir, dass man einen weiteren Tierarzt hinzugezogen hätte, um eine zusätzliche Meinung einzuholen. Gegen halb drei klingelte es wieder, und die Tierarzthelferin berichtete mir, dass die Ärzte eine Besprechung gehabt hätten. Sie seien zu dem Schluss gekommen, dass man leider nichts mehr tun könne. Der Nerv habe aus irgendeinem Grund Schaden genommen. Man könne die Blase zwar über einen Katheter entleeren, aber eine langfristige Lösung sei das natürlich nicht. Sie könnten sie versuchshalber operieren, aber ihrer Meinung nach würde das auch nicht viel ändern. Ich war am Boden zerstört. Ich weiß noch, dass ich zu der Tierarzthelferin sagte: »Ich will, dass ein Wunder geschieht.« Sie schien genauso betroffen zu sein wie ich. »Ich wünschte, wir könnten das für Sie tun.«

Einen Moment lang war ich drauf und dran, die Ärzte operieren zu lassen. Aber dann dachte ich an Sasha, den vornehmsten Hund, den ich je gehabt habe und der sich jetzt in einem so jämmerlichen Zustand befand. Meiner Meinung nach gibt es keine Rechtfertigung dafür, das Leben eines Hundes künstlich zu verlängern, wenn er leiden muss – egal wie schrecklich oder verstörend das für den Besitzer sein mag. Denn einer leidet immer. Entweder der Hund oder der Besitzer. Ich finde, es sollte nie der Hund sein. Und so machten sich Glenn und ich zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen auf den Weg zum Tierarzt, um einen unserer geliebten Hunde einschläfern zu lassen. Wir waren beide in einer schrecklichen Verfassung. Als Sasha einschlief, kraulte ich sie und sagte einfach nur:

»Danke.«

Die Tage danach waren eine Achterbahn der Gefühle. Mir war ständig übel und schwindelig. Mein ganzer Körper tat weh. Ich fühlte mich schuldig und fragte mich, womit ich das eigentlich verdient hatte. Ich war wütend, dass man mir diese Hunde genommen hatte. Wie sollte ich jetzt bloß weiterarbeiten? Wenn es mir kurzfristig besser ging, musste ich immer wieder an den Ausspruch des Kabarettisten und Hundeliebhabers Julian...


Fennell, Jan
Jan Fennell, erfolgreiche Züchterin und Hundetrainerin, setzt sich für eine gewaltfreie, auf Verständnis basierende Hundeerziehung ein. Sie lebt mit ihrem Partner und ihren Hunden im englischen Lincolnshire. Als Hundeflüsterin ist sie über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt.

Jan Fennell, erfolgreiche Züchterin und Hundetrainerin, setzt sich für eine gewaltfreie, auf Verständnis basierende Hundeerziehung ein. Sie lebt mit ihrem Partner und ihren Hunden im englischen Lincolnshire. Als Hundeflüsterin ist sie über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt.



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