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Felten | Gerne und gut unterrichten. Basics für junge Lehrkräfte und Seiteneinsteiger | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Felten Gerne und gut unterrichten. Basics für junge Lehrkräfte und Seiteneinsteiger

[Bildung und Unterricht]
Originalausgabe 2025
ISBN: 978-3-15-962502-7
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

[Bildung und Unterricht]

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-962502-7
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Erfolgreich in den Beruf als Lehrkraft starten Ein kompakter und praxisnaher Überblick über alle Aspekte, die für einen erfolgreichen Berufseinstieg als Lehrkraft entscheidend sind: Wie bewältige ich den vorgesehenen Stoff? Wie gestalte ich den Unterricht interessant und lernwirksam? Wie gehe ich erfolgreich mit Störungen um? Was ist bei der Notengebung zu beachten? Und was tun bei Selbstzweifeln und Überlastung? Mit vielen ganz konkreten Beispielen und weiterführenden Hinweisen.

Michael Felten, geb. 1951; 1981-2017 Gymnasiallehrer für Mathematik und Kunst in Köln, seit 2007 Lehraufträge an der PH Heidelberg, Alanus-Hochschule Alfter und Uni Bonn; seit 1995 Autor von Unterrichtsmaterialien, Sachbüchern sowie schulpädagogischen Beiträgen in Tages- und Fachpresse (Print und Audio, darunter über 6 Jahre die Kolumne »Schulfrage« für ZEIT online); seit 2010 unabhängiger Referent in der Lehrerweiterbildung; inhaltliche Schwerpunkte: Verbindung von Lernforschung und Schulpraxis, Individuelle Förderung, Beziehungsaspekte des Unterrichtens, Inklusion; Onlinepräsenz: eltern-lehrer-fragen.de. Zahlreiche Buchveröffentlichungen.
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c) Auf das Unterrichtsklima kommt es an!


»Die stärkste Motivationsdroge für junge Menschen ist der andere Mensch.« (Joachim Bauer)

Man kann noch so coole Methoden einplanen, noch so tolle Arbeitsblätter entwerfen, noch so sorgfältig erklären: Wenn die Beziehung des Lehrers zu seinen Schülern nicht stimmt, wirkt alles nur halb so gut. Aber warum ist das so? Und was heißt das eigentlich: Die Beziehung macht’s? Meint der Terminus Lehrer-Schüler-Beziehung ein magisches Fluidum zwischen uns Erwachsenen und den Heranwachsenden; oder ist etwa gemeint, dass wir uns jetzt auch noch für das Privatleben der Schüler interessieren, gar ihr bester Freund, zumindest immer nett zu ihnen sein müssten?

Die Beziehung macht’s


Lernen ist ganz wesentlich die Verständigung zwischen einem Novizen und einem Experten. Schon vor 500 Jahren hat der [32]Humanist Erasmus von Rotterdam formuliert: »Der erste Schritt beim Lernen ist die Liebe zum Lehrer, und im Verlauf der Zeit wird es gewiss geschehen, dass der Knabe, welcher die Wissenschaften um des Meisters willen zu lieben begonnen hatte, später an dem Meister um der Wissenschaft willen hängt.« Und diese Weisheit ist keineswegs überholt, wie uns die Neurowissenschaften heute zeigen.

Kinder lernen gerne, wenn sie eine Sache interessiert. Oder wenn sie dafür eine Belohnung bekommen (gute Noten, Zeugnisgeld). Vor allem aber, wenn ihr Bemühen Beachtung und Anerkennung findet, bei einem maßgeblichen Erwachsenen, auf dessen Urteil sie Wert legen. Wenn ihnen also Eltern oder Lehrer signalisieren: Du machst ja etwas Interessantes, da ist dir aber etwas gut gelungen, dort hast du dich erfolgreich bemüht, hier bist du wirklich ordentlich vorangekommen. Das ist es, was Lehrkräfte anregend, anspornend, gar mitreißend sein lässt, neben fachlicher Begeisterung und didaktischer Klugheit: ihre Beziehungshaftigkeit und ihre Gestimmtheit.

Unterricht ist im Kern immer eine personale Begegnung, und die Schüler nehmen deren Qualität intuitiv wahr. Wichtig sind nicht nur die mini-mimischen Regungen des Lehrers, sondern auch, dass er sich an den Schülern interessiert zeigt, ihre Beiträge aufgreift oder Rückfragen stellt, über die Stärken und Schwächen Einzelner im Bilde ist, alle Abläufe im Klassengeschehen mitbekommt; dass er sich nach dem Befinden einzelner Schüler erkundigt, etwaigen Kummer wahrnimmt und sensibel darauf reagiert, auch für persönliche Probleme nach dem Unterricht ansprechbar ist. Kurzum: dass er gerne und engagiert mit ihnen arbeitet – und jeden Einzelnen im Auge hat.

Als pädagogische Grundhaltung empfahl der Philosoph und Pädagoge Otto Friedrich Bollnow eine interessante Trias: Heiterkeit, Güte und Humor. Ganz das Gegenteil von pädagogischer Verbissenheit, aber eben auch von Permissivität: [33]Heiterkeit meint eine ungetrübte, wenn auch nicht leichtfertige Gestimmtheit, die den jüngeren Menschen grundsätzlich bejaht – widerspricht also keineswegs einem gewissen Ernst. Humor bedeutet die Fähigkeit, kleine Malaisen von Schülern erleichternd zu kommentieren, nicht mit Gelächter oder Ironie, sondern in Warmherzigkeit – hat also nichts mit Spaßigkeit zu tun. Güte schließlich wäre zu verstehen als fürsorglich-entwirrende Haltung eines bereits Gereiften, der um Irrwege weiß.

Es geht also nicht um kühl-technokratische Lernprozesssteuerung, sondern um die »gute Laune des Schulmannes« (Lieberkühn) – weder strahlend-verkrampftes Entertainerlächeln noch plumpes Gut-Freund-mit-dem-Kind-sein, gar sich mit ihm auf Augenhöhe sehen. Auch gilt: »Authentizität ist Quark!« (Lobo). Schließlich kann man authentisch sinnvoll und authentisch falsch agieren. Gefragt ist vielmehr ein verinnerlichter aufgeräumter Optimismus – dann kann man den Schülern in lockerer Weise gleich und ungleich zugleich gegenübertreten.

Allerdings kommen Heranwachsende heute zunehmend unreifer in die Schule. Die Neigung vieler Eltern, die Beziehung zu ihren Kindern partnerschaftlich statt familiär-erzieherisch zu führen, führt intergenerational immer öfter zu symbiotischen Verhältnissen, enthält den Sprösslingen vermehrt die für ihre Reifung so nötigen Widerstände vor. Dadurch ist Lehrern heute, ob sie wollen oder nicht, eine zusätzliche Aufgabe erwachsen: Nicht alleine Erklärer und Unterstützer für die Kinder zu sein, sondern bisweilen auch ihr Nacherzieher.

Solch schulische Nachreifung lässt sich indes nur schwer in methodischen Freilaufphasen anregen, sie gelingt leichter in verbindlichen Unterrichtssettings. Direkte Instruktion ist also nicht nur im kognitiven Sinne hochgradig lernwirksam, sondern auch ein Wachstumsfeld für personale Spätentwickler.

[34]Ermutigung tut unendlich gut


Neben der prinzipiellen Beziehungsdimension des Lehrerhandelns gibt es auch eine spezifische – die unterstützende Förderung. Schulisches Lernen ist nämlich für die meisten Schüler keineswegs ein Kinderspiel. Zwar bringt jedes Kind die Disposition und den Wunsch mit, möglichst viel zu lernen. Und auch der Wissenserwerb selbst wäre eigentlich keine so große Sache: Man müsste sich mit dem Stoff nur genau auseinandersetzen, dem Lehrer aufmerksam zuhören und ihm etwas nachmachen, mit den Mitschülern darüber diskutieren, eine Fertigkeit üben, irgendwelche Fragen klären. Aber so einfach funktioniert es leider selten.

Da sind zum einen die generellen Stolpersteine des organisierten Lernens: nicht unmittelbar eingängige Sachverhalte, mühselige Übungsphasen; Themen, die einen nicht interessieren; Nachbarn, über die man sich gerade geärgert hat oder die immer alles besser können; bestimmte Lehrer, mit denen man nicht klarkommt. Viele Anlässe also für Zuspruch, für eine Hilfestellung, für eine Begleitung.

Zum anderen folgen nicht wenige Schüler individuellen Verhaltensmustern, die erfolgreichem Lernen eher entgegenstehen. Die haben sich im Laufe ihrer Kindheit eingeschlichen: Da war eine ungeduldige oder verwöhnende Mutter; es gab ein Geschwister, das ihnen immer voraus war, was entmutigend wirkte; eine lange Krankheit, die das Kind in Rückstand brachte. Solche Vorerfahrungen bilden dann einen Boden, eine Brille für spätere Lerngelegenheiten. Beim einen löst jede noch so harmlose Begegnung mit Zahlen das Gefühl aus: »Mathe kann ich sowieso nicht.« Eine andere folgt der inneren Devise »Ich mach’s lieber auf eigene Faust« – was eben nur manchmal gelingt. Der Nachbar wiederum hört selten richtig zu, weil er ständig auf neue Jokes sinnt – sonst würde man ihn doch [35]übersehen. Und sein Vordermann ist vor allem damit beschäftigt, sich grundsätzlich benachteiligt zu fühlen.

Intelligenz ist deshalb nichts Statisches, sondern eine dynamische Größe: Die ›Klugheit‹, die ›Begriffsstutzigkeit‹, der wir bei einem Schüler begegnen, ist nicht a priori gegeben, war nicht einfach immer schon da, liegt nicht unverrückbar fest – sie hat sich vielmehr entwickelt,11 durch seine bisherigen emotionalen Eindrücke von Lernsituationen. Konzentrationsschwächen oder Verständnisschwierigkeiten, Frechheit oder Faulheit sind also weder reine Willensfrage noch unveränderliches Persönlichkeitsmerkmal, sondern Ausdruck eines biografisch geronnenen Selbstbildes, eines lebensgeschichtlich verfestigten Lernstils.

Nun ist Schule eben nicht, wie manchmal geunkt wird, ein Gefängnis, sondern gerade das Gegenteil: Sie bietet die Chance zum Ausbruch aus solchen Lernbarrieren. Denn »es kommt nicht so sehr darauf an, was einer mitbringt, sondern was er daraus macht«, so die Devise von Alfred Adler, dem Pionier des Brückenschlags zwischen Tiefenpsychologie und Pädagogik. Deshalb schien ihm »die wichtigste Aufgabe eines Erziehers, Sorge zu tragen, dass kein Kind in der Schule entmutigt wird, und dass ein Kind, das bereits entmutigt in die Schule eintritt, durch seine Schule und durch seinen Lehrer Vertrauen in sich selbst gewinnt.« Schüler spüren jedenfalls von der ersten Minute an, ob ein Lehrer ihnen Entwicklung zutraut oder nicht.

Ermutigung, das Vitamin E alles Pädagogischen! Ermutigung ist dabei nicht nur das Gegenstück von entwertender Kritik, sondern auch von schwächender Ermäßigung. Gemeint ist auch mehr als Freundlichkeit – und etwas anderes als das nur punktuelle, ergebnisabhängige, hierarchische Loben. Am [36]treffendsten ist wohl die Haltung eines guten Coachs beim Sport: Er tut alles, um seinen Schützling anzuspornen und dessen Furcht vor Misserfolg zu zerstreuen. Coach zu sein, das beinhaltet weit mehr, als ab und zu einen Tipp zu geben. Es umfasst die weite Palette von Kontakt, Zutrauen, Echo, Fürsorge, Anerkennung, Wertschätzung, aber auch von Anspruch, Herausforderung und konstruktiver Kritik.

Nichts spornt natürlich so stark an wie sichtbarer Erfolg! Dazu braucht es manchmal gar keine spezifische Förderinitiative, keine tiefgehende Korrektur innerer Lernhemmungen. Ein Schüler kann auch aufblühen, wenn es gelingt, die Eltern mehr für seinen Schulkram zu interessieren; oder wenn wir Lehrer anfangen, besser zu erklären oder konsequenter üben zu lassen; oder auch, wenn er zu einer Schulform wechselt, die ihn nicht ständig überfordert, er also nicht über Jahre das letzte Rad am Gymnasialwagen ist.

Unterrichten hat in emotionaler Hinsicht viel mit gemeinsamem Musizieren gemein: »Alles, was der Dirigent sagt, wenn er eine Probe abbricht, wird Kritik sein. Die Frage ist...



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