E-Book, Deutsch, 480 Seiten
Fellowes Eine Klasse für sich
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-06797-7
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 480 Seiten
ISBN: 978-3-641-06797-7
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Julian Fellowes ist nicht nur Oscar-gekrönter Drehbuchautor, sondern auch ein Meister der englischen Gesellschaftskomödie, wie er es hier erneut unter Beweis stellt. Damian Baxter ist steinreich und weiß, dass er bald sterben wird. Er hat nie geheiratet und lebt alleine mit Chauffeur, Butler, Koch, Hausmädchen und allem was dazu gehört. Was ihn aber seit langem umtreibt ist ein anonymer Brief, den er vor zwanzig Jahren erhalten hat. Könnte es tatsächlich sein, dass er damals einen Sohn gezeugt hat? Der einzige, der ihm helfen kann, dies herauszufinden, ist der Mann, mit dem er seit Jahrzehnten tödlich verfeindet ist. Julian Fellowes nimmt die Leser mit in die untergehende Welt des englischen Adels. Und er tut es mit enormer Eleganz und feinstem englischen Humor.
Julian Fellowes wurde 1949 in Ägypten geboren, wuchs in England auf und studierte in Cambridge. Er ist Schauspieler und preisgekrönter Autor von Romanen, Drehbüchern und Theaterstücken; für 'Gosford Park' wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet, die Serie 'Downton Abbey' hat ihn weltweit berühmt gemacht. Auch seine Romane 'Snobs', 'Eine Klasse für sich' und 'Belgravia' haben die englische Gesellschaft zum Thema. 2009 wurde er in den Adelsstand erhoben. Julian Alexander Kitchener-Fellowes, Baron Fellowes of West Stafford, lebt mit seiner Frau Emma im Südwesten der englischen Grafschaft Dorset.
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" (S. 326-327)
Blieb also nur Candida Finch. Ich verbrachte noch ein paar Tage in Los Angeles, genauer gesagt in Beverley Hills, im sehr komfortablen Peninsular Hotel – für Engländer eine Oase, das einzige Hotel, von dem aus man tatsächlich zum Postamt gehen oder sich etwas zu essen besorgen kann, ohne dass man sich jedes Mal vom makellos livrierten Hoteldiener ein Auto rufen lassen muss. Die Begegnung mit meinem Agenten war sehr erfreulich. Der Mann erwies sich als absolut reizend, und auch wenn ich Damians Anweisungen nicht bis ins Letzte folgte, waren wir sehr voneinander angetan, und er arrangierte für mich noch ein paar Treffen mit wichtigen Leuten.
Da ich mir den unerhörten Luxus eines First-Class-Flugs gönnen durfte, fühlte ich mich bei der Rückkehr nach Hause frisch und entspannt. Wenn man nur genug schlafen kann, stellen sich Energie und ein positiver Blick aufs Leben von selbst ein. Ich hatte insgeheim erwartet, nach meinen vielen Anrufen ein Lebenszeichen von Candida vorzufinden, wurde aber enttäuscht. Sie hatte sich nicht gemeldet. Also sprach ich ihr eine neue Nachricht aufs Band und widmete mich meinem neuesten Roman, der von der Existenzangst der Mittelschicht in einer Küstenstadt handelte. Die Geschichte näherte sich dem, was ich nur zögernd ihren Höhepunkt nennen möchte; verständlicherweise hatte ich die Arbeit daran in letzter Zeit vernachlässigt.
Als ich am Vormittag des nächsten Tages wieder einigermaßen in mein aufgewühltes maritimes Milieu eingetaucht war, klingelte das Telefon auf meinem Schreibtisch. »Du hast gestern Candida Finch angerufen«, sagte eine weibliche Stimme. Einen Moment verfiel ich auf die absurde Idee, Candida selbst sei am anderen Ende der Leitung. »Ja, ich dachte, ob wir uns vielleicht treffen können – das klingt möglicherweise merkwürdig.« »Sehr merkwürdig sogar. Außerdem bin ich nicht Candida, sondern Serena.« In meinen Eingeweiden schäumten tausend Tütchen Brausepulver auf.
»Serena?« Natürlich. Es war doch ihre Stimme, Himmelherrgott! Wo war ich bloß mit meinen Gedanken gewesen? Warum rief mich Serena an? Wie war das möglich? Tausend Fragen kreisten mir im Kopf und ich presste stumm und staunend den Hörer ans Ohr. »Hallo?«, fragte sie etwas lauter. »Ja.« »Ich dachte schon, wir wären unterbrochen worden, weil ich nichts mehr gehört habe.« »Nein, ich bin immer noch dran.« »Gut.«
Plötzlich überfiel mich die Sorge, ob ich in ihrer Stimme nicht einen fragenden Unterton herausgehört hatte – befürchtete sie, dass sie einen Spinner an der Strippe hatte und die Unterhaltung gefährlich werden könnte? Ich erzitterte – würde sie diese unterbewusste Warnung beachten? Meine Fantasie, fiebrig erregt, ging mit mir durch. »Was kann ich für dich tun?« »Ich habe mich heute früh mit Candida unterhalten, und sie sagte, du hättest ihr aufs Band gesprochen, dass du sie sehen möchtest.«
»Ich habe ihr sogar mehrmals aufs Band gesprochen. Ich dachte schon, sie sei ausgewandert.« »Sie war in Paris und ist erst gestern Abend zurückgekommen.« »Wunderbar, dass ihr noch Kontakt habt.« Kaum waren mir diese Worte entschlüpft, wurde mir klar, welchen Unsinn ich redete. Warum hatte ich das gesagt? Warum war es wunderbar? Warum sollten sie keinen Kontakt miteinander haben? War ich von Sinnen?"