E-Book, Deutsch, Band 65, 308 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Planetenroman
Feldhoff Planetenroman 99 + 100: Abstieg in die Tiefe / Raumpiloten
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8453-4990-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zwei abgeschlossene Romane aus dem Perry Rhodan Universum
E-Book, Deutsch, Band 65, 308 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Planetenroman
ISBN: 978-3-8453-4990-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan und seine Gefährten lenken die Geschicke der Menschheit. Aber was wären sie ohne ihre zahllosen, oft in der Geschichte namenlosen Mitstreiter, die dort auftreten, wo der große Terraner nicht sein kann? Mit ihnen befasst sich dieser Band. Lisa Cunning leitet eine Abteilung der ZORN-Körperschaft, dem größten privaten Forschungsunternehmen Terranias. Eines Tages findet sie heraus, dass in den Tiefen der Anlage sonderbare Dinge geschehen. Der Fall gewinnt eine Dimension, mit der sie nie gerechnet hätte ... Im Sternenhaufen Borghenhall entsteht ein Niemandsland der Mächte. Doch das junge Bündnis steht hilflos den Angriffen der Organisation PACET gegenüber - bis Seborian A'Mascer und seine Kameraden eingreifen. Mit neuentwickelten Raumjägern stellen sie sich einem übermächtigen Feind ...
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2.
Die Abteilung mit der neuen Bezeichnung DCV 300 hatte sich nicht verändert. Warum auch, dachte sie, wenn man nur ihren Standort innerhalb der Körperschaft verlegt hatte? Doch irgendwie hätte sie auch das nicht überrascht. Alles war im Fluss. Die simple Maßnahme, sie umzuquartieren, hatte aus unerfindlichen Gründen in ihrem Denken etwas verändert. Zuerst hatte sie schlecht geträumt, dann die Umstrukturierung, das Gespräch mit Vender Gatt ... Und Geheimsache Governor. Ein Gerücht, nicht mehr, dazu noch ohne konkreten Inhalt. Wie kam sie darauf, dass irgendetwas nicht stimmte? Vielleicht träumte sie immer noch, und das Ziehen in ihrem Schädel war Saddies Stimme, die versuchte, ihren Schlaf zu durchdringen. Aber das war Unsinn. Lisa riss sich mit aller Gewalt zusammen. Sie betrat im Herzen der Abteilung die kleine Zentrale, von der aus sie sämtliche Funktionen überwachen konnte. Auf mehr als zweihundert Räume hatte sie von hier aus Zugriff. Entlang der Wände zog sich eine Reihe von schwarzen Bildschirmen, darunter standen nebeneinander und lückenlos Kontrollpulte. Und in der Mitte ragte aus einem Podest ihr Sessel. Die übrigen Sitzgelegenheiten waren leer. Lisa setzte sich, stellte die Rückenlehne etwas nach hinten und klappte eine Tastatur über ihren Schoß. Der Reihe nach aktivierte sie die Bildschirme, bis jeder einen Ausschnitt von DCV 300 zeigte. Noch war alles ruhig, nur in einem der Nebenräume arbeitete Moby Groening. Ein perfektes Bild der Stille – aber der Anblick wirkte bedrohlich, weil in all der perfekten Technik das menschliche Element fehlte. »Syntron«, sagte sie laut. »Ich habe Daten für dich.« In der Armlehne klappte ein Schacht auf. Lisa suchte aus einer ihrer Taschen den Speicherkristall und schnippte ihn in die Öffnung. »Gespeichert«, antwortete der Computer mit unpersönlicher Stimme. »Es handelt sich um einen Datenträger mit Sperrvermerk. Außerhalb von DCV 300 sind die enthaltenen Daten nicht abrufbar.« »Hat die Datei einen Namen?«, fragte sie aus einer Laune heraus. »Nein.« »Dann nenne sie Governor-Datei. Gib mir das Inhaltsverzeichnis.« »Wie du möchtest.« Der Syntron ließ direkt vor Lisas Augen ein Hologramm entstehen. In geringer Lesegeschwindigkeit zogen Daten und Beschreibungen an ihr vorbei. Immer mehr machte sich in ihr Misstrauen breit. Wozu das alles? Sie und ihre Abteilung arbeiteten an Hypnostrahlern. Geräte dieser Art waren schon bei den alten Arkoniden bekannt gewesen; jedoch nur mit geringer Reichweite, hoher Störanfälligkeit und sehr wenig Leistung. Prinzipiell arbeitete ein Hypnostrahler im fünfdimensionalen Wellenbereich, ähnlich wie ein Mutant. Nur, dass ihre Hypnose- oder Suggestivstrahlung künstlich hergestellt wurde und deshalb weit weniger effektiv wirkte. Ein Hypno- oder Suggestivmutant war imstande, sich auf die Denkmuster seiner »Opfer« einzustellen. Künstliche Geräte konnten das nicht. Sie beschränkten sich darauf, vorher programmierte Wellenformen abzustrahlen. Die Wirkung nahm mit dem Quadrat der Entfernung ab, was nicht mehr und nicht weniger bedeutete, als dass sie einen ungeheuren Energiebedarf zu decken hatten. Jedenfalls dann, wenn das Ziel weit entfernt war. Lisa und ihre Leute hatten ausschließlich friedliche Verwendungszwecke im Sinn. So etwa beim Ausbruch einer Panik, oder höchstens noch, um sich etwaige Gegner waffenlos vom Leib zu halten. Doch wo hörten die friedlichen Zwecke auf, wo begann der kriegerische Einsatz? Und bedeutete nicht jeder Eingriff in einen fremden Willen schon einen kriegerischen Akt? Um diese Frage hatten sie sich wochenlang die Köpfe heißgeredet. Am Ende waren sie übereingekommen, die Geräte zunächst einmal herzustellen – sofern man die Entwicklung in den Griff bekäme. Die moralischen Fragen würden bei den Raumschiffskommandanten oder den Regierungen hängenbleiben. Aber auch das galt nur bis zu einem gewissen Grad. Lisa persönlich leitete die Kommission, die an einem Computerprogramm für ihre Geräte arbeitete. So hatten sie einen Mechanismus entwickelt, der verhinderte, dass sich die volle Wirkung auf Anhieb entlud. Niemand sollte von den Projektoren in aggressiver Weise überrumpelt werden. Allein diese sogenannte Ethik-Schaltung beschäftigte ein Drittel der Mitarbeiter in DCV 300. Ein weiteres Drittel arbeitete an der Theorie: Welche Wellenbereiche beeinflussten auf welche Weise ein durchschnittliches Menschengehirn? Und wie sah es bei Aliens aus, etwa bei Unithern oder Blues? Das letzte Drittel schließlich feilte am technischen Bereich. Noch war die menschliche Technik nicht soweit, dass sie problemlos Psi-Energie abstrahlen konnte. Im Wesentlichen arbeiteten sie mit dem, was langwierige Versuche ergeben hatten; also nicht mit exaktem Wissen, sondern mit Erfahrungswerten. Im Grunde standen sie noch ganz am Anfang. Und nun kam Vender Gatt und verlangte in kürzester Zeit Ergebnisse. Lisa bemerkte nebenbei, dass die ersten Mitarbeiter die Zentrale betreten hatten. Einige Plätze vor den Bildschirmen waren bereits besetzt. Andere würden frei bleiben, weil Moby Groening nie und nimmer alle Leute erreicht hatte. »Was soll das, Lisa?«, murmelte sie. »Du hast zu tun. Drei Monate Zeit!« Sie ging der Reihe nach sämtliche Kapitel der Governor-Datei durch. Immer tiefer versank sie in einem Irrgarten aus Zahlenkolonnen, Text und Diagrammen. Mit aller Konzentration folgte sie Querverbindungen und Spuren, die nur jemand mit ihrem technischen Verständnis überhaupt sehen konnte. Ja, Vender Gatt hatte sich alle Mühe gegeben. Er – oder die Leute, die auf dem Grund der Körperschaft für ihn arbeiten mochten. Lisa bemerkte nicht, wie die Zeit verging. Stunden später saß sie noch immer in ihrem Sessel, verkrampft und mit trockenem Mund. Und auch das hätte sie nicht bemerkt, wäre da nicht diese Berührung an ihrem Knie gewesen. Lisa schreckte auf. Sie hatte alles gesehen, alles gelesen und begriffen. »Holo aus«, flüsterte sie. Vor ihren Augen tanzten bunte Ringe. Es dauerte etwas, bis sich das Sehvermögen normalisiert hatte. Vor ihr stand Moby Groening. Seine ausgestreckte linke Hand berührte immer noch ihr Knie. Sie empfand den sachten Druck der Finger als unangenehm, also zuckte sie zurück und schaute ihn vorwurfsvoll an. »Nicht so nahe, Moby. Das weißt du.« Er reagierte nicht. »In einer Stunde wird es Tag«, sagte der pferdegesichtige Mann stattdessen. »Zeit, dass du Schlaf bekommst.« »Wie spät ist es?« »Fünf Uhr morgens. Du hast achtzehn Stunden durchgearbeitet.« »Achtzehn Stunden?«, fragte sie entgeistert zurück. »Genau.« »Und was, zum Teufel, hast du währenddessen getan?« Moby Groening lächelte, und es sah aus, als sei er mit seinen Gedanken noch immer bei irgendeiner Versuchsanordnung. »Ich habe auch gearbeitet. Aber im Unterschied zu dir hab ich gemerkt, wann es genug ist.« »An meiner Stelle hättest du das auch nicht. Rate mal, was für ein Ei Vender Gatt uns ins Nest gelegt hat.« »Wieso sollte ich?« »Stimmt«, sagte sie missmutig. »Du kommst doch nicht drauf. Also, ich fasse kurz zusammen: Die Projektoren werden auf sehr enge Fokussierung hin gebaut. So, dass auf große Entfernungen auch relativ kleine Objekte wie Raumschiffe getroffen werden. Die Ethik-Schaltung entfällt vollständig. Jeder kann mit den Projektoren anstellen, was er will. Außerdem werden auch Gefühle wie Furcht, Schrecken oder Hass programmiert.« Moby Groening begriff sofort, worum es ging. »Angst mit Todesfolge?«, fragte er zurück. »Nein ...« Lisa zögerte mit der Antwort. »Ich denke, Vender Gatt weiß, dass wir soweit noch nicht sind. Aber ich glaube, das wäre genau das richtige für ihn. Eine Hypnostrahlung, in der man sich zu Tode fürchtet.« Lisa erhob sich mit steifem Kreuz, reckte die Glieder und kletterte von ihrem Podest. Mit zusammengekniffenen Lippen schaute sie zu ihrem Mitarbeiter auf. »Der Schluss liegt auf der Hand«, folgerte Groening nach einer Weile. »Sie wollen die Projektoren als Waffen bauen.« »Ja. Aber da spielen wir nicht mit. Ich rede mit Gatt. Heute noch.« Erneut begab sie sich auf den Weg durch den Antigravschacht. Und inzwischen war wieder Ruhe eingekehrt; der Verkehr hatte sich normalisiert, das Durcheinander der Leute erinnerte nicht mehr so sehr an einen aufgescheuchten Hühnerhaufen. Ab sechs Kilometern Tiefe erkannte sie unter dem roten Bereich den Grund, bei Kilometer acht wählte sie den Ausstieg zu den Büros der Direktoren. Lisa passierte den Sperrstreifen und betrat Gatts Büro, ohne anzuklopfen. Der Marsianer zeigte seinen Schrecken nicht – immerhin war er respektvolle Behandlung gewöhnt, kein unangemeldetes Hereinplatzen. Das einzige, was sich in seinem wohlgenährten Gesicht zeigte, war ein gewisses Erstaunen. Hochgezogene Brauen, der Blick stechend kalt, und um den Mund einen Zug falscher Freundlichkeit. »Was kann ich für dich tun, Lisa?« Er tat, als wolle er sich im selben Augenblick den Akten zuwenden, die vor ihm ausgebreitet lagen, dann aber schaute er wieder auf. Lisa trat nahe an seinen Schreibtisch. Wieder hatte sie das Gefühl, sie sei nichts weiter als eine lästige Störerin. Gatt schob die Akten zu einem Stoß zusammen. Es sah aus, als wolle er den Inhalt vor ihr verbergen. Obenauf lag ein fast leeres Folienblatt. Nur ein einziges Wort stand darauf, das sie mit verstohlenem Blick entzifferte: Governor. Der Marsianer bemerkte ihr Interesse trotzdem. Rasch nahm er den Stapel vom Schreibtisch und verstaute ihn in einer Schublade. »Nun?«,...