Buch, Deutsch, 472 Seiten, GB, Format (B × H): 160 mm x 280 mm, Gewicht: 870 g
Zur Gebrauchsgeschichte eines Arguments
Buch, Deutsch, 472 Seiten, GB, Format (B × H): 160 mm x 280 mm, Gewicht: 870 g
ISBN: 978-3-0340-1067-2
Verlag: Chronos
Das Matriarchat begegnet gegenwärtig vor allem in esoterischen und/oder feministischen Kreisen. Ihnen gilt das Matriarchat als positiv evozierte, in früheren Zeiten weltweit verbreitete, friedliche Gesellschaft mit einem Kult der Grossen Göttin – als Herrin über den ewigen Kreislauf von Leben und Tod. Diese Gesellschaftsordnung soll in historischen Zeiten vom Patriarchat abgelöst worden sein. Die Genese dieser Vorstellung, die in verschiedensten Zusammenhängen auftritt, wird aufgerollt.Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert griffen zahlreiche Wissenschaftsdisziplinen die Vorstellung von der einstigen Vormacht des weiblichen Geschlechts im religiösen, sozialen und kulturellen Bereich auf. An der Ausgestaltung beteiligten sich unter anderem Religionswissenschaft, Archäologie, Volkskunde und Psychologie. Nicht nur in den Wissenschaften fand das Matriarchat eine Heimstatt. Auch verschiedene soziale Bewegungen wie die erste Frauenbewegung, die Lebensreformbewegung oder gewisse religiöse Strömungen sowie die zweite Frauenbewegung entdeckten den Reiz des Matriarchats, um für andere Gesellschaftsformen zu plädieren. Ihnen ging es um die erneute Etablierung des Matriarchats als Prototyp einer als besser verstandenen Gesellschaft.
Die Rekonstruktion der Entstehungs- und Verwendungszusammenhänge unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen und kulturellen Kontextes zeigt auf, dass der Bezug auf die unterschiedlich ausgeformte Vorstellung vom Matriarchat seit ihrem ersten Auftreten im 19. Jahrhundert ideologisch aufgeladen wurde und als Ausdruck von jeweils aktuellen Sehnsüchten und Ängsten fungierte.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Einleitung
Grundlagen
Gebrauchsgeschichte des Matriarchats I
Entwürfe in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen
Geschlechtscharaktere oder die Konstruktion des Weiblichen
Johann Jakob Bachofen und seine Vorläufer
Der kulturelle Evolutionismus oder die Entstehung der Familie
Religionswissenschaft oder die Erschaffung der Grossen Göttin
Archäologie oder die Suche nach dem Matriarchat
Volkskunde oder die Prominenz der Hexe
Psychologie oder die Grosse Mutter
Gebrauchsgeschichte des Matriarchats II
Anwendungsversuche in sozialen Bewegungen
Sozialismus oder die Klage über die weltgeschichtliche Niederlage der Frau
Erste Frauenbewegung oder die Entdeckung des goldenen Zeitalters
Lebensreform oder zurück zum Mutterrecht
Völkische Bewegung oder die arteigene Göttin
Neue religiöse Erscheinungen oder alte Religion
Zweite Frauenbewegung oder die Wiederentdeckung des goldenen Zeitalters
Zusammenfassung
Bibliographie