Falkenhagen | DSA 29: Kinder der Nacht | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 29, 252 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

Falkenhagen DSA 29: Kinder der Nacht

Das Schwarze Auge Roman Nr. 29
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86889-903-0
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Auge Roman Nr. 29

E-Book, Deutsch, Band 29, 252 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

ISBN: 978-3-86889-903-0
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zweiter Band der Rabenchronik Ich riß an den Ketten, die meine Gliedmaßen und den Kopf fesselten, und mußte mitansehen, wie er das Mädchen nieder auf die Liege drückte. Ich sah die Gier in seinen Augen, das blitzen der scharfen Zähne. Er würde sie töten - das wußte ich -, und ich war dazu verdammt, alles miterleben zu müssen. Er und ich, wir kannten die gleiche Gier, er aber wußte nichts von Borons süßer Gnade.

Lena Falkenhagen wohnt in Hannover und war lange Zeit (bis März 2011) Mitglied der Redaktion des Fantasy-Rollenspiel 'Das Schwarze Auge'. Ihr erzählerischer Stil zeichnet viele ihrer Geschichten, Abenteuer, Regionalbeschreibungen und Spielhilfen aus und machte sie zu einer beliebten Autorin. Neben ihrer schreibenden Tätigkeit spielt sie auch gern Pen-and-Paper- und Live-Rollenspiele.

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KAPITEL 1 – Monolog – Gnade und Gier Die Gier jagte niederhöllische Schmerzen durch meinen toten Körper und tauchte mein Bewußtsein in rote Träume. Ich wußte, daß ich Hunger hatte und daß ich diesen Hunger stillen mußte, um zu leben. »Leben« – nun, das ist vielleicht nicht das richtige Wort. Passender wäre vielleicht »um vorhanden sein zu können«, denn mein Leib war so tot wie die Leichen der auf der Boroninsel Begrabenen, und doch konnte ich handeln, denken, Schmerz empfinden, denn ich war ein Kind der Nacht, ein Vampir. Sagarta hatte mich dazu gemacht, die Dienerin des Raben, oberste Geweihte des Havener Borontempels und selbst ein Kind der Nacht. Es sollte die Sühne für meine Taten sein, die so vielen geliebten Menschen das Leben und – vielleicht – die Seligkeit ihrer unsterblichen Seelen gekostet hatte. Ich hatte Antiarna getötet – unwissend, daß sie als einzige Dhaman ui Mharfad, das bösartige Kind der Finsternis und Werkzeug des Namenlosen, hätte vernichten können. Nun war es an mir, dies zu tun. Doch der Hunger hatte die Gedanken an Pflicht und Buße fortgewischt, als ich damals, in der ersten Nacht nach meinem Tod, die Boroninsel durch den unterirdischen Gang verließ, den Sagarta mir gewiesen hatte. Allein ihre Warnung hallte noch durch meinen Geist: »Du mußt das Blut der Menschen trinken, um vorhanden sein zu können, doch höre! Zügle deine Gier! Berausche dich nicht zu sehr an ihrem Blut und deiner Lust, achte das Leben! Denn Borons Fluch ist es, das Leben zu schauen, sich danach zu vergehen und es doch nie wieder zu erhalten. Wir sind nur der Schatten, die Kehrseite des Lebens, dazu verdammt, uns in ewiger Erinnerung an das Menschsein zu verzehren. Doch Marbo gewährte uns die Fähigkeit, Liebe zu empfinden und Gnade zu üben. Nutze sie wohl, denn so allein bewahrst du dir den Schatten der Menschlichkeit, die du einst besaßest!« Schatten – sie waren nun meine Heimat. Der Dunkelheit gleich schlüpfte ich aus dem nach feuchter Erde riechenden Gangende, das sich zu einem Seitenarm des Großen Flusses hin öffnete, und kletterte die Böschung empor. Es war noch nicht spät, vielleicht eine Stunde nach Sonnenuntergang, so daß die Straßen voller Menschen waren. Die Gier und der Duft ihres Blutes sandten mir Schauer den Rücken hinab, der Hunger rief quälende Schmerzen hervor. Und doch zögerte ich, denn in jedem Menschen, den ich beobachtete, entdeckte ich ungeahnte Schönheit. Die Schönheit des Seins, des Lebens, dieses größten aller Geschenke, das die ewigjunge Tsa den lebenden Wesen täglich aufs neue macht. Nun, da das Leben mich verlassen hatte, entdeckte ich sein wahres Wunder und beugte die Knie vor so viel Vollkommenheit. Wie erschrak ich bei dem Gedanken, diese Vollkommenheit zu zerstören, Leben zu nehmen! Und doch erinnerte mich gleichzeitig der rasende Schmerz in meinem Innern an den Hunger, der in mir tobte. Schritte auf festgetretenem Grund: Ein junger Bursche in den aufreizenden Gewändern des Rahjagewerbes näherte sich mir, ein romantisches Liedchen pfeifend. Meine Augen sahen in der Dunkelheit nun ebensogut wie vor meinem Tod im Licht, der Geruch seiner Haut mit zartem Rosenseifenduft erregte mich. Versuchsweise ließ ich die Eckzähne aus ihren Höhlen im Oberkiefer gleiten – sie waren in der Tat lang und spitz –, zog sie jedoch sofort wieder ein. Als er an mir vorbeigehen wollte, trat ich aus den Schatten. »Huch! Oh, Herr, habt Ihr mich aber erschreckt! Ich habe Euch gar nicht wahrgenommen!« Als sein Blick nun über mich glitt, dankte ich Sagarta still dafür, daß sie meinen blutverkrusteten Stallburschenkittel gegen saubere, feinere Gewänder aus schwarzer Seide eingetauscht hatte. Der Stallbursche Fion war tot, es gab nun nur noch ein Kind der Nacht gleichen Namens. »Entschuldige!« hörte ich mich sagen. »Das lag nicht in meiner Absicht.« Der Hunger regte sich in mir, als ich seine langsam abebbende Angst roch und sah, wie die Ader an seinem Hals die helle Haut darüber im Rhythmus seines Herzschlages wölbte. Der Bursche bemerkte meinen gierigen Blick, setzte ein einladendes Lächeln auf und fragte: »Ist Euch nach einem angenehmen Abend in trauter Zweisamkeit, junger Herr? Der Boronmond ist ungemütlich, Euch muß kalt sein! Bei Rahja, Ihr tragt ja nicht einmal einen Umhang!« Ich nickte, unfähig zu einer Antwort. Das zarte Pochen an seinem Hals hatte mich in den Bann freudiger Erwartung versetzt. »Mein Name ist Cairbre, Herr«, plauderte der junge Gesellschafter. »Ich kenne ein hübsches, sauberes Domizil ganz hier in der Nähe, wo Ihr auch Euren Hunger stillen könnt, wenn Euch danach ist.« Wieder nickte ich stumm. Cairbre hakte sich bei mir ein und führte mich die Straße hinab, offensichtlich durch mein Erscheinungsbild davon überzeugt, daß ich seine Dienste würde bezahlen können. Er schüttelte sein halblanges rotbraunes Haar, das ihm im Pagenschnitt in die Stirn hing, und blinzelte mir fröhlich zu. In einer dunkleren Ecke hielt er noch einmal inne, offensichtlich, um mir einen Vorgeschmack auf seine Künste zu geben, denn er drängte sich näher an mich heran und küßte mich. Sein köstlicher Geruch raubte mir fast die Besinnung. Ich fuhr mit den Lippen seinen Hals entlang, der von einer Gänsehaut überzogen war und kostete mit der Zunge seinen Geschmack, während meine Eckzähne ohne mein Zutun hervorglitten. Schließlich biß ich fast zärtlich in die verlokkend pulsierende Ader. Cairbre stöhnte leise auf, mehr vor Erregung denn vor Schmerz, doch als ich die ersten hervorsprudelnden Tropfen seines Lebensquells auf meinen Lippen und meiner Zunge spürte, war es um meine Beherrschung geschehen. Ich drängte den Burschen tiefer in die Schatten, hielt seinen nachgiebigen, anschmiegsamen Körper fest in den Armen und sank langsam mit ihm zu Boden. Die rote Flut seines süßen Blutes überschwemmte meinen Geist. Ich trank gierig, denn jeder Tropfen bereitete mir lustvolle Erregung, die sich, der Rahjaekstase gleich, bis ins Unerträgliche steigerte. Und so saugte ich den herrlichen Quell begierig in mich hinein. Schließlich erschlaffte der Körper in meinen Armen, und ich sank gesättigt und trunken vor Wärme und Wohlgefühl über ihm zusammen. Einige Augenblicke lang lag ich dort, auf einer Welle des Glücks und der Zufriedenheit treibend, bis ich langsam auftauchte und mir meiner Umgebung bewußt wurde. Entsetzen wischte die abklingende Erregung mit einem Streich fort, als ich des bleichen, toten Körpers Cairbres gewahr wurde, dessen Gesicht immer noch genießerisch verzückt schien. Er war tot – von mir ermordet! Einem hirnlosen Raubtier gleich, das seinen Hunger nicht anders zu stillen vermag als durch das Töten, hatte ich sein Leben genommen. Ich fürchtete mich vor mir selbst, vor dem Ungeheuer in Menschengestalt, zu dem ich geworden war. Ich wollte weinen, fühlte alle Traurigkeit der Welt schwer auf meiner Brust lasten – doch keine Tränen verließen meine Augen, es gab keine Erleichterung für mein Herz. Schuldbewußt mußte ich an Rhuad denken, den Prinzen Albernias, der vielleicht in diesem Moment im Fürstenpalast an den Stallknecht dachte, dem er einst seine Zuneigung geschenkt hatte und den er aufgrund von Dhamans schwarzer Magie für eine mörderische Kreatur der Nacht hielt, die hemmungslos und grausam getötet hatte. Ein trockenes, bitteres Lachen stieg in meiner zugeschnürten Kehle auf und schüttelte mich, denn war ich nicht genau das geworden, was Rhuad in mir sah? Was unterschied mich noch von Dhaman, dem Kind der Finsternis? Hatte ich denn ein größeres Recht darauf vorhanden sein zu können und zu töten als er? Zorn und Trauer regierten mein kaltes Herz. Ich hob Cairbres Oberkörper an, um ihn aufzunehmen und leckte...


Lena Falkenhagen wohnt in Hannover und war lange Zeit (bis März 2011) Mitglied der Redaktion des Fantasy-Rollenspiel "Das Schwarze Auge". Ihr erzählerischer Stil zeichnet viele ihrer Geschichten, Abenteuer, Regionalbeschreibungen und Spielhilfen aus und machte sie zu einer beliebten Autorin. Neben ihrer schreibenden Tätigkeit spielt sie auch gern Pen-and-Paper- und Live-Rollenspiele.



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