Falkenhagen DSA 21: Schlange und Schwert
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86889-901-6
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Schwarze Auge Roman Nr. 21
E-Book, Deutsch, Band 21, 268 Seiten
Reihe: Das Schwarze Auge
ISBN: 978-3-86889-901-6
Verlag: Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Fluch hallt durch die Jahrtausende ... A'Sar, eine junge Magierin aus Fasar, träumt Seltsames aus längst vergangenen Zeiten. Um Licht ins Dunkel zu bringen, bricht sie auf, doch es gibt Gefahren, denen selbst eine Zauberin nicht trotzen kann - wohl aber Yeto, ein Kämpfer aus dem Orden der al'Sajid, der für die ungewöhnliche Frau durchs Feuer ginge. Ist seine Liebe zu ihr jedoch so stark, daß er für sie die Kriegsgöttin Rondra verrät?
Lena Falkenhagen wohnt in Hannover und war lange Zeit (bis März 2011) Mitglied der Redaktion des Fantasy-Rollenspiel 'Das Schwarze Auge'. Ihr erzählerischer Stil zeichnet viele ihrer Geschichten, Abenteuer, Regionalbeschreibungen und Spielhilfen aus und machte sie zu einer beliebten Autorin. Neben ihrer schreibenden Tätigkeit spielt sie auch gern Pen-and-Paper- und Live-Rollenspiele.
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Prolog – Der Diamant Kalt legte sich das Metall um ihr Handgelenk. Der breite Armreif schmiegte sich eng um Haut und Knochen. Seine Oberfläche war rauh und brach das Licht in hunderte von kleinen Strahlen, und jeder gleißte in seiner ganz eigenen Farbe. Trotzdem ist es eine Fessel. Sharecha wurde schmerzlich bewußt, daß sie den Reif nie wieder würde ablegen können, was immer sie auch versuchte. Er war ein Teil von ihr. Um sich herum spürte sie trotz der Stille die Anwesenheit der Schlangenleibigen, die versammelt waren, das Ritual zu vollziehen. Auch spürte sie die Feindschaft, die von ihnen ausging. Ein Gefühl der Überlegenheit durchzog sie und eine wilde Freude. Sie sind neidisch. So lange haben sie gearbeitet, um Ihm zu gefallen, und dann erwählt Er eine Menschenfrau! Fast hätte sie laut gelacht, denn sie wußte, daß sie besser war als all die anderen hier, doch sie beherrschte sich. Dennoch traf sie ein strafender Blick ihres Meisters. Sofort ernüchtert, senkte sie wieder das Haupt. Am Gleiten der mächtigen Schlangenleiber auf glattem Marmor hörte Sharecha, daß die Magier einen weiten Kreis bildeten, mit dem Altar, vor dem sie kniete, als Mittelpunkt. Ihre Knie waren taub von der Haltung, in der sie schon so lange verharrte; selbst das seltsame Kribbeln in den Beinen war inzwischen verschwunden, so daß sie ihre Stellung noch lange aushalten könnte. Inmitten der silbernen Linien des Fünfsterns, der sie umgab und mit seiner Macht von außen abschirmte, schien es hell zu werden. Fünf der sechs Magier hoben ihre vier Greifzangen an langen Schuppenarmen und formten so jeder ein anderes Symbol der Drachenrunen, um Seinen Namen zu bilden. Der verbleibende Sechste fügte das Sinnbild Seiner gottkaiserlichen Herrschaft hinzu. Mit lippenlosen Münder zischelten sie die Anrufung, die schuppigen, vage an menschliche Oberkörper gemahnenden Leiber wiegten sacht hin und her. Der Bund war geschlossen, und Sharecha spürte die Veränderung in der Luft, erst sanft, dann immer stärker, bis sie meinte, die gesammelte Geisteskraft, die sich in der goldenen Statue ballte, mit Händen greifen zu können. Er selbst war nicht gekommen. Doch mit jedem Atemzug, den sie tat, wußte sie, daß Er anwesend war, nicht körperlich, aber doch mit der ganzen Kraft Seines Geistes, die so stark war, daß ihr hier vor Seinem Altar kniend fast schwindelig wurde. Sie gab sich dieser Macht hin, ging darin auf, machte sie zu einem Teil ihrer selbst. Das war es, was sie wollte. Sie blickte auf zu dem mächtigen Schlangenleib ihres Meisters, der stumm in der Zeremonie fortfuhr, die goldene Schale reinigte, mit Wasser füllte und den großen Diamanten hineintauchte. Für die Ewigkeit. Symbol der unverbrüchlichen Treue. Wie oft hatte sie diese Treue in Gedanken schon gebrochen? Er hob die Schale auf den Altar, und mit der Kraft vollzog sich ein Wandel. Sie ging von der Statue über auf die Schale, die kaum einen Spann vor Sharechas Kopf stand. Das Gold begann zu strahlen, das Leuchten griff auf das Wasser über und zog sich zu dem Diamanten, der es in sich aufzusaugen schien, das Glühen aufnahm und in seinem Innersten bewahrte. Der Meister drehte sich um und glitt langsam auf Sharecha zu, die Schale vor sich tragend. Kein Tröpfchen der Flüssigkeit durfte verschüttet werden. Die Goldene Halle lag im Halbdunkel, erhellt von Fackeln, die aber die gewaltigen Ausmaße des Gebäudes nicht annähernd erleuchten konnten. Das Mittelschiff, in dem sich Altar und Statue befanden, war durch sechseckige Säulen vom umlaufenden Gang abgetrennt, doch selbst diese schienen in weiter Ferne zu liegen. Schattengespinste füllten die Ecken. Selbst wenn es Tag gewesen wäre, hätten die Strahlen des Himmelslichtes nicht ausgereicht, die Schatten zu vertreiben. Doch Licht durfte nicht in die Halle fallen – Sharecha hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie sehr es die Kraft schmälerte –, und deshalb gab es keine Öffnungen in den Wänden. Das strahlende Gold der großen Drachenstatue glitzerte höhnisch im Feuerschein und schien das Himmelsgold zu verspotten, wie ein Hofnarr, der sich in Abwesenheit auf des Königs Platz setzt. Sharecha verspürte keinen Hunger, obwohl sie zur rituellen Reinigung seit mehreren Tagen nichts zu sich genommen hatte. Sie hatte auch kaum geschlafen, meistens hatte sie sich in ihren Geist zurückgezogen und meditiert. Als der Meister ihr nun die Schale darbot, berührte sie sie nur mit den Lippen und trank, den glitzernden Edelstein immer vor Augen. Der Stein war das geweihte Symbol der Kha, die die Ewigkeit verkörperte. Er würde im Verlauf der Zeremonie noch eine große Bedeutung erlangen, doch welche, hatte man Sharecha nicht gesagt. Mit dem Aufnehmen des Wassers ging eine Wandlung in ihr vor: Der Diamant wuchs und wuchs, bis nichts anderes mehr ihren Geist füllte und sie meinte, das Bild habe sich in ihre Augen eingebrannt. Kraft durchströmte sie, pure Kraft. Mit jedem Herzschlag breitete sich diese Kraft in Sharechas Körper aus, erfaßte alle ihre Sinne und schien am Ende selbst das regelmäßige Pochen zu sein, das sie am Leben hielt. Wie in einem Traum erhob sie sich, und Sklavinnen kamen herbei, um ihr beim Entkleiden behilflich zu sein. Was sie ihr ließen, war das Kettchen mit dem Opal. Die Mädchen waren die einzigen, die sie bis zum Vollzug beider Rituale noch berühren durften. Sharecha liebte es, von ihnen bedient zu werden, und war dankbar, daß Er ihr menschliche Frauen geschenkt hatte und keine Echsen ... Sie schritt voran, ihre Gedanken ohne festen Halt, sie war erfüllt und umhüllt allein von Seiner Macht. Sie schwankte ein wenig, schloß dann die Augen, versank im Quell ihrer eigenen Kraft und spürte, wie diese langsam mit der Seinen verschmolz, und was ihr vorher noch fremd und kantig erschienen war, wurde nun ein Teil ihrer selbst. Sie merkte, daß ihre Beine sie weitertrugen, ohne, daß sie es ihnen befehlen mußte. Nun blieben sie stehen, stiegen dann langsam einige breite Stufen hinab. Es war nicht unangenehm, als ihre Füße in eine Flüssigkeit tauchten, ja, sie fühlte es kaum, war die Sorge ihres Körpers doch nicht mehr länger die ihre. Die Stufen führten weiter in das Naß, und Schritt für Schritt war sie ganz davon umgeben. Kurz tauchte sie unter, und die Gewalt Seines Geistes überschwemmte sie, fegte ihren Willen beiseite und durchtränkte sie ganz und gar. Die hohen Steine...