E-Book, Deutsch, Band 3, 384 Seiten
Reihe: Der letzte Krieger
Falk Die letzte Bastion
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-492-96942-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 384 Seiten
Reihe: Der letzte Krieger
ISBN: 978-3-492-96942-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
David Falks High-Fantasy-Epos um den zynischen Krieger Athanor findet seine düstere Fortsetzung: Als König des Menschenreichs sieht sich Athanor einer immer größeren Plage durch Untote gegenüber. Uralte Kreaturen erheben sich, die schon zu Lebzeiten so gefährlich waren, dass die Götter ihnen den Tod sandten. Auf der Suche nach Antworten erkennt Athanor, was den Toten ihren Frieden raubt - und dass mehr auf dem Spiel steht, als nur das Schicksal der Menschen ...
David Falk, geboren 1972, ist Historiker, Bassist und paranoider Facebook-Verweigerer. Wenn er nicht gerade phantastische Welten baut oder seiner Computerspielsucht frönt, reist er am liebsten auf den Spuren seiner Vorfahren durch Europa - was ihn wieder zu neuen Romanwelten inspiriert ...
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1
Athanor spähte vom Rücken des Drachen hinunter. Von der Ordensburg der Nekromanten war weit und breit nichts zu sehen. Täuschte Akkamas’ Erinnerung? Suchten sie in der falschen Gegend? Doch in der Felswüste unter ihnen hasteten zwei Basilisken vor der größeren Echse davon. Wo diese Chimären auftauchten, waren auch die Magier nie weit. Mit waghalsigen Sprüngen hetzten die Biester über Steinblöcke und Geröll auf eine enge Schlucht zu, die ihnen Deckung bot. Ihre zerfetzten Stummelflügel und die verkümmerten Vorderbeine mochten lächerlich wirken, aber davon ließ sich Athanor nicht täuschen. Sie waren schnelle Jäger – und verdammt tödlich. Unwillkürlich tastete er nach seiner notdürftigen Augenklappe. Obwohl er es aus dieser Höhe nicht genau sehen konnte, schielten sie sicher zu ihm herauf. Wenn der alte Dreckskerl gestern nicht gelogen hatte, bewahrte ihn nur diese Maskerade vor ihrem versteinernden Blick. Akkamas flog ungerührt weiter. Falls der große, bronzefarbene Drache die Chimären bemerkt hatte, schenkte er ihnen keine Beachtung. Seine Augen lagen so weit auseinander, dass ihm ein Basilisk kaum gefährlich werden konnte. Nur wenn der Nekromant die Wahrheit gesagt hat. Es fiel Athanor schwer, das zu glauben. Sie hatten den Totenbeschwörer in den Ruinen eines niedergebrannten Ordenshauses aufgestöbert und mit wüsten Drohungen zum Reden gebracht. Bald hatte er Antworten hervorgesprudelt und auf Knien um Gnade gebettelt, aber plötzlich einen winzigen Blasebalg gezückt. Athanors Schwerthieb war zu spät gekommen. Die Finger hatten zugedrückt und das Gift versprüht, bevor die abgehackte Hand zu Boden gefallen war. Das Gift, das Menschen in lebende Leichen verwandelte. »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, rief er gegen den Wind an. »Ich will die verfluchten Schinder mit zum Dunklen nehmen!« Und wer weiß, wie viel Zeit mir noch bleibt … Akkamas wandte den in fünf gebogene Hörner auslaufenden Schädel so weit, dass wenigstens ein Auge Athanor ansah. »Für eine Leiche siehst du noch reichlich rosig aus«, tönte die tiefe Drachenstimme. »Scherzbold«, brummte Athanor. Die Sonne hatte ihn mittlerweile so gebräunt, dass er kaum noch von einem Dionier zu unterscheiden war. »Ich lache dann morgen – wenn ich noch kann.« Er sah lebhaft vor sich, was das Zeug mit Leonem angestellt hatte. Der Elf war bei lebendigem Leib verwest und zu einer knurrenden Bestie geworden, die alles angefallen hatte, was ihr nahe gekommen war. »Ich glaube nicht, dass du etwas eingeatmet hast. Die meisten Spritzer sind auf dem Kettenhemd gelandet.« Hoffen wir’s. Es gab ruhmreichere Arten zu sterben, und er wollte sie nicht alle ausgelassen haben, um jetzt wie ein tollwütiger Hund zu krepieren. »Davon abgesehen: Wir sind fast da«, behauptete Akkamas. Überrascht sprang Athanor auf. Die Muskeln des Drachen bewegten sich unter seinen Füßen, doch solange sich Akkamas nicht zur Seite neigte, bot die geschuppte Haut genügend Halt. Athanor musste nicht einmal nach dem Stachelkamm greifen, der sich der Länge nach über den Drachenrücken zog. Außer ein paar vereinzelten Bergen ragte nichts aus der felsigen Gegend auf. »Ich kann keine Festung entdecken.« »Ich fliege direkt darauf zu.« Akkamas deutete mit der Schnauze zum Horizont. Meinte er den ungewöhnlich gleichmäßigen Bergkegel voraus? Athanor kniff die Augen gegen den Wind zusammen, aber so genau er auch hinsah, er konnte weder einen Turm noch Mauern entdecken. Nun gut. Auch die alte Ordensburg, in der sich die Dionier gegen die Drachen verschanzt hatten, war kaum mehr als ein riesiger ausgehöhlter Fels. Gewachsener Stein, in dem Vindur nun zur letzten Ruhe lag. Die Erinnerung an den Freund machte Athanor das Herz schwer, aber ihm war, als ob ihm der Zwerg gerade kräftig in den Hintern trat. »Wenn ich diesem Giftzeug widerstanden habe, schaffst du das auch!« Athanor musste schmunzeln. In der Tat. Vindur hatte so vielen Gefahren getrotzt, dass es am Ende ein Heer von Drachen gebraucht hatte, um den sturen Kerl wieder mit seinem Schildbruder zu vereinen. Und ich lebe immer noch. Athanor war nicht sicher, ob es ihm gefiel. »Die Festung liegt im Innern des erloschenen Vulkans«, bestätigte Akkamas. »Die alten Völker Dions haben sie in den Basalt geschlagen.« Vielleicht hatten sie Zwergenblut in den Adern. Athanor musterte die schroffen Hänge. Ein perfektes Versteck. Obwohl es in den Spalten des Gesteins mit Sicherheit Schießscharten gab, war von Weitem nichts zu erkennen. Als sie näher kamen, entdeckte er am Fuß des Bergs ein geschlossenes Tor. Es würde Akkamas’ Drachenfeuer nicht lange standhalten, aber bis es so weit war, boten sie Geschützen ein zu gutes Ziel. »Wie kommen wir rein?« »Von oben«, antwortete Akkamas und schwang sich höher hinauf, bis sie über dem Gipfel kreisten. Unter ihnen gähnte der Krater des alten Vulkans. Athanor neigte sich vor, um bis zum Grund zu spähen. Die steilen Wände reichten mehrere Stockwerke tief hinab. Mit ihren Fenstern und von Säulen gestützten Galerien ähnelten sie eher dem Innenhof eines düsteren Palasts denn einer Festung. Nichts rührte sich, doch in den Schatten der Gänge konnte sich eine halbe Armee verbergen. Athanor rückte Bogen und Köcher auf seinem Rücken zurecht, stülpte sich den dionischen Helm aus Nemeras Rüstkammer über und löste Schild und Speer von dem Hornstachel, an den er sie geknotet hatte. Den Arm durch die Lederschlaufen des Schilds zu schieben und den Speer zu umfassen, war ihm in den Jahren des Kriegs so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es sich anfühlte wie nach Hause zu kommen. Sobald er die Finger um die Waffen schloss, war er bereit, Leben zu nehmen und das eigene für den Sieg zu geben. »Räuchern wir die Schweine aus!« Es wurde Zeit, dass diese Untotenplage ein Ende fand. Getragen von seiner Magie und kräftigen Flügelschlägen sank Akkamas in den Krater hinab. Im Vorüberschweben ließ Athanor den Blick über die leeren Galerien und dunklen Nischen schweifen. Die Festung blieb gespenstisch still. »Achtung!« Athanor riss den Schild höher. Auf einem der Wandelgänge lösten sich Gestalten aus den Schatten und traten lautlos ans steinerne Geländer. Sie bewegten sich langsam, hoben keine Waffen. Von Tod und Verwesung entstellte Gesichter blickten Athanor mit leeren Augenhöhlen an. Einigen hing das faulende Fleisch noch in Fetzen von den Knochen. Schwarze Roben … Hatte er etwa untote Nekromanten vor sich? Athanor wagte nicht, sie aus dem Auge zu lassen, während Akkamas ohne Hast weitersank. Einträchtig standen sie neben ihren Opfern, geraubten Leichen aus den Grabkammern Dions, von der Wüstenluft ausgedörrt. Was ging in diesen Untoten vor? Sobald Akkamas’ Klauen den Boden berührten, sprang Athanor ab und brachte den Drachen zwischen sich und den Feind. Noch immer sahen die Wiedergänger stumm zu ihm herab. Warum griffen sie nicht an? Und weshalb nur diese eine Galerie? »Willst du sie verbrennen, bevor sie sich’s anders überlegen?«, fragte er, ohne den Blick von ihnen zu nehmen. »Nein«, erwiderte der Drache und schrumpfte so rasch, dass seine Umrisse verschwammen. Oder lag es an der Magie der Verwandlung? Im nächsten Moment stand Akkamas in menschlicher Gestalt auf dem plötzlich weit und leer wirkenden Hof. »Sie sind nebeneinander aufgereiht«, erklärte der in dionische Gewänder gehüllte Krieger und gürtete das darüber getragene Kettenhemd mit dem Schwertgurt, den er auf seinem Rücken mitgebracht hatte. »Ich müsste mehrere Flammenstöße verschwenden.« Athanor brummte zustimmend, obwohl ihm die Antwort nicht schmeckte. Seit sie gemeinsam hinter den letzten Nekromanten herjagten, um ihnen das Handwerk zu legen, wusste er, dass auch die Kräfte des Drachen ihre Grenzen hatten. Wachsam musterte er Türen und Galerien, bis sein Freund Speer und Schild in den Händen hielt. »Gehen wir rein und machen dem Spuk ein Ende.« Entschlossen schritt er zur nächsten Tür und trat dagegen, dass sie halb barst, halb aufflog. Dahinter war es dunkel. Athanor hielt den Speer bereit zum Stoß und stieg über die Schwelle. Er erwartete, dass sich ein hungriger Basilisk auf ihn stürzte, doch nur seine eigenen Schritte hallten in dem hohen Gang. »Ziemlich finster«, befand Akkamas, der nun ebenfalls eine Klappe vor einem Auge trug. Neben ihnen gleißte eine erloschene Fackel in magischem weißem Feuer auf. Athanor wechselte den Speer in die Schildhand und nahm sie von der Wand. Gegen Untote waren Flammen ohnehin die bessere Waffe. Aber gegen ihre lebenden Herren? Rücken an Rücken drangen sie in die Festung vor und stießen oder traten die Türen entlang des Gangs auf – jeder auf seiner Seite. Da sich nichts regte, rückten sie weiter vor, bis sich der Flur in zwei Richtungen verzweigte. Noch hatten sie weder eine lebende noch eine tote Seele zu Gesicht bekommen. »Irgendetwas geht hier vor«, argwöhnte Akkamas. »Sie wissen doch längst, dass wir hier sind.« »Vielleicht haben sie sich auf dem Stockwerk dieser einen Galerie verschanzt.« Akkamas nickte. »Sehen wir dort nach.« Sein Freund sprach es nicht aus, doch Athanor war sicher, dass Akkamas ebenso mit einer Falle rechnete wie er. Spontan entschieden sie sich für eine Seite und folgten dem Gang auf der Suche nach einer Treppe. Sie ignorierten nun die Türen und kamen viel schneller voran. Immer wieder...




