Ewers | Der Zauberlehrling oder Die Teufelsjäger | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 507 Seiten

Ewers Der Zauberlehrling oder Die Teufelsjäger


1. Auflage 2014
ISBN: 978-80-268-2286-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 507 Seiten

ISBN: 978-80-268-2286-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Der Zauberlehrling oder Die Teufelsjäger' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Hanns Heinz Ewers (1871-1943) war ein deutscher Schriftsteller, Filmemacher, Globetrotter und Kabarettist. Ewers' Geschichten kreisen um die Themen Phantastik, Erotik, Kunst bzw. Künstler und Reisen in exotische Länder. Seine teils äußerst drastischen Darstellungen machten ihn zum skandalumwitterten Bestsellerautor, gleichzeitig musste er sich immer wieder gegen den Vorwurf zur Wehr setzen, seine Werke seien trivial, unmoralisch oder pornographisch. In seinem dritten Roman, Vampir. Ein verwilderter Roman in Fetzen und Farben (1920), zeichnete Ewers diese Entwicklung anhand seines alter egos Frank Braun nach. Aus dem Buch: 'Er sah hinüber und begehrte sie im Augenblicke. Diese Stirn war steil und nicht hoch, sie sprang zurück an beiden Schläfen. Die dichten schwarzen Brauen wölbten sich über den tiefblauen Augen, die die langen Wimpern beschatteten. Und die Nüstern der geraden Nase blähten sich und zitterten bei jedem Atemzuge. Ihr Mund schien ihm ein wenig zu gross, und die Lippen, leicht aufgeworfen, leuchteten wie starke Granatblüten in dem wachsbleichen Gesicht. Eine Demut, eine stille Sanftmut lag auf diesen weichen Zügen, aber darunter schien irgendein anderes zu schlummern.'

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II
Inhaltsverzeichnis

»Dem Indra tropfe der Trank.« Relig. d. Veda.   Frank Braun musste einige Tage warten bis zum Posttage. Die Post ging nur einmal wöchentlich nach Val di Scodra – oder vielmehr, sie fuhr auf der Bergstrasse darüber hinweg, weit zur Grenze hin. Hoch über dem Dorf machte sie Halt und lud die wenigen Briefe und Pakete aus. Jemand wartete dort und trug alles hinunter ins Tal. »Nehmen Sie nicht die Post.« riet ihm der Oberkellner. »Fahren Sie mit unserm Automobil. Wir veranstalten Ausflüge, alle paar Tage jetzt in der Saison, sowie genug Beteiligung ist. Sie lassen dann bei Val di Scodra halten und steigen aus.« »Wird man meine Koffer mitnehmen können?« »Warum denn nicht! Es ist ein schwerer Opelwagen, vierundsechzig Pferdekräfte. Mit der Post werden Sie hinauf sieben bis acht Stunden gebrauchen, so aber sind Sie in kaum zwei Stunden da.« »Gut also.« – Das Auto stieg in die Berge über weite, staubige Serpentinen. Die Reisenden schwatzten und lachten, gewillt den teuren Ausflug nach besten Kräften auszukosten. Ein dicker Herr aus Dresden hatte seinen Baedeker genau durchgelesen, jede neue Bergspitze, jeden Wasserfall nannte er stolz bei Namen. Wenn ein Ochsenkarren vorüberkam, wenn irgendeine scharfe Kurve den Abhang besonders deutlich zeigte, kreischten die Damen; das Hochzeitspärchen, das vorne sass, rückte dann noch enger zusammen. Frank Braun starrte in die Landschaft, gleichgiltig, gelangweilt. Kein Wort sprach er. »Sehen Sie dort – rechts – da ragt der Monte Terlago auf!« erklärte ihm sein Nachbar. Aber er bekam keine Antwort. Das Auto hielt. »Hier ist Val di Scodra! Sie müssen aussteigen!« rief der Chauffeur. Er sprang ab, schnallte die Koffer los und stellte sie auf die Landstrasse. Frank Braun kletterte aus dem Wagen. »Wo liegt das Dorf?« »Dort unten. Erst ein wenig weiter die Strasse hinauf hat man einen Ausblick ins Tal. Ich habe aber gleich hier gehalten, weil hier der Pfad hinabführt.« »Und wie bekomme ich mein Gepäck ins Dorf?« Der Chauffeur lachte. »Ja, das werden Sie nun wohl einstweilen auf der Strasse liegen lassen müssen. Gehen Sie nur hinunter und lassen Sie es dann holen. – Es liegt ja sicher genug da – übrigens ist auch jemand da, der aufpassen kann. – He, Alte!« rief er. »Komm doch einmal her!« Frank Braun wandte sich um, er sah ein altes Bettelweib, das an das Auto getreten war und höchst gewissenhaft einem Reisenden um den andern die hohle Hand hinstreckte. Sie beeilte sich nicht, wartete, bis auch der letzte ihr seinen Kreuzer gab; dann erst kam sie näher. Ihr Rücken war von irgendeinem Leiden gekrümmt; wie ein Bogen spannte er sich steif nach vorne hin, so dass der Kopf mit den wirren, grauen Haaren sich kaum über Hüfthöhe hinaushob. Sie pflegte das Gesicht zur linken Seite zu drehen und schielte merkwürdig von unten herauf. »Hallo, Sibylla Madruzzo,« rief der Chauffeur, »so kommt doch! Ihr sollt auf die Koffer da am Wegrand aufpassen. Der Herr geht zum Dorfe und lässt sie später holen. – So, setzt Euch oben drauf, das ist das beste.« Frank Braun gab der Bettlerin ein paar Nickelstücke. »Wie lange Zeit werde ich gebrauchen?« Die Alte bewegte die Lippen, sie hob den kurzen Krückstock und machte mit den Fingern ein paar absonderliche Zeichen. »Sie ist stumm.« erklärte der Chauffeur. »Aber der Weg führt steil den Berg hinab. Ich denke, Sie werden in dreiviertel Stunden unten sein.« Er grüsste, drehte die Kurbel an und sprang rasch auf seinen Sitz. In dichten Staubwolken verschwand sein Wagen. *** Frank Braun stieg den Berg hinab. Es fiel ihm auf, wie anders hier die ganze Natur war. Vor ein paar Stunden noch war er am Ufer der Garda gegangen – unter Palmen. Unter schwindsüchtigen, langweiligen, gestutzten Hotelpalmen freilich, aber es waren doch Palmen. Bambusbüsche deckten den kleinen Zierteich, Magnolien und breitblättrige Bananen wuchsen auf den Beeten. Verschnittene Pinien, spindeldürre Zypressen ragten hier und da auf, dann und wann auch ein starker Eukalyptus. Zitronen wuchsen unter Schutzdächern am Berghange und weithin zogen sich die Kulturen verkrüppelter Oelbäume am See hin. Hier war nichts von alledem, weit hinter ihm lag der Süden. Und der Frühling, der unten am See in voller Pracht stand, wagte hier kaum erst anzuklopfen mit bescheidenem Finger. Ziemlich steil führte der schmale Weg hinab. Ein paar Ziegen begegneten ihm, die das dünne Gras zwischen den Felsen suchten. Dann, bei einer Wendung, blieb er stehen. Hier war endlich ein Ausblick; von einem breiten Steine konnte er hinabsehen. Fast kreisrund lag dort unten ein kleiner See. Ihm gegenüber, und auch nach beiden Seiten hin, fielen die Felswände glatt in das Wasser hinab, es sah aus, als ob kaum ein Hund da noch vorbeilaufen könnte. Zu seinen Füssen weitete sich das Tal ein wenig – da stand das Dorf. Unregelmässig lagen die Dächer verstreut – braunrote Klumpen verwitterter Ziegel. Hier war ein Haufen von Häusern zusammengeballt – da standen zwei – oder eines nur – wie es gerade die ebene Fläche erlaubte. Langsam stieg das Dorf nach Nordosten zu die Berge hinauf – ganz hinten leuchtete matt noch ein letztes, grösseres Dach. Mitten im Dorfe lag die kleine Kirche, von ihr führte ein breiter Weg über den buschbestandenen Abhang der Nordseite weiter hinauf, lief zu einer starken Platte, die fast über dem See hing. Sie schien ganz frei und eben, am äussersten Ende trug sie drei mächtig aufragende Kreuze. Das grösste, ein wenig erhöht, in der Mitte – da hing der Erlöser; zu beiden Seiten ragten die Kreuze der Schacher. Es musste wohl ein Kalvarienberg sein, deutlich sah er auf dem Wege die vierzehn Stationen. Langsam schritt er tiefer hinab. Er traf einen Buben, der eine Kuh grasen Hess. »Wo ist das Gasthaus des Raimondi?« fragte er. Aber der Bengel starrte ihn an, wie ein Gespenst, zog seine Kuh am Stricke in den Busch hinein und gab keine Antwort. Er ging weiter. Kleine Fluren waren eben in den Abhang geschnitten, unten sah er einen Oelgarten, hie und da rankten ein paar alte Reben zwischen verschnittenen Weidenstämmen. Ein Knecht bearbeitete den Boden mit dem Spaten. »Wo ist das Gasthaus des Raimondi?« fragte Frank Braun. Der Bursche rührte sich nicht. Er hatte ein breites, bartloses, hartes Gesicht, über die Massen dumm und hässlich. Ein verschmitztes, starres Bauernlächeln lag über dem weitoffenen Munde. Frank Braun wiederholte seine Frage. »Ich bin nicht von hier –« grinste der Knecht. Der Deutsche wurde ungeduldig. »Zum Henker – du wirst doch wissen wo das Gasthaus ist!« Er gab ihm ein paar Kreuzer. »Da! Führe mich hin!« Der Knecht nahm seinen Spaten über die Schulter und schritt voran. »Wie heisst du?« fragte Frank Braun. Er grinste, aber antwortete nicht. »Nun, es scheint, dass man dich alles zweimal fragen muss! Wie du heisst, will ich wissen!« »Angelo.« sagte er. »– Aber ich bin nicht von hier.« »Das weiss ich bereits. Also woher bist du?« Der Bursche hob den Spaten und wies nach Norden. »Daher!« Dann besann er sich und zeigte nach Westen. »Nein – daher! – Aus Turazzo.« Ein Haus lag vor ihnen, dicht am See. Eine breite Steintreppe führte zu einer kleinen Veranda; Crimson Rambler kroch dicht darüber, aber noch blühte keine der kleinen, roten Rosen. Der Knecht stellte seinen Spaten an die Wand und schickte sich an durch die niedrige Seitentüre in den Stall zu treten. »Dienst du hier?« fragte Frank Braun. »Ja.« »Aber du solltest mich doch zu Raimondis Gasthaus führen.« »Das ist hier.« »Hier? – Also du dienst bei ihm, Bursche? – Und vorhin wolltest du nicht einmal wissen, wo er wohnt?« Der Knecht lachte blöde. »Ich bin nicht von hier.« Dann stapfte er in seinen Stall; ein frohes Ziegenmeckern empfing ihn. Frank Braun stieg die Treppe hinauf, öffnete die Türe und blickte in das Zimmer. »Niemand da?« rief er. Er trommelte mit der Faust auf den Tisch. Aber es kam niemand. Er trat ans Fenster und blickte hinaus über den See, über den kleinen Platz vor dem Hause, über die Strasse – – nirgends sah er einen Menschen. Er wartete eine Weile und rief von neuem – vergebens. Vielleicht hatte ihn der blöde Knecht doch in ein falsches Haus geführt? Er ging hinaus und wanderte über die Gassen. Vorbei an den Häusern und Höfen. Er blickte durch ein paar offene Türen und Fenster, trat hier und da in einen Garten. Nirgends war ein Mensch in dieser toten Stille – ein einziger starker, schwarzer Hund lag auf der Gasse und blinzelte ihn verwundert an. »Verwunschenes Dorf!« dachte er. Von Osten drang ein verworrenes Geräusch zu ihm her. Er ging darauf zu, langsam stiegen die Häuser hier höher hinauf. Bald genug unterschied er–es war ein Singen – dann die gezogenen Töne der Harmonika. Und dazwischen zerhackte Klänge von Tamburin und Triangel. »Des Amerikaners Konzert.« dachte Frank Braun. »Da also ist das ganze Dorf heute versammelt.« Er überlegte, ob er zu der Versammlung gehen sollte, schliesslich schüttelte er den Kopf. »Ein andermal!« Er wandte sich und ging wieder zurück. Hinten im See, ganz am andern Ende, sah er ein Boot liegen. Eine kleine Bucht schob sich da in die Felsen, die ein wenig zurücktraten, er sah das Schilf vorne, dahinter einen schmalen dreieckigen Landstreifen. Hinten sprang ein Giessbach hoch herunter...



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