E-Book, Deutsch, Band 3620, 200 Seiten
Reihe: Super Pulp
evolver Super-Pulp 20: Surfin' Saigon
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-380-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 3620, 200 Seiten
Reihe: Super Pulp
ISBN: 978-3-95719-380-3
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
In SURFIN' SAIGON hat es die sexy Agentin ihrer Majestät mit ganz besonders fiesen Gegnern zu tun: den Entführern ihrer Tochter! So ganz nebenbei mischt der Todesengel des MI6 im dritten Band ihrer unglaublichen Abenteuer eine nazi-verseuchte Welt auf. Mit von der Partie sind wie immer die üblichen Verdächtigen: Sex, Gewalt, Drogen und wahnwitzige Entwicklungen am laufenden Band.
Autoren/Hrsg.
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Berserk – Zirkus des Todes
Es geht los! Lernen Sie zu Beginn dieses nervenzerfetzenden Abenteuers die ehemalige Top-Agentin Kay Blanchard nebst Tochter näher kennen und nehmen Sie erstaunt zur Kenntnis, wie aufregend ein Besuch im Zirkus sein kann. Legen Sie gleich zur Lektüre des ersten Kapitels eine Schachtel Tranquilizer bereit und unbedingt „Being For The Benefit Of Mr. Kite!“ von The Beatles auf den Plattenteller … Rums! Ohne Rücksicht auf Verluste raste Ruby mit ihrem Laufrad gegen die Flügeltür des Sekretariats. Der Plüsch-Elvis auf dem Lenker wirbelte in hohem Bogen davon. Keine Sekunde später wurde die Tür von einem sichtlich genervten Ed Sailer aufgerissen. In seiner kantigen Visage spiegelte sich noch immer der Ärger über die peinliche Sparring-Niederlage: „Geht’s vielleicht ein bisschen leiser, die Damen?!“ Schnaubend richtete sich der Sicherheitsoffizier sein Schulterhalfter und knöpfte das Sakko zu. Er war leider von der fixen Idee besessen, dass man der Lebensform Frau bei jeder Gelegenheit ihre Grenzen aufzeigen musste. Und genau an diesem heiklen Punkt biss er sich bei den Blanchards halt die Zähne aus. Erneut ging die Tür auf. Diesmal war es der Kulturattaché der Schweizer Botschaft. Er knallte Ed die Schnalle ins Kreuz: „Oh, pardon, Mr. Sailer!“ Carl Brugger strich sich mit dem silbernen Knauf seines Gehstocks über das Clark-Gable-Bärtchen. Dann zog er einen opulenten Blumenstrauß hinter dem Rücken hervor und steuerte auf meinen Schreibtisch zu: „Wie mir zu Ohren gekommen ist, hat heute jemand Geburtstag.“ Überrascht kletterten meine Augenbrauen in die Höhe: „Blumen? Für mich? Was hängt denn da für ein Briefchen dran? Ist das ein Trip?!“ „Hahaha! Das sind Karten für den Zirkus, liebe Kay. Der gibt morgen seine letzte Vorstellung.“ Durch die dicken Gläser der Hornbrille warf mir Brugger einen hoffnungsvollen Blick zu, der sich gleich darauf verwegen unter den Schreibtisch schob, wo er eine indiskrete Sekunde zu lang am Saum meines Rocks hängenblieb. Noch bevor ich Carls Einladung hochoffiziell annehmen konnte, startete Ruby eine neue Angriffswelle. Ihr Laufrad krachte von der Gangseite gegen den Türflügel, der Ed zur Abwechslung in die Flanke fuhr. Deeskalation war angesagt: „Carl, haben Sie für Mr. Sailer nicht auch noch eine Karte?“ Der Schweizer Diplomat war Gentleman genug, um sich seine Enttäuschung mit keiner Regung anmerken zu lassen: „Aber natürlich, Kay“, antwortete er knapp. „Eine großartige Idee!“ Dann wandte er sich an Ed, der vor lauter Verwunderung ganz aufs Schimpfen vergessen hatte: „Für Sie wird morgen eine Karte an der Kassa bereitliegen, Mr. Sailer.“ Carl lüftete kurz den Borsalino und empfahl sich. Ed starrte mich verwundert an: „Warum haben Sie das gemacht, Kay?“ „Weil Sie ein netter Typ sind – immer fröhlich, immer ein Scherzwort auf den Lippen. Oder etwa nicht?“ Ich drückte Sailer den Blumenstrauß in die Hand und schob ihn zur Tür hinaus. Enttäuscht flogen meine Augen über den Zettel im Programmheft: „Wir erlauben uns mitzuteilen, dass die Messerakrobatik von Bella Lindt im Rahmen der heutigen Nachmittagsvorstellung ausfällt.“ Schade, die weibliche Messerwerfernummer war die einzige, die mich wirklich interessiert hatte. Momentan stand aber im Zirkus die Kunstschützendarbietung von Dorian Lindt auf dem Programm. Der Artist ließ sich soeben von einem Elektroseilzug nach oben befördern. Während sich das grelle Licht der Spots in meine Pupillen fräste, donnerte mir der Sound der Band in die Gehörgänge: Ramtamtam! Trommelwirbel. Schlagartig wurde es dunkel. Nur ein einsamer Lichtkegel erhellte die Silhouette, die reglos in schwindelnder Höhe unter der Zirkuskuppel ausharrte. Und das auf einer Plattform, die einem erwachsenen Menschen ungefähr so viel Platz bot wie ein Handtuch aus Barbies Badezimmer. Ich kniff die Augen zusammen. Von dramatischen Klängen begleitet, legten bunt uniformierte Ordner in der Manege ein überdimensionales Target aus Ballonseide aus. Am Rand des Zielrings positionierten sie mörderisch spitze, in die Mitte ragende Aluminiumlanzen. Wer hier landete, hatte fraglos das letzte Mal ins Schwarze getroffen. Clown Bennie hüpfte behände zwischen den tödlichen Stangen umher. Unvermittelt legte er eine Hand auf eine der Spitzen, die sich tief in sein Fleisch bohrte. Mit grotesken Folgen: Aus der klaffenden Wunde spritzte eine Blutfontäne mitten ins verdutzte Gesicht meines Sitznachbarn. Selten so gelacht. Weil seine Brillen jetzt komplett versaut waren, konnte der arme Carl Brugger nichts mehr sehen. Ich hielt ihm ein Taschentuch unter die Nase. „Vielen Dank, Kay!“ Peinlich berührt begann Carl seine Colaflaschenböden zu putzen. Gerade als er sie wieder aufsetzte, startete Bennie die nächste Lachnummer. Beim tölpelhaften Versuch, seine Hand von der Folterstange zu ziehen, trieb er sich die Spitze ins rechte Auge. Als ein Blutschwall aus dem gepeinigten Clownsschädel schoss, kreischten die Leute in den Rängen hysterisch auf. Carl indes rang verzweifelt mit seiner Contenance und seinem schlechten Gewissen: „Es ist mir sehr peinlich, dass ich ihnen beiden diese furchtbare Show zumute – ihre arme Tochter hat doch jetzt sicher einen seelischen Schock.“ Bruggers Entschuldigung ging in Rubys Glucksen unter, das sich zu einem regelrechten Heiterkeitsinferno steigerte. Von wegen traumatisiert. Vor lauter Lachen kullerten ihr die Tränen über die knallroten Bäckchen, was den dummen August dazu veranlasste, beleidigt dreinzuschauen. „Bennie kaputt“, meinte er mit trauriger Stimme. Dann riss er sich plötzlich das Auge aus der Höhle, zog die lädierte Hand von der Spitze und kegelte sich als Draufgabe die dazugehörige Extremität von der Schulter. Den nunmehr nutzlosen Arm schleuderte er in die Arena. Jetzt war Ruby nicht mehr zu halten. Das Kind sprang vom Schoß seiner überraschten Mutter, hüpfte in die Manege und schnappte sich den Körperteil. Eine Verfolgungsjagd begann, die das Publikum mit schallendem Gelächter goutierte. Ruby schwenkte den blutigen Arm wie eine Trophäe. Hinter ihr wackelte Benny: „Akrobat kaputt!“, kreischte er, dicht gefolgt von der uniformierten Truppe, die verzweifelt versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Mittlerweile hatte die Band wieder voll eingesetzt. Der Zirkusmarsch fetzte von der Orchesterloge. Fast unbemerkt hatte mitten in dem ganzen Tohuwabohu die Direktorin die Manege betreten. Vivi Lindt hieß die Dame laut Programm – und ihr knallroter Catsuit presste sich an die üppigsten Formen seit Divine in Mondo Trasho. Ein verräterischer Fleck in der Schrittgegend ließ Platz für interessante Spekulationen. Die Frau Direktorin lüftete kurz den Zylinder und ließ dann mit eisiger Miene ihre Peitsche knallen, wobei nicht ganz klar war, welchen Zweck sie mit der Übung verfolgte. Sollte sie vorgehabt haben, Ruby einzuschüchtern, so war der Versuch kläglich gescheitert: „Juhu, Mami, ich geh den Tiger füttern!“, schrie die Kleine mir zu und stürmte mit dem desolaten Clownsarm die Ränge hinauf, wo sie plötzlich zwischen den Stühlen verschwand. Und nicht mehr auftauchte … Es reichte, das Kind hatte seinen Spaß gehabt! Reflexartig schoss ich aus dem Stuhl und federte über die Logenbegrenzung. Aus den Augenwinkeln registrierte ich, dass auch Ed und Brugger aufgesprungen waren. Oben wartete der „Furchtlose Dorian“ noch immer auf das Startsignal zu seiner Todesnummer, das just in dem Augenblick erfolgte, als ich Ruby hinterher wollte. Die Direktorin hob die Peitsche. Tusch. Dann ging bis auf einen Spot das Licht aus, und Dorian Lindt stürzte sich waghalsig in die Tiefe. Simultan zog er seine Pistole. Mit drei gezielten Schüssen brachte er die Todeslanzen zum Kippen, bevor ein Bungee-Seil dafür sorgte, dass er sanft auf dem schwarzen Feld landete. Das Publikum tobte vor Begeisterung. Ich nicht – dafür fiel mir etwas auf. Im Halbdunkel der Manege war der lustige Bennie zur Tagesordnung übergegangen. Wie durch Zauberhand war er wieder komplett. Er jonglierte lässig ein paar Keulen und taxierte dabei mich und meine beiden Begleiter. Sein Blick spiegelte mitnichten fröhliche Unbeschwertheit, sondern vielmehr eine abgründige Boshaftigkeit. Die kleine Kay im Hinterstübchen war in höchster Alarmbereitschaft: Irgendetwas stimmt hier nicht, Schätzchen, also mach dich auf die Suche nach der Kleinen. Und zwar presto! Ich warf mich vor den verdutzten Zusehern auf den Bauch und starrte durch ein Loch im Manegenrand angestrengt in den Hohlraum unter den Rängen: „Ruby!“, brüllte ich und konnte schemenhaft erkennen, dass sich in der Dunkelheit etwas bewegte. Wie war das Kind da nur hinuntergekommen? Kaum hatte ich’s zu Ende gedacht, tippte mir jemand auf die Schulter. Es war ein blondes Nummerngirl im heißen Glitzeroutfit. Quer über ihre Züge verlief eine hässliche Narbe. Sie verzog die entstellten Lippen zu einem desaströsen Lächeln. „Photo gefällig?“ Noch bevor ich die Gegenfrage anbrachte, wie man in die Holzkonstruktion unter den Sitzreihen gelangen konnte, zückte sie eine Kamera. Die grelle Wucht des Blitzlichts ließ mich zurückfahren, vor meinen Augen tanzten auf einmal lustige bunte Kreise. „Den Abzug kriegen Sie am Ende der Show.“ Konsterniert versuchte ich die Fotografin zur Seite zu schieben, da stellte...