E-Book, Deutsch, 168 Seiten
Euler / Sporn Institutionelle Differenzierung und Profilbildung im Hochschulbereich
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7481-8705-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 168 Seiten
ISBN: 978-3-7481-8705-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die in dieser Ausgabe veröffentlichten Beiträge thematisieren neue Herausforderungen im Spannungsfeld von Differenzierung und Profilbildung, die sich für das Hochschulsystem insgesamt, aber auch für einzelne Hochschulen stellen. Sie beziehen sich auf Entwicklungen in Österreich, der Schweiz und Deutschland und aus institutioneller Perspektive auf Erfahrungen aus Universitäten, Fachhochschulen sowie Pädagogischen Hochschulen. Vier der acht Beiträge thematisieren unterschiedliche Facetten der Profilbildung von Hochschulen, drei beschäftigen sich mit Fragen der Differenzierung von Studierenden und ein Text berührt Fragen der Verbindung von akademischer und beruflicher Bildung.
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Stefanie GRAF2 (St. Gallen)
Pädagogische Hochschulen der Schweiz: vom Juniorpartner zum etablierten Hochschultyp Zusammenfassung Die Pädagogischen Hochschulen sind mit dem Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz Teil des nationalen Hochschulraums geworden. Sie entwickeln als jüngster Hochschultypus ihr Profil in Abgrenzung zu Universitäten und Fachhochschulen. Dabei verfügen sie über einige einzigartige Merkmale. Noch werden sie nicht vollumfänglich als gleichwertiger Hochschultypus anerkannt. Mit ihrem eigenständigen Profil und ihrer Expertise im Lehren und Lernen kann es ihnen jedoch gelingen, ein etablierter Hochschultypus zu werden. Schlüsselwörter Pädagogische Hochschule, Hochschullandschaft, Hochschultypus, Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz Swiss universities of teacher education:
Overcoming junior partner status Abstract Universities of teacher education became part of the Swiss national higher education system as a result of the Higher Education Act. They are the youngest higher education institutions and have developed their own profile to differentiate themselves from traditional universities and universities of applied sciences. Although they possess some unique characteristics, until now they have not been considered of equal value as the other two forms of educational institution. However, due to their unique profile and expertise in learning and teaching, they have the potential to become well-established institutions in the field of higher education. Keywords University of teacher education, higher education area, higher education institutions, Higher Education Act 1 Schweizerische Hochschultypen Mit der Schaffung eines nationalen Hochschulraums auf Grundlage des Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetzes (HFKG) wurden 2011 für die Schweiz drei Hochschultypen gesetzlich verankert: die universitären Hochschulen sowie die Fachhochschulen und die pädagogischen Hochschulen (Art. 2 Abs. 2 HFKG). Letztere sind der jüngste Hochschultyp. Bislang unterstanden die Pädagogischen Hochschulen einzig ihrer kantonalen Trägerschaft. Der Bund hatte keine Steuerungsaufgabe. Mit dem HFKG eröffnen sich für die Pädagogischen Hochschulen zahlreiche neue Möglichkeiten, aber auch neue Standards, denen sie genügen müssen. So begannen Prozesse, die Hochschulen über ihre Typen hinweg nach gleichen Kriterien zu beurteilen (vgl. Akkreditierungsrichtlinien), über gleiche Gefäße zu alimentieren (z. B. „Projektgebundene Beiträge“ nach Art. 59 HFKG) und ihre Zusammenarbeit institutionell zu fördern (z. B. durch Gremien der Rektorenkonferenz swissuniversities). Dieser Druck von außen, als jüngster Hochschultyp die Standards lange etablierter Hochschulen zu erfüllen, auf Augenhöhe zu kooperieren und die neuen Chancen des HFKG zu nutzen, fordert die Pädagogischen Hochschulen. Vorliegender Beitrag geht aus der Sicht der Hochschulentwicklung der Frage nach, wie es den Pädagogischen Hochschulen gelingt, sich mit eigenem Profil von den anderen Typen zu differenzieren und als gleichwertigen Typ zu etablieren. Ausgangspunkt des Artikels sind Erfahrungen in der institutionellen Zusammenarbeit der Rektorenkonferenz swissuniversities. 2 Profil der Pädagogischen Hochschulen Die Pädagogischen Hochschulen (PH) stehen zwar in unterschiedlichen Traditionen und haben abweichende rechtliche Formen (CRIBLEZ & LEHMANN, 2016), in ihrem Leistungsauftrag sind sie jedoch vergleichbar. Dies formt Eigenheiten heraus, welche sie von den anderen beiden Typen unterscheiden. Gleichwohl gibt es auch Anlehnungen an die bereits länger etablierten Hochschulen. Diesem Spannungsverhältnis wird in diesem Kapitel nachgegangen. 2.1 Merkmale des Hochschultypus Pädagogische Hochschule Für die PH besteht bislang keine überkantonale rechtsverbindliche Definition. Was eine PH ausmacht, wird lediglich mit weichen Steuerungsinstrumenten umschrieben (CRIBLEZ & LEHMANN, 2016). So haben die PH in Abgrenzung zu den Universitäten und zu den Fachhochschulen Merkmale ihres Hochschultyps definiert (Kammer PH, 2017a). Sie heben dabei die Rolle der PH in der Entwicklung des Bildungssystems, der gesellschaftlichen Integration und des sozialen und kulturellen Zusammenhalts hervor. Die PH sind spezialisiert auf die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen und Fachpersonen der Bildung sowie auf die berufsfeldorientierte Forschung, Entwicklung und Dienstleistungserbringung. Ein weiteres Merkmal ist die Verbindung von Bildungswissenschaft und Bildungspraxis. Die PH bieten eine evidenzbasierte Berufsausbildung an und arbeiten eng mit dem Berufsfeld zusammen. Ihr Personal ist entsprechend gemäß dem doppelten Kompetenzprofil qualifiziert (wissenschaftliche und berufspraktische Qualifikation). Weitere Merkmale sind eine große Interdisziplinarität, eine hohe Diversität der Zulassungswege, hohe Verantwortung in der Ausgestaltung kantonaler Bildungspolitiken, starke regionale Verankerung und eine internationale Vernetzung. In der Darstellung der Merkmale durch die Kammer PH werden zwei Dinge deutlich: Einerseits übernehmen die PH Konzepte der beiden anderen Hochschultypen. Andererseits zeigen sich mehrere Aspekte, die einzigartig für die PH sind. Mit dieser Mischung definieren die PH ihr eigenständiges Profil. 2.2 Annäherung an Universitäten und Fachhochschulen Zwei Aspekte des universitären Selbstverständnisses und des Profils der Fachhochschulen sind auch für die PH von großer Bedeutung. Gleichsam stehen die beiden Aspekte an den PH in einem Spannungsverhältnis, das es zu überbrücken gilt. 2.2.1 Wissenschaftsbezug von Aus- und Weiterbildung Zu den Punkten, die eine Annäherung an die anderen beiden Hochschultypen zeigen, gehört der explizite Wissenschaftsbezug der Aus- und Weiterbildung. Nach erfolgreicher Tertiarisierung (Ansiedlung der Ausbildung auf Hochschulstufe und Ausgestaltung gemäß Bologna-Systematik, Vergabe von akademischen Abschlüssen) ist dies ein Schritt der nachfolgenden Akademisierung (LEHMANN, 2018), der an den PH noch nicht umfassend abgeschlossen ist und nicht selten eine innere Zerreisprobe darstellt. Der Anspruch bedingt eine Forschungs- und Entwicklungstätigkeit, die sich auf Augenhöhe mit anderen Hochschulen bewegt und auch im internationalen Wettbewerb erfolgreich ist. Nachdem die PH in den letzten zwanzig Jahren Forschungsabteilungen aufgebaut haben, fordern sie nun zur Förderung des eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses auch das Promotionsrecht (vgl. Kammer PH, 2017b) und richten in Kooperation mit in- und ausländischen Universitäten Doktoratsprogramme ein (vgl. PgB-Projekt P-1, 2017-2020. Doktoratsprogramme und zukunftsgerichtete Entwicklung des 3. Zyklus). Sie verbessern aktiv ihre Reputation beim Schweizerischen Nationalfonds und partizipieren an seinen Förderprogrammen. Das wissenschaftliche Personal rekrutieren die meisten PHs international, wobei die Bildungswissenschaften einen überschaubaren Markt darstellen. Die Mehrheit des wissenschaftlichen Personals sind Abgängerinnen und Abgänger von Universitäten. Die Förderung des eigenen Nachwuchses, d. h. ausgebildeter Lehrpersonen, und deren Qualifizierung für eine wissenschaftsbasierte Lehrtätigkeit im Status eines Dozenten, einer Dozentin, ist eine neue Entwicklung. 2.2.2 Doppeltes Kompetenzprofil Trotz aller Wissenschaftsorientierung ist die Berufspraxis ein zentraler Pfeiler dieses Hochschultyps. In Anlehnung an die Fachhochschulen reklamieren die PH für sich ebenfalls die enge Verbindung von Wissenschaft und Praxis und übernehmen den Begriff des doppelten Kompetenzprofils. Dieser unterscheidet sich allerdings vom Verständnis der Fachhochschulen (vgl. Kammer FH, 2017). Während an Fachhochschulen die Durchlässigkeit von Berufsfeld und Hochschule z. B. bei Berufskarrieren gezielt gefördert wird, ist dies bei Pädagogischen Hochschulen bisher kaum der Fall. Hier sehen die PH ein deutlicheres Gefälle zwischen Praxis und Hochschule. Die Innovation erfolgt, überspitzt gesagt, an der PH, das Berufsfeld wird durch diese befruchtet und entwickelt. Bei Fachhochschulen erfolgt die Innovation stärker in den zugehörigen Berufsfeldern, z. B. in Unternehmen der Privatwirtschaft. Die PH haben sich zum Ziel gesetzt, ihr eigenes Verständnis des doppelten Kompetenzprofils zu definieren und zu institutionalisieren (vgl. PgB-Projekt P-11, 2017-2020. Doppeltes Kompetenzprofil der Pädagogischen Hochschulen: institutionelle und individuelle Anforderungen an den Berufsfeldbezug). 2.3 Abgrenzung zu Universitäten und Fachhochschulen Trotz der Gemeinsamkeiten mit Universitäten und Fachhochschulen unterscheiden sich die PH in mehreren Punkten deutlich von den anderen beiden Hochschultypen. Dies beeinflusst ihre Angebotsgestaltung und ihre Entwicklungsperspektiven. 2.3.1 Evidenzbasierte Berufsausbildung Trotz der angestrebten...