Eschbach | Eine unberührte Welt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Eschbach Eine unberührte Welt

Inklusive neuer Geschichten
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-4336-5
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Inklusive neuer Geschichten

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

ISBN: 978-3-7517-4336-5
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mit 13 neuen Geschichten! Erfahren Sie, wie - und vor allem warum - man UFOs anlockt. Wie die Zukunft des autonomen Fahrens aussieht. Ob es im Garten Eden nicht zu langweilig ist. Wie gefährlich gut gemeinte Liebesbeweise sind und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir im Müll ersticken. Außerdem in diesem Band: eine apokryphe Geschichte um die Haarteppichknüpfer. Diese Neuauflage beinhaltet alle ursprünglichen 27 Erzählungen des Sammelbandes und wird um neue Geschichten erweitert, die der Autor seit der Erstveröffentlichung geschrieben hat.


Andreas Eschbach, geboren 1959 in Ulm, schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller Das Jesus-Video (1998), dem er 2014 mit Der Jesus-Deal eine spektakuläre Fortsetzung folgen ließ. Sein Roman NSA Nationales-Sicherheits-Amt beschäftigt sich mit der brisanten Frage: Was wäre, wenn es im dritten Reich bereits Computer gegeben hätte - und deren totale Überwachung?

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Humanic Park
Da wir nun schon mal mit dem Thema »Aussterben« angefangen haben: Die folgende Geschichte ist natürlich eine Hommage an Michael Crichtons »Jurassic Park«, seinen wohl besten Roman, wenn man mich fragt. Ich fand immer, dass es sich dabei um eine Geschichte handelt, die nach satirischer Weiterverwertung ruft: Was, wenn wir die Dinosaurier und ausgestorben wären – und geklont wiederauferstünden …? Erschienen ist sie erstmals im Dezember 1999 im Magazin STARVISION. Die meisten der Ankömmlinge waren Kinder. Noch benommen von dem langen Flug folgten sie den Erwachsenen von der Landeplattform hinab zu den etwas abseits gelegenen Empfangsgebäuden. Der Nebel, der die ganze Insel einhüllte, drückte kühl und feucht zwischen den Bergen herab und ließ die hohen Energieschirme rechts und links des Weges glänzen wie halb durchsichtige Seidenkokons. Peria drehte sich gerade das zweite Mal nach den Kindern um, die sich verdächtig folgsam verhielten, und wollte sie ermahnen, sich in ihrer Nähe zu halten – überflüssigerweise, denn sie folgten ihr auf dem Fuß –, als ein Beben durch das Laufnetz ging, das alle Besucher veranlasste, abrupt stehenzubleiben. Einen Schlag des Bauchherzens lang war Stille, dann wiederholte sich das Beben, nur stärker, näher. Die Tautropfen auf den Knoten des Netzes zitterten. »Schaut nur«, hauchte eines der Kinder. Durch das perlmuttene Schimmern des Feldes hindurch war eine Bewegung zu sehen, eine unglaubliche Bewegung. Niemand rührte sich. Sie hatten die Prospekte gelesen und die Berichte in den Medien gesehen und geglaubt, vorbereitet zu sein. Aber die Wirklichkeit, insbesondere die schiere Größe, übertraf alle Erwartungen. Der Boden unter ihnen dröhnte, als das Wesen hinter der Abschirmung sich auf die Knie niederließ. Ein riesiger Kopf senkte sich herab, und zwei große, überraschend bewegliche Augen musterten die Gruppe der Ankömmlinge. Dann, nach einer Weile, stand das Wesen wieder auf und entfernte sich mit enormen, donnernden Schritten. »War das ein Mensch?«, piepste Ela-006133. »Ja«, sagte Peria-230767. »Das war ein Mensch.« Sie folgten den anderen den Netzpfad zu den Empfangsanlagen hinunter. Ein Schild überspannte den Weg. WILLKOMMEN IM MENSCHEN-PARK stand in großen Leuchtbuchstaben darauf. Die Halle, in der sie sich versammelten, war mit großen Fotografien der auf der Insel lebenden Menschen geschmückt. Peria-230767 betrachtete sie fasziniert. Als Kind war sie vor den riesigen Menschenskeletten in den Museen gestanden und hatte versucht, sich vorzustellen, wie die Welt damals ausgesehen haben mochte, als diese gewaltigen Wesen sie beherrscht hatten. Wie sie auf ihren zwei Beinen durch die urzeitlichen Wälder geschritten waren. Und nun hatten sie gerade am eigenen Leib erlebt, wie die Erde gebebt haben musste unter ihrem Schritt … Unglaublich faszinierend. »Ich darf Sie alle herzlich willkommen heißen im MENSCHENPARK, der weltweit ersten und einmaligen Attraktion auf dem Gebiet der Menschenkunde …« Die Kinder waren weit weniger fasziniert. Sie waren gekommen, um Menschen zu sehen. Der Vortrag, mit dem die Parkführerin begann, langweilte sie. »Betragt euch!«, mahnte Peria-230767. »Sonst nehm ich euch ans Netz!« Gemaule, aber sie rissen sich zusammen. »Die Menschen in diesem Park«, fuhr die Parkführerin fort, »sind geklont. Das bedeutet, dass wir sie in unserem Laboratorium gentechnisch erzeugen.« Eine Reihe von Projektionen leuchteten hinter ihr auf und illustrierten den Vorgang. »Wir entfernen aus der befruchteten Eizelle eines Säugetiers die Erbinformation und ersetzen sie durch menschliche Erbsubstanz. Danach wächst aus der Eizelle ein Lebewesen, ein ganz normaler Vorgang – nur dass es sich dabei um ein Lebewesen handelt, das seit Jahrmillionen ausgestorben ist …« Ein Zwischenrufer wollte wissen, aus welchem Säugetier die Eizellen stammten. »Nun, die Auswahl ist nicht sehr groß, da nur wenige Säugetierarten den Untergang der Menschen überlebt haben«, sagte die Parkführerin. »Wir verwenden Eizellen von Ratten.« Peria-230767 nickte. Das hatte auch in dem Prospekt gestanden. Und auch, dass man vermutete, bei den Ratten habe es sich um eine mit den Menschen konkurrierende Lebensform gehandelt. »Sie werden wahrscheinlich wissen wollen, woher wir unsere menschliche Erbsubstanz bekommen.« Die Führerin deutete auf einen großen gelben, transparenten Stein, der, in Metallringe eingefasst, hinter ihr an der Wand hing. »Hieraus. Aus Bernstein – dem versteinerten Harz prähistorischer Bäume.« Ein Raunen ging durch die Zuhörerschaft, obwohl diese Tatsache sicherlich keinem der Anwesenden mehr unbekannt sein konnte. »Baumsaft«, erläuterte die Parkführerin, »tropft häufig auf Insekten und schließt diese ein. Dadurch bleiben sie in der Versteinerung vollständig erhalten. Wenn es sich bei dem eingeschlossenen Tier um ein stechendes Insekt gehandelt hat, besteht die Möglichkeit, dass es kurz vor seinem Tod einen Menschen gestochen hat und folglich noch dessen Blut in sich trägt.« Auf einem Monitor sah man, wie unter einem Mikroskop eine lange Nadel durch den Bernstein getrieben wurde und in den Brustkorb einer prähistorischen Mücke stach. »Doch man muss noch mehr Glück haben, denn da die roten Blutkörperchen eines Säugetiers, wie es die Menschen waren, keinen Zellkern und daher auch keine Erbsubstanz enthalten, mussten wir die viel selteneren weißen Blutkörperchen suchen, die einen Zellkern besitzen. Das ist uns geglückt. Es war eine lange, mühevolle Arbeit. Dass sie sich gelohnt hat, davon werden Sie sich auf Ihrer Rundfahrt durch den MENSCHEN-PARK nun gleich mit eigenen Augen überzeugen können.« Die Panoramabahn fuhr vollautomatisch gesteuert, immer zwischen den Gehegen der einzelnen Menschengruppen hindurch. Die Kinder gerieten ganz aus dem Nestchen, als sie die ersten Menschen sahen. »Schaut nur, sie haben sich Kleider gemacht!«, rief Ela-006133 begeistert. »Sie müssen intelligent sein.« »Ja«, meinte Peria-230767 wohlwollend. »Nach allem, was die Wissenschaft weiß, müssen sie eine fast spinnenähnliche Intelligenz besessen haben.« Sie fuhren an einem Menschen vorbei, der schlafend im Gras lag. Als die Wagen der Panoramabahn langsam an ihm vorüberzogen, öffnete er kurz die Augen, schaute eine Weile unschlüssig, aber nicht übermäßig interessiert herüber und wandte sich schließlich wieder ab. »Können die Menschen auch bestimmt nicht ausbrechen?«, vergewisserte sich Ela-006133 ängstlich. »Nein, Quatsch«, versetzte Loto-115341. »Die Schutzfelder sperren sie doch ein.« »Selbst wenn einige Menschen tatsächlich ausbrechen sollten, könnten sie nicht lange außerhalb des Parks überleben«, beruhigte Peria-230767 sie. »Die Schutzfelder schützen nämlich nicht nur uns vor den Menschen, sie schützen auch die Menschen vor der Sonnenstrahlung und vor vielen Bestandteilen der Luft, die sie nicht vertragen.« »Ehrlich?«, staunte Loto-115341. »Unsere Atemluft ist schlecht für sie?« »Ja. Unter den Feldern wird künstlich eine Atmosphäre erzeugt, wie sie vor Jahrmillionen auf der Erde geherrscht hat.« Die Panoramabahn erreichte ein anderes Gehege, in dem einige Menschen vor einem Baum standen, dessen Früchte sie pflückten und aßen. Auch sie schenkten den Besuchern nur beiläufig ihre Aufmerksamkeit. »Wisst ihr eigentlich, dass man die Menschen auch die Wegbereiter nennt?«, fragte Peria-230767 ihre Kinder. »Ohne sie gäbe es uns heute nicht.« »Ehrlich?«, staunten sie. »Warum?« »Damals, vor Jahrmillionen, als die Menschen die Erde bevölkerten, war diese Welt noch kalt und dunkel. Ein dichter Panzer aus dreiwertigem Sauerstoff, dem sogenannten Ozon, umschloss den Planeten und hielt die wertvollsten Bestandteile des Sonnenlichts davon ab, die Erdoberfläche zu erreichen. Es gab kaum wärmende Radioaktivität, und die Atmosphäre wäre für uns unerträglich gewesen, so hoch war die Sauerstoffkonzentration. Unsere Art hätte sich überhaupt nicht entwickeln können – hätte es nicht die Menschen gegeben, die den Planeten umgestalteten.« Die Menschengehege draußen waren vergessen. Die Kinder hingen wie gebannt an ihren Kieferfühlern. Peria-230767 nickte bedeutungsvoll und fuhr fort: »Wir wissen nicht sehr viel über die Zeit damals. Es muss eine sehr kurze Epoche gewesen sein, in der die Menschen mit gewaltigen technischen Anlagen die Verhältnisse auf der Erde grundlegend veränderten. Sie sprengten den Ozonpanzer, sodass das Licht der Sonne endlich frei auf die Erde fallen konnte; sie rotteten viele der Pflanzen aus, die den schädlichen Sauerstoff produzierten, und mit Hilfe anderer technischer Geräte, die sie in unglaublichen Mengen gebaut haben müssen – immer wieder findet man versteinerte Überreste davon –, reicherten sie die Atmosphäre mit frischem Kohlendioxid und Kohlenmonoxid an, mit aromatischen Stickoxiden und duftenden Schwefelwasserstoffen und tausend anderen wichtigen Bestandteilen. Sie gruben in der Erde nach allen radioaktiven Substanzen, die sie finden konnten, und setzten deren Strahlung frei; ja, sie erzeugten sogar künstlich weitere radioaktiv strahlende Elemente. So schufen sie eine Welt, die unseren Vorfahren optimale Entwicklungsmöglichkeiten bot – deshalb nennt man sie die...



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