Esch | In Adelskreisen - Folge 38 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 38, 64 Seiten

Reihe: In Adelskreisen

Esch In Adelskreisen - Folge 38

Hübsch – aber viel zu stolz
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8387-5917-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Hübsch – aber viel zu stolz

E-Book, Deutsch, Band 38, 64 Seiten

Reihe: In Adelskreisen

ISBN: 978-3-8387-5917-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Prinzessin Arabella ist empört. Sie, die als Modejournalistin in den letzten drei Jahren hofiert und gelobt wurde, soll unzuverlässig und völlig unbegabt sein? Das jedenfalls behauptet der neue Chef des Modemagazins 'Mylady', Dr. Berenzow, und lehnt jede weitere Zusammenarbeit mit ihr ab. Wie schwer ihm die Trennung fällt, ahnt Arabella nicht. Denn Dr. Berenzow hat sich auf den ersten Blick in die schöne, aber viel zu stolze Prinzessin verliebt ...

Esch In Adelskreisen - Folge 38 jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Gerbert Goslar, Deutschlands Modezar Nummer eins, sah ungeduldig auf seine Cartier-Armbanduhr. Er war ein überschlanker, übersensibler und übereleganter Mann, Anfang fünfzig, sonnengebräunt und das dichte, aus der hohen, schmalen Stirn zurückgebürstete Haar unauffällig blondiert. Man sah ihm den Ästheten an, was man ihm nicht ansah, war, dass er ein hervorragender und kalt kalkulierender Geschäftsmann war. Das machte die Menschen, mit denen er zu tun hatte, gelegentlich unvorsichtig. Seit mehr als zehn Jahren waren seine Kreationen von durchschlagendem Erfolg. Die europäischen Prinzessinnen kamen zu seinen Modenschauen ebenso wie die großen Stars aus Hollywood. Wer einen hochkarätigen Namen und ein dazu passendes Bankkonto besaß, legte Wert darauf, pro Saison mindestens ein oder zwei Schöpfungen des Couturiers zu erwerben. Für diese superexklusiven Damen, die zu versnobt waren, um sich mit gewöhnlichen Sterblichen zusammen eine Modenschau anzusehen, führte der Modezar in seinen eigenen Räumen in München vor der offiziellen Premiere ausgewählte Modelle vor. Auch heute warteten wieder fünfzehn Film-, Geld- und Blutsprinzessinnen auf dieses Ereignis. Es waren Damen, die nicht zu warten gewöhnt waren und bereits ungeduldig wurden. Wo blieb sie nur? Wieder ein ungeduldiger Blick auf die Uhr. Goslar hatte einen Vertrag mit der international renommierten Modezeitschrift »Mylady«, der dahin lautete, dass eine Journalistin des Blattes an dieser unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindenden Modenschau anwesend sein und darüber berichten durfte, über die vornehmen Gäste ebenso wie über die Modelle, immer vorausgesetzt, es handelte sich um eine Dame, die zu seiner Kundschaft passte. Die Dame, die man ihm zum ersten Mal vor drei Jahren geschickt hatte, passte zweifellos zu seiner Kundschaft. Es handelte sich um Arabella Prinzessin von Dornsbergen. Was sie von den übrigen Damen unterschied, war lediglich ihr Bankkonto. Prinzessin Arabella stammte aus der verarmten Seitenlinie eines uradeligen Geschlechts. Ihre Eltern waren kurz hintereinander gestorben, als sie noch ein Teenager gewesen war, und ihre reichen Verwandten hatten keinen Wert darauf gelegt, dass ein Mädchen von so auffallender Schönheit, dazu begabt und klug, ihren weniger prachtvoll ausgefallenen Töchtern auf dem internationalen Heiratsmarkt Konkurrenz machte. Deshalb hatte man die schöne Arabella, kaum dass sie volljährig gewesen war, in die Modebranche abgeschoben. Entschlossen, es ihrer wenig liebevollen Familie zu zeigen, hatte sich die Prinzessin in die Arbeit gekniet. Sie hatte zunächst einige Semester die Modeschule besucht. Als sie dann gemerkt hatte, dass ihr das Entwerfen nicht besonders lag, hatte sie sich als Modell Geld verdient und Journalismus studiert. Dank ihrer Erfahrungen in der Modebranche, kombiniert mit diesem Studium, und nicht zuletzt wegen ihres Äußeren war es ihr nicht schwergefallen, in diesem überlaufenden Beruf unterzukommen. Und da sich Arabella nicht langsam hochdienen, sondern gleich oben anfangen wollte, hatte sie sich bei dem teuersten Mode- und Gesellschaftsjournal Deutschlands vorgestellt – und war aufgrund ihres Namens empfangen und angestellt worden. Man hatte nämlich gerade jemand gesucht, der geeignet war, die private Modenschau Goslars zu kommentieren. Warum sollte man es nicht mit einer Hoheit versuchen, die erfreulicherweise sogar noch die notwendige Ausbildung vorweisen konnte? Prinzessin Arabella hatte einen flüssigen Stil und verstand es, geistreich und charmant im Jargon eben dieser Leute zu plaudern. Natürlich half ihr auch der Umstand, dass sie mit den meisten Familien des Hochadels irgendwie verwandt oder verschwägert war. Sie hörte Dinge, die man jemand anderem nie anvertraut hätte, und brachte sie auf eine Art, dass derjenige sich sogar noch geschmeichelt fühlte. Dazu war ihr Geschmack hervorragend. Sie konnte die extravagantesten Modelle mit selbstverständlicher Grazie tragen – und sie standen ihr sogar noch! Und so hatte man sich bald darum gerissen, einen Beitrag der schönen Prinzessin zu veröffentlichen. Arabella schrieb nicht nur für die »Mylady«, sondern auch für andere Hochglanzmagazine dieser Art. Da die Prinzessin von ihren reichen Verwandten nicht gerade mit Liebe verwöhnt worden war, genoss sie jetzt den Triumph der Anerkennung. Sie reiste in der ganzen Welt herum, selbstverständlich immer erster Klasse, wohnte in den teuersten Luxussuiten der Hotels und wurde von den Modeleuten ebenso hofiert wie von der Schickeria, über die sie berichtete. Aber heute würde er ihr die Meinung sagen!, entschloss sich Gerbert Goslar. Was bildete sich diese aristokratische Gans eigentlich ein? Ihr letzter Artikel war miserabel gewesen – auf die wesentlichen Dinge war sie überhaupt nicht eingegangen! Und er hatte gehört, dass es nicht das erste Mal war, dass sie ihre Arbeit nachlässig erledigte. Sicher, man hatte ihr vor Jahren die Chance aufgrund ihres Namens gegeben – aber das bedeutete nicht, dass sie es sich leisten konnte, größenwahnsinnig zu werden. Jedenfalls nicht bei ihm! Es war bereits zwanzig Minuten über die Zeit, und der Couturier entschloss sich, mit der Modenschau zu beginnen. Der Vorführraum war lang und schmal. Die Wände bestanden aus Spiegeln, vor denen, locker gruppiert, mit blassgrauem Samt bezogene Sessel standen. Auf kleinen Tischchen standen Champagner und silberne Platten mit winzigen Weißbrotscheiben mit Kaviar, Hummer, rohem Schinken und würzigem Käse. Man bekam Hunger, wenn man sie ansah, und noch mehr, wenn man sie probierte. Nun trat Gerbert Goslar vor den zartgrauen Samtvorhang, der die kleine Bühne verdeckte. »Für Sie meine verehrten Damen: die schönsten Modelle meiner diesjährigen Herbstkollektion!« Eine Verneigung, freundlicher Applaus. Die indirekte Beleuchtung erlosch, der Vorhang rauschte zur Seite, Scheinwerferlicht erfasste die Gestalt, die in der Mitte der Bühne stand. »Du lieber Himmel!« Prinzessin Arabella lachte hell auf. »Was für ein Auftritt! Und ich hoffte, mich ganz heimlich hereinzuschleichen, damit niemand mein Zuspätkommen entdeckt! Verzeihung!« Sie verneigte sich übertrieben vor dem wie versteinert dastehenden Modeschöpfer und sprang dann, noch immer lachend, die Stufen hinunter, lief über den roten Teppich, winkte einer Cousine zu, küsste die Hand einer alten Tante und ließ sich schließlich neben einer bekannten Filmschönheit in den Sessel fallen. »Uff, immer diese Hetze! Jetzt brauche ich ein Glas Champagner!« Sie winkte eine der Bedienungen herbei, sprach laut und ungeniert und bat um die Namensliste der Anwesenden. Goslar kochte vor Wut. Sein Lächeln aber blieb liebenswürdig, während er die Namen der verschiedenen Modelle ansagte. Die Skianzüge, die Après-Ski-Modelle, die sportlichen Tageskleider, Kostüme und Pelze, die eleganten Nachmittagskleider und schließlich, wie immer, die großen Abendroben. Arabella machte sich Notizen über die Modelle und interviewte so nebenbei den Filmstar, der sehr davon beeindruckt war, dass eine echte Prinzessin sich die Mühe machte, sie nach ihrem Werdegang zu fragen, um darüber exklusiv in »Mylady« zu berichten. Während Goslar seine fünf Mannequins über den roten Teppich schickte, der sich der Länge nach durch den Raum erstreckte und einen Laufsteg ersetzte, erinnerte er sich daran, wie er vor drei Jahren zu jenen gehört hatte, die die schöne Prinzessin förderten, wo sie nur konnten. Wie bezaubernd war sie damals gewesen! Schön, charmant, klug, fleißig und ehrgeizig. Sie hatte die große Karriere gemacht, zu der ihr Name ihr die Türen geöffnet hatte. Und was war im letzten Jahr aus ihr geworden? Zumindest fiel es seit einem Jahr auf, dass sie unzuverlässig, unpünktlich und gleichgültig in ihrer Arbeit war. Ihre Ansprüche und ihre Arroganz wuchsen mit dem Nachlassen ihres Fleißes und ihrer Arbeitsqualität. In ihrer Selbstüberschätzung vertrat sie die Ansicht, dass sich alles nach ihr zu richten hatte. Und dass auch eine lässig hingeworfene Studie, wenn sie nur mit »Arabella« gezeichnet war, das höchste Honorar verdiente. Das Einzige, das sich nicht geändert hatte, war ihre hinreißende Schönheit – wenn man davon absah, dass ihr ehemals liebenswerter Gesichtsausdruck inzwischen hart und hochmütig geworden war. Arabella war groß, bestimmt einen Meter fünfundsiebzig, und sehr schlank. Da sie feingliedrig war, wirkte sie nicht eckig oder knochig, wie man das auch bei den berühmtesten Mannequins häufig antraf. Sie hatte traumhaft geformte Beine und bemerkenswert schöne Hände. Ihr Hals war graziös gebogen und ihre Haltung wahrhaft königlich. Ihr Gesicht war von einem vollkommenen Oval, die feine Nase mit stark ausgeprägten Nüstern und ein wenig gebogen, was sie ungeheuer rassig wirken ließ. Der Mund war groß, mit weichen, schön geschwungenen Lippen, ihre Zähne regelmäßig und beneidenswert gesund, und ihre Augen – ja, ihre Augen waren so, dass die Männer zu träumen anfingen, von einem seltenen dunklen Grau, das je nach der Farbe des Kleides, das sie trug, ins Blaue oder Grüne wechselte. Auffallend dichte, lange schwarze Wimpern gaben ihrem Blick etwas Geheimnisvolles – wenn sie in guter Stimmung war. Ihre Brauen hoben sich in schmalen Bögen von der Stirn ab. Und ihr Haar, üppig, weich, verlockte zum Streicheln, gleichgültig, welche Farbe ihre Hoheit gerade gewählt hatte. Zurzeit war es ein herrliches Blond, was raffiniert zu...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.