Buch, Deutsch, 192 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 281 g
Reihe: 24
Buch, Deutsch, 192 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 281 g
Reihe: 24
ISBN: 978-3-96146-939-0
Verlag: Diplomica Verlag
Das Thema ist hochaktuell, diese Bachelorthesis leistet einen wertvollen Beitrag zur Kapitalmarktforschung, da klassische Wege der Finanzierung einschließlich Key Performance Indicators auf das Einwerben von Spenden übertragen werden. Die Ergebnisse der Autorin sind beeindruckend und werfen ein vielschichtiges Bild auf Spendenaktionen im Allgemeinen und Charity Streams im Besonderen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Textprobe:
Kapitel 2.1.2, Traditionelle Arten des Fundraisings:
In den letzten 40 Jahren hat sich das Fundraising immer stärker weiterentwickelt. Auch wenn das Sammeln von Spenden bereits seit hunderten Jahren praktiziert wird, bekam es erst durch die sozialen Bewegungen der 80er Jahre eine neue Bedeutung. Neue Methoden, Kanäle und Strategien des Fundraisings wie wir es heute kennen sind durch die Nutzung von Direktmarketing, also hier dem gezielten Ansprechen von Gruppen über Briefe, entstanden. Während sich die Wirkung eines Projekts, das über klassische Formen der Werbung erfolgt ist, zuvor nicht messen lies, ermöglichte der Einsatz des Direktmarketings eine Bewertung des Erfolgs durch die Anzahl der Rückmeldungen (z. B. von Überweisungen oder Nachfragen). Hierdurch konnten Organisationen nun verschiedene Variationen von Spendenkampagnen systematisch testen und ihren Einfluss auf die Kosten und den Ertrag erkennen.
Weitere Fundraising-Methoden, die dem Direktvertrieb zugeordnet werden, sind der Telefonvertrieb, der persönliche Vertrieb und der Online-Vertrieb, die im folgenden Abschnitt näher vorgestellt werden. Wichtigstes Merkmal dieser Vertriebsarten ist der direkte Kontakt zu den Spendern, ohne dass ein Zwischenhändler eingeschaltet wird. Der Spendensammler ist beim Direktvertrieb nicht auf die Kooperation von Dritten angewiesen und spart die Kosten der Anstellung des Zwischenhändlers. Diese Art des Vertriebs steht im Fundraising im Vordergrund. Für den indirekten Vertrieb, also über Handelsunternehmen, -vertreter oder Vertrieb in Kommission oder Franchising, spricht jedoch, dass das Vertriebsnetz dichter ist und somit mehr Spender erreicht werden können. Organisationen wählen diese Option meist, wenn die Zwischenhändler ihr Vertriebsnetz kostenlos oder vergünstigt zur Verfügung stellen.
Heutzutage können gemeinwohlorientierte Organisationen aus vielen verschiedenen Arten des Fundraisings wählen. Die zu wählenden Strategien und Methoden hängen von den Anforderungen an die Organisation, der technischen Ausstattung und des bereits vorhandenen Budgets ab. Neben den genannten klassischen Fundraising-Kanälen, zu denen auch Spendenevents, Straßen- und Haustürsammlungen und das persönliche Gespräch gehören, gewann Fundraising erst über Massenmedien, wie Radio oder Fernsehen, sowie Fundraising über Telefon oder SMS, und seit der Einführung des Internets auch Online-Fundraising, über Webseiten, Blogs oder E-Mails an Bedeutung.
Das persönliche Gespräch:
Der Schwerpunkt des persönlichen Gesprächs oder auch „Face to Face“ im Fundraising liegt auf Individualisierung und Betreuung. Die Spender stehen im Mittelpunkt und werden nicht wie bei anderen Fundraising-Arten anonymisiert. Typischerweise wird diese Art des Fundraisings für Groß- und Topspender angewandt, bei denen sich Zeit und Aufwand für das persönliche Gespräch, in Form einer sehr hohen Spende, rentieren. Die Kommunikation dient dazu herauszufinden, welches Spendenprojekt die Spender interessiert und womit die Spender eine Verbundenheit aufbauen können, damit die Spender möglichst langfristig erhalten bleiben.
Briefe:
Das klassische Fundraising über Spendenbriefe oder –postkarten ist einer der stärksten Auslöser für Geldspenden. Zirka ein Fünftel des Gesamtspendenvolumens Deutschlands wird durch Spendenbriefe eingenommen. Diese Art des Fundraisings bedarf einer gründlichen Planung, da die Gestaltung des Briefes, sowie der Zeitpunkt der Zustellung gut durchdacht sein sollten. Zudem ist besonders die Bestimmung der Zielgruppe und die Akquirierung der Adressdaten potentieller Spender wichtig, da eine stabile Spenderdatei nicht nur kostendeckend, sondern überschussgenerierend sein muss, damit die Organisation überhaupt gemeinnützig sein kann. Organisationen können sich eine eigene Spenderdatei aufbauen, was meist sehr zeitintensiv ist, oder fertige Adresslisten kostenpflichtig anmieten. Um die Zielgruppe einzugrenzen kann es darüber hinaus sinnvoll sein, weitere Merkmale, wie Daten zur Einkommenssituation oder der Spendenwilligkeit, zu erfassen, bzw. einzukaufen. Langfristig kann diese Art des Fundraising an Bedeutung verlieren, da die jährlich versendete Briefmenge zu Gunsten elektronischer Alternativen wie der E-Mail abnimmt. Zwischen 2010 und 2022 sanken die Sendungsmengen lizenzpflichtiger Briefe der Deutschen Post-Gruppe und ihrer Wettbewerber um 24,6 %. Spendenbriefe gelten dennoch als erfolgreichste Fundraising-Art und sind dementsprechend umkämpft.