Erikson | Sterbendes Blut | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Erikson Sterbendes Blut

Düstere Vampir Urban Fantasy im viktorianischen London | mit Farbschnitt-Garantie
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95991-754-4
Verlag: Drachenmond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Düstere Vampir Urban Fantasy im viktorianischen London | mit Farbschnitt-Garantie

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-95991-754-4
Verlag: Drachenmond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wer ist das größere Monster: der Vampir - oder der Mensch?   London 1888: Kurz vor ihrer Hochzeit mit einem Anwalt erfährt Elisabeth, dass ihr bester Freund Ferenc ein Vampir ist. Zuerst ist sie entsetzt, doch dann zeigt Ferenc ihr seine Welt. Eine Welt, in der sich die Vampire ihre beinahe unerschöpfliche Zeit mit Wissenschaft und Forschung vertreiben.   Dabei stellt sie fest, dass nicht alle Vampire so bedrohlich sind, wie sie dachte ... und dass das wahre Monster womöglich längst unter einem Dach mit ihr lebt. 

Hilke Marie Püschner, Jahrgang '84, studierte Rechtswissenschaften in Hannover und Göttingen. Mittlerweile arbeitet die promovierte Juristin in Braunschweig in einer Forschungseinrichtung. Als Naturfreundin ist es für sie ein großes Glück, dass sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn kürzlich ganz in die Nähe eines wunderschönen Waldes ziehen konnte. Darüber hinaus liebt sie Sherlock Holmes, Schnecken und das Schreiben.

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2
Nachdem ich mich angezogen und Annie mir die Haare seitlich über die Schulter geflochten hatte, ging ich nach unten. Der Flur war gesäumt mit einer Ansammlung verschiedenster Gemälde. Vater bekam diese Bilder und andere Gegenstände, wie Rüstungen, Masken, Krummsäbel und Teppiche, von Kunden aus fernen Ländern geschenkt und betrachtete es als Ehrensache, sie aufzuhängen oder auszustellen, gleichgültig, wie scheußlich sie waren. Die fürchterlichsten Stücke waren die ersten, die durch neue Exponate ersetzt wurden, da uns der Platz ausging. Sein ganzer Stolz hing am Ende des Flurs. Es war ein Gemälde von einer Feuerprobe, die er in Konstantinopel durchgeführt hatte, um seine bisher erfolgreichste Erfindung vorzustellen: einen feuerfesten Tresor. Im Esszimmer empfing mich der Duft frisch gerösteten Toasts und dampfender Suppe. Vater saß gegenüber der Tür am Kopf des dunklen Holztisches, an dem bequem bis zu acht Personen sitzen konnten, obgleich wir selten so viele Essensgäste hatten. Im Kamin brannte ein Feuer, das nicht nur Wärme spendete, sondern auch eine gemütliche Stimmung verbreitete. Ich mochte diese Atmosphäre und bis heute muss in meinem Zuhause für mein Wohlbefinden ein Kamin vorhanden sein. Ich betrat den Raum. Vater stand auf und kam auf mich zu. Er gab mir links und rechts einen Kuss auf die Wange. »Guten Tag, Elisabeth. Schön, dich zu sehen, mein Kind. Hattest du eine gute Nacht? Ich nehme an, Annie musste dich wecken? Du siehst noch ganz verschlafen aus.« Verlegen rieb ich mir die Augen. »Ich habe noch in meinem Buch gelesen und es ist spät geworden.« »Es soll Menschen geben, die die Stunden des Tages zum Lesen nutzen. Das spart auch Geld, weil die Beleuchtung dann umsonst ist.« »Aber nachts werden die Geschichten lebendig.« Vater lächelte nachsichtig. »Ich weiß, ich weiß, Liebes.« Wir hatten dieses Gespräch schon oft geführt. Seine Lektüre beschränkte sich auf wissenschaftliche Artikel und seine Geschäftsbücher, sodass er den Zauber, den eine Geschichte in der Nacht entfaltete, nicht kannte. Vater bedeutete mir, zuerst von der Suppe zu nehmen. »Wie du dir denken kannst, gibt es einen Grund dafür, dass wir heute gemeinsam zu Mittag essen.« Er kam immer schnell zur Sache, denn sein Leitsatz war: Zeit ist kostbar. Und das nahm er nicht nur für die eigene Zeit an, sondern auch für die seiner Geschäftspartner und Kunden. Er war daher stets um Pünktlichkeit und Effektivität bemüht. »Ist der Grund der, dass du deine Tochter so gernhast?« Er lachte. »Das ist der vorrangige Grund. Meine wunderschöne Tochter zu sehen. Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher.« Das Kompliment hörte ich gern. Von ihrem Gemälde in Vaters Zimmer wusste ich, dass sie eine schöne Frau gewesen war. Gleichmäßige, scharfe Gesichtszüge. Aufmerksame, grüne Augen. Langes, rotbraunes Haar. »Ich möchte etwas sehr Wichtiges mit dir besprechen. Es liegt mir schon länger auf dem Herzen. Aber ich wollte dich damit nicht belasten, ehe die Pläne konkrete Formen angenommen haben.« »Planst du eine neue Reise, um deine Arbeit vorzustellen?« »Etwas in der Art, ja. Du hast sicher mitbekommen, dass es immer mehr Menschen gibt, die nach Amerika auswandern. Hauptsächlich sind dies junge Arbeiter, die von einem besseren Leben träumen.« Ich nickte. Es war kein Thema, das ich aufmerksam verfolgte, aber da es hin und wieder Gegenstand von Zeitungsartikeln war, war mir diese Bewegung nicht vollkommen unbekannt. »Die Auswanderer sind jung, arbeitswillig und stecken voller Ideen. Daher gründen sich viele Unternehmen in der Neuen Welt und die Industrie schreitet voran. Überleg nur, was uns die industrielle Revolution für Möglichkeiten beschert hat! Davon konnten die Menschen Anfang des neunzehnten Jahrhunderts nur träumen. Und nun, knapp 90 Jahre später, scheint in Amerika alles möglich zu sein. Das Potential ist enorm.« Vaters Augen funkelten vor Begeisterung. Und ich verstand ihn. Auch mich faszinierten die neuesten Fortschritte der Wissenschaft. Klatsch und Tratsch hingegen interessierten mich nicht. »Du willst also nach Amerika gehen?«, fragte ich. »Ich muss, Elisabeth! Ich will dabei sein. Ich will Teil dessen sein, was dort entsteht. Der Markt für meine Tresore ist riesig. Und ich kann die Produktion ganz neu aufstellen.« »Wie lange dieses Mal?« Ich nahm einen Löffel Suppe. »Ich denke, es ist für immer.« Ich verschluckte mich an der Suppe und hustete. »Wie bitte? Ist das dein Ernst? Du willst England verlassen?« »Ich weiß, dass dies deine Heimat ist, Elisabeth. Aber es ist nicht meine. Du warst damals noch zu klein, als dass du dich erinnern könntest. Wien ist meine Heimat und ich habe sie nach dem Tod deiner Mutter mit dir verlassen, weil ich dort nicht mehr sein wollte. Nicht mehr sein konnte.« »Dann weißt du, wie es sich anfühlt, entwurzelt zu werden. Und jetzt willst du mir das Gleiche zumuten?« »Nein.« »Wie meinst du das?« Ich ließ den Löffel fallen. Suppe spritzte auf die Tischdecke. »Ich weiß, dass dir Veränderungen nicht liegen. Denk nur an deine Zimmerfarbe. Aber das Leben geht nur durch Veränderungen weiter. Und ich kann sie dir nicht ersparen.« Als Vater kürzlich Elektrizität in unserem Haus installieren ließ – wir waren damit eines der ersten nicht öffentlichen Gebäude, die so ausgestattet waren – mussten die Wände nach Verlegen der Leitungen neu tapeziert werden. Vater schlug vor, dass ich doch einmal eine andere Farbe ausprobieren könne. Nach langen Diskussionen ließ ich mich überzeugen und entschied mich gegen das gewohnte Türkis und für ein frisches Hellgrün. »Doch, du kannst es mir ersparen. Gehe nicht nach Amerika!« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Elisabeth, mein Kind.« Vater sah mir tief in die Augen. »In meinem Leben hattest du stets die oberste Priorität.« Ich schnaufte. »Ja, während du auf deinen Reisen warst und mich und meinen Hund Rabe hier zurückgelassen hast.« »Aber ich bin jedes Mal zurückgekommen, nicht wahr? Und ich habe sie so kurz wie möglich gehalten und in meiner Abwesenheit war bestens für dich gesorgt. Doch bald wirst du 21 Jahre alt und bist damit in einem Alter, in dem du auf eigenen Beinen stehen kannst. Gleichzeitig bleibt mir in meinem Leben nicht mehr allzu viel Zeit für entscheidende Veränderungen. Vielleicht ist das meine letzte Gelegenheit. Und ich möchte dieses Abenteuer wagen.« »So wie du immer Abenteuer gewagt hast, während ich allein zurückgeblieben bin? Ich durfte ja weder aus dem Haus, geschweige denn, dich auf den Reisen begleiten, weil es deiner Meinung nach zu gefährlich sei. Und jetzt setzt du mich einfach so vor die Tür?!« Ich wusste, dass meine Worte ungerecht waren. Nach Mutters Tod hatte Vater Angst gehabt, mich auch noch zu verlieren, und mich wie ein rohes Ei behandelt. Aber als ich herangewachsen war, ermutigte er mich durchaus, mal etwas zu unternehmen, beispielsweise einem Buchclub beizutreten. Nur hatte ich es mir in meiner kleinen, zurückgezogenen Welt mittlerweile gemütlich eingerichtet. Mauern, die einengen, geben auch Halt. Und ich sah keine Notwendigkeit, etwas zu verändern. Vater wartete einen Moment und fragte dann mit ruhiger Stimme: »Möchtest du mit mir nach Amerika gehen?« »Dein Entschluss steht also fest?« »Ja, das tut er.« »Dürften Annie und ich in dem Haus wohnen bleiben, wenn ich mich für London entscheide?« Vater sah mich durchdringend an. »Annie wird mich begleiten.« Seine Worte trafen mich wie ein Streifschuss. »Wir kennen uns schon sehr lange und hegen, nun ja, eine gewisse Zuneigung füreinander. Hier in London ist Annie meine Angestellte. Deshalb wollen wir herausfinden, was passiert, wenn sie es auf der anderen Seite der Welt nicht mehr ist.« Ich war sprachlos. In jedem anderen Moment hätte ich mich über die Nachricht gefreut, dass Vater versuchte, sein Herz wieder für eine Frau zu öffnen. Dass er diese Art der Liebe empfand. Und vor allem, dass Annie diese Frau war. Annie, mit der wir, seit ich denken konnte, wie eine Familie zusammenlebten. Aber der Umstand, dass Vater und Annie nach Amerika gehen wollten, überschattete für mich alles. Ich war verletzt, weil sie das hinter meinem Rücken geplant hatten. Und ich war wütend, dass sie auswandern wollten. Das Geschäft dort mochte verlockend sein. Aber hätte Vater nicht einen Stellvertreter schicken können? »Elisabeth, ich lasse dir die Wahl: Du kannst mitkommen oder aber hierbleiben – wenn ich dich in sicheren Händen weiß.« »Und was für Hände sollen das sein?« »Die eines Ehemannes.« Ich warf meine Serviette auf den Teller. »Mir ist der Appetit vergangen.« Natürlich wartete ich schon sehnsüchtig auf meinen Mr. Darcy. Ich wollte heiraten. Aber ich konnte doch nichts dafür, dass ich ihn noch nicht getroffen hatte. Und erzwingen konnte ich es auch nicht. Was also sollte ich tun, um nicht mit nach Amerika zu müssen? Der perfekte Mann würde mir ja kaum vor die Füße fallen. Ich stürmte in den Flur, zerrte meinen Mantel von der Garderobe und zog...



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