E-Book, Deutsch, Band 4, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Kartanin
Erikson Kartanin 4: Die Substanz des Bösen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8453-5204-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Miniserie
E-Book, Deutsch, Band 4, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Kartanin
ISBN: 978-3-8453-5204-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Auf der Erde und den anderen Planeten, die von Menschen bewohnt sind, schreibt man das Jahr 2144 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung - gut dreitausendachthundert Jahre in der Zukunft. Die Lage in der Milchstraße ist entspannt, es gibt keine größeren Konflikte. Die Menschen sowie die Bewohner der anderen Sternenreiche arbeiten gemeinsam an ihrer Zukunft. Perry Rhodan hat zudem größere Pläne: Das Projekt von San soll die Beziehungen zu anderen Galaxien verbessern. Da wird die Erde von einem unverhofften Besuch überrascht: Dao-Lin-H'ay, die einzige Kartanin, die relativ unsterblich ist, bittet Rhodan um Hilfe. Offenbar läuft in ihrer Heimat eine Invasion - die ebenso die Milchstraße bedroht. Geheimnisvolle Symbionten übernehmen ganze Völker. Einige dieser Symbionten scheinen sich bereits auf Terra eingenistet zu haben. Die Agentin Suyemi Taeb stößt auf DIE SUBSTANZ DES BÖSEN ...
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1.
Flammenhölle
Suyemi Taeb
Flammen. Überall Flammen.
Sie züngelten aus den Wänden des unterirdischen Bürokomplexes, loderten aus Schränken und Infokoms, leckten über Tische und verwandelten Sessel in unförmige Klumpen, von denen schwarzer Qualm aufstieg.
Das Helmdisplay zeigte Temperaturen, die Suyemi Taeb ohne ihren TLD-Einsatzanzug nicht hätte überleben können.
Raus! Sie musste schnellstmöglich raus. In der Anlage war ohnehin nichts mehr zu holen, weder in dem Karree aus Büros noch in dem weitläufigen Labor, das sie einschlossen.
Die erhofften Beweise und Unterlagen waren längst dem Flammeninferno zum Opfer gefallen. Falls es sie überhaupt gegeben hatte und der auffallend menschenleere Komplex nicht ohnehin nur einen Hinterhalt für allzu neugierige Agenten dargestellt hatte.
»Batty?«, rief sie über Helmfunk nach ihrem Partner. »Wo steckst du?«
Keine Antwort. Wollte Hannibal Batty nicht oder konnte er nicht?
»Batty?«
Nichts.
Sie rief den virtuellen Lageplan auf und versuchte, sich zu orientieren. Aktuell befand sie sich in einem Eckbüro, ein Ausgang direkt vor ihr, ein zweiter in der Wand zu ihrer Rechten. Und der Weg nach oben und in die Freiheit? Ein Antigravlift in einer Lobby im gegenüberliegenden Eck, also einmal diagonal durch den gesamten Komplex. Taeb war so weit davon entfernt, wie sie nur sein konnte. Nicht gut.
»Batty?«
Immer noch nichts. Was war nur mit diesem dämlichen Kerl los? Egal, sie konnte nicht auf ihn warten.
Sie entschied sich für die Tür vor ihr. Hinter ihr schien das Feuer nicht gar so heftig zu wüten wie hinter der anderen.
Taeb wollte den Antigrav des Anzugs aktivieren, da flackerte das Holo im Helmdisplay – und erlosch.
»Statusmeldung!«, forderte sie von der Anzugpositronik, doch die sprach mit ihr genauso wenig wie Batty. Nur die Notsysteme gehorchten.
Zufall? Pech? Nein, das glaubte sie nicht. Wahrscheinlicher erschienen ihr ausgeklügelte Störfelder. Und das sprach dafür, dass sie tatsächlich in eine Falle gelaufen waren.
Dann eben zu Fuß. Die Klimatisierung arbeitete nicht mehr, aber immerhin schützte die Anzugdämmung vor der Hitze. Freilich nicht so sehr, wie sie gehofft hatte. Sie hatte das nächste Büro kaum betreten, da bildeten sich Schweißperlen auf ihrer Stirn. Ein Hustenanfall schüttelte sie. Natürlich. Das Filtersystem hatten den Geist aufgegeben, und Rauch drang ins Anzuginnere. Gern hätte sie auf autonome Sauerstoffversorgung umgeschaltet, aber auch das verweigerte ihr die Technik, die sie trug.
»Wo bist du, Batty?«, flüsterte sie, eher zu sich selbst, als wirklich in der Hoffnung, dass der Funk noch arbeitete.
Wieder hustete sie.
Drei Schritte weiter, an einem Hologenerator vorbei, hin zur nächsten Tür, zum nächsten Büro. Die Fensterfront, hinter der das Labor lag, barst mit einem lauten Knall. Eine Druckwelle erfasste sie und schleuderte sie inmitten eines Sturms aus Glassitsplittern gegen die Wand. Ihr Hinterkopf prallte gegen das Helminnere. Der Schmerz trieb sie an den Rand der Bewusstlosigkeit.
Bilder blitzen vor ihrem inneren Auge auf. Ein Feuerwerk an Erinnerungen. Ihre Ermittlungen, Hannibal Batty, die Kollegen, Batty, das vor wenigen Minuten noch unversehrte Labor, und immer wieder Hannibal Batty, der sie so schmählich im Stich ließ.
*
Als sie den Kollegen beim Terranischen Liga-Dienst erzählte, dass ihr ein Einsatz mit Hannibal Batty bevorstand, fielen die Reaktionen beunruhigend identisch aus. Augenrollen, mitleidiges Seufzen, aufmunterndes Schulterklopfen, Durchhalteparolen.
Also besorgte sie sich seine Personalakte. Batty war 50 Jahre alt, 1,75 Meter groß. Braungraue Haare wuchsen in einem Kranz um eine Scheitelglatze, die er, der Mode entsprechend, zackig ausgeschnitten hatte. Eine lange, schmale Nase ergänzte das kantige Gesicht.
Battys Spezialgebiet war die kreative Technik. Das wusste Taeb zunächst nicht einzuordnen. Aber nach weiteren Recherchen stellte sich heraus, dass er sich offenbar ein exzellentes technisches Verständnis angeeignet hatte und es im Einsatz einfallsreich umzusetzen wusste. Angeblich war es ihm dank seiner Improvisationskünste einmal sogar gelungen, das Energiesystem seines Schutzanzuges so zu kalibrieren und neu zu verteilen, dass er damit einen defekten Strahler hatte abfeuern können.
In Taebs Ohren klang das sehr vielversprechend.
Nur stand in den Akten nichts von dem großen Aber. Hannibal Batty war ein Mistkerl. Einer der reinsten Sorte.
Bei der Einsatzvorbereitung war davon nichts zu bemerken. Im Gegenteil erwies sich Batty als überaus fähig.
Ihr Auftrag bestand darin, einem Gerücht nachzugehen. Angeblich produzierte eine kriminelle Vereinigung Chips in hoher Zahl. Unter die Haut implantiert, versprachen die Dinger, so etwas wie kleine Zellaktivatoren zu sein.
Nun ja, sehr kleine Zellaktivatoren. Sie manipulierten den Hormonhaushalt, sodass man länger konzentriert arbeiten konnte, die Müdigkeit nicht mehr spürte und zu sportlichen Höchstleistungen in der Lage war. Wenn man schlief, kam man ohne negative Auswirkungen mit der Hälfte der üblichen Zeit aus.
Batty grub tiefer und fand heraus, dass weit mehr hinter der Sache steckte. Die kleinen Wunderdinger wirkten zwar wie versprochen, schließlich sollten sich möglichst viele Terraner welche einsetzen lassen.
Allerdings gab es noch eine kleine Nebenanwendungsmöglichkeit für die Hersteller. Die Chips griffen nicht nur auf den Hormonhaushalt zu, sondern auf die Gehirnströme. Aus der Ferne konnte man damit Erinnerungen manipulieren oder löschen. Ein gefundenes Fressen für mächtige Organisationen, um Menschen zu erpressen, ihre Identität zu verändern oder sie ganz neu zu programmieren.
Bis die Nutzer merkten, was sie sich antaten, war es längst zu spät.
Zweimal hatten Taeb und Batty geglaubt, die Labore und Produktionsstätte gefunden zu haben.
Zweimal hatten sie die Gebäude von einem Einsatzkommando stürmen lassen.
Zweimal waren sie auf nichts gestoßen als auf verlassene Räumlichkeiten, in denen Spinnweben, Staub und vereinzelte Ratten die Herrschaft übernommen hatten.
Beim dritten Mal entschieden sie, allein vorzugehen, bevor sie eine weitere Schlappe riskierten.
Von außen war einmal mehr nicht zu erkennen, ob sie das illegale Labor tatsächlich gefunden hatten. Das alte Fabrikgebäude erschien marode, und Holos warnten davor, das Gelände zu betreten: es herrsche Lebensgefahr.
Taeb, die sich ohnehin ungern etwas sagen ließ, hätte normalerweise auf solche Mahnungen gepfiffen. Doch beim Anblick der geborstenen Glassitscheiben, des windschiefen Dachs und den Wasserflecken entlang der Außenwand war sie geneigt, den Holos zu glauben. In so einer Ruine konnte sich wohl kaum eine der modernsten Forschungsstationen der kriminellen Szene verbergen. Oder doch?
»Genau das ist die perfekte Tarnung!«, sagte Batty, nachdem sie ihm ihre Bedenken mitgeteilt hatte. »All unsere Hinweise haben zu diesem Ort geführt. Also sehen wir nach.«
Mit diesen Worten überwand er die Absperrung und näherte sich einem klaffenden Loch in der Wand.
»Nicht so schnell!«, rief sie ihm nach und bemühte sich nicht, ihren Ärger zu unterdrücken. »Wenn hier an den Chips geforscht wird, ist das Gebäude wahrscheinlich bestens überwacht und abgesichert.«
»Oha!« Er drehte sich zu ihr um. Seine Miene war so blasiert, als bettle er um eine Backpfeife. »Als hätte ich das nicht längst in Betracht gezogen! Oder warst du so stolz, dass dein stotternder Extrasinn doch mal einen guten Einfall hatte?«
Ernsthaft? Sie steckten mitten in einem potenziell gefährlichen Einsatz, und er hielt es für einen guten Zeitpunkt, sie mit ihrem Extrasinn aufzuziehen? Der eben mal funktionierte und mal nicht.
Und überhaupt: Warum wusste er von ihrem problembehafteten Logiksektor? Darüber war nichts in ihren Akten vermerkt.
Arroganter, selbstgerechter, schnüffelnder Mistkerl!
Aber sie folgte ihm. Natürlich folgte sie ihm. In eine leer stehende Fabrik, in der nur noch Überbleibsel der Produktionsstraßen, Halterungen von Traktorstrahlgeneratoren und Spinnweben zu entdecken waren.
In einem abgelegenen Eck hinter einem Berg von Metallschrott verbarg sich der Zugang zu einem Antigravlift, der in die Tiefe führte.
»Na also«, sagte Batty.
»Sollten wir nicht Verstärkung rufen?«, schlug Taeb vor. »Wir wissen nicht, was uns dort unten erwartet.«
Doch da war Batty schon in den Lift gestiegen und schwebte nach unten.
Sie verkniff sich einen Fluch und folgte ihm. Bei Gelegenheit würde sie mit ihm aber über die Definition des Begriffs Teamfähigkeit diskutieren müssen.
Der Lift brachte sie in eine Lobby. Linker Hand lag eine Büroflucht, rechter Hand ein Labor. Das war praktischerweise als solches an der Glastür beschriftet, versehen mit diversen Warnhinweisen über Schutzanzüge und Desinfektion.
Hatten sie gefunden, wonach sie suchten? Taeb war nicht sicher. Einiges erschien ihr rätselhaft. Warum waren sie allein in diesem unterirdischen Komplex? Wo waren die Mitarbeiter, die Forscher, die leitenden Köpfe?
Taeb sprach ihre Befürchtung aus.
Batty winkte ab. »Hier sind wir richtig. Das spür ich.«
Er machte sich an die Durchsuchung. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu helfen. Sie arbeiteten sich von der Lobby aus immer weiter vor. Das Labor erwies sich als gut ausgestattet und groß.
Bis Batty sie plötzlich stehen ließ und ihr auftrug, in einem der Eckbüros auf...