Erikson | Das Spiel der Götter 14 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 14, 672 Seiten

Reihe: Das Spiel der Götter

Erikson Das Spiel der Götter 14

Die Stadt des blauen Feuers
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-641-08861-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Stadt des blauen Feuers

E-Book, Deutsch, Band 14, 672 Seiten

Reihe: Das Spiel der Götter

ISBN: 978-3-641-08861-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tiefe Charaktere, hohe Komplexität und immer neue unerwartete Wendungen
Crokus Junghand kehrt zurück in seine Heimat. Doch nicht nur er hat sich verändert. Auch Darujistan, die Stadt des blauen Feuers, ist nicht mehr das, was sie einst war, wandeln doch verdammte Götter auf ihren Straßen. Crokus will nur seine eigenen Angelegenheiten erledigen und wieder verschwinden. Doch kann er seine alten Gefährten aus besseren Tagen zurücklassen, wenn die finsterste aller Nächte anbricht? Aber noch bevor Crokus sich entschieden hat, richtet sich der Blick von Anomander Rake, dem Sohn der Dunkelheit, auf die Stadt des blauen Feuers.

Steven Erikson, in Kanada geboren, lebt heute in Cornwall. Der Anthropologe und Archäologe feierte 1999 mit dem ersten Band seines Zyklus Das Spiel der Götter nach einer sechsjährigen akribischen Vorbereitungsphase seinen weltweit beachteten Einstieg in die Liga der großen Fantasy-Autoren.
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Prolog

Sprich die Wahrheit, werde still, bis das Wasser zwischen uns klar ist.

Meditationen der Tiste Andii

Ich habe keinen Namen für diese Stadt«, sagte der zerlumpte Mann, während er an den ausgefransten Säumen dessen zerrte, was einst ein prächtiger Umhang gewesen war. In seinem geflochtenen Gürtel steckte eine aufgerollte, halb verrottete und zerschlissene lederne Hundeleine. »Ich glaube, sie braucht einen Namen«, fuhr er fort und hob dabei die Stimme, um trotz der wild kämpfenden Hunde gehört zu werden, »doch ich stelle fest, dass es mir an Vorstellungskraft mangelt, und niemanden sonderlich zu interessieren scheint.«

Die Frau, die jetzt an seiner Seite stand und die er auf diese Weise ins Gespräch ziehen wollte, war erst vor kurzem angekommen. Von ihrem Leben in der Zeit davor war nur sehr wenig geblieben. Sie hatte keinen Hund gehabt, und doch hatte sie sich plötzlich hier wiedergefunden, war eine Hauptstraße dieser heruntergekommenen, merkwürdigen Stadt entlanggestolpert und hatte dabei eine Leine umklammert, an deren anderem Ende ein übellauniges Vieh zerrte, das versuchte, jeden Passanten anzuspringen. Das verfaulte Leder war schließlich gerissen, so dass das Tier freigekommen und prompt losgestürmt war, um den Hund dieses Mannes anzugreifen.

Die beiden Tiere versuchten jetzt mitten auf der Straße, sich gegenseitig zu töten, und ihr einziges Publikum bestand aus ihren mutmaßlichen Besitzern. Staub hatte Blut und Fellbüscheln Platz gemacht.

»Früher hat es hier mal eine Garnison gegeben«, sagte der Mann, »drei Soldaten, die einander nicht gekannt haben. Aber einer nach dem anderen sind sie weggegangen.«

»Ich hatte noch nie einen Hund«, antwortete sie – und zuckte überrascht zusammen, als ihr klar wurde, dass dies die ersten Worte waren, die sie sagte, seit … nun, seit der Zeit davor.

»Ich auch nicht«, gab der Mann zu. »Und bis gerade eben war mein Hund der einzige in der Stadt. Merkwürdigerweise habe ich das elende Biest niemals liebgewonnen.«

»Wie lange … äh … wie lange bist du schon hier?«

»Ich habe keine Ahnung, aber es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.«

Sie schaute sich um und nickte. »Mir auch.«

»Ach, ich glaube, dein lieber Hund ist gestorben.«

»Oh! Ja, das ist er wohl.« Sie sah stirnrunzelnd auf die abgerissene Leine in ihrer Hand. »Dann brauche ich zumindest keine neue Leine, nehme ich an.«

»Sei dir dessen nicht so sicher«, sagte der Mann. »Die Dinge scheinen sich hier zu wiederholen. Tag für Tag. Aber pass auf, du kannst meine haben – wie du siehst, benutze ich sie nie.«

Sie nahm die zusammengerollte Leine entgegen. »Danke.« Mit der Leine in der Hand ging sie dorthin, wo ihr toter Hund lag, der mehr oder weniger in Stücke gerissen war. Der Sieger kroch zu seinem Herrn zurück und zog dabei eine Blutspur hinter sich her.

Alles wirkte irgendwie schief, einschließlich – wie ihr bewusst wurde – ihrer eigenen Impulse. Sie kauerte sich hin, hob sanft den zerbissenen Kopf ihres toten Hundes an und schob die Schlinge darüber, bis sie um den zerfetzten Hals lag. Dann ließ sie den blutigen, mit schaumigem Speichel bedeckten Kopf wieder auf den Boden sinken und richtete sich auf, wobei sie die ausgefranste Leine locker in der rechten Hand hielt.

Der Mann trat zu ihr. »Tja, das ist alles ziemlich verwirrend, was?«

»Ja.«

»Und wir dachten, das Leben sei verwirrend.«

Sie warf ihm einen Blick zu. »Dann sind wir also tatsächlich tot?«

»Ich nehme es an.«

»Dann verstehe ich das alles nicht. Ich sollte in einer Gruft beigesetzt werden. In einer schönen, stabilen Gruft – ich habe sie selbst gesehen. Sie war prächtig ausgestattet und sollte Schutz vor Dieben gewähren, mit Fässern voller Wein und gewürztem Fleisch und Früchten für die Reise …« Sie deutete auf die Lumpen, die sie trug. »Ich sollte in meine besten Kleider gekleidet werden, sollte all meinen Schmuck tragen.«

Er betrachtete sie. »Dann warst du also reich.«

»Ja.« Sie schaute wieder zu dem toten Hund am Ende der Leine hinunter.

»Jetzt bist du es nicht mehr.«

Sie starrte ihn wütend an, und dann wurde ihr klar, dass diese Wut … nun ja, sinnlos war. »Ich habe diese Stadt hier noch nie gesehen. Sie sieht aus, als ob sie zerfällt.«

»Ja, sie zerfällt. Du hast ja so recht.«

»Ich weiß nicht, wo ich lebe – oh, das klingt merkwürdig, oder?« Sie schaute sich erneut um. »Hier gibt es überall nur Staub und Zerfall … und was ist das da hinten – zieht da ein Sturm auf?« Sie deutete die Hauptstraße entlang auf den Horizont, wo sich jetzt schwere, merkwürdig leuchtende Wolken über den kahlen Hügeln zusammenzogen.

Sie starrten sie einige Zeit lang an. Tropfen aus Jade schienen aus den Wolken zu regnen.

»Ich war einst ein Priester«, sagte der Mann, während sein Hund sich an seine Füße kuschelte und dort hechelnd liegenblieb. Seine Schnauze war blutverschmiert. »Immer, wenn wir einen Sturm haben aufziehen sehen, haben wir die Augen geschlossen und noch lauter gesungen.«

Sie schaute ihn ein bisschen überrascht an. »Du warst ein Priester? Aber warum … warum bist du dann nicht bei deinem Gott?«

Der Mann zuckte die Schultern. »Wenn ich auf diese Frage eine Antwort wüsste, wäre ich tatsächlich das, was ich einst zu sein glaubte: erleuchtet.« Plötzlich straffte er sich. »Sieh nur, wir bekommen Besuch.«

Eine Gestalt näherte sich ihnen mit ruckendem Gang – groß und so vertrocknet, dass ihre Gliedmaßen an Baumwurzeln erinnerten und die verrottete, verwitterte Haut ihres Gesichts sich über den Knochen spannte. Aus einer bleichen, sich schälenden Kopfhaut wuchsen lange, lose herabhängende graue Haare.

»Ich sollte mich wohl an diese Art von Anblick gewöhnen«, murmelte die Frau.

Ihr Begleiter sagte nichts, und sie sahen beide zu, wie die hagere, hinkende Gestalt an ihnen vorbeistolperte, und als sie sich umdrehten, um ihr weiter nachzusehen, sahen sie einen weiteren Fremden; dieser war in einen dunkelgrauen, zerschlissenen Kapuzenumhang gekleidet und ebenso groß wie der andere.

Keiner der beiden schien von den Zuschauern Notiz zu nehmen, als der im Kapuzenumhang sagte: »Randgänger.«

»Du hast mich hergerufen«, antwortete derjenige namens Randgänger, »damit ich … abschwäche.«

»Das habe ich.«

»Das hier hat lange auf sich warten lassen.«

»Möglich, dass du so denkst, Randgänger.«

Der grauhaarige Mann – der ganz offensichtlich schon lange tot war – legte den Kopf etwas schief und fragte: »Warum jetzt?«

Die Gestalt im Kapuzenumhang drehte sich ein bisschen zur Seite, und die Frau dachte, dass sie vielleicht auf den toten Hund hinunterschaute. »Abscheu«, lautete die Antwort.

Randgänger lachte leise und krächzend.

»Was für ein grässlicher Ort ist das hier?«, zischte eine neue Stimme, und die Frau sah eine Gestalt – nicht mehr als einen verwaschenen Fleck aus Schatten – wie einen geflüsterten Hauch aus einer Gasse herausgleiten, obwohl sie gleichzeitig humpelte und sich auf einen Stock zu stützen schien, und plötzlich waren da große Tiere … zwei, vier, fünf, die um den Neuankömmling herumtappten.

Der Priester neben der Frau knurrte leise. »Schattenhunde. Ach, wenn mein Gott das nur sehen könnte!«

»Vielleicht tut er es – durch deine Augen.«

»Oh, das bezweifle ich.«

Randgänger und sein Gegenüber im Kapuzenumhang sahen zu, wie die schattenhafte Gestalt näher kam. Sie war klein und waberte, wurde dann aber etwas fester. Der schwarze Gehstock klopfte auf die dreckige Straße, wirbelte kleine Staubwölkchen auf. Die Hunde wanderten ziellos umher, schnüffelten mit gesenkten Köpfen am Boden. Keiner näherte sich dem Kadaver des Hundes der Frau oder dem hechelnden Tier zu Füßen ihre neugewonnenen Freundes.

»Ein grässlicher Ort?«, wiederholte die Gestalt im Kapuzenumhang. »Ja, ich nehme an, das ist er. Eine Art Totenstadt, Schattenthron. Ein Dorf der Weggeworfenen. Sowohl immerwährend als auch … ja, nutzlos. Solche Orte«, fuhr er fort, »sind allgegenwärtig.«

»Sprich für dich«, sagte Schattenthron. »Sieh uns an – wir warten. Warten. Oh, wenn ich mir nur etwas aus Anstand und Schicklichkeit machen würde!« Ein plötzliches Kichern. »Wenn wir uns alle nur etwas daraus machen würden!«

Auf einmal kehrten die Hunde zurück, das Nackenfell gesträubt, den Blick auf etwas gerichtet, das weit weg auf der Hauptstraße war.

»Noch einer«, murmelte der Priester. »Noch einer – und das ist der Letzte, ja.«

»Wird all dies wieder geschehen?«, fragte ihn die Frau, als plötzlich Furcht sie durchfuhr. Jemand kommt. Oh, bei den Göttern, jemand kommt. »Wird es morgen wieder so sein? Sag es mir!«

»Ich würde sagen … nein«, antwortete der Priester nach einem Augenblick des Zögerns. Er richtete den Blick auf den Hundekadaver im Staub. »Nein«, wiederholte er, »ich würde sagen, nein.«

Über den Hügeln grollte der Donner, und Jaderegen prasselte wie ein Pfeilhagel aus zehntausend Schlachten herab. Auf der Straße war plötzlich ein Rattern zu hören, wie von den Rädern einer Kutsche.

Beim letzten Geräusch drehte sie sich um und lächelte. »Oh«, sagte sie erleichtert, »da kommt ja meine Mitfahrgelegenheit.«

Einst war er ein Magier aus Fahl gewesen, den die...


Erikson, Steven
Steven Erikson, in Kanada geboren, lebt heute in Cornwall. Der Anthropologe und Archäologe feierte 1999 mit dem ersten Band seines Zyklus Das Spiel der Götter nach einer sechsjährigen akribischen Vorbereitungsphase seinen weltweit beachteten Einstieg in die Liga der großen Fantasy-Autoren.



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