Engmann / Scheja | Sturmbrecher | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 392 Seiten

Engmann / Scheja Sturmbrecher

Gewitter der Gewalt
2. Auflage 2016
ISBN: 978-3-945934-70-8
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Gewitter der Gewalt

E-Book, Deutsch, 392 Seiten

ISBN: 978-3-945934-70-8
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Magier Ahrunan konnte den Scheiterhaufen der Inquisition lange entkommen, da er das Geheimnis seiner Zaubermacht zu bewahren versteht. Auf der Flucht vor den Schrecken des Krieges verschlägt es ihn jedoch auf die Feste Terredin, wo Markgraf Jandor um seine Hexenkräfte weiß. Der Graf verlangt von Ahrunan, dass er die Burg gegen die Armee des Königs verteidigt, aber der Magier weigert sich. Denn er sieht das Gewitter der Gewalt, das sich über Terredin zusammenbraut. Bald stehen die königstreuen Truppen vor der abtrün¬nigen Feste, unter ihnen Ranyth von Sarlingen. Der junge Adelige träumt von ruhmreichen Kämpfen und glorreichen Schlachten, doch er erwacht in einem Albtraum, als der Mahlstrom des Krieges Freund und Feind verschlingt.

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1. Gefährliche Geheimnisse
 
Ahrunan zügelte sein Pferd, als Zweige im Unterholz knackend zerbrachen. Eine zerlumpte Gestalt stolperte aus dem Dickicht, taumelte ein paar Schritte und brach auf dem steinigen Weg zusammen. Der Magier runzelte die Stirn. Lag vor ihm ein Bauer, ein Räuber oder Soldat? War der Mann krank oder verwundet? Der reglose Körper steckte in zerschlissenen Hosen und verdreckten Gamaschen, doch durch die Löcher der Wolljacke glänzte es metallisch wie von einer Rüstung hervor. Also ein Räuber, der von Soldaten, oder ein Soldat, der von Räubern überfallen wurde – oder von feindlichen Truppen, überlegte Ahrunan. Er hob den Kopf und ließ seinen Blick über die hügelige Landschaft schweifen. Seit dem frühen Morgen folgte er einem schmalen Pfad, den zur rechten Hand ein leise glucksendes Bächlein begleitete. Vor ihm lichtete sich der Wald aus Ahornbäumen und Buchen und machte Feldern und Weiden Platz. In der Ferne konnte er die grünen Hügel erkennen, hinter denen sich die Ebene der Ysen erstreckte. Die Mittagssonne leuchtete warm vom klaren Himmel herab. Irgendwo krächzte ein Rabe. Im Unterholz raschelte ein unvorsichtiger Waldbewohner, und in den Wipfeln über seinem ergrauten Haupt knackte ein dürrer Ast, den der erste Herbststurm vom Baum fegen würde. Das Land schlummerte in Frieden. Von einer Horde Räuber oder einem Trupp Soldaten fehlte jede Spur. Unschlüssig rieb Ahrunan das Leder der abgenutzten Zügel. Er hatte schon zu viele böse Überraschungen erlebt, um einem Fremden noch ungefragt zu helfen. Allzu oft war ihm seine Hilfsbereitschaft mit Undank vergolten worden, hatte ihn gar manches Mal in Lebensgefahr gebracht. Der am Boden liegende Mann stöhnte schmerzerfüllt. Er hob den Kopf, doch nicht hoch genug, um das Gesicht unter dem zerzausten Schopf zu enthüllen. Flehend streckte er die Hand aus, dann verließen ihn die Kräfte, und sein Arm klatschte auf den steinigen Weg. Ahrunan seufzte resignierend und glitt aus dem Sattel. Wenn er nicht zurück wollte in die Stadt Asgillimar, aus der ihn der Krieg vertrieben hatte, musste er sich den Fremden ansehen, der seinen Weg blockierte. »Heda, Kamerad.« Er kniete neben dem Mann nieder und griff nach dessen Schulter. »Lebst du noch? Was ist dir widerfahren?« Der andere hob den Kopf, und Ahrunan blickte in das Gesicht eines jungen Mannes mit auffallend attraktiven Zügen. Zu einem eckigen Kinn gesellten sich sinnliche Lippen, eine gerade Nase und eine hohe Stirn. Das struppige Haar durchzogen blonde, braune und schwarze Strähnen, und in den goldbraunen Augen glänzte die Wildheit eines Wolfs. »Erwischt!«, rief der Bursche. In einer einzigen, schnellen Bewegung stemmte er sich hoch. Er zog die Knie unter den Leib, hechtete vorwärts und stürzte sich auf sein Gegenüber. Er riss den überraschten Magier zu Boden, setzte sich auf seine Brust und presste die Beine auf dessen Arme. »Zirkel, Blei und Lot!« Wut über den Angriff und die eigene Dummheit kochten in Ahrunan hoch – aber auch ein ganz anderes, gänzlich unpassendes Gefühl übermannte ihn. Die leuchtenden Bernsteinaugen unter dem vielfarbigen Schopf wirkten vertraut. Es erschien ihm, als läge er nicht zum ersten Mal rücklings unter diesem jungen Räuber, aber nicht im Kampfe, sondern als Auftakt zum Liebesspiel. »Was ist denn das?«, lachte der Bursche. »Ist das ein Messer, oder freust du dich, mich so hautnah kennen zu lernen?« Ahrunan starrte ihn wortlos an. Der Räuber verlagerte sein Gewicht, sodass seine Knie mit schmerzhaftem Druck auf die Arme des Magiers pressten. Er schob seine Hand unter den eigenen Leib, um seinen Gefangenen abzutasten, und mit gespielter Enttäuschung zog er ein hölzernes Etui von Ahrunans Gürtel. »Bloß eine Schatulle. Was ist darin?« »Schreibfedern und Tintensteine«, antwortete Ahrunan, dessen Herzschlag sich langsam beruhigte. Das Gefühl der Vertrautheit, das er für seinen Angreifer empfand, nahm ihm jegliche Furcht. Was konnte dieser Bursche schon von ihm wollen? Wahrscheinlich sein Pferd und das bisschen Habe, das er aus Asgillimar hatte retten können. Denn wenn es den Räuber nach dem Leben seines Opfers gelüstet hätte, hätte er ihm längst die Kehle durchtrennt. »Wusste ich es doch«, freute sich der Bursche. Er drehte den Kopf, steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus, ehe er in den Wald hineinrief: »Ich hatte recht: Er ist ein Gelehrter, und kein Soldat!« Statt einer Antwort schälte sich ein Trupp Bewaffneter aus dem Unterholz. Das Sonnenlicht funkelte auf den eisernen Beschlägen ihrer Lederrüstungen und auf dem Zaumzeug der Pferde, die sie mit sich führten. Ahrunan wurde es flau im Magen. Eine Räuberbande war ein ernsteres Problem als dieser freche Bursche. Trotz seiner misslichen Lage besaß er immer noch seine Zauberkräfte, mit denen er sich seiner Angreifer erwehren konnte. Aber da das Geheimnis seiner magischen Gaben unter allen Umständen gewahrt bleiben musste, durfte kein Zeuge überleben, sollte er seine Macht einsetzen – ein zu hoher Preis für sein Pferd und das bisschen Habe, wie er fand. »Was wollt ihr von mir?«, fragte er mit sorgsam erzwungener Ruhe. »Vor allen Dingen ein paar Antworten.« Der junge Mann erhob sich von Ahrunan, streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn auf die Füße. Sein Blick fuhr prüfend über den Magier, erfasste die moosgrünen Augen, die leicht gebräunte Haut und das ergraute, fast schon weiße Haar. Gestickte Borten in Gelb und Rot zierten die Säume der knielangen Tunika aus dunkelgrünem Leinen, die wie das kragenlose Hemd und die schmalgeschnittene Hose eine städtische Herkunft verriet. »Wer bist du, und woher kommst du?« »Mein Name ist Ardan, und ich komme aus Asgillimar«, antwortete Ahrunan bedächtig. Allmählich bezweifelte er, dass er in die Hände von Räubern gefallen war. Aber wer sonst hätte Grund, einem Fremden auf diese Weise aufzulauern? »Wie steht es um die Stadt?« Unvermittelt klang der junge Mann besorgt. »Wir haben lange nichts mehr von dort gehört.« »Die Stadt wurde von den Truppen des Königs erobert und fast vollständig zerstört.« Ahrunan ballte die Fäuste. Obgleich er sich glücklich schätzte, mit seinem Leben und einigen Besitztümern entkommen zu sein, traf ihn der Verlust seiner letzten Wahlheimat schwerer, als er erwartet hatte. Ich bin zu alt, um wieder und wieder von vorne anzufangen, klagte er in Gedanken. Und je länger ich lebe, desto öfter enttäuschen mich die Menschen. »Du meinst Korobans Hunde.« Der Bursche spuckte auf den Boden. »Von denen haben wir schon viel gehört, doch niemals etwas Gutes. Aber an Terredin werden sie sich die Zähne ausbeißen, nicht wahr, Männer?« Terredin. Voller Sorge erinnerte sich Ahrunan an den Namen. Der Markgraf von Terredin gehörte zu einer Gruppe aufständischer Adeliger, die vor zwei Jahren dem König die Treue gebrochen hatten. Das erklärt, warum sie mir aufgelauert haben, überlegte er. In dieser Gegend ist jetzt jeder Fremde verdächtig, ein Kundschafter für die königstreuen Truppen zu sein. Ich muss vorsichtig sein, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommen, ich sei ein Spion. Er fühlte, wie sein Herz schneller schlug. Obwohl er vor wenigen Tagen seine Heimat, liebe Freunde und ein gutes Auskommen verloren hatte, wollte er nicht auch noch seine Freiheit verlieren. »Keriban von Asgillimar hielt sich ebenfalls für unbesiegbar«, mahnte er die Umstehenden. Er hatte es ja kommen sehen: Nachdem sich die sieben Markgrafen von König Koroban losgesagt hatten, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis dieser ein Heer schickte, um die Verräter zu richten. »Er hat viele kluge Vorbereitungen getroffen, doch all seine Bemühungen waren vergebens.« »Was für Vorbe…?« Der junge Mann hob die Hand und unterbrach sich selbst. »Das ist nicht der Ort, solcherlei Dinge zu bereden.« Er winkte einem Bewaffneten, ihm sein Pferd zu bringen. »Du wirst uns nach Terredin zu meinem Vater begleiten.« »Euer Vater, junger Herr?«, wechselte Ahrunan in eine untertänige Anrede. »Darf ich fragen, wer Ihr seid?« »Ich bin Jandor von Terredin, Graf Baldors Sohn und anerkannter Erbe.« Die Erinnerung traf Ahrunan wie ein Schlag. Jetzt wusste er, wieso ihm dieser junge Bursche so vertraut erschien. Einst hatte er einen verwegenen Krieger namens Baldor gekannt, der aus Terredin stammte, und Jandor war unverkennbar sein Abkomme. Doch wie lange war es her, dass er mit Baldor durch die Welt gezogen war, dass sie die Gefahren der Straße, aber auch die Freuden des Bettes geteilt hatten? Zwanzig, dreißig Jahre? Hastig rechnete er zurück. Nein, bald vier Jahrzehnte lag ihre Freundschaft zurück. Vierzig Jahre, in denen sich Ahrunan aufgrund seiner magischen Langlebigkeit kaum verändert hatte, während Baldor längst im Winter seines Lebens stand. »Nein«, wisperte er. »Ich kann nicht.« Jandor sah ihn scharf an. »Was kannst du nicht?« »Mit nach Terredin kommen.« Es war eine Binsenweisheit, dass Lügen umso glaubwürdiger waren, je näher sie an der Wahrheit lagen, und deshalb blieb Ahrunan den Tatsachen so weit wie möglich treu. Doch in diesem Fall half nur eine ausgewachsene Lüge: »Ich will weiter nach Westen, nach Synaid. Und das bedeutet, ich muss die Ysen überqueren, ehe der Winter sie unpassierbar macht.« Er bemühte sich, seine Stimme gehetzt und unsicher klingen zu lassen. »Käme ich mit Euch, würde ich den großen Strom nicht mehr rechtzeitig erreichen.« »Du...



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