E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Englmann Wi wisch ju ä blesänd flight
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86413-385-5
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Kurioses aus dem Flugverkehr
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-86413-385-5
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Schon mal sieben Stunden Direktflug neben dem Mann mit Blähungen verbracht? Nicht nur Vielflieger wissen, wie sich sogar sieben Minuten neben diesem Lord Voldemort der Sitznachbarn in eine Ewigkeit verwandeln können. Doch es stellt sich zu Recht die Frage: Wäre man denn mit der Aufs-Klo-Geherin oder der Labertasche besser dran gewesen?
Wi wisch ju ä blesänd flight ist ein Streifzug durch die wahnwitzige Welt des Fliegens mit all ihren großen und kleinen Verrücktheiten. Erfahren Sie, welcher Airline-Typ Sie sind. Lernen Sie, mit den Gefahren der Geldvernichtungsmaschinen Flughafenbistro und Duty-Free-Shop umzugehen, und finden Sie mithilfe des On-Board-Filmguides heraus, welche Filme am besten dafür geeignet sind, um Ihnen über Ihre Flugangst hinwegzuhelfen. Kopfschütteln, Lachen – blis fastn jur sitbeld! Wi wisch ju ä blesänd flight!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Auf dunklen Schwingen:
Der Albtraum vom Fliegen
»Ich kann sprechen – kannst Du fliegen?« – diesen Satz des Wellensittichs Pukki werden Sie nie vergessen. Ihre Oma hat ein Jahr gebraucht, um Pukki diese Weisheit beizubringen, doch Oma und Pukki haben in Ihrer kindlichen Seele nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie konnten als Kind nicht fliegen. Der kleine Federfurz schon. Sie konnten mit einem Plastikflugzeug in der Hand durch die Wohnung rennen, der Federfurz hat Sie dabei überholt. Sie konnten mit rudernden Armen die Kellertreppe hinunterspringen, aber der Aufschlag unten war heftiger als erwartet. Sie erinnern sich noch an das Schimpfen Ihrer Eltern: »Du bist doch jetzt schon groß genug, um zu wissen, dass Menschen nicht fliegen können.« Je nachdem, wann Sie geboren sind und welche Urlaubsund Freizeitphilosophie Ihre Eltern hatten, sind Sie aber als mehr oder weniger kleines Kind dann doch geflogen. In einem Flugzeug. Nach Malle an den Strand, auf Besuch zu Tante Barbara in Berlin oder zu Freunden Ihrer Eltern, die in Alaska ein Blockhütten-Hotel eröffnet haben. Haben Sie diesen ersten Flug in guter Erinnerung? Nein. Sie wissen noch genau, dass Sie damals zu den Eltern gesagt haben: Blöd, langweilig, wann sind wir da, langweilig, hier stinkt’s, das schmeckt nicht, langweilig, wann sind wir endlich da, mir ist schlecht. Wenn Sie erst als Jugendlicher oder Erwachsener zum ersten Mal geflogen sind, haben Sie das nicht gesagt, aber gedacht. Sie wollen aber trotzdem wieder Fliegen. Weil Sie nach Malle wollen, zur Hochzeit Ihrer Freundin Jeanette nach Edinburgh oder weil der Chef Sie zu der Konferenz nach Han-Jin schickt, wo auch immer das ist. Das ist ein durchaus häufig vorkommender Fall. Viele vor Ihnen sind schon geflogen, und Sie selbst sind ja auch kein Erstflieger. Sie wissen im Grunde schon, worauf Sie sich einlassen. Und den Sturz von der Kellertreppe und die Langeweile haben Sie bereits vergessen. Das ist verständlich. Bei jeder gelungenen Ankunft freut sich der Flugreisende so dermaßen, dass der dann einsetzende Hormonrausch für eine emotionale Kurzzeitamnesie sorgt. Die Glückshormone löschen die Erinnerung an die vorherigen Qualen aus. Kaum ist man aus dem Flughafen raus, scheint alles doch eigentlich ganz toll gewesen zu sein. Ein bisschen so wie bei Frauen, die die Geburtsschmerzen vergessen, wenn sie das Neugeborene im Arm halten. Ganz alltägliche Fälle aus Deutschland verdeutlichen jedoch, was passieren kann, wenn Menschen allzu leichtfertig fliegen anstatt zu Hause zu bleiben, mit dem Rad zu fahren oder den Kollegen zu überzeugen, die anstehende Dienstreise zu übernehmen. Da ist zum Beispiel der Justizbeamte Markus Drogsbeck aus Rinteln. Er wollte eigentlich nur seinen alten Kumpel Wolfgang in Stuttgart besuchen. Anstatt für ein Bahnticket entschied er sich für einen extrem günstigen und schnellen Charter-Flug von Hannover nach Stuttgart. Als er jedoch am Flughafen ankam, erfuhr er, dass der Direktflug gestrichen war und man ihm statt dessen einen Business-Class-Flug mit Emirates von Hannover nach München und von dort aus ein ICE-Ticket anbieten könne. Erst an Bord merkte Markus, dass der Flug einen Stopover in Dubai hatte. Weil er die Zeit nutzte, um sich an Bord und in der Lounge zu betrinken, wurde er etwas renitent, als er erfuhr, dass die Maschine von Dubai nach München zwei Stunden Verspätung haben sollte, und beschimpfte das dortige Bodenpersonal. Daraufhin wurde er verhaftet, und weil er als Zeichen des Protests seinen Reisepass verspeist hatte, verbrachte er drei Monate in einem arabischen Gefängnis, bis ihn die deutsche Botschaft freikaufte. Weil er nun vorbestraft war, verlor er seinen Job als Justizbeamter, was ihm aber nichts ausmacht, da sein Gehalt ohnehin für die nächsten 20 Jahre gepfändet worden wäre, um der Botschaft die Kosten zu erstatten. Markus Drogsbeck lebt jetzt wieder bei seiner Mutter in Kleinenbremen. Der Münchner Biologe Prof. Dr. Jens-Uwe Klausner etwa wollte zu einer Tagung nach Dubrovnik reisen. Sämtliche Angebote für Flüge überstiegen sein von der Universität vorgegebenes Budget bei weitem. Er beschloss, die Bahn zu nehmen. Da dies aber zwei extra Reisetage in Anspruch nehmen würde und Prof. Klausners Ehefrau ihrerseits zu einer Tagung nach Toronto musste, von der sie erst zurückkehren würde, wenn ihr Mann schon im Zug sitzen musste, beschloss Prof. Klausner, für die Zeit seiner Abwesenheit den 10-jährigen Sohn bei seinen Eltern unterzubringen. Diese leben zwar in Hannover, freuen sich aber immer ein Loch in den Bauch, wenn der Enkel zu Besuch ist. Prof. Klausner plante also, drei Tage vor Beginn der Tagung mit dem Auto nach Hannover zu fahren, von dort den Zug nach Dubrovnik zu nehmen und dann nach der Tagung die zweitägige Rückreise anzutreten. Frau Klausner kam dann auf die Idee, nachzuschlagen, was Flüge von Hannover nach Dubrovnik kosten würden. Und siehe da: Sie waren um mehr als die Hälfte günstiger, und das Umsteigen in München in genau den Flug, den Herr Prof. Klausner ursprünglich für sich ausgewählt und dann als zu teuer verworfen hatte, brachte nur zwei Stunden Wartezeit mit sich. Die Klausners waren begeistert und buchten den Flug von Hannover. So würden Enkel, Eltern und Großeltern glücklich. Doch als die Klausners dann am Flughafen in Hannover ankamen, sahen Sie, dass der Flug nach München storniert worden war. Wegen der niedrigen Buchungsklasse ihrer Tickets konnten Klausners keinen Ersatzflug bekommen, der den nächsten oder übernächsten Flug von München nach Dubrovnik hätte erreichen können. Sie fuhren also wieder zu den Großeltern zurück, und hatten ihre Liebsten eben noch freundlich zum Abschied gewunken, reagierten sie nun etwas muffig auf die Verlängerung des Besuchs. Um Klausners endlich loszuhaben, gab ihnen Opa Klausner das Geld für einen Direktflug von Hannover nach Tirana und für den Fernbus Albanien-Kroatien gleich mit. Doch auch die körperlichen und seelischen Auswirkungen des Fliegens auf den Menschen selbst können ebenso fatale Folgen haben wie eine verpatzte Buchung. Auch wenn es keinerlei Probleme oder Verspätungen gibt, ist die Psyche des Menschen auf einer Flugreise akut gefährdet und kann irreparable Schäden davontragen. In der Psychiatrie gibt es die Diagnose »Failed-Flight-Syndrome« für Menschen, die geistig verwirrt und manchmal auch in verwahrlostem Zustand auf Flughäfen aufgegriffen werden. Typische Symptome sind, dass die Patienten nicht wissen, wo sie sich befinden und wie sie dorthin gekommen sind und mit entsetztem Gesichtsausdruck einzelne Sätze wieder und wieder vor sich hin stammeln. Es sind Sätze wie: »Barfuß. Ganz Barfuß. In die Bordtoilette.«, »Ich kann fliegen, könnt ihr sprechen?« oder auch nur »Beinfreiheit. Beinfreiheit. Beinfreiheit«. Die Patienten sind nicht aggressiv, sondern stets ausgesprochen erfreut und dankbar, wenn sich jemand ihrer annimmt, sie umsorgt und sich lange, lange Zeit nimmt, ihre Probleme anzuhören, und sie nicht abwimmelt, sondern ernsthaft nickt und ihnen verständnisvoll über den Kopf streichelt. Das »Failed-Flight-Syndrome« ähnelt stark einer Psychose, doch die Therapie ist deutlich einfacher und die Heilungschancen stehen bestens. Ein paar Tage Zuwendung, eine warme Mahlzeit mit viel frischem Gemüse und ein großes Bett zum Ausschlafen, danach können die meisten Patienten die Kliniken wieder verlassen. In Einzelfällen führt die Erkrankung zu einer ausgeprägten Wellensittich-Phobie. Die Gründe dafür sind noch nicht erforscht, denn der Koffer, in dem sich der Bescheid zur Bewilligung entsprechender Fördermittel befand, wurde bei einem Flug verschlampt und bereits 2012 in der Lost-Luggage-Versteigerung in Bulawayo/Simbabwe verkauft. Fliegen ist also stets hochriskant. Doch auch nach der Landung kann noch einiges schief gehen. Sabine Kraushaar, Hausfrau und Mutter aus Frankfurt am Main, wollte zu ihrer Schulfreundin nach Dublin fliegen. Wegen des günstigen Preises wählte sie eine Verbindung über London Heathrow. Weil der Flug aus Frankfurt tatsächlich mit nur 30 Minuten Verspätung in Heathrow landete, blieben Frau Kraushaar mehr als zwei Stunden Aufenthalt in London. Da alle wichtigen Kaufhaus- und Ladenketten Großbritanniens Filialen im Wartebereich betreiben, nutzte Frau Kraushaar die Zeit für eine ausgiebige Shoppingtour. Beladen mit Tüten von Harrods, WHSmith, Tie Rack, Boots, Barbour und Alexander McQueen sowie mehreren Flaschen Whisky erschien sie zeitlich sehr knapp am Gate. Wegen der Menge an Tüten weigerte sich die Airline, Frau Kraushaar einsteigen zu lassen. Eine solche Menge sei auf Regionalflughäfen nicht zulässig. Sie könne aber einen Ersatzflug über Moskau nach Dublin bekommen, da auf internationalen Flügen mehr Gepäck erlaubt sei. Sabine Kraushaar kaufte sich einen Koffer, lud ihn mit ihren frisch erstandenen Schätzen voll, checkte diesen ein und freute sich auf ihren Ausflug nach Moskau. Dort hatte sie fünf Stunden Aufenthalt, gönnte sich zunächst eine große Portion Bratwürste mit Kaviar, sah sich in den Filialen...